Nissan füllt mit großer Verspätung seine lange klaffende Lücke im Golf-Segment. Die hatte in zwei Generationen zwischen 1995 und 2006 der Almera besetzt. Ein Fahrbericht mit dem 115 PS starken Nissan Pulsar 1.2 DIG-T soll zeigen, ob er neben seiner Rolle als Lückenbüßer auch unseren Puls ein wenig beschleunigen kann. Von Thomas Imhof
Es war ein Vabanque-Spiel, das Nissan Europa zur Mitte der 2000er-Jahre aufführte. Der Mut zur Lücke, er hätte auch böse ins Auge gehen können. Mit dem Auslaufen des 4,20 Meter langen Almera 2006 und dem Ende des schon im Passat-Segment spielenden Primera (Länge: 4,57 Meter) im Frühjahr 2007 klaffte plötzlich ein riesiges Loch im Portfolio des einstigen Vollsortimenters. Nissan setzte mit dem neuen Kompakt-SUV Qashqai alles auf eine Karte. Und hatte Glück, dass das neuartige Fahrzeugkonzept von den europäischen Kunden mit offenen Armen aufgenommen wurde. Das inzwischen in zweiter Generation gebaute Modell geriet zum Mega-Hit und fand bald zahlreiche, obwohl längst nicht immer so erfolgreiche Nachahmer.
Das Nissan Marketing fühlte sich bestätigt in seiner Einschätzung, dass die Zeit für etwas Neues im C-Segment gekommen war – Schräghecklimousinen gab es schließlich wie Sand am Meer. Dennoch wollten sie die konservative Gruppe der Almera-Klientel nicht ganz vergraulen, und führten Anfang 2008 als eine Art Notstopfen den ziemlich spießig gestylten Tiida ein. Das in den USA als Nissan Versa recht beliebte Modell punktete mit viel Raum und guter Übersicht, brachte es aber ebenso wie der flippige Nissan Cube im letzten vollen Verkaufsjahr deutschlandweit auf nur rund 1.200 Käufer. Zu wenig, befand Nissan, zumal beim in Mexiko gebauten Tiida Wechselkursschwankungen und beim aus Japan importierten Cube der schwache Yen die Bilanzen zusätzlich verhagelten. Folge: Beide Modelle liefen 2011 sang- und klanglos aus. Eine erneute Lücke tat sich auf.
Dank des konstant lebhaft nachgefragten Qasqhai und des ebenfalls gut eingeschlagenen Fun-SUVs Juke konnte Nissan die nächsten drei Jahre auch ohne einen „Golf“ im Sortiment gut überstehen. Doch die Erkenntnis, wieder ein Angebot in diesem trotz SUV-Welle noch immer wichtigen Segment zu haben, reifte heran. Nun also – wir sind am Ende des Jahres 2014 – kommt mit dem im Nissan-Werk Barcelona gebauten Nissan Pulsar endlich der designierte Nachfolger des Almera. Anders als dieser nur als fünftürige Schräghecklimousine und mit zunächst einem Benzin- und Dieselmotor.
Der Name Pulsar ist neu für Europa – aber schon seit 1978 Teil der Nissan Nomenklatur. Die in Asien und anderen Übersee-Märkten verkauften Modelle liefen in Europa jedoch als Datsun Cherry, Nissan Sunny oder eben Nissan Almera.
Ein Blick auf das Exterieur Design des Nissan Pulsar fällt durchaus positiv aus. Die Designer haben es erfolgreich geschafft, dem Modell speziell von vorn die aktuelle Nissan-Design-DNA zu verpassen. So trägt der Pulsar die von Qashqai, X-TRAIL und Murano bekannte V-förmige Spange, deren Schenkel übergangslos in die markanten Falze der Motorhaube übergehen.
Der mittlere Teil der Motorhaube ist leicht erhöht, die erwähnten Falze führen direkt weiter in die schwungvoll ins Dach hinaufziehenden A-Säulen. Die seitliche Fensterlinie wird im Acenta-Modell an der Unterseite von einer Chromleiste eingefasst, die bis hoch in die D-Säule zieht. Ein Gestaltungsmerkmal moderner Crossover-Modelle sind die ausgestellten Radhäuser, zwischen denen sich die Taille fließend verjüngt. Eine prägnante Line zieht sich vom vorderen Radhaus bis zum spitz zulaufenden Rücklicht. Parallel dazu wird die Flanke im unteren Teil durch eine Kontur betont, die in den hinteren Radausschnitten ausläuft.
Auch die Hecktür ist V-förmig gestaltet und wird von Bumerang-artigen Rückleuchten eingefasst. Der untere Teil des Stoßfängers ist im Stil eines Diffusors geformt und besteht aus einem Kunststoff, der täuschend echt an Kohlefaser erinnert. Netter Gag für ein Auto, das jedoch zumindest in den zum Start vorgestellten Versionen keine sportlichen Ambitionen hegt.
Im Vergleich zum hoch bauenden Tiida wirkt der neue Nissan Pulsar deutlich europäischer und auch von den Proportionen her stimmig. Die Bugpartie erscheint sogar einen Hauch aggressiv, ohne es jedoch zu übertreiben. Die (optionalen) 17-Zoll-Felgen unseres Testwagens lassen ihn gut auf der Straße stehen, die ebenfalls aufpreispflichtigen LED-Scheinwerfer mit LED-Signatur sehen jedoch besser aus als sie sind – ihr Abblendlicht dürfte gerne noch etwas kräftiger sein.
Mit einer Länge von 4,39 Meter rangiert der Nissan Pulsar im Mittelfeld der Golf-Klasse. Er ist damit länger als zum Beispiel ein Seat Leon (4,23 Meter), VW Golf (4,26 Meter) oder Ford Focus (4,36 Meter), aber kürzer als ein allerdings in punkto Package nicht gerade vorbildlicher Opel Astra (4,42 Meter) oder ein Chevrolet Cruze (4,51 Meter). Mit einem Radstand von 2,70 Metern verfügt er jedoch über ein ähnliches Gardemaß wie ein Toyota Prius, Mazda 3 oder eine Mercedes A-Klasse. Das macht sich naturgemäß vor allem im Fond bemerkbar: Hier genießen die Insassen mit bis zu 692 Millimetern Kniefreiheit fürstlichen Platz zum räkeln, zumal auch die Schulterfreiheit üppig ausfällt. Die maximale Ausformung der Türverkleidungen schafft darüber hinaus eine 95 Millimeter breite Auflagefläche für die Unterarme – das ist schon Oberklasseniveau.
Ohnehin will der Pulsar ein Familienauto sein, was ihm aber nicht perfekt gelingt. Der Kofferraum fasst zwar stolze 385 Liter, ist aber durch die störend hereinragenden Radkästen nicht voll nutzbar. Nach Umklappen der Rücksitzlehnen erweitert sich das Volumen zwar auf maximal 1.395 Liter, doch schmälert eine beim Umlegen entstehende hohe Stufe den Ladekomfort. Hier böte sich ein Einlegeboden an, an dem Nissan dem Vernehmen nach auch schon arbeitet. Eine gute Gelegenheit, das zusätzliche Board anzubieten, böte sich sicher für die erste Modellüberarbeitung an. Nicht zu ändern sein wird dagegen die hohe Bordwand, über die Wasserkästen und anderes Ladegut in den tief ausgeformten Ladeboden gehievt werden wollen.
Werfen wir einen Blick in den Innenraum des in unserem Fall noch aus der Vorserienproduktion stammenden Nissan Pulsar. Die Verarbeitung wirkte trotz des frühen Produktionsdatums schon sehr routiniert, da klapperte und schepperte nix. Auch das Finish war für ein in der getesteten Acenta-Version ab 18.690 Euro erhältliches Modell („Launch Edition“) durchaus hochwertig. Nirgendwo Hartplastik, dafür Chromzierleisten rund um Lüfterdüsen oder Schalthebelkonsole, Lederauflagen mit Kontrastnähten in den Türen und eine in Klavierlack gehaltene Mittelkonsole. Als besonderer Eyecatcher dient im Nissan Pulsar eine schwungvolle und farblich kontrastierende Traverse im Instrumententräger. Sie „entspringt“ am in Chrom gehaltenen Türöffner der Beifahrerseite und zieht von dort über den konkav geformten Luftausströmer immer breiter werdend bis zur wie schwebend auf die Traverse des Armaturenbretts aufgesetzten Mittelkonsole. Die auf der Fahrerseite nochmals aufgenommene und im linken Türöffner endende Graphik soll die Geräumigkeit des neuen Nissan Pulsar betonen und gefällt neben ihrem kecken Schwung durch eine an offenporiges Holz erinnernde Maserung.
Die Anzeigenadeln der beiden Haupt-Instrumente schwingen beim Drücken des Starter-Buttons wie bei einem Sportwagen einmal kurz bis in die Endstellungen und wieder zurück. Wichtiger als dieser Gag ist die gute Ablesbarkeit. Zwischen den beiden Runduhren blendet ein 5 Zoll großes Farb-Display alle wichtigen Daten des Fahrerinformationssystems ein – per Kippschalter am Lenkrad lassen sich die diversen Menüs denkbar bequem aufblättern. Wie vom Gesetz vorgeschrieben, verfügt nun auch der Nissan Pulsar unter anderem über ein Reifendruckkontrollsystem und Tagfahrlicht.
Unser Testwagen ließ bis auf die bei diesem Vorserienmodell nicht installierte Sitzheizung und einen nur im Topmodell Tekna erhältlichen beleuchteten Make-up-Spiegel für die Beifahrerseite fast keine Wünsche offen. Ohnehin gehört Nissan zu jenen Marken, bei denen bereits die Grundausstattung (Visia) alles andere als nach schottischen Standards zusammengestellt wird.
So verfügt der Nissan Pulsar Visia u.a. über folgende Inhalte:
– 16-Zoll-Stahlfelgen mit vollflächiger Abdeckung und Bereifung 195/60 R16
– Fahrer- und Beifahrerairbag (Beifahrer abschaltbar)
– Seitenairbags, vorne
– Kopfairbags, vorne und hinten
– Aktive Spurkontrolle
– Anti-Blockiersystem (ABS) mit elektronischer Bremskraftverteilung (EBD)
– Außenspiegel elektrisch einstellbar, in Wagenfarbe mit integriertem Blinklicht
– Bluetooth®-Schnittstelle für Mobiltelefone
– Fahrerinformationssystem mit 5“ Farbdisplay
– Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP, gesetzliche Vorschrift)
– Fahrersitz höhenverstellbar
– Zweite Sitzreihe 60:40 umklappbar
– Fensterheber elektrisch, hinten und vorne mit Komfortfunktion für Fahrerseite
– Fensterscheiben mit Chrom eingefasst
– Geschwindigkeitsregelanlage und Geschwindigkeitsbegrenzer (Speed Limiter)
– ISOFIX-Kinderbefestigungspunkte, hinten auf den äußeren Plätzen
– Klimaanlage, manuell
– Tagfahrlicht (gesetzliche Vorschrift)
– Lenkradfernbedienung für Audiosystem, Bluetooth®-Schnittstelle für Mobiltelefone, Fahrerinformationssystem, Geschwindigkeitsregelanlage und -begrenzer (Speed Limiter)
– Lenksäule höhen- und längsverstellbar
– Mittelarmlehne, vorne mit Staufach
– Nebelschlussleuchte (gesetzliche Vorschrift)
– Radio-CD-Kombination (2-DIN) mit Bluetooth®, AUX-Eingang und vier Lautsprechern
– Reifendruck-Kontrollsystem (gesetzliche Vorschrift)
– Reifenreparatur-Set
– Servolenkung, elektrisch, geschwindigkeitsabhängig
– Stopp-/Start-System
– USB/MP3-Schnittstelle
– Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung
Das von uns getestete Acenta-Modell verfügt darüber hinaus ab Werk über folgende Details:
– 16″-Leichtmetallfelgen mit Bereifung 195/60 R16
– Acenta Stoff-Sitzbezüge (siehe Foto)
– Außenspiegel zusätzlich elektrisch anklappbar und beheizbar
– Autonomer Notbrems-Assistent
– Fahrlichtautomatik
– Innenspiegel automatisch abblendend
– Intelligent Key mit Start-/Stopp-Knopf
– Klimaautomatik, zwei Zonen
– Lenkrad und Schalthebelknauf lederummantelt
– Mittelarmlehne, vorne, verschiebbar mit Staufach
– Nebelscheinwerfer
– Radio-CD-Kombination (2-DIN) mit Bluetooth®, AUX-Eingang und sechs Lautsprechern
– Scheibenwischer mit Regensensor
– Sitzheizung, vorn
Im Topmodell Pulsar Tekna kommen dann noch folgende Annehmlichkeiten hinzu:
-17-Zoll-Leichtmetallfelgen mit Bereifung 205/50 R17
– Außenspiegel elektrisch anklappbar
– Ledersitze
– LED-Scheinwerfer mit LED-Signatur
– Nissan Connect Navigationssystem inkl. AROUND VIEW MONITOR für 360° Rundumsicht
– NISSAN SAFETY SHIELD für 360° Sicherheit – Bewegungserkennung – Spurhalte-Assistent – Totwinkel-Assistent
– Seitenscheiben und Heckscheibe verdunkelt ab der B-Säule
Unser Testwagen kam in den Genuss des wie skizziert nur im Topmodell Tekna serienmäßigen „Technologie-Pakets“. Für 1.600 Euro erhalten Kunden das Nissan Connect Navigationssystem mit 360-Grad-Around View Monitor und Rückfahrkamera sowie den so genannten Nissan Safety Shield. Bestehend aus einer Bewegungserkennung sowie Spurhalte- und Totwinkel-Assistenten. Im Gegensatz zur Konkurrenz fehlen jedoch weiterführende Systeme wie ein Abstandstempomat oder ein Kollisionswarnsystem, das nicht nur bei Schritttempo, sondern auch bei höheren Geschwindigkeiten noch anspricht.
Die Bewegungserkennung erscheint besonders nützlich. Sie macht es möglich, bewegliche Objekte, wie zum Beispiel spielende Kinder im Bereich hinter dem Fahrzeug, zu erkennen. Dazu nutzt sie die Einparksensoren und die Daten der Kameras des Around View Monitors, um beispielsweise beim Herausfahren aus einer Garage oder beim Rückwärtsrangieren in eine Parklücke ein Plus an Schutz zu bieten. Die auf der Heckklappe angebrachte Kamera scannt mit ihrer Fischaugenlinse einen Bereich von 180 Grad und schickt ihre Bilder auf das Display des Connect Systems. Erkennt das „Auge“ ein bewegliches Objekt, wird sowohl akustisch als auch optisch Alarm ausgelöst.
Dennoch zwei kleine Kritikpunkte: Zum einen sollte Nissan generell seine TFT-Displays vergrößern – im Vergleich zu den zum Beispiel in Modellen des Volkswagen-Konzerns verwendeten Bildschirmen wirken die 5,0 oder 5,8 Zoll großen Touchscreens der Japaner geradezu winzig. Und beim Einlegen des Rückwärtsgangs wünschen wir uns statt einer Splitscreen-Darstellung als Anfangseinstellung gleich das Bild der Rückfahrkamera. Um diese Ansicht zu bekommen, muss man jedes Mal erst zweimal die „Camera“-Taste drücken. Ohnehin kann die 360-Grad-Darstellung aufgrund des kleinen Displays nur eine beschränkte Wirkung entfalten, sind die Kameras dazu noch vom Dauerregen mit Regentropfen benetzt, liefern sie dazu auch nur ein extrem milchiges Bild.
Am Nissan Connect Infotainmentsystem gibt es ansonsten wenig zu mäkeln. Es integriert das Smartphone und bietet Zugriff auf die Send-to-Car-Funktion von Google Maps sowie auf verschiedene Apps. Aber auch TMC (Traffic Message Channel), USB Schnittstelle, iPod®-Gateway, Bluetooth® Audio Streaming und Digitalradio sind vorhanden.
Zusammen mit dem optionalen Design-Paket – bestehend aus 17-Zoll-LM-Felgen, LED-Scheinwerfern mit LED-Signatur und ab der B-Säule verdunkelten Seiten- und Heckscheiben (1.150 Euro) – sowie der 550 Euro teuren Metallic-Lackierung Azure stieg der Preis unseres Acenta-Testwagens von 18.690 auf 21.990 Euro. Er bezieht sich noch auf die zunächst nur bis Jahresende, aber nun bis Ende März angebotene „Launch Edition“. Ab April wird ein Nissan Pulsar Acenta 1.2 DIG-T dann voraussichtlich 20.580 Euro und in der von Autogefühl getesteten Version bereits knapp 24.000 Euro kosten.
Die beiden zum Marktstart angebotenen Motoren erfüllen mit 110 PS (1,5-Liter-Diesel) und 115 PS (1,2-Liter Benziner mit Turboaufladung) zunächst vor allem die Bedürfnisse der Mainstream-Kundschaft. Der für kommenden März ab 24.190 Euro angebotene 1,6-Liter-DIG-T (bekannt aus dem Juke) verspricht deutlich mehr Fahrspaß, allerdings fragt man sich, ob der Leistungssprung auf 190 PS nicht etwas groß ausgefallen ist. Zumal Anfang 2016 schon die 270 PS starke Nismo-Version des Fronttrieblers als Konkurrenz zu Focus RS, Golf GTI und Astra OPC auch in Europa anrollen könnte.
Mit dem kleinen Turbobenziner wirkt der Nissan Pulsar 1.2 DIG-T zwar nicht gerade unter-, aber wahrlich auch nicht übermotorisiert. Nach Überwinden einer kleinen Anfahrschwäche zieht er ohne größeres Beschleunigungsloch in 10,7 Sekunden bis auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 190 km/h, was zum Mitschwimmen auf der Autobahn allemal reicht. Insgesamt wirkt der nur nach Euro 5 abgaszertifizierte, aber laut Nissan „Euro 6-kompatible“ Direkteinspritzer weniger temperamentvoll als im Juke, dafür aber deutlich weniger brummig wie zum Beispiel im Kleinwagen Micra. Wie immer ist in der Realität der Normverbrauch nicht zu erreichen: Nissan gibt 5,0 Liter/100 Kilometer im Mix an, wir kamen bei überwiegender Stadt- und Landstraßenfahrt auf 7,3 Liter/100 km. Kommt ein höherer Autobahnanteil hinzu, sinkt bei Tempi um die 130 km/h der Konsum aber schnell unter die 7-Liter-Grenze. Bei einem 46 Liter fassenden Tank sind demnach Reichweiten von deutlich über 600 Kilometer realistisch.
Verquickt ist der DIG-T-Motor mit einem manuellen Sechsganggetriebe. Es lässt sich sehr flüssig und zielgenau schalten und hilft, bei langen Autobahnfahrten das Drehzahlniveau zu senken. Allerdings ist auch schon der fünfte Gang recht lang ausgelegt: Bei Tacho 130 fällt die Drehzahl beim Wechsel in die sechste Fahrstufe nur von 3.200 auf 2.600 Umdrehungen ab. Auch bei Tacho 140 bleibt die Nadel (im 6. Gang) noch knapp unter der 3000er-Marke (5. Gang: 3.500/min). Für Schaltfaule hat Nissan seit November 2014 auch eine stufenlose CVT-Automatik („Xtronic“, Aufpreis 1.600 Euro) im Petto.
Technisch basiert der neue Nissan Pulsar weitgehend auf der Plattform des Juke, nur wenige Teile wie zum Beispiel die ausreichend zielgenaue und nicht zu hektisch ansprechende Lenkung stammen vom Qashqai. Das Fahrwerks Set-up des Nissan Pulsar 1.2 DIG-T passt gut zum akustisch sehr zurückhaltend agierenden Motor und dem insgesamt angenehm niedrigen Innengeräuschpegel. Es ist gegen den allgemeinen Trend komfortabel ausgelegt und schluckt selbst größere Gemeinheiten der Straße souverän weg. Auch legerem Autobahngleiten kommt die Abstimmung entgegen.
Fazit: Der Nissan Pulsar erfüllt seinen primären Zweck: Nissan im Golf Segment wieder auf die Shopping List der Kunden zu setzen. Das tut er in Gestalt eines gefälligen und nicht zu anonymen Designs sowie eines geräumigen Innenraums. Die Verarbeitung wirkt gediegen bis dezent edel, die Fahrwerksabstimmung ausreichend agil bis kommod. Zum Understatement passen die relativ moderaten Motorisierungen, die jedoch schon bald um die 190-PS-Version und eventuell – eine Entscheidung steht noch aus – die Nismo-Variante erweitert werden könnten. Der Preis der Acenta-Version liegt auf ähnlichem Niveau wie für einen Golf 1.2 TSI mit 110 PS und vier Türen, für den auch nur knapp 20.000 Euro fällig sind. Der Preisvergleich relativiert sich ein wenig durch die reichhaltigere Serienausstattung des Nissan, der in den meisten europäischen Ländern aber nicht die Restwerte eines Golfs erreichen wird. Auch fehlen ihm modernere Infotainment-Bedienoberflächen und weitere, bei der Konkurrenz zum Teil schon eingeführte Assistenzsysteme. Ach ja, und auch ein elektrisches Schiebedach hätten wir uns auf der Liste der Extras noch gerne gewünscht.
Der Konkurrenzkampf im Golf-Segment ist immens und Nissan war lange weg von dieser heiß umkämpften Bühne. Dass dies nicht mehr länger so ist – dafür sorgt nun der Pulsar. Ein gutes Auto, das den unseligen Tiida vergessen lässt, jedoch den Puls des Kunden zunächst einmal eher beruhigt als beschleunigt. Was ja auch nicht das Schlechteste sein muss.
Hier ein Testbericht von trendlupe zum neuen Pulsar.
Autogefuehl: ***
Text: Thomas Imhof, Autogefühl
Fotos: Nissan