Mit dem Golf 7 GTI Performance bietet Volkswagen eine Spaßmaschine mit Vorderradantrieb an, die in der Tradition der GTIs aber immer völlig alltagstauglich bleibt. Das Traumauto ohne Kompromisse bei uns im Test. Von Thomas Majchrzak
Einordnung im Wettbewerb
Der Golf 7 GTI Performance hat viel hausinterne Konkurrenz, schauen wir uns das interne Wettbewerbsumfeld an:
Wer nicht ganz so viel ausgeben möchte, aber viel PS und ein noch sportlicheres Design wünscht, der fängt beim
Scirocco R an. 280 PS, Basispreis 23.900 Euro. Dieser steht allerdings noch auf Golf 6 Plattform.
Die neuen auf Basis des Modularen Querbaukastens (MQB), Golf 7, sind:
Golf GTI: 220 PS, ab 28.675 Euro
Golf GTI Performance: 230 PS, ab 29.825 Euro
Golf GTE (Plugin-Hybrid): 204 PS (zusammen), ab 36.900 Euro
Golf R: 300 PS, ab 38.350 Euro
Ferner gibt es dazwischen aus dem Hause Seat noch den Seat Leon Cupra, mit 265 PS und ab 31.430 Euro oder mit 280 PS und ab 32.110 Euro.
Serienausstattung
Der Golf 7 GTI kommt direkt mit:
– Bi-Xenon-Scheinwerfer für Abblend- und Fernlicht inkl. Abbiegelicht
– Sportfahrwerk, Karosserie ca. 15 mm tiefer gelegt
– 17 Zoll Felgen
– veränderten Spoilern
– Sport-Endtopf
– Chromapplikationen im Interieur
– Sportsitze mit Sitzheizung
– Parkpilot
– Climatronic
der GTI Performance beinhaltet zusätzlich:
– Vorderachs-Differenzialsperre
– Bremssättel rot lackiert
– größere Bremsscheiben
Das große Navi kostet 1.000 Euro Aufpreis. Serienmäßig kommt der GTI mit 6-Gang-Schaltgetriebe, etwas über 1.000 Euro werden für das Doppelkupplungsgetriebe fällig, wenn man denn automatisch schalten lassen möchte.
Natürlich gibt es den Golf GTI wie jeden Golf als 3- oder 5-Türer, letzte kosten 900 Euro Aufpreis.
Exterieur
Viele der Serien-Elemente für den GTI beziehen sich also auf das Exterieur. Die Kunst des GTI liegt darin, einerseits als Golf nicht so auffällig zu sein wie brachialere Sportwagen, andererseits aber klar als GTI erkennbar zu sein. Am auffälligsten ist dabei der schwarze Kühlergrill und oberhalb die rote Zierleiste, die sich geschickt bis in die Scheinwerfereinheit durchzieht – ein Augenschmaus. Bei genauerem Hinsehen fallen Tieferlegung, Bremssättel oder Endtopf ins Auge. Weil der Golf 7 schon in der Basisversion recht schnittig geworden ist, profitiert natürlich auch die Sportversion davon. Mit roten GTI-Logos vorne und hinten hat der Kompaktflitzer etwas besonderes, ohne zu prätentiös zu wirken. Dramatischer kann man sich seinen GTI machen, wenn man größere Felgen aufzieht. Dabei gibt es eine tolle Auswahl, die maximal möglichen 19-Zöller sind sehr verführerisch, auch wenn sie natürlich Angst vor jedem Bordstein-nahen Manöver machen. Wir haben 18 Zoll drauf und diese sind noch sehr komfortabel, sehen aber schon knackig aus. So würden wir für die Alltagstauglichkeit eher von 19 Zoll abraten und genau die Felgen nehmen, die wir im Video aufgezogen haben.
Interieur
Der Golf GTI beweist, dass man einen Innenraum auch ohne Leder attraktiv gestalten kann. Die Stoffsitze tragen das für den GTI klassische rote karierte Muster auf den Sitz- und Rückenflächen. Der Stoff fühlt sich angenehm an und ist zugleich strapazierfähig. Die Außenwangen der Sitze sind stilsicher mit Alcantara bekleidet, das wertet den Sitz nochmals auf.
Am Lenkrad fallen die roten Kontrastnähte auf der Innenseite ins Auge. Überhaupt ist das Lenkrad sehr gut gelungen, für weitere Emotionen sorgt das glänzende GTI-Logo am abgeflachten Ende. Auch der Schalthebel darf sich ein paar rote Kontrastnähte einverleiben, er besitzt zudem eine recht interessante Haptik. Der Schaltknauf ist wie ein Golfball mit kleinen gleichförmigen Dellen versehen, ein abwechslungsreiches Tast-Erlebnis.
Das Armaturenbrett ist wie beim Basis-Golf gewohnt recht nüchtern. Abgesehen von den roten Elementen an Lenkrad und Schaltknauf (im Golf GTE in blau) wird auf allzu viel offensichtliche Schnörkelei zugunsten der puristischen Sportlichkeit verzichtet. Doch bei genauerem Hinsehen lassen sich noch einige interessante Details erkennen: Die Zierleisten sind in einer schwarzen Karbon-Struktur gehalten. An den Türinnenseiten ist darin eine schmale Aluleiste eingelassen, die bei Dunkelheit mit einem roten Ambiente-Licht begleitet wird. Auch die beiden Drehknöpfe am Multimedia-System sind in ihrer Umrandung von hinten beleuchtet. Das sind kleine Details, die das Interieur aber edel und hochwertig machen.
Alle Knöpfe und Bedienelemente sind da, wo man es vom Golf gewohnt ist – und das macht ihn auch so attraktiv. Eine Vielzahl der Autofahrer setzt sich in dieses Cockpit hinein und weiß sofort, wo was zu bedienen ist. Das ist ein großer Vorteil gegenüber exklusiveren Sportwagen, wo man sich vielleicht nicht direkt heimisch fühlt. Zudem hat Volkswagen eine recht gute Mischung gefunden, was die Aufteilung in Knöpfe und Touchscreen angeht. Temperatur und Sitzheizung werden direkt angesteuert über Drehregler und Knopf, die Navifunktionen dann über den großen Touchscreen.
Fahrverhalten
Beim Golf GTI heißt es: Einsteigen, losfahren, Spaß haben. Man benötigt keine Gewöhnungszeit. Die klassische Golf-Architektur bleibt schließlich erhalten, und somit hat man kompakte Abmessungen, eine nicht allzu flache Frontscheibe für eine gute Übersicht nach vorne sowie einen angenehmen Rundumblick. Hinter dem sportlichen Lenkrad verbirgt sich eine progressive Lenkung, so dass man beide Hände selbst in engeren Kurven am Lenkrad halten kann. Man braucht also keine langen Lenkwege. Das macht Laune. Das Sportfahrwerk mit der 15 mm Tieferlegung macht sich agil bemerkbar, ohne allzu holprig zu werden. Zusammen mit den attraktiven Sitzen ist der Golf GTI also nicht unbequemer als ein normaler Golf. Und das ist bei einigen Sportversionen anderer Autos nicht der Fall. Der Golf GTI giert nach S-Kurven oder Kreisverkehren, jedes Hindernis ist eine willkommene Abwechslung. Dass in unserem Testwagen kein DSG verbaut ist (hier ein Bericht _mit_ DSG), finden wir trotz grundsätzliche Präferenz für Automatik nicht schlimm, weil die kurzen Schaltwege ebenfalls Freude machen. Dabei bietet die Schaltung wenig Widerstand und fügt sich in das makellose Image ein.
Ein Druck auf das Alu-umrandete Gaspedal und der 2 Liter Turbo mit 230 PS im Golf GTI Performance sprintet nach vorn. Dank des elektronischen Sperrdifferenzials im Performance-Paket hält sich der Schlupf an den Vorderrädern auch in Grenzen, wenn man in Kurven schnell beschleunigt. Ein gutes Feature für all die, die gerne nicht nur sportlich, sondern sehr sportlich fahren. Man wählt die Performance-Version also eher, wenn man scharf auf das Vorderachs-Sperrdifferenzial ist. Die Beschleunigung geradeaus vollzieht sich in 6,4 Sek. von 0 auf 100 km/h. Ohne Performance-Paket sollen es 6,5 Sekunden sein, den Unterschied wird man auf dem Papier also nicht merken, also vielleicht mehr gefühlt.
Der Verbrauch liegt offiziell übrigens bei 6,4 l / 100 km. Bei durchaus spaßiger Fahrweise ergibt sich bei uns im Mix ein Testverbrauch von 8 l, das ist noch nicht allzu weit entfernt. Nur wenn man die kleinen Turbomotoren dauerhaft richtig tritt, muss man auch mit noch höheren Verbräuchen rechnen.
Ähnlich verhält es sich übrigens mit dem Sound. Im Leerlauf und bei niedriger Drehzahl ist der GTI extrem leise, erst wenn man auf die 3.000 Umdrehungen zusteuert, meldet sich der GTI-Auspuff mit einem dezenten Dröhnen.
Fazit: Der Golf GTI Performance ist ein Traumauto für einen im Vergleich zu anderen Sportwagen noch erreichbarem Preis. Die Golf-Basis bietet perfekte Verarbeitungsqualität, hochwertige Anmutung und tadellose Technik. Das Bedienen des Türgriffs, das Ploppen der Türen, wenn sie zugehen, das Klicken der Knöpfe und des Blinkers – im VW Golf machen diese kleinen Details schon Freude und sind in ihrer Ausführung marktführend. Die GTI-Features sorgen dann für die Emotion und das Besondere im Alltag. Der Golf GTI stellt eine der besten Möglichkeiten da, Sportlichkeit mit Alltagstauglichkeit zu verbinden. Der Spaßfaktor ist für einen Kompaktwagen im „normalen“ Aufbau erstaunlich hoch – ohne dabei die angenehme Sitzposition zu verlieren.
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: VW