Der Skoda Octavia Combi RS ist die äußerst erfolgreiche Sport-Version des Bestsellers, mit der man gerne Vernunft und Emotion verbindet. Den Kombi mit Allrad haben wir bereits als Nicht-RS getestet, einen ersten Blick auf die RS-Version mit Turbo-Benziner konnten wir im vergangenen Jahr schon werfen. Nun schauen wir uns das aktuelle Modelljahr an, denn das Interesse am Skoda Octavia Combi RS reißt nicht ab. Diesmal im Test: der Turbodiesel. Von Thomas Majchrzak
In Deutschland konnte Skoda im Jahr 2014 über 52.000 Octavia absetzen, das sind mehr Neuzulassungen als Opel Astra oder Audi A4. Damit zählt man also schon zu den Spitzenreitern überhaupt. Weltweit konnten schon 500.000 Skoda Octavia der dritten Generation in weniger als zwei Jahren verkauft werden. Neben der Hauptproduktion in Tschechien läuft der Skoda Octavia in China, Russland, Indien, in der Ukraine und in Kasachstan vom Band. Als nun größter Skoda-Einzelmarkt spielt China eine zentrale Rolle, obwohl der Skoda Octavia dort erst Mitte 2014 eingeführt wurde.
Hierzulande schätzt man den hohen Praxis- und Vernunftswert des Skoda Octavia, der sich zwischen Kompakt-Klasse und Mittel-Klasse ansiedelt – nun gefühlt eigentlich klar in der Mittelklasse. Das Kraftfahrtbundesamt führt ihn eher unlogisch in der Kompakt-Klasse. Fahrkomfort und Länge deuten aber eindeutung Richtung Mittelklasse. Jedenfalls ist er länger als ein VW Golf und kürzer als ein VW Passat. Der Skoda Octavia der dritten Generation steht auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) des Volkswagen-Konzerns und hat gegenüber seinem Vorgänger über 100 kg abgespeckt.
Die Basis-Octavia-Limousine beginnt bei 16.550 Euro mit einem 1,2 Liter Benziner mit 86 PS – ein absoluter Kampfpreis, es gibt kaum ein Auto mit einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis. 640 Euro beträgt der Aufpreis für den Kombi in der Basisversion. Wer jedoch nicht nur auf die Vernunft, sondern auch auf Emotion gehen möchte, der wähle die RS-Variante – die beginnt bei der Limousine bei 30.130 Euro und bei der hier gezeigten Kombi-Variante bei 30.790 Euro – 660 Euro Unterschied.
Der vom Golf GTI bekannte 2,0 Liter Turbo mit 220 PS ist das Herzstück des Octavia RS. Der Preisunterschied gegenüber dem Basismodell für einen RS liegt natürlich nicht nur daran, sondern auch weil der RS mehr Ausstattung hat und diverse Design-Schmankerl.
Bei den Motoren gibt es alternativ den 2,0 Liter Diesel mit 184 PS. Der kostet sogar nur 500 Euro mehr, verbraucht aber deutlich weniger. Und genau diesen testen wir diesmal. Der Aufpreis für das ebenfalls getestete Doppelkupplungsgetriebe liegt bei 1.800 Euro, es ist sowohl für den Benziner als auch für den Diesel erhältlich.
Exterieur
Skoda hat beim neuen Octavia eine aggressivere Designsprache eingeführt, die sich den Brüdern von Seat angenähert hat. Seit dem Octavia III wird das Auto immer häufiger bewusst auch wegen des Designs gekauft, und nicht nur aufgrund der praktischen Eigenschaften.
Der Skoda Octavia Combi RS sitzt grundsätzlich 15 mm tiefer, was man auch von außen direkt sieht. Der sportlichere Auftritt wird flankiert von schwarzen Elementen, so ist z.B. die Umrandung des Kühlergrills schwarz. Darunter sitzt dann ein großes schwarzes Wabengitter mit einer RS-Frontschürze. Von weitem sieht das sehr gut aus, nur bei näherem Hinsehen wirkt das Hartplastik etwas billig. Die Bi-Xenonleuchten sind schwarz hinterlegt und wirken dagegen high class. 3D-mäßig bieten sie auch eine Sicht ins Innere. Bei den Heckleuchten gibt es LEDs. Serienmäßig sind zudem 18-Zoll-Felgen, beim RS kommen sie in schwarz besonders gut.
Das grundsätzliche Erscheinungsbild ist stilvoll, nicht zu übertrieben, immer noch praktsich orientiert. Man merkt: Zunächst soll das Auto gut nutzbar sein, so sind die Fensterflächen noch recht groß und auch die Dachlinie fällt nicht allzu krass ab. Das bietet viel Platz und Kopffreiheit im Innenraum. Trotzdem haben es die Skoda-Designer geschafft, dass der Skdoa Octavia, speziell als RS, noch heiß aussieht – und zeitlos.
Interieur
Auch im Interieur lässt sich der Octavia RS nicht lumpen. Die Sportausstattung sieht Pedale aus Edelstahl vor, Türeinstiegsleisten mit RS-Schriftzug und beleuchtete Innentürgriffe. Die speziellen RS-Sitze haben serienmäßig einen Stoff-Kunstleder-Mix, außen Kunstleder, innen Stoff. Dabei kann man frei wählen, ob man darauf rote oder graue Kontrastnähte möchte. Optional gibt es eine Voll-Lederausstattung. In beiden Fällen bieten die Sitze einen guten Seitenhalt und ein großartiges Platzangebot. Selten haben wir so gut gesessen. Gerade für große Menschen bietet der Sportsitz massig Platz an Hüfe und Schultern, und an den Ausläufern trotzdem genügend Seitenhalt. Als Vertreter auf Langstrecken unterwegs oder als Taxi-Fahrer? Auch dafür eignen sich die Sitze bestens.
Beim RS direkt mit dabei sind ein höhen- und längeneinstellbares Multifunktionslenkrad mit perforiertem Lederbezug, ein RS-Schalthebel, Zwei-Zonen-Klimaanlage und ein gewöhnlicher Tempomat und Parksensoren hinten.
Das Lenkrad erinnert eher an Audi-Ausstattungen. Es hat die perfekte Größe, einen perfekten Halt und ist durchweg Premium. Wenn man dann überlegt, dass man für so ein Interieur bei Audi das doppelte für das Auto zahlt…
Und wenn man noch mehr Ausstattung möchte: Die Extras sind bei Skoda wirklich günstig, so dass man nicht mehr groß im Preis steigt.
Optionen
Seitenairbags hinten: 140 Euro
Isofix (Kindersitzhalterung) Vorbereitung: 50 Euro
Parksensoren vorne: 310 Euro
Rückfahrkamera: 240 Euro
Panorama-Schiebedach: 950 Euro
Keyless entry: 640 Euro
Sitzheizung auch hinten: 240 Euro
Adaptiver Tempomat: 610 Euro
Ferner kann man diese Optionen in diversen Paketen kombinieren. Das Navi muss man im Paket nehmen:
Infotainmentpaket Amundsen: 1220 Euro
Infotainmentpaket Columbus: 2120 Euro
Beide haben die Blueetooth-Freisprecheinrichtung, das Columbus ist jedoch deutlich größer und moderner. Es hat zwar seinen Preis, glänzt aber auch mit einer tollen Darstellung und schnellen Reaktionszeiten.
Fahrverhalten
Das 15 mm tiefer gelegte Sportfahrwerk macht sich natürlich bemerkbar gegenüber der Basisversion, aber der Ritt ist dennoch jederzeit sehr komfortabel. Nur profitiert man natürlich von der besseren Straßenlage, sei es auf der Autobahn oder auch wenn man in der Stadt mal eine schnellere Gangart zu Tage legt. Die Lenkung ist direkt, dank des progressiven Charakters kann man die Hände auch stets am Lenkrad behalten, ohne viel umgreifen zu müssen. Der Skoda Octavia RS Combi präsentiert sich somit als sehr gut zu dirigierendes Fahrzeug, das auch Freude macht. Die Abmessungen sind dabei auch so gestaltet, dass man zwar innen schon viel Raum hat, aber außen noch so kompakt bleibt, dass man die meisten Parklücken und Einfahrten gut meistern kann.
Durch einen optionalen Soundgenerator wird übrigens im aktivierten Sportmodus ein satterer Sound in die Kabine gespielt. Das vermissen wir hier bei unserem Testwagen ohne genannter Option, der Ton ist eben … ein Diesel. Ohnehin klingt der Benziner natürlich deutlich besser.
Von 0 auf 100 km/h geht es mit dem Diesel in 8 Sekunden, das ist eine Sekunde langsamer als mit dem Benziner. Der Unterschied zwischen Diesel und Benziner liegt also einmal darin, wobei das gar nicht so viel ausmacht. Vielmehr ist es eine Frage des Klangs, denn der Benziner hört sich nun mal besser an. Andererseits muss man mit dem Diesel deutlich seltener tanken. Der Turbobenziner gönnt sich gerne mal 10 l / 100 km, der Diesel begnügt sich auch eher mit 6 bis 7 Litern auf 100 km.
Beim schnellen Kurven merkt man natürlich, dass man viereinhalb Meter hinter sich hat, für ein Fahrzeug dieser Länge fühlt es sich aber immer noch gut beherrschbar an. Wir können nur noch einmal die Langstreckentauglichkeit betonen, denn das ist die Stärke des Octavia, selbst in der RS-Version.
Skoda Octavia Abmessungen
Länge: 4,65 m
Breite: 1,81 m (ohne Außenspiegel)
Höhe: 1,44 m
Radstand: 2,66 m
Leergewicht: 1.150–1.422 kg (je nach Motor)
Kofferraumvolumen: 610 / 1740 l (Combi) oder 590 /1580 l (Limousine)
Fazit: Der Skoda Octavia RS Combi ist wohl die beste Kombination aus Nutzwert und sportlicher Fahrfreude. Bei einem noch akzeptablen Preis bietet der Octavia RS viele optische und fahrerische Freuden. Viele Elemente, wie die Verarbeitung der Türgriffe, der Klang einzelner Fahrzeugteile oder das Lenkrad, sind schon klar Premium. Hier bekommt man teilweise Audi zum halben Preis. Lediglich das für die Modellreihe typische Poltern von der Hinterachse macht sich negativ bemerkbar, auch wenn es technisch keine Einschränkung darstellt und der Komfort jederzeit gegeben ist. Ansonsten ist die Geräuschisolierung ebenfalls hervorragend – wie sonst auch fast alles an diesem überzeugenden Konzept. Den größten Pluspunkt, auch gegenüber anderen konzerneigenen Modellen, bieten wohl die RS-Sitze, die sportlichen Seitenhalt mit einem größtmöglichen Platzangebot und Langstreckenkomfort verbinden.
Autogefühl: ****
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Skoda (Exterieur), Autogefühl (Interieur)
Weitere Fahrberichte vom Octavia RS gibt es bei motoreport und rad-ab sowie bei ubi-testet, mein-auto-blog.de und automobil-blog.