Neuer Skoda Superb 3. Generation Test Fahrbericht

Bei der Weltpremiere des Skoda Superb 3. Generation war das Feedback gigantisch: Kaum ein anderes Auto hat in diesem Jahr bislang so viel Aufmerksamkeit erregt, am ehesten noch der neue Volvo XC90. Selbst BMW-Fahrer lobten das Design des neuen Skoda Superb und erwägen nun den Kauf. Andere erinnert der Superb an den Konzernbruder Audi A7. Wie viel Premium steckt tatsächlich im neuen Skoda Superb – und wie fährt er sich? Von Thomas Majchrzak

Mit 4,85 Meter ist der neue Superb zwar „nur“ zwei Zentimeter länger als sein 2008 erschienener Vorgänger; dafür wächst jedoch der Radstand deutlich um 8 cm, also von 2,76 auf 2,84 Meter. Zugleich wird das Flaggschiff auch deutlich flacher und breiter. Der längere Radstand wirkt sich eher nicht positiv auf die Sportlichkeit aus, wobei der Superb sicher mehr Freunde des Komforts findet. Und genau für die gibt es ein neues Fahrwerk, das wir ausführlich unter die Lupe nehmen.





Exterieur

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Die kristallklaren Frontleuchten erinnern uns an Seat, sie gehen aber noch einen Schritt weiter, sehen noch spektakulärer aus, weil sie einen tiefen Blick ins Innere gewähren. Wie Tigerkrallen laufen feine Streben ins Innere, wo man dann auf gekreuzte kristallartige Strukturen blickt. Das Setup mit den Bi-Xenon-Leuchten und dem LED-Tagfahrlicht gibt es ab dem Ausstattungslevel Style (und damit natürlich auch inkludiert im Top-Level L&K). Der Skoda-Kühlergrill ist nun größer und aggressiver gezeichnet und insgesamt hat der Skoda Superb eine Front erhalten, die für viele wegen des Designs alleine einen Kaufgrund darstellt. Ein Powerdome zieht sich vom Logo bis zum Abschluss der Motorhaube, rechts und links leiten scharfe Designkanten die Blicke zu den Seiten.

Seitlich sehen wir die vom Passat bekannte Dropping-Line, die in Licht und Schatten unterteilt und das Auto dadurch interessanter macht. Obwohl die Fensterflächen recht groß geblieben sind, fließt die Linie des Skoda Superb nun bündig nach hinten ab und bildet nicht mehr einen komisch wirkenden „Aufsatz“ wie beim Vorgänger. Das Heck ist die eigentlich größte Verbesserung. Denn hier gibt es das neue Signature-Light mit der C-Form, das so gar nicht an den Vorgänger erinnert. Auch hier gilt: Die spannenden Kristallstrukturen im Inneren gibt es für die Ausstattungslevel Style und L&K in Serie.

Interieur

Beim Interieur haben die Skoda-Designer sich nicht ganz so ausgetobt wie beim Exterieur. Es bleibt eher für Skoda typisch zurückhaltend und nüchtern. Trotzdem ist es natürlich das luxuriöseste Interieur im Konzern, schließlich muss es dem Flaggschiff gerecht werden. Die Ledersitze im Top-Trimlevel L&K erinnern eher an Sessel und betonen daher auch ganz klar die Komfortfunktion. Wer Sportlichkeit will, muss eher zum Octavia RS greifen. Doch einen Haken haben die Premium-Sitze: Sie sind insgesamt nicht besonders groß. Menschen an die 1,90 m und größer überragen die Sitze mit den Schultern, dasselbe gilt für die Kniekehlen. Dennoch sind die Sitze auch auf Langstrecken bequem. Besonders angetan sind wir von den Sitzen in den niedrigeren trim levels. Im Style-Level sehen wir zum Bespiel eine Alcantara-Kunstleder-Kombination, die optimale Klima-Eigenschaften bietet bei einer gleichzeitig attraktiven Optik. Doch selbst die Textil-Sitze sind spektakulär, bieten sie doch eine Oberfläche im Wabenmuster, analog zu teuren Ledersitzen. So schreibt man Zukunft, ohne unnötig Tiere für Autositze zu töten.

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Weitere Design-Details in der Top-Ausstattung L&K sind die Logos auf dem Schaltknüppel sowie eingestempelt in den Sitz oder die speziellen Zierleisten mit Schriftzug. Doch auch der Style-Ausstattungslevel kann sich mehr als sehen lassen. Die beste Mischung zwischen Ausstattungs-Umfang und Preisniveau ist in der Tat „Style“, da man hier die wichtigsten Features hat, aber noch nicht die höchsten Preis bezahlt.

Multimedia-System und sonstige Bedienelemente sind ganz klassisch im Stil des Volkswagen-Konzerns gehalten. Das ist insofern gut, als dass dadurch ein Großteil der Kunden direkt weiß, wie man das Fahrzeug bedient. Das von uns getestete Top-Navi Columbus ist zwar nicht ganz billig, aber durchaus zu empfehlen. Denn die Schaltflächen auf dem Touchscreen sind dann so groß, dass auch der Fahrer mal während der Fahrt etwas verstellen kann, ohne sich allzu sehr vom Verkehr ablenken zu lassen.

Der Kofferraum ist auf 625 bis 1.760 Liter gewachsen (Vorgänger 565 bis 1.700, also 60 l mehr). Mit umgeklappten Sitzen kann man sogar Gegenstände von bis zu 3,10 Metern Länge transportieren. Zwar bleibt nach Umklappen der Sitze eine kleine Kante und es entsteht keine Ebene Fläche. Trotzdem hat man einen wunderbar nutzbaren Laderaum für eine Limousine. Die Heck-Klappe geht schließlich auf wie bei einem Kombi und erleichtert problemloses Einladen.

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Ausstattungsvarianten

Die Ausstattungslinien heißen, um nun alle zu vervollständigen, Active, Ambition, Style sowie L&K. Ein Ausstattungslevel höher kostet jeweils circa 3.000 Euro Aufpreis. Die Motoren staffeln sich je nach Größe in Aufpreis-Schritten zwischen 1.000 und 2.000 Euro.

Active, ab 24.590 Euro mit 1.4 TSI mit 125 PS

– neun Airbags
– Multikollisionsbremse
– Klimaanlage
– elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel
– Berganfahrassistent
– Isofix-Vorbereitung auf den äußeren Rücksitzen inklusive Top-Tether
– in Höhe und Länge einstellbares Lenkrad
– Musiksystem Swing
– Frontradarassistent inklusive City-Notbremsfunktion
– im Verhältnis 60 zu 40 umklappbare Rücksitzlehne

Ambition (zusätzlich), ab 27.090 Euro mit 1.4 TSI mit 125 PS

– Fahrlichtassistent inklusive Regensensor
– Zwei-Zonen-Klimaautomatik Climatronic
– Geschwindigkeitsregelanlage mit Speedlimiter
– Parksensoren hinten
– einstellbare Lendenwirbelstützen in den Vordersitzen
– Regenschirme in den vorderen Türen
– Lederlenkrad mit Multifunktionstasten inklusive Schalt- und Handbremshebel in Leder
– Verchromte Kühlergrilllamellen sowie zusätzliche Chromleisten am unteren Lufteinlass und um die Seitenfenster
– 16- oder 17-Zoll große Leichtmetallräder je nach Motorisierung

Style (zusätzlich), ab 29.850 Euro mit 1.4 TSI mit 125 PS

– Bi-Xenonleuchten mit LED-Tagfahrlicht
– LED-Rückleuchten mit Kristallglasoptik
– beheizbare und elektrisch einstellbare Vordersitze
– Fahrersitz mit Memoryfunktion
– elektrisch anklappbare Außenspiegel
– automatisch abblendende Innen- und Außenspiegel
– Leichtmetallräder im 17-Zoll-Format
– Musiksystem Bolero inklusive SD-Kartenslot und Bluetooth-Freisprecheinrichtung mit Sprachbedienung

L&K (zusätzlich), ab 36.450 Euro mit 2.0 TDI, 150 PS (nicht verfügbar mit kleineren Motoren)

– Lederausstattung in Executive-Braun oder Executive-Beige
– adaptives Fahrwerk DCC mit verstellbarer Dämpfereinstellung
– Soundsystem CANTON inklusive elf Lautsprechern, Zentrallautsprecher, Subwoofer und Digital Equalizer
– LED-Innenraumbeleuchtung und Komfortfußmatten Lounge Step
– Parksensoren vorne und hinten
– Gepäcknetze im Kofferraum
– Glanzgedrehte 18-Zoll-Leichtmetallräder in Anthrazit
– spezielle L&K-Embleme betonen den exklusiven Charakter des Topmodells der Superb-Baureihe

Nehmen wir eine realistische, aber schon hochwertige Verbindung von 2.0 Liter TDI mit 190 PS sowie DSG und Ausstattung Style, kommen wir zum Beispiel auf 37.050 Euro.

Motoren

Der Einstiegspreis liegt bei 24.590 Euro für die Ausstattungslinie Active mit einem 1.4 TSI (Turbobenziner) mit 125 PS. Optional ist dieser auch mit 150 PS verfügbar. Top-Benziner ist derzeit ein 2.0 Liter Turbo mit 220 PS (kombiniert mit DSG), bald folgt auch noch die Variante mit 280 PS.

Auf der Dieselseite ist der neue Skoda Superb mit einem 1.6 Liter Diesel mit 120 PS sowie mit einem 2.0 Liter TDI mit 150 PS oder 190 PS erhältlich. Den stärksten gibt es auch mit dem DSG (Doppelkupplungsgetriebe). Auch die Diesel-Motorenpalette wird noch ein wenig erweitert.

Noch mal in der Übersicht:

Benziner
1.4 Liter mit 125 PS
1.4 Liter mit 150 PS
2.0 Liter mit 220 PS (DSG)
2.0 Liter mit 280 PS (wird etwas später erst eingeführt)

Diesel
1,6 Liter mit 120 PS
2.0 Liter mit 150 PS
2.0 Liter mit 190 PS (optional DSG)

Die Topversion mit dem 2.0 TDI und 190 PS, DSG und in Top-Ausstattung L&K kostet damit dann 42.050 Euro. Fast doppelt so viel wie der Einstiegspreis, aber im Vergleich zu dem, was man dafür bekommt, und auch im Vergleich zu anderen Marken, noch ein Schnäppchen.

Denn eines wird auch nach dem Innenraumcheck klar: Der Skoda Superb bietet ganz klar Premium-Qualität. Wer nur ein bisschen Vernunft beim Kauf walten lässt, kommt in dieser Klasse an diesem Fahrzeug nicht vorbei. Und das Schöne dabei: Mit dem neu gestylten Äußeren bietet der Superb weit mehr als nur Vernunft.

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Fahrverhalten

Wer als BMW-Fahrer insbesondere die Sportlichkeit schätzt, der wird vom neuen Skoda Superb etwas enttäuscht sein. Wer dagegen Premium-Qualität und Komfort sucht, der ist genau richtig. Denn der Skoda Superb hat ein überragendes Fahrwerk, das man in der adaptiven Version (optional für 1.500 Euro oder inklusive bei L&K) gut einstellen kann. Comfort bietet eine Art Schwebeeffekt, es fühlt sich fast an wie eine Luftfederung. Normal ist der gute Mittelweg, Sport vermittelt mehr Bodenkontakt und eignet sich für ambitioniertes Fahren auf der Landstraße oder höhere Autobahngeschwindigkeiten, bei der man das Fahrzeug besser unter Kontrolle haben möchte. Fürs relaxte Geradeausfahren sind Normal und Comfort dagegen optimal. Egal ob Bodenwellen oder Schlaglöcher: Das Fahrwerk überzeugt auf ganzer Linie. Wahrscheinlich eines der derzeit besten Fahrwerke, abgesehen von denen mit Luftfederungen. Poltern an der Hinterachse wie beim Golf oder Skoda Octavia? Fehlanzeige. Alles smooth. Dazu trägt auch die verbesserte Geräuschdämmung bei.

Wir testen zunächst den 2.0 Liter Benziner mit 220 PS. Ein kraftvoller Motor, der nie bemüht klingt, obwohl er seine Kraft nur aus 2 Litern Hubraum schöpft. Gerade die Verbindung von Benziner und adaptivem Fahrwerk garantiert ein besonders ruhiges Fahrverhalten. Allerdings muss man beim Benziner auch mit hohen Verbräuchen rechnen. Bestimmt werden die zwar vom Gasfuß, doch mit 8 bis 9 Litern muss man locker rechnen. Das automatisch kombinierte DSG schaltet die Gänge wie an der Schnur gezogen hoch, das funktioniert bewährt gut.

Auf einer weiteren Testfahrt schauen wir uns die 2.0 TDI mit 190 PS an – in Verbindung mit der manuellen Schaltung. Obwohl wir mittlerweile überzeugte Automatik-Fahrer sind, lassen sich bei dieser Handschaltung die Gänge so widerstandsfrei einlegen, dass sogar das Schalten Spaß macht. Die Schaltwege sind auch nicht allzu lang. Der Diesel fällt überraschend wenig auf, das heißt, er vermittelt kein typisches Dieselnageln und kommt auch sehr zügig, man muss nicht lange auf den einsetzenden Turbo warten. Der Diesel ist somit, gerade für den deutschen Markt, eine sehr gute Alternative, wird hierzulande sogar vermutlich als 2.0 Liter Version der meistverkaufte Motor. Denn die Verbrauchswerte hier sind gut: Wir erzielen gut 6 Liter / 100 km, das geht in Ordnung. Bei Autobahnfahrten ohne Steigungen bekommt man ihn sogar unter 5 Liter.

Die Lenkung ist grundsätzlich nicht indirekt, erfordert aber längere Lenkwege als die Proggressiv-Lenkungen von den sportlichen VW-, Skoda-, und Seat-Modellen. Für eine gesetzte Limousine ist das aber akzeptabel. Das Fahrzeug wirkt insgesamt harmonisch abgestimmt. Der längere Radstand verhindert allzu agile Bewegungen, doch der Geradeauslauf ist dadurch noch souveräner geworden. Zusammen mit den Komfortfeatures kann man das Fahrverhalten auch kurz mit zwei Wörtern beschreiben: überaus entspannt.

Fazit: Der neue Skoda Superb ist für Skoda ein großer Wurf. Die Konkurrenz, auch aus dem Premium-Bereich, muss auf ihre Kunden aufpassen. Denn wer nicht 100 Prozent markenfokussiert ist, wird sich angesichts des attraktiven Preises überlegen, ob er/sie wirklich noch die Image-Aufpreise von Audi, BMW und Mercedes zahlen möchte. Bei keinem anderen Auto gibt es so viel Design, Platz, Verarbeitungsqualität und Komfort fürs Geld. Der sportlichste ist der Superb nicht, das könnte BMW-Kunden letztlich doch noch vom Wechseln abhalten. Der Fokus liegt klar auf dem Komfort, und der ist durch das neue Fahrwerk überragend. Während das neue Exterieur bahnbrechend für die Marke ist und das Image der gesamten Marke aufpolieren wird, bleibt das Interieur eher nüchtern. Optisches Highlight sind hier die Sitze – in jeder Ausstattungsvariante. Für große Menschen könnten diese vom Umfang her noch etwas größer sein. Zusammen mit einer echten Steckdose und massig viel Beinfreiheit im Fond kann man sich hier ein mobiles Büro einrichten. Sonst hat man für ein solches Setup in der Regel das Doppelte bezahlt.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Cornelius Dally

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