Während die neue Generation des Touran in diesem Jahr auf dem Programm stand, hat Volkswagen nun auch den größeren Bruder Sharan aufgewertet. Zwar schwören die meisten Kunden mittlerweile auf die Größe des Touran (schließlich hat er fast die Größe, die früher einmal der Sharan hatte), doch wer noch deutlich mehr Platz benötigt, greift immer noch zum VW Sharan. Wir haben uns das Facelift im Fahrbericht angesehen. Von Thomas Majchrzak
Die zweite Generation des VW Sharan läuft seit 2010, seit dieser zweiten Generation ist der Sharan nicht mehr weitgehend baugleich mit dem Ford Galaxy wie in der ersten Generation, sondern nur noch mit dem Schwestermodell Seat Alhambra, das ebenfalls gerade ein Facelift erhält. Natürlich schärft man nun beim Sharan Facelift am Äußeren etwas nach, diesmal wurde das Exterieur allerdings nur behutsam angepackt. Mehr ist im Innern passiert, es gibt ein neues Infotainment-System und neue Assistenzsysteme – und die für den Sharan neuen Motoren sollen sparsamer sein. Der Einstiegspreis des VW Sharan Facelift beträgt 32.000 Euro.
Exterieur
Neu gestaltet wurden hier zum Beispiel die Rückleuchten, die es serienmäßig mit LED gibt. Die vorderen Leuchten zeigen wie beim Golf nun eine U-Lichtsignatur im Tagfahrlicht. Grundsätzlich ist der Sharan seiner Linie treu geblieben. Wie beim T6 Transporter heißt es hier: form follows function. Um möglichst viel Platz im Innenraum zu haben, bleibt der Sharan bei seiner kantigen Linie. Das machen nicht alle so, so ist der Renault Espace zum Beispiel eher in Richtung Design-Kombi gegangen. Früher einmal war das Sharan-Design von vielen Rundungen und vom one-box-design bestimmt, das ist vorbei. Die Front ist seit der zweiten Generation von der Box abgetrennt, um einen stärkeren „normalen“ Pkw-Look zu erzeugen. Auf der Motorhaube gibt es zwei kantige Designlinien, die das Facelift weiter nachschärfen.
Interieur
Im Interieur gibt es neue Stoffe (in der Trend- und Comfortline) sowie aktualisierte Kombiinstrumente.
Optional bietet das neue Infotainment-System die Smartphone-Spiegelung über Android Auto (Google), CarPlay (Apple) und MirrorLink. Der Touchscreen ist je nach Ausbaustufe 5 oder 6,5 Zoll groß. Das Navi geht natürlich wie immer extra. Zwar ist hier nicht das neuste Infotainment-System aus dem VW-Konzern verbaut, aber es funktioniert sehr zuverlässig, per Touch und per Knöpfe und hat eine sehr gute grafische Darstellung. Mit diesem Infotainment-System verliert niemand den Überblick.
Das gesamte Cockpit macht einen qualitativ sauberen und hochwertigen Eindruck. Der Look & Feel stimmt wie immer bei VW. Gerade in der gezeigten Highline-Ausstattung lässt sich der Sharan nicht lumpen. In der Highline haben wir die optimale Kombination bei den Sitzen mit Kunstleder außen und Alcantara auf den Mittelbahnen – klimatechnisch günstig, kein unnötiges Echtleder und eine tolle Optik.
Für das Armaturenbrett im aufgeschäumten Plastik gibt es Zierleisten in verschiedenen Ausführungen, so zeigen wir hier einmal Hochglanz-Schwarz (empfindlich für Staub und Fingerabdrücke) oder auch eine Holzleiste, die zum gesetzten Reise-Image des Fahrzeugs passt.
Die Sitzposition ist angenehm aufrecht und nach vorne eröffnet sich ein Panorama-Blick. Auch im Fond bleibt Erwachsenen auf allen drei Sitzplätzen genügend Platz. Die drei Einzelsitze lassen sich nach vorne und hinten schieben. Die Kopffreiheit ist ohne Panorama-Dach sehr gut, mit Panorama-Dach könnte es für 1,90 m Erwachsene hinten aber eng werden.
Wichtig ist für einige Familien auch die 7-Sitzer-Option. Kinder können auf diesen ohne Probleme sitzen, Erwachsene sogar durchaus auch, wenn sie sich mit den Beinen etwas schräg hinsetzen. Und wenn man die Sitze nicht benötigt, verschwinden sie relativ einfach im Ladeboden, so dass sich eine ebene Ladefläche ergibt. Dadurch verliert man nur etwas an Höhe im Laderaum, was sich verschmerzen lässt. Mit hochgeklappten Sitzen bleibt im Kofferraum natürlich nicht mehr viel Platz.
Insgesamt ist das Interieur absolut zweckmäßig, hochwertig, und ohne Spielereien. Ein gelungener Entwurf für möglichst vielseitige Einsatzzwecke.
Folgende Merkmale bieten die einzelnen Ausstattungslinien aufsteigend:
Trendline
– 16 Zoll Stahlräder
– Rückleuchten in LED-Technik
– Scheiben seitlich und hinten in Wärmeschutzverglasung
– Schiebetüren hinten links und rechts
– 3 Einzelsitze in der 2. Sitzreihe
– Sitzbezüge in Stoff, Dessin „Campus“
– Klimaanlage
– Radio „Composition Colour“
Comfortline (zusätzlich)
– 16 Zoll Aluräder
– Lederlenkrad
– Sitzbezüge in Stoff Design„Stripes“
– Sport-Komfortsitze vorn
– Fahrlichtschaltung automatisch
– Regensensor
– ParkPilot
– akustische Warnsignale bei Hindernissen im Front- und Heckbereich
Highline (zusätzlich)
– 17 Zoll Aluräder
– Mehr Ablagefächer
– Lendenwirbelstützen vorn, Fahrerseite elektrisch, Beifahrerseite manuell einstellbar
– Schalthebelknauf in Leder
– Sitzmittelbahnen in Alcantara
– Vordersitze beheizbar
Unsere Fotos oben zeigen die zusätzlich optionalen 18 Zoll Felgen.
Motoren
Folgende Motorisierungen stehen zur Auswahl:
Benziner TSI
150 PS
220 PS (serienmäßig mit DSG)
Diesel TDI
115 PS (nicht mit DSG erhältlich)
150 PS
184 PS
Der 150 PS Diesel ist als Handschalter auch mit Allrad verfügbar. Alle Motoren außer dem 115 PS Diesel lassen sich mit dem 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) kombinieren. Dieses bietet ab sofort auch eine Spritspartechnologie, bei der das Fahrzeug „segelt“, es entkoppelt also den Motor beim Gaswegnehmen.
Der Top-Diesel mit 184 PS mit DSG kostet in der Highline-Ausstattung 43.950 Euro, die Preis-Spreizung zwischen Basis- (32.000 Euro) und Topmodell hält sich also noch in Grenzen. Preislich ist das Sharan Facelift auch mit dem neuen Renault Espace vergleichbar, dessen Preis sich zwischen 35.000 und 50.000 Euro bewegt.
Fahrverhalten
Wir testen sowohl den 150 PS als auch den 184 PS Diesel.
Fangen wir mit dem 150er an, bei diesem haben wir die einzige Allrad-Kombi mit Handschaltung. Für den Sharan ist Allrad sicher nicht die erste Wahl, praktisch könnte das für den Camping-Platz sein, um aus dem Morast zu kommen oder für den Skiurlaub. Für andere Einsatzzwecke bleibt der Sinn wahrscheinlich begrenzt. Der 150 PS Diesel hat auch nicht so viel Kraft, als dass die Vorderräder ohne Allrad durchdrehen würden. Wenn man rein die Leistung betrachtet, so reicht der 150 PS Diesel für den Sharan durchaus aus, wenn man nicht allzu schnelle Überholmanöver auf der Autobahn erwartet. Die Handschaltung ist übrigens sehr gut ausgeführt, es gibt kaum einen Widerstand beim Schalten und die Wege sind kurz.
Der 184 PS Diesel macht richtig Freude durch ein sehr kultiviertes Verhalten, hiermit ist man auch mit voller Zuladung noch auf der Autobahn flott unterwegs. Wenn man den Aufpreis bezahlen möchte, dann ist der stärkere Diesel durchaus anzuraten. Optimal ist ferner die Kombi mit dem DSG, dadurch gleitet der Sharan bei niedrigem Zug entspannt vor sich hin – und bei sportlichem Anfahren werden die Gänge fix eingelegt.
Das Fahrwerk überzeugt mit gewohnter Qualität und einem angenehmen Reisekomfort. Auch schon das Basis-Fahrwerk tut seinen Dienst, für 1.150 Euro Aufpreis gibt es ferner ein adaptives Fahrwerk, und für 315 Euro ein Sportfahrwerk, das 15 mm tiefer liegt. Das adaptive Fahrwerk lässt sich zwischen Comfort, Normal und Sport verstellen, wobei die Unterschiede nicht gerade stark sind. Wer seinen Familien-Van sportlich haben möchte, sollte dann schon aufs Sportfahrwerk zurückgreifen, wobei es in dieser Klasse eigentlich keinen Sinn macht, sich die Bodenfreiheit wegzunehmen.
Einige neue Sicherheits- und Assistenzsysteme sind mit an Bord. Serienmäßig gibt es die Multikollisionsbremse, die das Fahrzeug fest hält, wenn es nach einem Unfall zum Stehen gekommen ist, damit man nicht noch auf ein weiteres Fahrzeug draufgeschoben wird, wenn von hinten noch jemand auffährt. Auch der Berganfahrassistent AutoHold mit elektrischer Parkbremse ist nun serienmäßig. Dadurch kann man entspannter am Berg anfahren. Andererseits fällt die manuelle Handbremse weg, die unserer Meinung nach als Notfall-Tool in jedem Auto stecken müsste, falls die Elektronik mal ausfällt.
Optional gibt es die Assistenzsysteme Front Assist mit integrierter Citynotbremsfunktion (leider nicht serienmäßig!), Spurhalteassistent „Lane Assist“, automatische Distanzregelung ACC, Parklenkassistent sowie Blind-Spot-Sensor (Toter-Winkel-Warner).
Insgesamt bleibt der Fahreindruck eines sehr bequemen Reise-Vans mit reichlich Platz auf allen Plätzen.
Abmessungen
Länge: 4,85 m (0,33 cm länger als der Touran übrigens)
Breite: 1,90 m
Höhe: 1,72 m
Radstand: 2,91 m
Leergewicht: 1.723 – 1.803 kg
Fazit: Das Volkswagen Sharan Facelift ändert nicht allzu viel, muss es aber auch nicht. Behutsam wurde die Van-Ikone nachgeschärft und aktualisiert. Entgegen der Wettbewerber bleibt der Sharan seiner Linie treu, und das werden einige Kunden auch schätzen. Zusammen mit dem noch preislich attraktiveren, aber vom Interieur nicht ganz so eleganten Seat Alhambra markiert der VW Sharan sicher weiterhin die Spitze der hochwertigen und vielseitigen Großraum-Vans. Überzeugend sind vor allem Interieur-Anmutung und Fahrkomfort. Kritikpunkte sind nur schwer zu finden, vielleicht könnte die Laderaumabdeckung durchgehend durch eine Schiene laufen. Das war’s dann aber auch schon.
Autogefühl: ****
Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak