Peugeot RCZ R 270 PS Testbericht 2015

Der Peugeot RCZ R liefert mit 270 PS wohl das Maximum, was eine Vorderachse vertragen kann. Doch auf der Nordschleife hat er schon gezeigt, dass er ein echtes Sportgerät ist, sogar gut für eindrucksvolle Rundenzeiten. Wir nehmen die aktuelle Version noch einmal ausführlich unter die Lupe, besonders interessant ist die Positionierung. Von Thomas Majchrzak

Ein Basis Peugeot RCZ mit 155 PS liegt im Einstiegspreis bei 29.200 Euro. Zwischen dieser und der Top-Version gibt es neuerdings eine GT-Line, die ein Paket an Ausstattung und optische Sport-Features bietet – für 34.950 Euro. Die echte Racing-Version Peugeot RCZ R gibt es dann schließlich für 42.100 Euro Liste. In der Tat kann man derzeit auch nur noch den RCZ R und die GT-Line bestellen, der „normale“ RCZ ist nicht mehr verfügbar. Das deutet darauf hin, dass auch das gesamte Ende des Modells recht nahe ist.

Rein optisch fällt die Ähnlichkeit zum Audi TT auf, nur diese beiden Fahrzeuge bieten diese unverwechselbare Optik mit dem großen runden Bogendach, wobei der Peugeot RCZ R mit seinen beiden „Höckern“ noch spezieller daher kommt, das Glasdach hat in sich noch einmal eine spektakuläre Sicke.

Preislich hat sich der RCZ R zwischen dem Audi TT Coupé (35.000 Euro) und dem Audi TTS Coupé (49.100 Euro) angesiedelt, ebenso von der Power. Da es bei Peugeot allerdings tendenziell mehr Rabatt gibt als bei Audi und der RCZ R in seinem Basispreis schon voll ausgestattet ist, fällt der Preisunterschied zwischen Audi und Peugeot noch deutlich größer aus, als er auf den ersten Blick erscheint. Daraus ergibt sich in der Tat die Schlussfolgerung vorweg: Der Peugeot RCZ R ist die preiswertere Variante zum Audi TT Coupé. Doch schauen wir uns genauer an, ob die Wahl auf den RCZ R vielleicht nicht nur wegen des Preises fällt.





Exterieur

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Der Peugeot RCZ zählt, ganz generell unabhängig von der Ausstattung, zweifelsohne zu den mutigsten Automobilen auf dem Markt. Viel zu selten erwähnt, steht er doch relativ allein da in seiner schwungvollen Linienführung. Gerade das Glasdach mit dem genanten Doppel-Höcker ist ein Blickfang für sich und völlig einzigartig.

Der Peugeot RCZ R setzt dem Ganzen die Krone auf und kommt direkt mit einigen optischen Schmankerln. Vorne ist der Frontgrill aggressiver gestaltet, wie von Sportversionen gewohnt. Umfangreich ist die Ausstattung schon von außen, denn Bi-Xenon-Scheinwerfer mit dynamischem Kurvenlicht gehören dazu. Krasser ins Auge fällt der fest verbaute Heckspoiler. Am unteren Ende finden wir einen Heckdiffusor mit verchromtem Doppelauspuff. In der seitlichen Betrachtung sieht man die Nähe zum Boden, der ohnehin schon tief liegende RCZ wurde hier um weitere 10 mm abgesenkt. Serienmäßig kommen wunderschöne 19-Zoll-Leichtmetallfelgen in matter Diamant-Schwarz-Optik, die Blicke auf rote Bremssättel vorn und schwarz-glänzende Bremssättel hinten durchlassen. Die Dachbögen sind in Mattschwarz gehalten, auf Wunsch gibt es aber auch ein schwarz-glänzendes Dach oder eins in Karbon-Stil.

Insgesamt ergibt sich eine einzigartige und dramatische Optik, die aber dank der fließenden Linien noch recht elegant bleibt. Mit dem Peugeot RCZ R erhält man das Design eines Supersport-Wagens für einen Bruchteil des Preises.

Hier übrigens der optische Vergleich zu GT-Line (ohne den starken Motor):

RCZ GT-Line
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Interieur

Highlight des Peugeot RCZ R sind die speziell dafür entworfenen Sportsitze. Diese tragen sportgerecht hauptsächlich Alcantara und sind bestückt mit detailfreudigen roten Ziernähten. Die Sitze sind insofern großartig, als dass sie einerseits einen tollen Seitenhalt bieten, andererseits für große Menschen deutlich bequemer sind als die Serien-Sitze. Leider sind diese in unserem Testwagen nicht verbaut, sondern die optionale Voll-Leder-Variante (400 Euro), von der abzuraten ist. Erstes weil man kein Tiermaterial verwenden sollte, zweitens weil man darauf schwitzt und drittens weil die Form der eigentlich dafür gedachten R-Sitze viel besser ist. Die roten Ziernähte finden sich in beiden Fällen ebenso auf Armaturentafel, Schaltknauf, Fußmatten, Lenkrad und Mittelarmlehnen.

Stimmig sind die beiden mittleren runden Lüftungsdüsen, auf denen weiteren Kontrastnähte thronen. Sie rahmen zudem die runde Analog-Uhr ein.

Die weitere umfangreiche Serienausstattung besteht aus:

– 7-Zoll-Farbbildschirm inkl. Navi und Bluetooth
– Einparkhilfe hinten, akustisch und visuell
– Tempomat
– Klimaautomatik 2-Zonen

Wunschlos glücklich, könnte man sagen. Somit kann man an dieser Stelle schon sagen, dass der RCZ R mit dieser Optik, dieser geballten Kraft und dieser umfangreichen Ausstattung ein „good deal“ ist.

Zwei Notsitze hat man immer an Bord, doch schon mit 1,70 m Körpergröße gibt es Probleme, weil das Glasdach nicht genügend Raum bietet. Die Notsitze sind also wirklich eher für Kinder oder für einen kurzen Transport zum Bahnhof. Doch sie bieten auch zusätzlichen Stauraum – oder lassen sich umklappen. Aber schon der normale Kofferraum bietet überraschend viel Platz für einen Sportwagen – hier passt noch mehr als der Wocheneinkauf hinein. Insofern bleibt hier ein sehr positiver Eindruck.

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Motor und Fahrverhalten

Herzstück des Peugeot RCZ R ist der 1,6 Liter Turbomotor mit 270 PS. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h vollzieht er in 5,9 Sekunden. Das sind 2 Sekunden weniger als bei der RCZ-Serienversion mit 156 PS und 1,5 Sekunden weniger als die Variante mit 200 PS (selber Basismotor).

Das 6-Gang-Getriebe ist knackig ausgelegt, und es macht Spaß, die Gänge einzuhämmern. Lediglich die RCZ Basisversion gibt es als Automatik-Variante, die höher gezüchteten Motoren wie beim RCZ R vertrauen alle auf die Handschaltung. Das Fahrwerk ist sehr straff und kann bei Bodenunebenheiten auch leicht ruppig werden, hier liegt die Konkurrenz vorne. Der Peugeot RCZ R präsentiert sich eher kompromisslos. Bei guten Straßen kann man aber von einer guten Alltagstauglichkeit sprechen.

Der offizielle Verbrauch liegt bei 6,3 l / 100 km, wobei man mit knapp über 8 Litern effektiv rechnen muss. Wenn es dann noch etwas schneller zugehen soll, steigt der Verbrauch weiter. Für 270 PS ist das aber noch vergleichsweise akzeptabel. Mit der direkten Lenkung (das Lenkrad ist übrigens bewusst sportlich schalterlos gehalten) und dem ausgeglichenen Fahrverhalten macht der RCZ R im Alltag und bei Spaßausflügen immer wieder Freude.

Abmessungen Peugeot RCZ R

Länge: 4287 mm
Breite: 1845 mm
Höhe: 1362 mm
Radstand: 2596 mm
Leergewicht, inkl. Fahrer: 1355 kg

Fazit: Der Peugeot RCZ R ist ein alltagstauglicher Sportwagen mit dramatischer und einzigartiger Optik, einem großen Kofferraum und einem in der Tat sehr sportlichen Fahrwerk. Die Kraft auf der Vorderachse ist eigentlich schon zu viel, insofern kann man auch durchaus einen kleineren Motor nehmen und die GT-Line, um nur die Optik zu haben. Wer jedoch den großen Wumms schätzt, findet ihn in der R-Version, dann auch gepaart mit einem knackigen Sound. Im Interieur könnte an einigen Stellen die Verarbeitung im Detail besser sein, so knarzen z.B. die Abdeckungen der Türgriffe von innen. Wenn man die speziellen R-Alcantara-Sitze wählt, hat man sogar einen bequemen Sportwagen, der viel Freude in den Alltag bringt. Der Audi TT bleibt ein harter Konkurrent, hier kann der Peugeot RCZ-R damit punkten, dass er mehr Ausstattung und PS für den Preis bietet.

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Michel Weigel / Peugeot (GT-Line)

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