Der neue Hyundai Tucson Testbericht – scharfes Kompakt SUV

Der Hyundai ix35 verkaufte sich wie geschnitten Brot, das kompakte Sport Utility Vehicle des koreanischen Herstellers ist seit Jahren Top Ten in der Liste der meistgeorderten SUVs und Geländewagen in Deutschland. Der Nachfolger heißt jetzt wieder – nach der Stadt aus dem Wilden Westen – Tucson. Wie schon der Vorgänger des ix35. Der neue Hyundai Tucson Er hat ein scharfes Design bekommen, jede Menge Assistenzsysteme und das zu Hyundai gewohnt zivilen Preisen. Damit kann er gut zum Duell antreten. Ein für die Konkurrenz echt gefährlicher Revolverheld. Von Holger Majchrzak

Der Wettbewerb ist riesig, in der Klasse des Tucson treten so potente Kerle wie der Volkswagen Tiguan, der Ford Kuga, der Nissan Qashqai, der Renault Kadjar, der Maza CX-5 und der KIA Sportage an, der letztere ein Konkurrent aus dem eigenen Hyundai Haus. Wer da bestehen will, muss aufrüsten oder sollte sich besser sofort aus dem Staub machen. Hyundai hat das erkannt und gleich mehrfach zugelegt: mehr Platz, effizientere Motoren, eine Vielzahl von Assistenzsystemen vor allem rund um das Thema Sicherheit – und ein komplett überarbeitetes Design.





Exterieur

HyundaiTucson_2016_011

HyundaiTucson_2016_008

HyundaiTucson_2016_005

HyundaiTucson_2016_004

Sagen wir dass der Hyundai ix35 unauffällig war, krasser formuliert unscheinbar, böser langweilig. Das ist beim Nachfolger Hyundai Tucson ganz anders. Der schaut von vorn selbstbewusst aus mit einem mächtigen Grill, mit scharf in die Flanken gezogenen Lampen. Ein athletischer Typ, der in die Mitte der Straße tritt. Eine gewisse Ähnlichkeit zum Mazda CX-5 ist erkennbar, aber der Tucson wirkt markanter. Das Auto ist gewachsen, die zusätzlichen Zentimeter (Höhe: 1.65 Meter, Breite: 1,85 Meter, Länge: 4,47 Meter) kommen den Passagieren zu Gute: mehr Kopffreiheit, mehr Schulterfreiheit. Und auch der Kofferraum legte um zehn Prozent zu auf 513 Liter Ladevolumen, knapp mehr als 1500 Liter bei umgelegten Rücksitzen. Das alles macht den neuen Hyundai Tucson mal so richtig familientauglich.

Interieur

Äußerst gefällig, so der erste Eindruck des Armaturenbretts. Hier wurde völlig auf überflüssiges Design-Klimbim verzichtet, sondern nach Funktionalität gestaltet. Kaum ein neues Auto der letzten Monate zeigte sich so selbsterklärend, in Sekunden ist der Fahrer drin in der Bedienung. Die Materialien sind ganz klar nicht Topklasse, aber wirken auch alles andere als billig. Auch hier zeigt sich wieder die Hyundai-Philosophie, aus dem zur Verführung stehenden Geld nahezu optimales heraus zu holen. Sitze, die man nicht nur heizen sondern auch kühlen kann, findet man in dieser Preiskategorie auch nicht allzu häufig.

Den neuen Tucson gibt es in den vier Ausstattungsvarianten Classic, Trend, Style und Premium, wobei schon der Trend mit serienmäßiger Klimaautomatik, beheizbarem Lenkrad, Sitzheizung vorne oder Einparkhilfe hinten kommt. Im Style kommt die Einparkhilfe vorne, Rückfahrkamera, Regensensor und Radio-Navigationssystem hinzu. Premium bringt dann neben vielen anderen den Einparkassistenten, die elektrische Heckklappe, LED-Scheinwerfer.

Hinzuzubuchen ist dann noch eine große Palette von Assistenzsystemen. Besonders stolz ist Hyundai auf das radar-gestützte Auffahrwarnsystem, das nicht nur vorausfahrende Autos, sondern auch die Fahrbahn überquerende Fußgänger erkennt und für den Fahrer auf die Bremse tritt. Toter-Winkel-Assistent, die kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung für Geschwindigkeitslimits und Überholverbote, Spurhalteassistent mit Lenkeingriff, ein automatischer Einparkassistent und ein Rear-Cross-Traffic-Assistent, der beim Ausparken quer verlaufenden Verkehr erkennt, sorgen ebenfalls für mehr Sicherheit.

All-New Tucson_Interior_White Sand (1)

All-New Tucson_Interior_White Sand (2)

All-New Tucson_Interior_White Sand (3)

All-New Tucson_Interior_Moon Rock (1)

All-New Tucson_Interior_Moon Rock (2)

All-New Tucson_Interior_Moon Rock (3)

All-New Tucson_Interior_Moon Rock (7)

Motoren

Erfreulich breit ist die Wahlmöglichkeit bei den Motoren. Da sind Hauptkonkurrenten deutlich eingeschränkter und geizen auch zuweilen mit Power. Das kleinste Benzin Aggregat beim Hyundai Tucson leistet 132 PS. Neu im Tucson ist ein vom i30 bekannter Turbo-Leichtmetallmotor mit 177 PS, der das 1,7 Tonnen schwere Fahrzeug in 9,2 Sek. Von 0 auf 100 km/h bringt.

Dazu kommen drei Diesel mit 116 und 136 PS und die Top-Motorisierung mit 185 PS. Im Vergleich zum ix35 sind die Motoren optimiert hinsichtlich Verbrauch und Schadstoffausstoß und das auf dem Papier bis zu 15 Prozent.

Fahrverhalten

Im Test sind wir die stärkste Dieselvariante gefahren, einen Allrader mit einem maximalen Drehmoment von 402 Newtonmeter. Auffallend nicht nur bei diesem Motor ist, dass Hyundai etwas für die Ohren von Insassen und Passanten getan hat. Der neue Tucson ist leiser als sein Vorgänger. Viel Dämmmaterial und Feinschliff an der Aerodynamik sei so der Hersteller dafür verantwortlich. Bei Fahrten auf Landstraßen, über Feldwege und kurvenreiche Mittelgebirgs-Bundesstraßen hatten wir nichts zu meckern. Keine Frage, dass manche Fahrer eine noch straffere Lenkung bevorzugen, aber wir fanden die Ausrichtung des neuen Tucson diesbezüglich völlig in Ordnung. Wirklich schön ist, dass sich jeder Fahrer wirklich schnell mit Schaltung, Lenkung und den Fahreigenschaften des Wagens zurecht findet und der Tucson eine Empfehlung für die nicht wenigen Menschen ist, denen moderne Autos teilweise zu übertechnisiert sind und eine mehrstündige Einführung vor Fahrtantritt notwendig ist. Mit den großen Motoren lässt sich der Tucson geradezu sportlich bewegen.

Fazit: 22.400 Euro kostet die Basisversion des neuen Hyundai Tucson, die Top Version Premium mit dem stärksten Motor und Allrad 37.900. Selbst mit dem optionalen Sicherheitspaket (1.100 Euro) bleibt er unter 40.000 und ist dann voll, voll und nochmals voll ausgestattet. Wer seinen Nachbarn zur Probefahrt in den Tucson einlädt, dürfte verblüffte Blicke ernten, was alles zu diesem Preis drin steckt. Wir wollen aber nicht unerwähnt lassen, dass nicht nur die Preise ein Argument für das Auto sind. Er sieht gut aus, fällt auf, bietet viel Platz und ist trotzdem leicht zu handeln. Der ix35 war eine erfolgreiche Kiste, die im Vergleich ganz alt aussieht. Der neue Tucson hat das Zeug dazu, den Erfolg auszubauen.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Holger Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Cornelius Dally / Hyundai (Interior)

Unseren neuen aktualisierten Fahrbericht inkl. in-depth video finden Sie hier.

Weitere Fahrberichte zum neuen Tucson gibt es bei:
Newcarz
der-auto-blogger
motoreport
automativ

HyundaiTucson_2016_001

HyundaiTucson_2016_000