Tesla Model S p90D insane speed mit Autopilot Test

Während andere noch über Entwicklungen für Elektroautos mit großer Reichweite nachdenken oder Brennstoffzellen-Ansätze präsentieren, hat Tesla längst Tatsachen geschaffen und sich mit dem Model S etabliert. Nicht nur in der Luxusklasse, sondern gleich auf verschiedensten Technologie-Feldern: 500 km Reichweite sind ein Wort. Mit dem neuen Tesla Model S p90D insane speed oder ludicrous speed sind nun zudem neue Top-Versionen auf dem Markt, die eine eben „wahnsinnige“ oder „lächerliche“ Beschleunigung von gut 3 Sekunden von 0 auf 100 km/h bieten. Zudem testen wir exklusiv den neuen Tesla Autopilot, der schon jetzt autonomes Fahren ermöglicht – und zwar richtig. Von Thomas Majchrzak

Los geht es mit dem Tesla Model S bei 82.000 Euro, das Top-Modell liegt bei ca. 110.000 Euro, unser Testwagen liegt inklusive Optionen bei gut 140.000 Euro. Das hört sich zunächst teuer an, ist aber gar nicht weit entfernt von den anderen Oberklasse-Luxuskarossen. Und hier sind die teuren Batterien schon inkludiert. Die aktuellen Leasingangebote für das Tesla Model S ohne Anzahlung bewegen sich bei gut 1.000 Euro pro Monat.





Exterieur

TeslaModelS_p90d_autogefuehl03

TeslaModelS_p90d_autogefuehl02

TeslaModelS_p90d_autogefuehl01

TeslaModelS_p90d_autogefuehl04

TeslaModelS_p90d_autogefuehl06

TeslaModelS_p90d_autogefuehl05

TeslaModelS_p90d_autogefuehl07

TeslaModelS_p90d_autogefuehl08

TeslaModelS_p90d_autogefuehl09

Vorne zeigt das Tesla Model S p90D einen geschlossenen Kühlergrill, es wird schließlich vorne auch kein Verbrennungsmotor gekühlt. Zudem finden wir einige Ecken und Kanten, es ist kein Design aus einem Guss, sondern eines, das Detailblicke auf sich ziehen möchte. Kraftvoll stechen zwei Designlinien oberhalb der Scheinwerfer hervor. Im Seitenprofil zeigt das Fahrzeug ein spitz zulaufendes Coupé-Design und zeichnet sich damit vom Layout einer klassischen Luxuslimousine ab. Wie wir später zeigen werden, passt das auch zum Fahrverhalten. Nahtlos eingelassene Türgriffe dienen sowohl dem Design als auch der Aerodynamik. Wird der Schlüssel in ihre Nähe gebracht, fahren sie automatisch aus. Am Heck dominiert eine horizontale Chromspange, die das Fahrzeug in die Breite zieht. Die Lade-Vorrichtung ist übrigens clever links am Heck hinter einer Leuchte versteckt.

Interieur

Der Innenraum ist gekennzeichnet durch zwei Bildschirme. Einmal ist da der digitale Tachometer, auf dem wir Geschwindigkeit, Navi-Hinweise und Fahrdaten sehen. Zudem thront in der Mitte ein riesiger 17-Zoll-Touchscreen, der aufgrund seiner Leuchtintensität automatisch in Tag- oder Nachtmodus wechselt. Knöpfe gibt es nur zwei, direkt neben dem großen Screen, links für das Warnblinklicht, rechts für das Handschuhfach. Inklusive sind HD-Rückfahrkamera, Blueetooth und Sitzheizung. Einige Schalter und Knöpfe wurden von Mercedes zugekauft, haben also grundsätzlich hier auch eine gute Qualität. Beispiel dafür sind die Knöpfe für die Fensterheber oder die Hebel rund ums Lenkrad. Aber auch alles andere zeigt eine Top-Verarbeitungsqualität. Standard ist ein Textilbezug für die Sitze, optional gibt es chemisch behandelte Kuhhaut. Diese Sitze der „neuen Generation“ sind etwas anders geformt und tragen immer Leder, was angesichts der modern ausgerichteten Tesla-Kundschaft verwunderlich ist. Die Zierblenden gibt es in Klavierlack, Holz oder Carbon, den Dachhimmel in Alcantara beige oder schwarz.

Die Sitzposition fühlt sich nicht so an wie in einer klassischen Luxuslimousine, sondern ist eher sportlicher. Die Polsterung ist fest und man versinkt nicht in einem Sessel. Angenehm: Egal, wohin man blickt, das gesamte Cockpit ist mehr als aufgeräumt. Und als große Ausnahme ist es auch kein Nachteil, dass man die Klimaeinheit auch über den großen Bildschirm bedient. Denn dieses Feld bleibt immer gut erreichbar am unteren Ende des Bildschirms, egal was darüber angezeigt wird. Überhaupt ist die Infotainment-Einheit mehr als beeindruckend. Die vielen Einstellungsmöglichkeiten lenken natürlich während des Fahrens ab, deswegen sollte man sich einmal seine Favoriten anlegen, und dann muss man auch während der Fahrt nicht mehr viel einstellen. Ein Eingeben von Navigations-Adressen ist natürlich recht simpel, weil die Tasten aufgrund des Überangebots an Bildschirmplatz dementsprechend groß sein können. Weiteres Alleinstellungsmerkmal: Es gibt natürlich keinen Mitteltunnel, so bleibt zwischen den Sitzen ein großer Leer-Raum, den Frauen z.B. gerne zum Abstellen der Handtasche benutzen.

Im Fond bleibt durchaus Platz für zwei oder drei Erwachsene, allerdings nicht so reichlich wie in vergleichbar langen Limousinen. Das Tesla Model S offenbart hier im Grunde genommen den einzigen Nachteil. Doch Kofferraum gibt es mehr als reichlich, einmal im Heck, wo man entweder einen kombiartigen Laderaum hat, oder aber zwei Not-Kindersitze entgegen der Fahrtrichtung. Zudem gibt es einen weiteren Stauraum vorne unter der „Motorhaube“.

TeslaModelS_p90d_autogefuehl12

TeslaModelS_p90d_autogefuehl17

TeslaModelS_p90d_autogefuehl16

TeslaModelS_p90d_autogefuehl15

TeslaModelS_p90d_autogefuehl21

TeslaModelS_p90d_autogefuehl19

TeslaModelS_p90d_autogefuehl14

TeslaModelS_p90d_autogefuehl13

TeslaModelS_p90d_autogefuehl11

TeslaModelS_p90d_autogefuehl10

Motoren

Folgende Versionen werden derzeit angeboten:

70D – 525 Nm, 5,4 Sek. 0-100 km/h
85D – 660 Nm, 4,4 Sek. 0-100 km/h
p85D – (Allrad) 967 Nm, 3,3 Sek. 0-100 km/h
p90D – (Allrad) 967 Nm, 3,0 Sek. 0-100 km/h (mit ludicrous speed)

Reichweite ca. 500 km, aufsteigend.

Das Geheimnis dahinter: Die klassischen Hersteller sagen, sie verwenden nur „Automotive-Batterien“, die angeblich eine höhere Zuverlässigkeit und einen längeren Bestand haben. Tesla dagegen schaltet sozusagen große Laptop-Akkus zusammen. Die einen lästern darüber, die anderen finden das innovativ. Jedenfalls gibt Tesla 8 Jahre Garantie auf die Batterie.

Pro Stunde kann man zu Hause ungefähr 55 km aufladen, an vereinzelten Supercharger-Stromtankstellen von Tesla kann man in 20 Minuten zur Hälfte des Ladestands kommen und in 40 Minuten zu 80 Prozent.

Die geballte Power bringt das Tesla Model S entweder mit Heckantrieb (ein Elektromotor) auf die Straße oder bei den Allrad-Versionen über zwei Elektromotoren. Da es hier keine Verbindung von vorne zu hinten gibt, entsteht keine Reibung, beide Achsen werden separat angetrieben.

Das neue Tesla Model S p90D ludicrous speed schafft es in nur 3,0 Sekunden von 0 auf 100 km/h, mit insane speed sind es 3,3 Sekunden. Das reicht allemal.

Fahrverhalten

Diese unfassbare Beschleunigung fühlt sich im Tesla noch heftiger an, weil sie nicht gepaart mit einem brüllenden Motorsound daher kommt. Insofern kann sich der Körper noch schlechter darauf einstellen. Der Druck aufs Gaspedal wird direkt umgesetzt, das Gefühl ist wirklich unbeschreiblich. Das Tesla Model S saust nach vorne wie eine Rakete. So heftig, dass einem selbst als Fahrer übel werden kann. Die Power ist so überzogen und direkt, dass man für den Alltag in den Einstellungen sogar gerne auf die Option „Wahnsinn“ verzichtet und im normalen Sport-Modus fährt.

Die Lenkung ist direkt (und natürlich auch wieder auf drei Stufen einstellbar), das optionale Luftfahrwerk leistet beste Komfortdienste. Obwohl die Batterien viel Gewicht hinzufügen und das Tesla Model S keineswegs ein Leichtgewicht ist, fühlt sich der p90D federleicht an. Das liegt an der Verbindung von unfassbarer Beschleunigung, Lautlosigkeit, direkter Lenkung und hervorragenden Bremsen. Es gibt nichts Schöneres, als lautlos und gut isoliert durch die Stadt zu schweben. Wer nach einer Fahrt im Tesla Model S zurück auf einen Verbrenner wechselt, glaubt, eine Zeitreise ins vergangene Jahrhundert zu machen.

Wichtig: Im Gegensatz zum VW e-Golf und dem Kia Soul EV, bei denen man auch über die Bremse rekuperieren kann und beim e-Golf auch die Möglichkeit eines „Freilaufs“ hat, ohne dass man vom Gas geht und das Fahrzeug sofort stark verzögert, ist das Bremssystem im Tesla Model S wie beim Tesla Model X und auch beim BMW i3 separat zu sehen. Über die Bremse wird also nicht rekuperiert. Tesla setzt ganz auf das One-Pedal-Driving, das zum Elektroauto als Alleinstellungsmerkmal dazugehöre.

Zusätzlich testen wir den neuen Autopilot, der mit Lenkautomatik, Tempomat, Spurwechselautomatik und Einparkautomatik kommt. Während bei anderen Herstellern noch die Pilotphasen laufen oder sich die Systeme nach ein paar Sekunden automatisch abschalten, hat Tesla auch hier wieder Tatsachen geschaffen. Zunächst aktiviert man den adaptiven Tempomaten, dann zieht man den Hebel zweimal zu sich heran, wenn ein graues Lenkradsymbol in den Instrumenten angezeigt wurde. Und dann geht es los. Der Tesla fährt automatisch. Auf der Autobahn oder auf der Landstraße mit guten Markierungen ist das überhaupt gar kein Problem, da hält das Fahrzeug einfach die Spur. Sogar im Stadtverkehr funktioniert der Autopilot, was wirklich überrascht. Kritische Situationen sind nur noch diejenigen, wo zu viele Elemente auf einmal auftauchen. Zum Beispiel, wenn plötzlich doch noch Fußgänger über die Fahrbahn rennen. Oder wenn sich die Straße in Rechts- und Linksabbieger aufgabelt. Oder wenn rechts eine Autoschlange steht und links die Spur frei ist, welche Spur wählt der Tesla? Alles kann man dem Autopiloten noch nicht überlassen, _noch_ nicht. Wir sind dennoch mehr als beeindruckt. Allein schon bei dem Gefühl, das erste Mal eine Autobahnauffahrt mit 80 km/h zu fahren und keine Hand am Lenkrad zu haben. Und für langweilige Fahrten im Stau haben wir den Autopiloten schon sehr gerne wahrgenommen, auch wenn wir leidenschaftliche Autofahrer sind. Rechtlich ist es bei Tesla so, dass der Fahrer noch komplett verantwortlich ist, man muss also aufpassen. Bei Volvo dagegen will man für alle Autonomen Features künftig die Haftung als Hersteller übernehmen. Wenn das einer tut, müssen die anderen wohl über kurz oder lang nachziehen.

Abmessungen

Länge: 4,97 m
Breite: 1,96 m
Höhe: 1,43 m
Radstand: 2,95 m
Leergewicht: 2.108 kg

Fazit: Das Tesla Model S p90D ist die neueste Krönung der Baureihe und fährt der Konkurrenz davon. Es ist verwunderlich, dass selbst in Märkten ohne Elektro-Subvention Tesla nicht schon längst einen höheren Marktanteil in der Luxusklasse hat. Das wird kommen. Tesla ist den etablierten Playern um Jahre voraus, auch wenn diese das nicht wahrhaben möchten und darauf verweisen, dass Tesla ja unausgereifte Technologien verbaut. Tesla dagegen sagt „Ätsch“ und schafft einfach Tatsachen. Tatsachen, die funktionieren, mehr als hochwertig sind und Spaß machen. Wo das Autofahren sich hinbewegt? Eine Probefahrt mit dem aktuellen Tesla Model S machen, dann weiß man es.

Autogefühl: *****

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak