Dynamik, Agilität und Sportlichkeit in SUV-Form verspricht der BMW X4 M40i, die neue Top-Sportvariante für das SUV-Coupé X4. Funktioniert das? Und für wen ist das was, für sportliche SUV-Freunde oder für Limousinen-Liebhaber, die mehr Komfort suchen? Das finden wir in unserem Fahrbericht heraus. Von Thomas Majchrzak
Der BMW X4 ist nicht gerade ein Schnäppchen auf dem SUV-Markt. In der kleinsten Motorisierung kostet das Fahrzeug schon mindestens 48.500 Euro und mit dem stärksten Motor M40i gar 65.400 Euro. Der X4 ist also nicht wie der fast baugleiche X3 in Basisvarianten erhältlich, sondern nur direkt mit höheren Einstiegsmotorisierungen.
Ein aggressiver, mit Chrom verzierter Kühlergrill und streng wirkende Frontleuchten (optional mit LED erhältlich, wie auch hier zu sehen) schmücken die Front des SUVs. Schaut man sich den Boliden von der Seite an, so fällt hier am stärksten die Coupé-Form auf, der Hauptunterschied zum klassischen SUV X3. Serienmäßig befinden sich schon 18-Zoll-Felgen am Fahrzeug, der BMW X4 M40i kommt mit 19 Zoll, optional geht es hoch bis 20 Zoll, wie auch hier die gezeigten M-Felgen. Auch das Heck wirkt ziemlich sportlich, nicht nur durch die Rückleuchten, die aus sowohl runden, als auch eckigen Elementen bestehen. Diese sind auch mit Voll-LED erhältlich.
Das Top-Modell M40i unterscheidet sich insofern, dass es durch das M-Aerodynamik-Paket ein ganzes Stückchen sportlicher und dynamischer ausschaut. Zu den breiteren Schwellern vorne, seitlich und hinten gesellen sich die erwähnten 19-Zoll-M-Felgen und die in Ferric Grey lackierten Spangen in den Lufteinlässen. Dazu kommt, dass auch die Außenspiegelklappen in diesem Grauton gehalten sind. Das Heck zeichnet sich durch die Verzierung der beidseitigen Endrohre durch schwarzes Chrom aus.
Die verwandte Form zum BMW X6 lässt das ein oder andere Mal zweifeln, welches Modell man denn jetzt vor sich hat. Letztlich erkennt man den X4 daran, dass er eben doch ein Stück kürzer ist.
Interieur
Betritt man den Innenraum, so wirkt dieser durchaus klar strukturiert und aufgeräumt. Das Interieur ist für X3 und X4 identisch und zeichnet sich durch eine klassische horizontale BMW-Cockpit-Ausrichtung aus. Es kommen noch vergleichsweise viele Knöpfe zum Einsatz. Etwas deplatziert wirkt der 8,8-Zoll große LCD-Bildschirm, der über einen Knopf in der Mittelkonsole gesteuert wird, was vor allem beim Eingeben von Straßennamen langwierig sein kann. Die Materialqualität ist durchweg sehr gut, es wird z.B. am Armaturenbrett durchgehend ein strukturierter und leicht einzudrückender Kunststoff verwendet.
Im BMW X4 M40i wird man von einem Schriftzug bei den Einstiegsleisten begrüßt. Ebenso ist das M-Lenkrad mit an Bord, welches ergonomisch geformt ist und somit dem Fahrer die komplette Kontrolle überlässt. Des Weiteren sorgen die seitlich aufpumpbaren Sportsitze im M40i für einen besseren Halt in schnellen Kurven. Serienmäßig gibt es für den BMW X4 eine Stoffpolsterung für die Sitze, mit der man gut fährt. Bei der Ausstattungslinie Advantage wird dies beibehalten, in den höheren Varianten xLine M Sport und M40i weisen die Sitze immerhin noch eine Stoff-Leder-Kombination auf. Schade, dass man hier für die Außenteile dann kein Kunstleder verwendet. Unser Testwagen ist mit der optionalen Voll-Tierhaut-Ausstattung versehen.
Grundsätzlich ist der Sitzkomfort ausgezeichnet, und es bleibt auf allen vier Plätzen – trotz der abfallenden Dachlinie – genügend Kopffreiheit für 1,90 Körpergröße und mehr. Auch die Kniefreiheit im Fond ist bei großen Menschen gegeben. Im Fond muss man also trotz Coupéform keine Abstriche machen. Auffällig ist, dass man hinten eher niedrig sitzt.
Der Laderaum ist in der Breite etwas eingeschränkt, das können andere SUVs besser. Die Sitze lassen sich dafür komfortabel vom Laderaum aus umklappen und machen dann den Weg frei für eine ebene Ladefläche. Nachteil der Coupéform: Der hintere Abschnitt des Kofferraums ist dann in der Höhe beschränkt, schlecht zum Beispiel für einen Fahrradlenker, wenn man ein Fahrrad in den Laderaum legt. Die elektrische Heckklappe lässt sich optional mittels eines Fußsensors öffnen.
Viele Komfortfeatures wie Park-Distance-Control, 2-Zonen-Klimaautomatik und Tempomat sind bereits mit an Bord. Gegen Aufpreis sind neben den gewohnten Extras wie einem Navi auch Wireless Charging, also kabelloses Aufladen von einem Smartphone und ein W-LAN-Hotspot erhältlich.
Was in keinem hochwertigen Auto fehlen darf, ist natürlich eine gute Musikanlage und so ist gegen Aufpreis das Harman Kardon Soundsystem verfügbar, mit dem man die Musik via AUX, USB, Bluetooth, Apple Car Play oder Mirrorlink genießen kann.
Für den BMW X4 ist ebenso ein Head-Up-Display erhältlich, welches schon bereits in anderen BMW-Modellen einen soliden Job geleistet hat, da dieses direkt in die Scheibe projiziert wird und nicht wie bei günstigeren Varianten auf eine Plastikscheibe. Die Anzeige ist klar und deutlich und man kann den Blick immer geradeaus belassen und muss nicht etwas runter auf die Instrumente schauen.
Motoren
Für den BMW X4 stehen generell folgende Benziner zur Verfügung:
xDrive20i (ab 48.500 Euro)
2,0 l mit 184 PS (135 kW)
7,3 l/100 km (offizielle Angabe)
xDrive28i (ab 54.300 Euro)
2,0 l mit 245 PS (180 kW)
7,4 l/100 km
xDrive35i (ab 59.700 Euro)
3,0 l mit 306 PS (225 kW)
8,3 l/100 km
M40i (ab 65.400 Euro)
3,0 l mit 360 PS (265 kW)
8,6 l/100 km
4,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h
All diese Motoren außer der xDrive20i kommen mit dem Sport-Automatikgetriebe Steptronic mit Schaltwippen. Ein manuelles Getriebe sucht man vergebens.
Für Dieselfreunde stehen folgende Motorisierungen zur Verfügung:
xDrive20d (ab 48.200 Euro)
2,0 l mit 190 PS (140 kW)
5,5 l/100 km
Manuelles Getriebe oder Automatikgetriebe mit Schaltwippen (ab 50.500 Euro)
xDrive30d (ab 57.700 Euro)
3,0 l mit 258 PS (190 kW)
6,1 l/100km
Sport-Automatikgetriebe
xDrive35d (ab 61.800 Euro)
3,0 l mit 313 PS (230 kW)
6,0 l/100 km
Sport-Automatikgetriebe
Die Verbrauchswerte sind Herstellerangaben und können natürlich je nach Fahrweise und Witterungsbedingungen variieren.
Fahrverhalten
Wir fahren die Top-Sportvariante BMW X4 M40i. Der 3.0 Liter Turbo-Benziner mit mächtigen 360 PS übrzeugt durch eine überragende Laufruhe bei niedrigen Drehzahlen und hängt natürlich auch ordentlich am Gas. Der Sound ist dabei kräftiger als bei so ziemlich allen anderen SUVs. Schon beim Startup brüllt es einmal hinten heraus, da muss sich der X4 M40i vor keinem Porsche Macan verstecken. Die 2 Tonnen Gewicht und die Performane fordern allerdings auch ihren Tribut, mit 10 l / 100 km Verbrauch muss man locker rechnen. Immerhin liegt das nicht weit über dem angegebenen Verbrauch. Und man muss auch zu bedenken geben, dass solche Verbräuche auch bei 2 Liter Turbobenzinern entstehen.
Der Allradantrieb BMW xDrive verteilt die Kräfte an Hinter- und Vorderachse, wobei BMW-typisch eher die Hinterachse bevorzugt wird. In 4,9 Sekunden geht es von 0 auf 100 km/h, ein richtiges Racing-SUV. Agiles und direktes Fahren ohne großen Lenkaufwand ist im Rahmen der Servotronic möglich. Man sollte dazu nicht den Aspekt vergessen, dass im Rahmen dieses Systems ebenso das Einparken, Abbiegen und Rangieren des Fahrzeuges vereinfacht wird. Und beim dynamischen Fahren muss man die Hände nur selten vom Lenkrad nehmen, da die Lenkwege verkürzt werden. Zusammen mit dem sportlichen M-Lenkrad ergibt sich ein überaus sportliches Fahrgefühl, der BMW X4 M40i zählt somit zu den agilsten SUVs. Dazu trägt auch das hervorragende Fahrwerk bei, das kaum Seitenneigung aufkommen lässt. Interessanterweise spürt man gerade bei BMW-Fahrwerken immer, dass jedes einzelne Rad sich an die Fahrbahnbegebenheiten anpasst. Beim BMW X4 M40i ist dies besonders ausgeprägt, weil die Sportversion mit der EDC (elektronische Dämpfer Control) kommt.
Der Fahrer kann generell zwischen den folgenden Fahrmodi wählen: Sport, Sport+, Eco und Komfort. Dies ändert die Gaspedal-Kennlinie und der Schaltprozess, in den Sportmodi wird z.B. später hochgeschaltet und früher runtergeschaltet. Zudem brüllt der Auspuff ab dem Sport-Modus deutlich kräftiger.
Die serienmäßige PDC (Park Distance Control), die akustisch vor einem Zusammenstoß beim Einparken warnt, kann durch eine Rückfahrkamera erweitert werden. Höchste Ausbaustufe ist dann der Surround View erweitert, also ein gefälschter Drohnenblick von oben, da so der Fahrer einen Rundumblick vom Fahrzeug auf den Bildschirm projiziert bekommt und damit das Manövrieren in engen Gassen oder Parkhäusern vereinfacht wird. Fahrhilfen wie die Spurverlassens-Warnung oder Selective Beam sind ebenso optional verfügbar. Selective Beam ist dabei ein Fernlichtassistent von BMW, bei dem die Sichtweite der Scheinwerfer erhöht wird und andere Autofahrer trotzdem nicht geblendet werden sollen.
Abmessungen
Länge: 4.67 m
Breite: 2,09 m
Höhe: 1,62 m
Radstand: 2,81 m
Leergewicht: 1.920 kg
Fazit: Der BMW X4 M40i zählt in puncto Performance und Agilität zu den sportlichsten SUVs und kann Porsche Macan und Mercedes GLC 43 AMG das Wasser reichen. Überragendes Highlight ist das adaptive Fahrwerk, das keinen Komfort missen lässt, aber die Seitenneigung für das SUV fast komplett verhindert. Somit fühlt sich der X4 M40i eher so an wie eine höher gelegte M-Sportlimousine und dürfte daher auch Kunden aus diesem Kreis ansprechen, die in Form und Agilität eigentlich im Limousinen-Segment unterwegs sind, aber doch die höhere Sitzposition und den Mehr-Komfort schätzen gelernt haben. Die Exterieur-Gestaltung polarisiert, keine Frage. Hier entscheidet man sich schnell zu love oder hate. Im Interieur gibt sich der X4 grundsätzlich klassisch, aber nicht überholt. Die Verarbeitungsqualität hat im späten Bauzyklus noch mal deutlich zugelegt, und im X4 M40i finden wir attraktive sportliche Features. Wünschenswert wäre noch die Serien-Sitzausstattung in Stoff/Kunstleder. Im Vergleich zum X3 verliert der X4 natürlich an Praxis-Nutzwert im Kofferraum, das muss einem klar sein. Ferner muss BMW in der nächsten Generation an Gewicht abspecken, für einen Kompakt-SUV sind X3/X4 ein wenig schwer, aber BMW hat schließlich mit den BMWi-Modellen und dem neuen 7er gezeigt, dass das Know-How im Unternehmen mit dem intensiven Einsatz von Kohlefaser vorliegt.
Autogefühl: *****
Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak