Audi Q5 Test 2.0 TFSI 3.0 TDI

Acht Jahre hielt die erste Generation des Audi Q5 durch, jetzt soll die zweite Generation den Erfolg des Kompakt-SUVs weiterführen. Dazu ist er nun geringfügig größer, aber leichter und soll sich entsprechend agiler fahren. Wir wollten herausfinden, ob dies wirklich der Fall ist und was sich sonst noch an dem Fahrzeug verändert hat. Ein exklusiver Test on- und offroad des neuen Audi Q5. Von Thomas Majchrzak

Die Erwartungen an die zweite Generation des Audi Q5 sind hoch, schließlich zählt sein Vorgänger zu einem der Leistungsträger der Ingolstädter. Seit 2008 hat Audi weltweit über 1,6 Millionen Q5 verkauft. In Deutschland liegt der Absatz bei gut 20.000 Fahrzeugen pro Jahr. Zwar ist das weniger als beim Q3 hinterher, aber dieser ist nicht nur kleiner, sondern auch günstiger. Das größere SUV ist dagegen der Q7, somit reiht sich der Q5 traditionell zwischen den beiden anderen Audi Modellen ein.

Wenn man schon von der Historie spricht, so erhielt der Q5 vier Jahre nach Verkaufsstart in 2012 ein Facelift, bei dem leichte Optikveränderungen an Scheinwerfern und Kühlergrill vorgenommen und ebenfalls die Motoren sparsamer programmiert wurden. Ein Facelift stellt häufig die Halbzeit eines Produktlebenszyklus dar, deshalb war damit zu rechnen, dass 2016 der neue Q5 vorgestellt wird. So war es dieses Jahr auf dem Pariser Autosalon.

Los geht es für den neuen Audi Q5 zunächst bei 45.100 Euro in Kombination mit einem 2.0 TDI Motor mit 163 PS. Später folgt eine Einstiegs-Diesel-Variante mit Frontantrieb und manueller Schaltung für gut 37.500 Euro, die vorwiegend für europäische Länder mit starker Luxus-Steuer gedacht ist, etwa Dänemark oder die Niederlande. Der neue Q5 wird nicht mehr in Ingolstadt gefertigt, sondern in der neuen Produktionsstätte im mexikanischen Bundesstaat Puebla. Dafür hat Audi 1 Milliarde Euro investiert. Künftig sollen dort 150.000 Fahrzeuge pro Jahr vom Band laufen und 4.200 Arbeiter beschäftigt werden. Wer nun errechnet hat, dass dabei noch ca. 50.000 Fahrzeuge Produktionskapazität pro Jahr fehlen: In China und Indien wird der Q5 auch noch für die lokalen Märkte produziert. Grund für die Standortwahl in Mexiko: Das Land gewährt Audi günstige steuerliche Konditionen, liegt direkt am Hauptmarkt USA und hat zahlreiche Handelsabkommen für einen günstigen Im- und Export. Und der wichtigste Grund: Die Arbeitsstunde für einen Automobil-Arbeiter kostet Audi hier nur 8 Dollar, in Deutschland dagegen 60 Dollar. Mit diesen Ersparnissen sollte sich solch ein Werk innerhalb von gut zwei Jahren amortisieren. Die einzige Frage bleibt natürlich: Kann man die Kosteneinsparungen nicht auch mal an die Kunden weitergeben?




Exterieur

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Der neue Audi Q5 distanziert sich optisch nur geringfügig von seinem Vorgänger. Die kantigen Frontleuchten und der wabenförmige Kühlergrill ergeben zusammen ein sportliches und hochwertiges Design, eine Art kleiner Q7. Optional können die Leuchten entweder mit LED oder der neuen Matrix-LED-Technik ausgestattet werden. Wenn man über die Sportlichkeit unter der Außenhülle spricht, so hat sich das Gewicht um 90 kg reduziert. In der Tat ist unter der Haut alles neu aufgebaut.

Mit seinen 4,66 Meter Länge ist die zweite Generation 2 cm länger und nahezu an der Grenze der Kompakt-SUVs, diese wird derzeit mit dem 4,70 Meter langen Skoda Kodiaq gezogen. Seitlich verläuft eine Designlinie von den Frontleuchten bis zum Heck oberhalb der Türgriffe. Vor allem das Spiel mit Licht und Schatten an den prägnanten Designkanten wertet den „Mexikaner” auf. Vorne und hinten sind über den Radkästen leichte Bögen zu entdecken, das soll den Allradantrieb betonen, ist aber etwas unstimmig geraten. 17 Zoll beträgt die Größe der serienmäßigen Felgen, im design und sport sind dies 18 Zöller, beim Audi design und der S Line gar 19 Zoll. Die hier gezeigten Felgen am Fahrzeug in Navarra-Blau mit S Line sind 20-Zöller. Maximal können 21 Zoll Felgen bestellt werden.

Am Heck fallen einem sofort die 3D-förmigen Rückleuchten auf, welche wie auch die Frontleuchten mit dynamischem Blinklicht ausgestattet werden können. Ansonsten ist der Grundaufbau konservativ-elegant, Audi spielt nicht sehr mit dem Design. Dem Kunden scheint es zu gefallen, bislang ist das Interesse am Fahrzeug riesig.

Interieur

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Unabhängig ob es sich um einen Q3, Q5 oder den neuen Q7 handelt, Audi zeigt das Non-Plus-Ultra, was die Verarbeitung und Qualität des Innenraumes betrifft. Alle Knöpfe sind sehr fein veredelt, was man sonst aus Bentleys oder Rolls-Royce kennt. Nichts rappelt oder klappert und dazu ist der Klang der einzelnen Knöpfe immer wieder ein Genuss für sich. Einziger Kritik Punkt ist, dass man in den höheren Ausstattungen serienmäßig Echtledersitze erhält, daher empfehlen wir eher die Einstiegsversionen mit Stoffsitzen oder zumindest Alcantara-Kombinationen. Zudem erweisen sich die getesteten S-Sportsitze mit der lediglich optisch attraktiven Steppung als relativ hart und nicht langstreckentauglich.

Gegen Aufpreis kann man ein beheizbares Lenkrad ordern und auch eine Ambiente-Beleuchtung ist optional erhältlich. Geht es um Platz, so hinterlässt der neue Q5 einen soliden Eindruck: Man kann problemlos bis zu einer Größe von 1,92 Metern überall im Wagen problemlos sitzen, darüber hinaus wird es dann schon kritischer, vor allem bei der Wahl des optionalen Panoramadaches. Insgesamt ein gutes Platzangebot.

Genug Platz ist auch im Kofferraum. Generell fast dieser 550 Liter, klappt man die Rückbank per Hebel um, so verdreifacht sich beinahe der Wert auf 1.510 Liter. Optional gibt es eine Luft-Dämpferregelung, mit der man die Ladekanten-Höhe reduzieren kann, um z. B. sein Gepäck leichter einladen zu können. Die Sitze kann man vom Laderaum aus umklappen, allerdings fallen sie nicht komplett um. Vom Fond aus muss man die Sitze dann arretieren.

Ein echtes Highlight ist das optionale Virtual Cockpit in 12,3 Zoll, welches eine exzellente Auflösung besitzt. Dazu kann man die Ansichten wechseln, etwa ob die Instrumente oder die Navigationskarte größer sein soll. Das optionale Head-Up-Display bietet einen Sicherheitsvorteil, da dieses in die Windschutzscheibe projiziert wird und man den Blick nicht senken muss. Während die beiden normalen Displays eine tolle Auflösung aufweisen, erscheint das HUD etwas unscharf, das können Mercedes und BMW besser. Dafür kann man die Höhe des Head-up-Displays im Audi leicht mit einem separaten Knopf links vom Lenkrad verstellen.

Für das maximal 8,3 Zoll große Infotainentsystem kann man das MMI-Touchpad und auch das MMI Navigationsgerät bestellen, welches wie schon beim neuen Audi Q7 mit einem “Persönlichen Routenassistenten” kommt. Dieses System merkt sich die gefahrenen Strecken, um Fahrgewohnheiten zu erkennen, wie z. B. von Zuhause zur Arbeit und umgekehrt. Sobald der Computer Verbesserungen auf einer Alltagsstrecke erkennt, so schlägt es dem Fahrer eine optimalere Navigationsroute zum Zielort vor. Wenn dieser diesen Weg wählen möchte, so muss er nur die Auswahl im Infotainmentsystem bestätigen. Das Audi smartphone interface ermöglicht eine Handy-Spiegelung mit Apple CarPlay und Android Auto. Neu im Q5 ist auch die WLAN-Schnittstelle, die man optional bestellen kann.

Wie bei mittlerweile vielen Fahrzeugen im VW-Konzern ist serienmäßig ein City-Notbremsassistent mit an Bord. Optional kann man folgendes bestellen:

– Querverkehrsassistent
– Ausstiegswarnung
– Ausweichassistent
– Abbiegeassistent
– Parkassistent
– Verkehrszeichenerkennung
– Bergabfahrassistent
– ACC mit Stauassistenten

Damit bietet Audi ein breites Spektrum an, jedoch sind die meisten Features optional. Insgesamt machen die Assistenzsysteme einen sehr ausgereiften Eindruck.

Motoren

Der Audi Q5 ist sowohl als Benziner, als auch in einer Diesel-Variante erhältlich. Fürs Erste schaut die Motorisierungspalette wie folgt aus:

2.0 TFSI
252 PS
6,8 l/100 km (Konzernangabe)

Später kommen noch Einstiegs-Benziner hinzu, etwa der mit 190 PS.

Diesel sind in unterschiedlichen Leistungseinheiten verfügbar:

2.0 TDI
150, 163 oder 190 PS

3.0 TDI
286 PS oder später mit 218 PS (ultra)

Der Allradantrieb zählt zur Serienausstattung bei allen Dieseln, außer bei der Version mit 150 PS. Nichtsdestotrotz kann dieser gegen Aufpreis bestellt werden. Das Audi drive select, wodurch der Fahrer zwischen mehreren Fahrmodi wählen kann, ist bereits in der Basisversion mit an Bord. Der Q5 bietet auch einen Allroad-Modus, bei dem die Allrad-Verteilung für schlechte Wege optimiert wird. Hat man die Luftfederung gewählt, hebt sich der Q5 dabei auch ein wenig an. Zusätzlich gibt es dann die Option Offroad/Lift, mit der man bei langsamer Fahrt das Fahrwerk noch ein Stück weiter anheben kann.

Wählt man ein Automatikgetriebe, so ist dieses in der Regel ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (s-tronic), Ausnahme ist der 3.0 Liter Diesel mit 8-Gang-Wandler-Automatik (tiptronic) und später ein SQ5 Benziner mit V6, der wohl nur in den USA angeboten wird. Europa erhält wieder einen SQ5 Diesel.

Fahrverhalten

Der neue Audi Q5 fühlt sich an wie ein Full-Size-SUV, viel fehlt von der Länge ja auch nicht mehr. Gepaart mit der Gewichtsreduktion von 90 kg, dem optimierten Fahrwerk, der überragenden Geräuschisolierung und der direkten Lenkung lässt sich der Q5 aber auch schon in den gewöhnlichen Versionen angenehm sportlich fahren. Auch mit dem getesteten Luftfahrwerk entsteht keine allzu starke Seitenneigung.

Wir testen den 3.0 Diesel mit 286 PS und den 2.0 TFSI mit 252 PS. Der Diesel stellt mit dem Drehmoment von 620 Nm eine echte Gewalt dar und lässt sich auf Autobahnen extrem ruhig und souverän fahren. Jedes Überholmanöver kommt dann sozusagen von alleine und unbeeindruckt. Der Diesel ist so gut vom Innenraum isoliert, das man ihn nur unmerklich hört. Verbrauch vorwiegend auf Highways: 8 l / 100 km.

Der 2.0 TFSI hat zwar weniger Drehmoment, zeigt sich aber als Benziner etwas spritziger. Nur bei höheren Geschwindigkeiten zeigt der Diesel deutlich mehr Dampf. Dafür ist der Benziner im Stadtverkehr noch ruhiger und sportlicher zu fahren. Testverbrauch: 10 l / 100 km.

Offroad spielt der neue Q5 die Vorteile der Luftfederung aus. Zunächst muss man sich weniger Gedanken um die Bodenfreiheit machen, weil man im Offroad-Modus mehr Spielraum hat. Der Allradantrieb regelt dann alles von selbst, man muss sich eigentlich um kaum mehr etwas kümmern. Interessant sind die unterschiedlichen Allrad-Konzepte. So kommt im Benziner das quattro ultra Konzept zum Einsatz, das ähnlich wie bei einer Haldex-Kupplung im Kompakt-Segment vorwiegend auf Frontantrieb eingestellt ist und bei Bedarf mehr Kraft nach hinten schickt. Der 3.0 TDI z.B. hat noch das ältere quattro System an Bord, das einen permanenten Allradantrieb darstellt. Eine Philosophie-Frage, das neue Konzept soll Sprit sparen, das alte ist wohl etwas für Offroad-Fans, zumindest vom Gefühl her. Effektiv kann man im Gelände dann kaum Unterschiede feststellen, weil die Kraft immer dorthin geleitet wird, wo sie benötigt wird. Mit dem Q5 kann man richtig Spaß im Gelände haben.

Abmessungen

Länge: 4,66 m
Breite: 1,89 m
Höhe: 1,66 m
Radstand: 2,82 m

Fazit: Der neue Audi Q5 zeigt sich als eher konservativer, aber dafür umso edlerer SUV. Die prägnanten Designkanten verleihen dem Q5 in der Detailansicht mehr Dramatik, als man zunächst sieht. Im Innenraum ist die Verarbeitung perfekt und das Platzangebot so ausreichend, dass eigentlich kaum jemand ein größeres Premium-SUV benötigt. Einzige Mankos: Fehlende Tierhaut-Alternativen in den höheren Ausstattungsvarianten und eine nicht sensitiv genug eingestellte automatische Heckklappe (Kindersicherheit). Im Fahrverhalten präsentiert sich der neue Audi Q5 zusammen mit dem Mercedes GLC als komfortabelster seiner Klasse, legt allerdings gleichzeitig eine erstaunliche Fahrdynamik an den Tag, die man sonst nur bei Sportversionen findet. Mit der neuen Luftfederung kommen Komfort- oder Offroad-Fans zudem auf ihre Kosten. In vielen Belangen ist der Q5 nun Segment-Führer.

Autogefühl: ****

Text & Fotos: Autogefühl, Thomas Majchrzak

Und so sehen unsere Kollegen den Audi Q5:
https://1300ccm.de/auto-test/audi-q5-2017-vorsprung-durch-premium.html

Audi Q5: Ein toller SUV dank vieler, teurer Extras

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