Land Rover bringt dieses Frühjahr seinen Discovery 5 auf den Markt. Was sich zum Vorgänger verändert hat und vor allem wie sich die neue Generation fährt, zeigen wir in unserem Fahrbericht. Der Land Rover Discovery 5 im Test onroad und offroad. Von Michel Weigel
Die Baureihe “Discovery” existiert seit über 27 Jahren und hat sich über die Zeit mehr als 1,2 Millionen Mal verkauft. Den Land Rover Discovery 5 gibt es in den Ausstattungslinien S, SE, HSE und HSE Luxury. Die Preisspanne geht von 50.500 Euro bis 73.700 Euro in der Top-Ausstattung, dem HSE Luxury. Zur Markteinführung gibt es noch ein Sondermodell namens “First Edition”, das weltweit auf 2.400 Einheiten limitiert ist.
Gleich zu Beginn sollte man erwähnen, dass der neue Discovery mit 2.099 Kilogramm Leergewicht deutlich leichter geworden ist. Wählt man den stärksten Diesel, den Td6, so steigert sich das Gewicht auf 2.223 Kilogramm, aber man ist noch weit von der vierten Generation entfernt. Diese wog rund 2.570 Kilogramm. Der Grund hierfür ist, dass Land Rover nun auf eine selbsttragende Karosserie aus Aluminium setzt statt einer Leiterrahmenkonstruktion. Eine selbstragende Karosserie bedeutet, dass das Fahrgestell und der Aufbau zusammengefasst werden. Wie sich dies beim Fahren bemerkbar macht, erläutern wir später, denn zunächst liegt der Fokus auf dem Design.
Exterieur
Allgemein kann man sagen, dass sich der neue Discovery 5 von einem durchgehenden kantigen Stil verabschiedetet hat und nun vielerorts runde Elemente untergebracht hat. Am besten erkennt man dies an den Frontleuchten. Während sie beim Discovery 4 noch sehr einem Kasten ähnelten, sind diese in der fünften Generation deutlich runder und dazu ein wenig schmaler. Nichtsdestotrotz wurde die Kühlergrill-Struktur übernommen. Denn typisch für Land Rover ist der recht aufrecht gehaltene Kühlergrill, welcher auch hier zum Einsatz kommt. Dazu zählt auch die „Stufe“ im Dach. Was außen erst einmal ungewöhnlich ausschaut, soll für mehr Kopffreiheit in der dritten Sitzreihe sorgen. Die Bodenfreiheit beträgt 28,3 cm, was zum Vorgänger einem Plus von 4,3 cm entspricht. Die Wattiefe wuchs um 20 cm auf 90 cm. Optional gibt es LED-Leuchten.
Der Discovery 5 misst eine Länge von 4,97 Metern. Im Seitenprofil kann man gut die bereits angesprochene Dachstufe erkennen. Dazu verläuft eine Designlinie auf Höhe der Türgriffe. Dem eher runden Design folgt auch das Fenster für die Passagiere in der dritten Sitzreihe. Dieses ist nun nicht mehr rechteckig, sondern durch eine geschwungene Säule abgetrennt. Insgesamt wirkt das Seitenprofil harmonischer. Standard sind 19 Zoll Felgen, gegen Aufpreis erhält man maximal 22 Zoll. Wenn man einen Makel sucht, so kann man den eher unschönen Übergang vom Dach zum kleinen Spoiler nennen, das wirkt nicht wie aus einem Guss.
Interieur
Einen besonderen Fokus hat Land Rover auf das Interieur gelegt. Dabei kann man optional den neuen Discovery 5 auch weiterhin als 7-Sitzer beziehen. Wir hatten den 5-Sitzer bei uns im Test. Des Weiteren verfügen alle hinteren Sitze über Isofix-Befestigungen, beim 7-Sitzer wären es dann insgesamt sogar 5 Isofix-Plätze. Neu ist das so genannte Intelligent Seat Fold, welches die Sitze in der zweiten und optionalen dritten Reihe per Knopfdruck, über das Infotainmentsystem oder via App einrichten lässt. Dazu zählt auch, dass man diese umklappen kann. Das Umklapp-Verhältnis in der zweiten Reihe beträgt 40:20:40. Ebenfalls kann man die zweite Sitzreihe in einem 1/3-2/3-Split verschieben. Sitzkühlung und -Heizung sind ebenfalls erhältlich, wie auch eine Massagefunktion für Personen in der ersten Reihe. Außerdem gibt es optional Auto Access Height, welche das Fahrzeug um 4 cm senkt, damit der Einstieg leichter fällt. Besonders ältere Menschen können hiervon profitieren.
Das Lenkrad ist ein wenig verspielter als man es gewohnt ist. Dabei ist der mittlere Teil in der jeweiligen Interieur-Farbe gehalten. Links und rechts davon befinden sich Multifunktionsknöpfe, die im Gesamtbild ein wenig an die JoyCons der kürzlich erschienenen Nintendo Switch erinnert. Das Cockpit ist grundsätzlich übersichtlich und hat weniger Knöpfe als der Vorgänger. Die verwendeten Materialien wurden gut verarbeitet, doch an einigen Stellen gibt es ein wenig Luft nach oben, doch dazu später mehr. Optional kann man seinen Discovery mit Holzverzierungen schmücken lassen. Gegen Aufpreis gibt es dann noch Echtledersitze. Diese bieten einen angenehmen Komfort und optimalen Halt auch auf dem Gelände, doch die Frage, die wir uns stellen, ist warum man Echtleder verwenden musste. Der ein oder andere mag nun behaupten, dass die Sitze damit einfacher zu reinigen seien, doch z. B. Tesla macht es vor, dass Kunstledersitze genauso gut sind. Dazu hätten wir uns gewünscht, dass die Premium-Stoffsitze aus dem neuen Ranger Rover Velar auch optional beim Discovery 5 erhältlich wären.
Die Oberfläche des 10,2 Zoll großen Infotainmentsystems kennen wir z.B. aus dem Jaguar F-Pace. Es ist schön gestaltet und arbeitet recht schnell. Die Menüführung ist weniger intuitiv als bei der Konkurrenz. Darüber hinaus könnte das Navi ein wenig schneller die Abbiegemanöver voraussagen. Die Verbindung mit dem Smartphone gelingt problemlos via USB oder Bluetooth. Apple CarPlay und Android Auto sind nicht erhältlich – das ist nicht allzu problematisch, denn in den häufigsten Fällen reicht eine Bluetooth-Verbindung völlig aus. Gegen Aufpreis gibt es einen 3G-Internet-Hotspot.
Der mit dem Jaguar F-Pace eingeführte Activity Key gibt es auch für den Discovery 5. Es handelt sich dabei um ein Armband, welches die Möglichkeit bietet, den Hauptschlüssel im Fahrzeug zu lassen, damit man ihn beim Klettern oder Surfen nicht verliert. Der Activity Key übernimmt dann vorübergehend die Funktion des Hauptschlüssels. Nähert man sich dann wiederum der Heckklappe, so entsperrt sich der Discovery 5 und der Fahrzeugschlüssel wird wieder aktiviert. Ein nettes Gimmick auf alle Fälle, aber man sollte sich fragen, ob diese Option tatsächlich für den eigenen Lifestyle einen Mehrwert besitzt.
Mit Blick auf Stauräume bietet die fünfte Generation des Discovery eine Menge Platz. In den Türinneren können problemlos große Flaschen platziert werden. Das Handschuhfach bietet ebenso ausreichenden Stauraum, genauso wie ein weiteres Fach in der Mittelkonsole. Der Kofferraum fasst maximal 2.500 Liter und bei fünf aufgestellten Sitzen 1.231 Liter. Neu ist, dass es eine innere elektrische Heckklappe gibt. Diese lässt sich ausfahren, wodurch sie einen Überhang von 28,5 cm hervorbringt. Das maximale Tragegewicht beträgt 300 Kilogramm.
So gut das Fahrzeug auf den ersten Blick scheint, desto mehr sollte der britische Autohersteller an Details arbeiten. Hierzu kann man z.B. die Knöpfe für die Sitzeinstellungen nennen, weil sie nicht ganz fest arretiert sind und sich ein wenig bewegen lassen. Auch bei den Übergängen wäre ein Blick auf Audi, Mercedes & Co. sinnvoll, denn z.B. im Staufach unterhalb der Klimaeinstellung findet man scharfe Kanten vor. In einem 50.000 Euro Auto kann man eine einwandfreie Verarbeitung jedenfalls erwarten. Positiv ist, dass die Heckklappe sehr sensibel eingestellt ist: Dies bedeutet, wenn eine Person sich unterhalb der Klappe befindet und diese herunterfährt, erkennt der Sensor sehr schnell die Person. Darauf erfolgt ein Hupen und die Heckklappe fährt wieder hoch – ausgezeichnet!
Motoren
Diesel
Td4: 2.0 l, 4-Zylinder, 180 PS, 6.0 l/100 km
Sd4: 2.0 l, 4-Zylinder, 240 PS, 6.3 l/100 km
Td6: 3.0 l, 6-Zylinder, 258 PS, 7.2 l/100 km
Benziner
Si6: 3.0 l, 6-Zylinder, 340 PS, 10.9 l/100 km
Die Verbrauchsangaben sind Herstellerangaben, die auf dem 5-Sitzer basieren. In der 7-Sitzer-Version erhöht sich der Verbrauch. Generell können immer zwei bis vier Liter auf die Herstellerangaben addiert werden, um einen realistischen Wert zu erhalten.
Serienmäßig kommt eine Achtstufenautomatik von ZF zum Einsatz, über Schaltwippen am Lenkrad kann manuell geschaltet werden.
Fahrverhalten
Allrad ist in zwei Ausführungen erhältlich: Mit dem zweistufigen Verteilergetriebe gibt es eine 50:50 Verteilung der Antriebskraft und Geländeuntersetzung. Wenn man nicht primär im Gelände unterwegs ist, kann man alternativ dazu eine einstufige Version wählen, welche dann mit Torsendifferenzial kommt. Dieses System leitet die Antriebskraft automatisch an die Achse weiter, welche mehr Grip aufweist.
Die optional erhältliche Luftfederung macht einen sehr guten Job und macht das Fahrerlebnis speziell auf holprigen Straßen angenehmer. Übergänge zwischen alten und neuen Straßen fühlt man kaum noch. Die Geräuschkulisse zählt ebenso zu den Stärken des Discovery 5. Wie die Luftfederung, so ähnelt auch die Isolierung unseren Erfahrungen nach einer E-Klasse, welche bisher Vorreiter in dieser Hinsicht ist.
Beim Fahren machen sich die mehr als zwei Tonnen Leergewicht natürlich bemerkbar: Man muss vorausschauender fahren, um den Bremsweg optimal einzuplanen. Dazu kommt, dass der Land Rover Discovery recht schwer in den Kurven liegt. Ein Audi Q7 oder BMW X5 hat in puncto Handling jedenfalls einen großen Vorteil. Des Weiteren wackelt das SUV gerne mal, wenn man die Kurven ein wenig sportlicher fahren möchte. Auch wenn es „Sport Utility Vehicle“ heißt, so sollte man dann eher auf den Range Rover Sport wechseln, falls man agiler fahren möchte.
Ferner gibt es für die Offroad-Fahrt die „All-Terrain Progress Control“, welche ein Tempomat für das Gelände ist und beim Anfahren auf glatten Untergründen unterstützend arbeitet. Verschiedene Gelände-Fahrprofile sind jeweils auf unterschiedliche Bedingungen ausgelegt.
Abmessungen
Länge: 4,97 m
Breite: 2,22 m
Höhe: 1,85 m
Radstand: 2,92 m
Leergewicht: 2.099 – 2.223 kg
Fazit: Insgesamt überzeugt der neue Land Rover Discovery 5, auch wenn der Startpreis von 50.000 Euro kaum zu halten ist. Besonders der Wechsel vom kantigen hin zum eher runden Design richtet das Fahrzeug auf die Moderne aus, wobei manche „Disco-Fans“ sich daran gewöhnen müssen. Das Interieur hat beeindruckende Elemente, wobei einige Details noch nachgebessert werden müssten. Die Gewichtsreduktion auf mindestens 2.099 Kilogramm wirkt sich einerseits positiv auf das Fahrverhalten aus, doch ändert nichts daran, dass man weiterhin das Gewicht spürt. Der Land Rover Discovery 5 ist im Vergleich zur Konkurrenz im Full-Size-SUV Bereich kein Handling-Wunder. Akustik und die optionale Luftfederung setzen dagegen Maßstäbe, genau wie die weiterhin hohe Offroad-Tauglichkeit.
Autogefühl: ***
Text & Fotos: Autogefühl, Michel Weigel