Der Subaru WRX STi ist eine Mittelklasse-Limousine mit sportlichen Rallye-Genen und ist daher in seiner Ausgestaltung nahezu konkurrenzlos. Schon von außen versprüht er einen Oldschool-WRC-Charme der 90er. Doch was taugt er als moderne Sportlimousine? Von Michel Weigel & Thomas Majchrzak
In den USA ist der WRX auch als normale Mittelklasse-Limousine erhältlich. In Deutschland wird lediglich die Top-Sportversion namens WRX STi angeboten. Allein von der Optik liegen Welten zwischen beiden Varianten. Da der Mittelklasse-Markt in Deutschland von den Platzhirschen dominiert wird, traut sich Subaru hier nur in die Nische, eine verständliche Entscheidung. Denn der Subaru WRX STi genießt Kultstatus.
Exterieur
Eine leicht gebogene Motorhaube, kantige Leuchten und robuster Kühlergrill. Dazu große und in Richtung Asphalt geneigte Lufteinlässe – Merkmale, die den Subaru WRX STi sportlich wirken lassen. Doch viel markanter ist die Lufthutze auf der Motorhaube. Diese versorgt den Boxer-Turbomotor mit ausreichend Kühlungsluft. Mit dem nächsten Modell-Update kommt ein Kurvenlicht hinzu.
Das Seitenprofil ist weniger dramatisch als die Front. Man setzt auf Bewährtes und spielt nur wenig mit Licht und Schatten. Ausnahme: der große Spoiler. Dieser unterstreicht den sportlichen, aggressiven Look des Fahrzeuges. In der normalen Version, die wie gesagt nur den Kunden in den USA zur Auswahl steht, ist dieser nicht vorhanden und das hintere Drittel bzw. das Heck wirkt dezenter. 18-Zoll-Felgen trägt der WRX STi hier, in Schwarz. Auffällig ist auch die ansonsten konserative Linienführung mit aufrechten Fenstern.
In der Heckansicht wird ebenfalls natürlich der Heckspoiler betont, er ist so groß, dass er schon gar keine Sichtbehinderung mehr ist, weil man einfach durch ihn hindurchschauen kann. Die vier Auspuffendrohre sind absolut echt und stemmen sich gegen den Fake-Exhaust-Trend der Automobilindustrie.
Die klassische Rallye-Farbe: Blue Pearl.
Interieur
Der Innenraum ist auf den ersten Blick recht aufgeräumt gehalten. Runde Designelemente dominieren, ganz im Gegensatz zum Exterieur, wo der Hersteller auf Kanten setzt. Die verwendeten Materialien wurden mehr als solide verarbeitet. An der einen oder anderen Stelle ist mit Sicherheit noch Luft nach oben, etwa ist die Mittelarmlehne etwas wackelig, wenn man sie aufklappt. Auf der anderen Seite finden wir viele Premium-Elemente. So trägt der WRX STi viele Alcantara-Bezüge, etwa an den Innenseiten der Türen oder auf der Armlehne. Verziert ist der Innenraum mit roten Kontrastnähten. Die Dreh-Räder für Temperatur und Lüftung sind mit Metall ummantelt und geben angenehme Klick-Laute von sich. Fast alle Plastikoberflächen sind aufgeschäumt und haben eine Struktur, gut gemacht.
Die Sportsitze stammen von Recaro und bieten einen guten Seitenhalt. Auf Langstrecken wären etwas offenere Sitze natürlich komfortabler. Der innere Bereich wurde hier auch mit hochwertigem Alcantara bezogen. Beim Außenbereich handelt es sich um Tierhaut, was unnötig ist, hier hätte man auch ein haltbares Kunstleder nehmen können.
Das Infotainmentsystem ist nicht überragend, bietet aber alle wichtigen Funktionen wie Navi und Bluetooth-Verbindung. Außerdem gibt es auf dem Armaturenbrett eine „Performance“- Anzeige, die dem Fahrer Informationen über die Öltemperatur gibt oder die Leistung in Kilowatt. Für Freunde des Motorsports auf alle Fälle ein interessantes Feature. Trotzdem erscheint es nicht ganz logisch, weshalb die Anzeige zweigeteilt wurde. Mit dem nächsten Produktupdate soll der WRX STi ein neues Head-Up-Display erhalten.
Auf der Rückbank können bis zu drei Personen Platz nehmen, die jeweiligen äußeren Sitze enthalten auch Isofix-Ankerpunkte, um Kindersitze zu befestigen. Die Rücksitze sind in puncto Knie- und Kopffreiheit etwa für Menschen bis ca. 1,80 m geeignet. Das Package ist also nicht das beste, gerade vor den Knien wird es schnell etwas eng. Der Kofferraum ist limousinen-gemäß nur eingeschränkt zugänglich, dafür aber gut in der Platzausnutzung. Die Rücksitze lassen sich allesamt umklappen.
Motoren
Unter der Motorhaube des Subaru WRX STi schlummert ein Vierzylinder 2.5 Liter Turbo-Boxermotor mit 300 PS. Mit einem torque vectoring System kann der Subaru WRX STi die Geschwindigkeit einzelner Räder anpassen, um besser durch die Kurven zu kommen.
Fahrverhalten
Der serienmäßige Allradantrieb kann über das DCCD (Driver’s Control Centre Differential) gesteuert werden. Die Mitteldifferenzialsperre reagiert im Auto-Modus auf wechselnde Grip-Verhältnisse. Mit dem Modus + wird mehr Kraft auf die Vorderräder geleitet, mit dem Modus – kommt mehr Kraft auf die Hinterräder. Das spürt man tatsächlich: Einmal wird mehr über die Vorderräder gezogen, einmal wird eher über die Hinterräder gedrückt. Aber egal wie, der Subaru WRX STi zeichnet sich dadurch aus, dass er enormen Grip bietet, und zwar in jeder Situation. Die Kraft über die Vorderräder ist teilweise sogar so stark, dass beim heftigen Beschleunigen die Lenkung ein wenig mit betroffen ist wie bei einem Vorderrad-Triebler. Vielleicht ist da manchmal die Hecktrieb-Bevorzugungs-Einstellung ganz hilfreich.
Über die Kupplung kann man mit diesem reinrassigen Renner wirklich spielen. Gibt man dem WRX STi gerade vom Stand weg ein wenig Drehzahl, ist man mit einem Wimpernschlag auf 50 km/h. Gerade diese erste Beschleunigung ist beeindruckend. Der 2.5 Liter Boxermotor mit 300 PS bringt es schließlich in 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Aber wie gesagt, das Brutalste ist der niedrige Geschwindigkeitsbereich.
Den Unterschied zwischen den Fahrmodi spürt man eigentlich eher mit dem CVT-Automatikgetriebe, hier im Handschalter machen die Fahrmodi relativ wenig aus. Man dosiert die Drehzahl eher über den Gang, den man eingelegt hat.
Ruhig fahren kann man den Subaru WRX STi kaum, er möchte immer Gas haben. Das Fahrwerk ist konsequent sportlich ausgelegt, für den bequemen Alltagsritt ist das eher nichts. Dafür liegt der WRX wie ein Brett auf der Straße, und zusammen mit dem Blick auf den Lufteinlass und die klassischen Abmessungen kommt immer Rallye-Feeling auf.
Die Lenkung ist sportlich-natürlich und vermittelt eine gute Einheit mit dem Fahrzeug, auch wenn sie ein wenig progressiver sein könnte. Die Schaltwege sind kurz und betont knackig, nicht reibungsfrei, sondern eher wie bei einem alten Formel-1-Renner.
Auffällig ist die gute Übersicht, man ist gefühlt eher auf dem Auto als im Auto, wenn man den WRX STi mit waschechten Sportwagen (vom Chassis her) vergleicht. In manchen dieser Sportwagen fühlt man sich wie in einem dunklen Käfig, da ist der Subaru WRX STi anders, weil er immer noch auf dem normalen Mitteklasse-Modell aufbaut.
Unser Testverbrauch landet übrigens bei knapp über 12 l / 100 km.
Abmessungen
Länge: 4,60 m
Breite: 1,80 m
Höhe: 1,48 m
Radstand: 2,65 m
Fazit: Der Subaru WRX STi ist ein echter Einzelgänger. Kein anderes Fahrzeug in der Mittelklasse versprüht so viel Rallye-Charme. Das Exterieur-Design mag für manche oldschool sein, aber umso beliebter ist es bei den Fans. Das Interieur zeigt zwar keine Design-Highlights, ist aber hochwertig verarbeitet und funktional. Interessant sind die verschiedenen Einstellungen für Fahrmodi und Differenzial, mit denen man spielen kann. Der kräftige Boxermotor schluckt viel, leistet aber auch viel und bei hohen Drehzahlen geht in der Verbindung mit dem allseits vorhandenen Grip richtig die Post ab. Für den Alltag ist der Subaru WRX STi eher eine Spur zu rough, es sei denn, man möchte genau das haben. Der Look hält, was er verspricht. Und man kann sich 20 Jahre jünger fühlen.
Autogefühl: ***
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Michel Weigel