Der Ford Fiesta in der neuen Generation kommt in verschiedenen Ausstattungsvarianten, die sportliche davon ist die Ford Fiesta ST-Line. Eine beliebte Variante, weil sie noch nicht so ins Geld geht wie ein echter PS-starker Ford Fiesta ST, aber schon die Styling-Elemente bietet. Wir wollten mehr darüber erfahren, testen und fahren den Fiesta ST-Line und werfen gleichzeitig einen ersten kurzen Blick auf den waschechten ST. Von Thomas Majchrzak
Der Ford Fiesta zählt mit über 17 Millionen verkauften Fahrzeugen zu den erfolgreichsten der Welt. Nun gibt es bereits die achte Generation. Alle europäischen Fiesta werden in Köln-Niehl produziert.
In der Basisversion startet die bereits achte Generation bei 12.950 Euro als Dreitürer, die Fünftürer-Version kostet jeweils 800 Euro Aufpreis. Interessant, dass Ford im Gegensatz zu den meisten Herstellern im Kleinwagensegment noch beides anbietet. Bei sehr vielen anderen Modellen wurde sich mittlerweile auf den 5-Türer beschränkt. Beim neuen Ford Fiesta kann man zwischen den Ausstattungslinien Trend (Basis), Cool & Connect (14.900 Euro), Titanium (17.050 Euro), ST-Line (17.800 Euro) und Vignale (20.600 Euro) entscheiden. Ferner steht noch ein „Active“ mit Crossover-Look zur Verfügung. Als sportliche Top-Linie folgt der Fiesta ST, der natürlich preislich zulegt.
Exterieur
In der Basisversion des neuen Ford Fiesta wird man von einem Frontgrill in schwarzer Wabenoptik begrüßt. Mit diesem einst von Aston Martin inspirierten „Fischmaul“ sind nun alle neuen Ford-Fahrzeuge versehen, ein bewusst sportlicher Look. Im Titanium kommen horizontale Chrom-Designlamellen zum Einsatz. Die Leuchten sind weiter waagerecht gezogen, flacher und zeigen nun auch eine interessante LED-Tagfahrlicht-Signatur. Die sportliche ST-Line dagegen trägt ein Kühlergitter in Hochglanz-Schwarz, hier dann wieder mit Waben-Optik. Das verleiht dem Ford Fiesta einen aggressiven Look.
Im Profil misst der Fiesta 4,04 Meter, was einem Plus von 7 cm gegenüber der Vorgänger-Generation entspricht. Dies verspricht natürlich mehr Platz im Innenraum, doch wie gut das Package ist, verraten wir später. Zunächst wird der Fiesta serienmäßig mit 15 Zoll Felgen ausgeliefert. Der Titanium erhält 16 Zoll von Haus, die ST-Line kommt direkt mit 17 Zoll, optional kann man aber auf die hier gezeigten 18 Zoll vergrößern. Im Seitenprofil bleibt der Fiesta seiner bisherigen Linie treu. Die Fenster sind dabei schmal gehalten, was dynamisch ausschaut, aber ggf. den Blick vom Innenraum aus begrenzt. Die ST-Line stärkt einen unteren verstärkten Seitenschweller.
Die Rückleuchten sind in der neuen Generation stärker in die Horizontale gezogen, was den Kleinwagen breiter erscheinen lässt. Im Titanium sind diese serienmäßig mit LED ausgestattet.
Interieur
Der Innenraum der achten Generation des Ford Fiesta ist weiterhin zweckmäßig, hat aber in der Materialqualität deutlich zugelegt. Auf dem Armaturenbrett gibt es nun Soft-Touch-Plastik. Zudem stehen verschiedene attraktive Stoffsitze zur Verfügung. Der Basis-Sitz bietet eine relativ breite Sitzfläche. Der hier gezeigte Sportsitz für Titanium und ST-Line hat etwas ausgeprägtere Sitzwangen.
Los geht es mit einem sehr kleiner Bildschirm ohne Touch, über den man aber auch schon per Bluetooth sein Handy verbinden kann. Ab dem Cool & Connect zählt Sync 3 und ein 6,5-Zoll großer Touchscreen zur Serienausstattung. Optional ist ein 8-Zoll-Screen verfügbar (hier zu sehen). Das Sync 3 System ist endlich eine zeitgemäße Infotainment-Lösung, die per Touch die wichtigsten Funktionen um Bluetooth-Verbindung und Navi anschaulich darstellt und auch schnelle Reaktionszeiten aufweist. Die Sprachsteuerung des Ford Sync 3 System hinterlässt zudem einen guten Eindruck. Darüber hinaus beinhaltet das Infotainmentsystem ein Smartphone-Interface. Optional gibt es ein Bang & Olufsen-Soundsystem mit einer für das Kleinwagensegment beeindruckenden Soundqualität und ein beheizbares Lenkrad.
Passagiere bis knapp unter 1,80 Metern Größe können auf der hinteren Sitzbank Platz nehmen, wenn der Fahrer ebenfalls groß ist. Für vier große Erwachsene sieht es aber schlecht aus, die Platzausnutzung ist nicht die beste. Beim Kopfraum gibt es allerdings keinerlei Probleme. Das Kofferraumvolumen beträgt 292 l, wobei man ohne einen separaten Laderaumboden immer eine kleine Stufe zu den Rücksitzen hat, wenn man diese umklappt.
Wie für den Ford Focus kann man sich für den Fiesta auch einen automatisch manuell ausklappenden Türkantenschutz holen.
In der Basisversion „Trend“ gibt es serienmäßig eine Berganfahrhilfe, einen Tempomat und gar einen einfachen Spurhalte-Assistenten. Eine Ebene darüber, im Cool & Connect, kommt ein Park-Pliot-System dazu und das 6,5 Zoll Ford Sync 3 Infotainmentsystem. Titanium und ST-Line kommen mit größeren Felgen (16 und 17 Zoll) sowie Sportsitzen. Vignale ist die Voll-Ausstattung, die dann auch das 8 Zoll Infotainmentsystem enthält sowie Tierhaut an den Außenwangen der Sitze. Optional gibt es stets eine Rückfahrkamera und eine ACC oder, wie Ford es nennt, „adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit Auffahrwarnsystem“.
Hier noch mal die Übersicht:
Trend
– Antiblockier-Bremssystem (ABS) mit elektronischer Bremskraftverteilung (EBD)
– Außenspiegel, elektrisch einstellbar und beheizbar, mit integrierten Blinkleuchten
– Beifahrer-Airbag-Deaktivierung
– Bordcomputer
– Elektronisches Sicherheits- und Stabilitätsprogramm (ESP) mit Berganfahr-Assistent und Sicherheits-Brems-Assistent (EBA)
– Fahrspur-Assistent inkl. Fahrspurhalte-Assistent
– Fensterheber vorn, elektrisch, mit Quickdown-Schaltung
– Ford Easy Fuel (Komfort-Tankverschluss mit Fehlbetankungsschutz)
– Geschwindigkeitsbegrenzer
– IPS Intelligent Protection System u.a. mit
– Front- und Seiten-Airbags für Fahrer und Beifahrer
– Kopf-Schulter-Airbags vorn und hinten
– ISOFIX-Halterungen an den äußeren Sitzplätzen der Rückbank
– Lenksäule, in Höhe und Reichweite einstellbar
– MyKey-Schlüsselsystem (individuell programmierbarer Zweitschlüssel)
– Scheinwerfer-Assistent mit Tag-/Nacht-Sensor
– Stoßfänger in Wagenfarbe lackiert
– Warnsystem für nicht-angelegten Sicherheitsgurt in der 1. und 2. Sitzreihe
– Zentralverriegelung, mit Fernbedienung
– Stahlräder 6 J x 15, mit 195/60 R 15-Reifen und Radzierblenden
Cool & Connect (zusätzlich zu Trend)
– Außenspiegel zusätzlich elektrisch anklappbar und mit Umfeld-Beleuchtung
– Ford SYNC 3 mit AppLink und 6,5-Zoll-Touchscreen
– Klimaanlage, manuell
– Nebelscheinwerfer inkl. statischem Abbiegelicht
– Ford Notruf-Assistent
– Park-Pilot-System hinten
Titanium (zusätzlich zu Trend)
– Ambiente-Beleuchtung vorn, mit LED-Technik
– Chrom-Dekor unterhalb der Seitenscheiben
– Dachhimmel aus Webstoff
– Ford SYNC 3 mit AppLink und 6,5-Zoll-Touchscreen
– Ford Notruf-Assistent
– Kartenleselampe vorn
– Klimaanlage, manuell
– Tierhautbremsgriff
– Tierhaut-Lenkrad, 3-Speichen-Design
– Mittelkonsole vorn, zusätzlich mit integrierter Armlehne
– Nebelscheinwerfer inkl. statischem Abbiegelicht
– Sportsitze vorn, mit verstärktem Seitenhalt und einstellbarer Lendenwirbelstütze auf der Fahrerseite
– Tagfahrlicht mit LED-Technik und LED-Rückleuchten
– Teppichfußmatten hinten, Velours
– Leichtmetallräder 6 J x 16, 10-Speichen-Design, mit 195/55 R 16-Reifen
ST-Line (zusätzlich zu Trend)
– Einstiegszierleisten vorn, mit ST-Line-Schriftzug
– Ford Power-Startfunktion
– Ford SYNC 3 mit AppLink und 6,5-Zoll-Touchscreen
– Ford Notruf-Assistent
– Intelligentes Batterie-Management-System
– Klimaanlage, manuell
– ST-Line Tierhautlenkrad, 3-Speichen-Design, und Tierhaut-Handbremsgriff
– Nebelscheinwerfer inkl. statischem Abbiegelicht
– Pedalerie mit Aluminium-Auflagen
– Seitenschweller, in Wagenfarbe lackiert
– Sportlich abgestimmtes Fahrwerk
– Sportsitze vorn, mit verstärktem Seitenhalt und mit einstellbarer Lendenwirbelstütze für Fahrersitz
– ST-Line Stoßfänger vorn und hinten
– Teppichfußmatten vorn und hinten, ST-Line-Design
– Leichtmetallräder 7 J x 17, 5×2-Speichen-Y-Design in Rock-Metallic, mit 205/45 R 17-Reifen
Vignale (zusätzlich zu Titanium)
– Außenspiegel in Wagenfarbe lackiert, elektrisch einstell-, beheiz- und anklappbar, mit Umfeldbeleuchtung und mit integrierten Blinkleuchten
– Beifahrersitz höheneinstellbar
– Einstiegszierleisten mit „Vignale“-Schriftzug
– Fernlicht-Assistent
– Fensterheber, vorn und hinten, elektrisch, mit Quickdown-Schaltung
– Ford Power-Startfunktion inkl. Ford Key-Free-System
– Ford SYNC 3 mit AppLink und 8-Zoll-Touchscreen
– Ford Notruf-Assistent
– Gepäckraumboden, zweifach einstellbar
– Geschwindigkeitsregelanlage
– Klimaanlage mit automatischer Temperaturkontrolle
– Tierhaut-/Stoff-Polsterung mit Ledenwirbelstütze (vorn)
– Müdigkeits-Assistent
– Nebelscheinwerfer mit statischem Abbiegelicht
– Park-Pilot-System hinten
– Scheibenwischer mit Regensensor
– Teppich-Fußmatten, vorn und hinten, Premium-Design
– Verkehrsschild-Erkennungssystem
– Leichtmetallräder 7 J x17, 10-Speichen-Premium-Design, mit 205/45 R 17-Reifen
Motoren
Diesel
1.5 l, 85 PS oder 120 PS, 6-Gang-Manuellgetriebe
Benziner
1.0 l Ecoboost mit 100, 125 oder 140 PS, 6-Gang-Manuellgetriebe oder 6-Gang-Automatik (Wandler) für die 100-PS-Version
1.1 l Sauger mit 70 oder 85 PS, 5-Gang-Manuellgetriebe
1.5 l Ecoboost mit 200 PS im Fiesta ST (6,7 Sekunden auf 100 km/h)
Fiesta ST Preview
Fahrverhalten
Der Ford Fiesta vermittelt direkt ein sportliches Gefühl, maßgeblich unterstützt durch die Sitzhaltung, den Blick nach vorn und das kleine bullige Lenkrad. Und in der Tat hält der Fiesta, was er gemäß dieses Eindrucks verspricht. Der neue Ford Fiesta macht richtig Spaß, weil die Lenkung zwar leichtgängig, aber direkt ist, und bereits der in einem früheren Fahrbericht getestete 100 PS Benziner war recht drehfreudig. Die Automatik in dieser Kombination, die nicht mehr ein Doppelkupplungsgetriebe, sondern eine Wandler-Automatik ist, schaltet unmerklich und geschmeidig, ein guter Tipp. Im Sport-Modus kann man die Gänge noch weiter hochdrehen lassen. Negativ fiel der hohe Verbrauch auf, der sich zwischen 8 und 9 l / 100 km für den 1.0 Ecoboost einpendelte.
Die ST-Line kann man in Verbindung mit allen Motorisierungen wählen außer dem Einstiegs-Saugerbenziner. Diesmal fahren wir den 1.0 l Turbo mit 140 PS und Handschaltung. Die Mehr-PS machen sich natürlich bemerkbar, 140 PS sind für einen Kleinwagen schließlich schon sehr kräftig. So bleiben selbst auf der Autobahn in höheren Gängen genügend Kraftreserven. Unser Testverbrauch landet bei gut 7,0 l / 100 km und somit ähnlich wie zuvor, nur mit Abzug der Automatik, so dass sich ein etwas geringerer Verbrauch ergibt. Der Motor ist im niedrigen Drehzahlbereich leise und laufruhig, tritt man richtig aufs Pedal, meldet sich der Dreizylinder mit einem charakteristischen Klang.
Gearbeitet hat Ford auch an der Geräuschisolierung, so merkt man, dass es auch bei höheren Geschwindigkeiten deutlich leiser im Innenraum bleibt. Zudem surrt die Klimaanlage/Lüftung nicht mehr so laut, wenn man das Auto von außen im Stand hört.
Das normale Fahrwerk ist für den Alltag gut ausgelegt, also nicht zu sportlich, sondern auf Komfort. Das trübt die sportliche Fahrfreude allerdings nicht. In der ST-Line kommt dagegen ein Sportfahrwerk zum Einsatz. Dieses ist etwas straffer ausgelegt, aber noch so im Rahmen, dass man die ST-Line im Alltag gut bewegen kann. Uns gefällt die Mischung, wer es etwas sportlicher haben möchte, aber nur ein Fahrzeug für den Alltag haben will und kein gesondertes Sportauto, liegt hiermit richtig.
Einziges Fahr-Manko: Für große Menschen ist der Ford Fiesta auf Langstrecken nicht die beste Wahl im Kleinwagen-Segment, weil die Platzverhältnisse doch etwas beengt sind. Das kann für eine geringere Körpergröße dann aber irrelevant sein. Die ST-Line-Sitze helfen zudem durchaus bei der Langstreckentauglichkeit.
Die automatische City-Notbremse ist leider nicht serienmäßig, sondern muss optional im Rahmen eines Sicherheits- oder Assistenz-Pakets geordert werden.
Abmessungen
Länge: 4,04 m
Breite: 1,73 m
Höhe: 1.48 m
Radstand: 2,49 m
Wendekreis: 10 m
Fazit: Der neue Ford Fiesta wurde in allen kleinen Elementen verbessert. Das Exterieur ist aufgefrischt und attraktiv sportlich, im Interieur ist die Materialqualität deutlich gesteigert und es gibt interessante Sitze, das Infotainment-System ist in Bedienung und Reaktionsfreudigkeit auf der Höhe der Zeit. Lediglich beim Platzangebot ist der Ford Fiesta zwar keineswegs schlecht, kann aber innerhalb des Segments keine Führungsrolle einnehmen. Im Fahrverhalten präsentiert sich der neue Fiesta ruhiger und ebenfalls hochwertiger und punktet mit Fahrfreude. Insgesamt ein gutes Gesamtpaket. Die ST-Line verleiht dem Fiesta einen sportlichen Look, ohne dass man direkt eine hohe Motorisierung wählen müsste. Zudem ist die Fahrwerksabstimmung angenehm sportlich, ohne unkomfortabel zu sein. Eine noch kostenbewusste Möglichkeit, im Alltag sportlich unterwegs zu sein.
Autogefühl: ***
Produktion: Autogefühl, Holger Majchrzak & Thomas Majchrzak