VW Golf Sportsvan 2018 im Fahrbericht

Der VW Golf Sportsvan hat 2014 den Golf Plus abgelöst und bestimmt seither das Kompakt-Van-Segment. Im Produktsortiment von VW ist der Sportsvan das kleinste Modell unter den Vans. Nach dem normalen Golf erhält der Sportsvan nun ebenfalls das Facelift, das wir getestet haben. Von Michel Weigel

Volkswagen besitzt drei Vans in ihrem Produktsortiment: Der größte seiner Klasse ist der Sharan (33.300 Euro), darunter der Touran (24.300 Euro) und der Einstieg erfolgt mit dem Golf Sportsvan, der bei 20.500 Euro beginnt. Zum Vergleich startet ein normaler Golf bei 18.000 Euro.





Exterieur

Die spitz nach innen zulaufenden Scheinwerfer, die seitlich auf Höhe der Türgriffe verlaufende Design-Dropping-Line und die Chromeinfassung der Fenster verleihen dem Fahrzeug das nötige Etwas, um auch in das Kompakt-Van-Segment eine Eleganz zu zeigen. Die zentrale Neuheit sind hier Halogen-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht als Standard sowie optional Voll-LED-Scheinwerfer (hier zu sehen) und LED-Rückfahrlichter in allen Varianten. Auch die Stoßfänger wurden überarbeitet. Die Felgengrößen betragen 16, 17 oder 18 Zoll (hier zu sehen). Als neue Farbe kommt Cranberry Rot hinzu, die wir hier auch auf den Fotos zeigen. Der Golf Sportsvan zeigt somit insgesamt ein modernes, scharf gezeichnetes Äußeres, ohne allzu verspielt zu sein.

Interieur

Im Interieur kommen neue Dekor-Elemente und Stoffe hinzu. Wichtigste Neuerung ist das Infotainment-System, das vom Golf Facelift übernommen ist: nun mit maximal 9,2 Zoll, Glasdisplay und Gestensteuerung. Dieses System heißt Discover Pro. In dieser Top-Ausstattung wirkt der Golf Sportsvan noch hochwertiger, wobei schon die Basis-Versionen eine sehr gute Verarbeitung besitzen – da helfen die Gene vom Standard-Golf. Bislang gab es noch keine Probleme dieser Art, aber in unserem Testfahrzeug klappte das Bluetooth-Setup des Mobiltelefons diesmal nicht auf Anhieb.

Im Golf Sportsvan gibt es den so genannten ergoActive-Sitz, den wir hier auch testen. Dieser bietet vielfältige Verstellmöglichkeiten und sogar eine Massagefunktion, auf die man allerdings verzichten kann. Die Sitze sind so konzipiert, dass die Beine fast in 90-Grad-Stellung sind und man durch die aufrechte Haltung auf langen Strecken wunderbar unterwegs ist. Stoffsitze sind Standard, der Komfort-Sitz trägt Alcantara innen und Stoff außen, eine tolle Kombination.

Im Innern erinnert das eher an ein Sitzgefühl in einem kleinen SUV. Für den Winter steht übrigens auch eine Lenkradheizung auf der Optionsliste, die allerdings nur mit der Sitzheizung zusammen funktioniert. Die Verarbeitung ist Golf-gemäß Spitze, das kann man locker in den Premium-Bereich einordnen.

Die Rücksitzbank lässt sich geteilt umklappen – und auch gut 18 cm in Längsrichtung verschieben. So kann man spontan ohne viel Aufwand entweder mehr Platz im Innenraum oder im Kofferraum schaffen. Der Kofferraum beginnt somit bei 500 Liter, wächst auf 590 Liter mit Verschieben und endet beim maximalen Ladevolumen bei umgeklappter Rückbank von 1.500 Litern. Zum Vergleich: Ein Golf Variant bietet als Kombi 20 cm mehr Länge und dadurch mehr Ladefläche. Der Golf Sportsvan hat dagegen einen tendenziell kürzeren Kofferraum, wobei die verschiebbare Rückbank das wieder flexibler macht. Zudem bietet er die komfortablere Sitzposition für alle Passagiere. Ein weiterer wichtiger Vorteil ist, dass man die rückwärtigen Sitze im Sitzwinkel verändern kann.

Auch sehr große Menschen können im Fond wunderbar sitzen, haben genügend Beinfreiheit und auch sogar Kopffreiheit, selbst wenn das Panorama-Schiebedach eingebaut ist. Dieses ist sehr zu empfehlen, lässt es doch Licht in den Innenraum und ist geöffnet bis ungefähr 70 km/h ohne Windgeräusche gut zu benutzen. Näher kommt man wohl nicht an eine Art Van-Cabrio.

Motoren

Sowohl die Benziner als auch die Diesel wurden überarbeitet, zentral ist hier der neue 1.5 l TSI Evo mit Zylinderabschaltung. Es gibt kräftigere Motoren, aber auch den neuen 1.0 l Dreizylinder. Optional steht das Doppelkupplungsgetriebe DSG zur Verfügung.

1.0 l 3-Zylinder TSI mit 85 oder 115 PS
1.5 l 4-Zylinder TSI Evo mit 130 oder 150 PS

1.6 l TDI mit 115 PS
2.0 l TDI mit 150 oder 180 PS

Fahrverhalten

Hier hat VW Hand an die Assistenzsysteme gelegt. Der Front Assist (City-Notbremse) umfasst nun auch eine Fußgängererkennung, optional kann man sich nun auch den Stau-Assistenten für die Adaptive Cruise Control ordern. Wer mit Anhänger fährt, könnte den Trailer Assist schätzen, denn damit bekommt man in der Kamera angezeigt, wie man Lenkrad und Gaspedal in Verbindung mit einem Einparkmanöver mit einem Anhänger bedienen soll. Die Rückfahrkamera ist übrigens hochauflösend und ermöglicht damit einen einwandfreien Blick – Ausnahme nur dann, falls die Kamera mit Schmutz bedeckt ist.

Doch nun zum eigentlichen Fahren. Wer jemals einen Golf gefahren ist, der wird bemerken, dass sich der Sportsvan fast genauso gut fahren lässt. Einziger Unterschied ist, dass man die etwas voluminösere Form ein wenig in den Kurven merkt, aber das hält sich wirklich in Grenzen. Typisch Volkswagen, aber auch typisch Golf, ist die Lenkung sehr leichtgängig. Sie befindet sich erwartungsgemäß nicht auf einem sportlichen Niveau des GTI, dennoch vermittelt der Sportsvan für einen Familienvan durchaus Fahrspaß. Fokus ist jedoch das gemütliche Gleiten. Genau das Richtige für jene, die eher ruhig und entspannt fahren wollen. Die Geräuschisolierung befindet sich auf einem hohen Niveau, egal ob man auf der Autobahn oder auf der Landstraße unterwegs ist.

Die Stoffsitze bieten einen ausgezeichneten Komfort und haben dazu noch einen recht guten halt, auch wenn Kurven eher dynamisch gefahren sind. Wir hatten während unserer recht kurvigen Teststrecke absolut keine Probleme. Gleiches gilt für die Übersicht, zwar ist die B-Säule recht massiv, aber die aufrechte Sitzposition sorgt für einen guten Überblick.

In unserem Testfahrzeug hatten wir den 1.5 Liter TSI mit 130 PS, der ausreichend Leistung aufweist. Die kleineren Motoren sind nicht unbedingt schlechter, doch wer regelmäßig seinen Sportsvan voll beladen durch die Gegend fährt, der sollte dann doch lieber zum neuen 1.5 Evo greifen.

Abmessungen

Länge: 4,33 m
Breite: 1,80 m
Höhe: 1,57 m
Radstand: 2,68 m
Leergewicht: 1.327 – 1.492 kg

Fazit: Insgesamt ist der VW Golf Sportsvan sehr überzeugend: Er besitzt alles, was der normale Golf besitzt und dazu noch mehr Platz. Die variable zweite Sitzreihe ermöglicht es, den Kofferraum auf die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Außerdem können dadurch wahlweise auch größere Menschen in der zweiten Reihe Platz nehmen. Mit Blick auf das Fahrgefühl lässt sich sagen, dass der Sportsvan sich ruhig und spielend einfach fahren lässt. Dazu ist er sehr komfortabel und gut geräuschgedämmt. Wer also regelmäßig den zusätzlichen Platz zu einem normalen Golf benötigt, für den könnte der Sportsvan die richtige Wahl sein. Der neue 1.5 TSI ist in der Verbindung ebenfalls sehr zu empfehlen.

Text & Fotos: Autogefühl, Michel Weigel
Video: Autogefühl,, Brian Hayes & Michel Weigel