Immer mehr Wettbewerber strömen in das Segment der kleinen SUVs, Ford antwortet mit einer weiteren Überarbeitung des Ford EcoSport, die aber umfangreicher ausfällt als je zuvor. Kann man sogar von „all-new“ oder einer neuen Generation sprechen? Ferner kommt der EcoSport nun auch als sportliche ST-Line und erstmals mit Allrad – bei uns im Fahrbericht. Von Thomas Majchrzak
Den ersten Ford EcoSport gab es von 2003 bis 2012 mit Hauptmarkt Brasilien, dort wurde er auch extrem häufig verkauft. Die zweite Generation gibt es seit 2012, diese wurde im Sommer 2014 dann erstmals auch in Europa eingeführt. Der EcoSport basiert auf dem Kleinwagen Ford Fiesta (Vorgänger-Generation). Gebaut wurden er für den europäischen Markt bislang in Indien. Durch die primäre Ausrichtung auf Entwicklungs-Märkte war der Ford EcoSport zunächst einmal günstig und unprätentiös, das ist das Wichtigste für diese Märkte. Mit einem weiteren großen Update will Ford nun die Ansprüche weiter auf das europäische Niveau heben. Dazu hat Ford massiv investiert und entschieden, die Produktion für den europäischen Markt ins Werk nach Rumänien zu verlegen. Zudem wurden die Hälfte (!) aller Teile am Fahrzeug verändert, das ist mehr, als manchmal bei kompletten offiziellen Generationswechseln vorgenommen wird. Der Einstiegspreis für den neuen Ford EcoSport liegt bei 18.600 Euro, eine ST-Line geht Richtung 24.000 Euro.
Exterieur
Klein und bullig, das ist der Ford EcoSport. Sein aufrechter Kühlergrill wird von der runden Fahrzeugfront eingefasst, die breiten Xenon-Scheinwerfer verpassen ihm ein zeitgemäßes Äußeres. Bislang gab es sozusagen zwei Kühlergrill-Elemente in der Front, nun ist alles in einem großen Fischmaul zusammengefasst – das wirkt aufgeräumter und moderner und ist auch mehr im Line-Up der anderen SUV-Modelle Kuga und Edge. Im Seitenprofil verschwendet der Ford EcoSport keinen Platz und kommt eher van-artig daher, ähnelt somit auch dem größeren Bruder Ford Kuga. Am Heck wird das moderne Designschema der Scheinwerfer wiederholt, das Reserverad auf der Heckklappe kann man für 200 Euro dazubestellen. Allerdings ist es für hiesige Märkte nicht empfehlenswert, weil dann einige Funktionen nicht verfügbar sind, etwa die Rückfahrkamera. Für die bisherigen Hauptmärkte des Fahrzeugs, wo es bei unebenen Straßen schon häufiger zu einem Platten kommen kann, ist diese Option allerdings weiterhin wichtig. In jedem Fall öffnet die Heck-Klappe seitlich, was man z.B. vom Mitsubishi Pajero kennt. Auch an diesem Öffnungsmechanismus scheiden sich die Geister. Die einen lieben es, die anderen nicht. Standardmäßig gibt es 16-Zoll-Stahlfelgen, für 2.000 Euro extra in der Titanium-Ausstattung gibt es 16-Zoll-Alus oder 17 Zoll bei der neuen ST-Line (plus 3.500 Euro). Optional stehen sogar erstmals 18 Zoll Räder zur Verfügung. Folgende Außenfarben sind erhältlich: Uni-Farben Sonnen-Gelb und Diamant-Weiß, Metallic-Lackierungen Polar-Silber, Panther-Schwarz, Kinetic-Blau, Royal-Grau und Mars-Rot. Es gibt ferner vier Kontrast-Dachfarben, wobei diese Farbe dann nicht mehr nur auf dem Dach zu finden ist, sondern auch an A- und C-Säule heruntergezogen wird.
Was die Geländefähigkeit angeht, so bietet der Ford EcoSport einen vorderen Böschungswinkel von 21 Grad, 16 cm Bodenfreiheit beim Diesel (wg. der Abgasnachbehandlung braucht man nach unten hin etwas mehr Platz) und 19 cm bei den Benzinern.
Interieur
Das Interieur zeigt bei den Bedienelementen, wo der Ford EcoSport herkommt: Vom Ford Fiesta, aber eigentlich bislang von der Vorgänger-Generation. Auch das ändert sich nun. Die Plattform von Vorgänger-Fiesta, EcoSport und neuem Fiesta ist weitgehend gleich, so kann nun auch der EcoSport von den neuen Elementen des Ford Fiesta der neuen Generation profitieren. Endlich wurde nun das Infotainment-System aktualisiert. Hier startet man nun mit 4,2 Zoll, es geht weiter mit dem Ford Sync 3 mit 6,5 Zoll (Titanium und ST-Line serienmäßig) oder optional 8-Zoll-Touchscreen (Cool & Connect serienmäßig), das hier zu sehen ist. Auch eine Apple CarPlay/Android Auto Anbindung ist nun möglich, wobei es nicht funktioniert, dass man Musik hört und gleichzeitig das Fahrzeug-Navi benutzt. Ein Manko. D.h. wenn man sich für diese Option entscheidet, muss man wissen, dass man nur das Handy-eigene Navi bedienen kann. Das ist bislang bei einigen Herstellern/Modellen so, andere wiederum haben dieses Problem per Software bereits gelöst. Wir finden: Solange das so ist, kann man sich Apple CarPlay und Co. auch kneifen, dann macht die Bluetooth-Verbindung mehr Sinn.
Serienmäßig ist die Klimaanlage. Mit Stoffsitzen geht es los, bei Titanium gibt es eine Mischung aus Stoff und Kunstleder (oben außen) plus Tierhaut (unten außen, hätte man auch durchgehend mit hochwertigem Kunstleder machen können), bei der ST-Line ist in der Mitte Alcantara. Die Sitze haben zudem eine etwas andere Form als die normalen Trend-Stoffsitze, sie bieten mehr Seitenhalt. Die Trend-Sitze bieten dafür mehr Bewegungsfreiheit. Interessant: Der Ford EcoSport erhält nun das Lenkrad aus dem Focus, die ST-Line sogar das aus dem Focus ST.
Ansonsten bleibt zum Innenraum noch zu sagen, dass aufgrund der hohen Sitzposition auch genügend Kniefreiheit für große Erwachsene im Fond bleibt. Das Platzangebot ist gut. Die Rückenlehnen lassen sich dabei noch steiler einstellen, das ist ebenfalls sehr positiv. Die Rücksitze lassen sich komplett umlegen, um den Laderaum zu vergrößern. Dabei ist die Ladefläche durch einen neuen Ladeboden nun auch eben. Der Laderaum nur für sich betrachtet ist auch quadratisch, praktisch, gut und bietet für die geringe Länge das maximale an Platz. Koffer kann man zum Beispiel auch schlichtweg senkrecht hinstellen.
Hier die Ausstattungsübersicht:
Trend
– Außenspiegel in Wagenfarbe lackiert, elektrisch einstellbar und beheizbar, mit integrierten Blinkleuchten
– Bordcomputer mit Verbrauchs- und Kilometerangaben sowie Außentemperaturanzeige
– Diebstahl-Alarmanlage
– Fahrersitz, manuell höhenverstellbar
– Fensterheber vorn und hinten, elektrisch
– Ford Audiosystem
– Intelligentes Sicherheits-System (IPS Intelligent Protection System) u. a. mit: Frontairbag für Fahrer und Beifahrer, Knieairbag für Fahrer, Kopf-Schulterairbags vorn und hinten, – Seitenairbag für Fahrer und Beifahrer
– Klimaanlage, manuell, und Handschuhfach gekühlt
– LED-Tagfahrlicht
– Lederlenkrad, 3-Speichen-Design
– Mittelkonsole vorn mit Becherhaltern, 12-Volt-Anschluss vorn und hinten
– MyKey-Schlüsselsystem (individuell programmierbarer Zweitschlüssel)
– Nebelscheinwerfer (schwarz umrandet)
– Rücksitzbank inkl. Rücksitzlehne, 60:40 geteilt umklappbar
– Teppichfußmatten vorn und hinten
– Zentralverriegelung mit Fernbedienung
– 4 Stahlräder 6,5 J x 16 mit 205/60 R 16 Reifen und Radzierblenden
Cool & Connect (zusätzlich, + 1.500 Euro)
– Außenspiegel zusätzlich elektrisch anklappbar und mit Umfeldbeleuchtung
– Dachhimmel aus Webstoff
– Dachreling, schwarz
– Fahrersitz mit einstellbarer Lendenwirbelstütze
– Ford Navigationssystem inkl. Ford SYNC 3 mit AppLink und 8″-Touchscreen (20,3 cm Bildschirmdiagonale) und 7 Lautsprechern
– Geschwindigkeitsregelanlage mit Geschwindigkeitsbegrenzer
– Lederhandbremsgriff mit schwarzen Ziernähten und Lederschaltknauf
– Mittelkonsole vorn mit verschiebbarer Armauflage
– Park-Pilot-System hinten
Titanium (zusätzlich zu Trend, + 3.800 Euro)
– Ambientebeleuchtung LED-Technik
– Bordcomputer mit farbiger 4,2″-Instrumententafel (10,6 cm Bildschirmdiagonale)
– Chrom-Dekor unterhalb der Seitenscheiben (nicht bei ST-Line)
– Dachhimmel aus Webstoff
– Dachreling, silberfarben
– Einstiegszierleisten
– Fahrersitz mit einstellbarer Lendenwirbelstütze
– Ford Audiosystem inkl. Ford SYNC 3 mit AppLink und 6,5″-Touchscreen (16,5 cm Bildschirmdiagonale) und 6 Lautsprechern
– Ford Power-Startfunktion (schlüsselfreies Starten)
– Geschwindigkeitsregelanlage mit Geschwindigkeitsbegrenzer
– Klimaanlage mit automatischer Temperaturkontrolle
– Kühlergrill (oberer Teil) mit Chrom-Umrandung und Chrom-Streben (nicht bei ST-Line)
– Tierhaut-Stoffpolsterung
– Lederhandbremsgriff mit schwarzen Ziernähten und Lederschaltknauf
– Mittelkonsole mit verschiebbarer Armauflage und Becherhalter mit Chrom-Dekor
– Nebelscheinwerfer-Umrandung in Wagenfarbe
– Scheibenwischer mit Regensensor und Innenspiegel, automatisch abblendend
– Scheinwerfer-Assistent mit Tag/Nacht-Sensor
– Stoßfänger vorn und hinten im speziellen Design
– Teppichfußmatten vorn und hinten, Velours
– 4 Leichtmetallräder 6,5 J x 16, 7-Speichen-Design, mit 205/60 R 16 Reifen
ST-Line (zusätzlich zu Titanium, + 1.500 Euro)
– Dach und Außenspiegel in Kontrastfarbe Schwarz (bei Außenlackierung Iridium-Schwarz Mica in Kontrastfarbe Calypso-Orange Metallic)
– Dachreling, schwarz
– Einstiegszierleisten vorn mit „ST-Line“-Schriftzug
– Kühlergrill (oberer Teil) mit Dekor-Elementen in Anthrazit und Hochglanz-Schwarz
– Lederhandbremsgriff, -lenkrad und schaltknauf mit roten Ziernähten
– Tierhaut-Mikrofaserpolsterung mit roten Ziernähten
– Park-Pilot-System hinten
– Pedalerie mit Aluminium-Auflagen
– Scheinwerfer, dunkel abgesetzt
– Sportlich abgestimmtes Fahrwerk
– „ST-Line“-Stoßfänger vorn und hinten sowie Seitenschweller in Wagenfarbe lackiert
– Teppichfußmatten vorn und hinten, „ST-Line“-Design (rote Ziernähte)
– 4 Leichtmetallräder 7 J x 17, in 5-Speichen-Y-Design in Anthrazit, mit 205/50 R 17 Reifen
Motoren
Neu: Erstmals ist Allrad für den EcoSport verfügbar, aber nur für den 125 PS Diesel:
1.5 Liter Diesel mit 100 PS, Sechsgang-Schaltgetriebe
1.5 Liter Diesel mit 125 PS, Sechsgang-Schaltgetriebe und Allrad
Bei den Benzinern gibt es noch folgende Auswahl:
Dreizylinder Turbo
1.0 EcoBoost mit 125 PS und 5-Gang-Schaltung oder neu optional 6-Gang-Automatik
1.0 EcoBoost mit 140 PS und 5-Gang-Schaltung oder neu optional 6-Gang-Automatik
Fahrverhalten
Die deutlich höhere Sitzposition sorgt für ein Komfortplus beim Fahren, auch im Vergleich zum Ford Fiesta. Gerade große Menschen kommen somit auch in einem Fahrzeug mit knapp über 4 Metern Länge gut zurecht. Somit holt man aus einem kleinen Auto das Maximale an Komfort und Raumausnutzung heraus. Je länger wir fahren, desto positiver macht sich die aufrechte Sitzposition bemerkbar – nicht nur für den Sitzkomfort, sondern auch für die Übersicht. Hier weiß man sofort, wo das Auto an welchen Ecken und Enden aufhört. Die Panorama-Windschutzscheibe bietet einen guten Blick nach draußen und man kann tatsächlich sagen, dass der Ford EcoSport eine gute Langstreckentauglichkeit für vier Erwachsene hat.
Ford hat erneut an der Geräuschdämmung gearbeitet, so kann man den neuen EcoSport auch mit 130 km/h noch relativ ruhig fahren. Zudem tragen Übersichtlichkeit und leichtgängige Lenkung (ebenfalls überarbeitet) dazu bei, dass im Stadtverkehr kaum Stress aufkommt. Außerdem gehört der Ford EcoSport zu den am leichtesten zu steuernden Automobilen: kurzer Radstand, hohe Sitzposition, leichte Lenkung, was will man in der Stadt mehr. Ein kleiner Stadtflitzer für moderne Ansprüche an Komfort und Stadtfahrten. Die Gänge lassen sich reibungsfrei einlegen, so ist man an das Auto schnell gewöhnt. Hier muss sich niemand erst „in das Auto einfinden“. Die Handschaltung ist sogar so gut, dass sie einen tollen Kompromiss findet zwischen leichtgängig und knackig beim Einlegen der Gänge.
Die neu erhältliche ST-Line kommt direkt mit einem Sportfahrwerk. Dieses ist nicht tiefer gelegt, aber etwas straffer abgestimmt. Das ermöglicht sportlicheres Fahren, wobei wir die Abstimmung gegenüber der Basis-Abstimmung nicht empfehlen können. Generell finden wir die ST-Line super, aber die Abstimmung ist für dieses Fahrzeug im weicheren Bereich etwas passender.
Den Allradantrieb benötigt man natürlich vorwiegend im Winter oder wenn man Offroad-Passagen hat, man spürt ihn aber auch so. Grundsätzlich hat der EcoSport Vorderradantrieb, bei Bedarf wird bis zu 50 Prozent der Kraft auf die Hinterräder übertragen.
Der 125 PS Diesel, den wir fahren, zeigt sich anzugskräftig und im Cruise Mode durchaus laufruhig. Beim Beschleunigen macht er sich aber akustisch bemerkbar, zudem verbraucht er deutlich zu viel: 7,5 l / 100 km steht am Ende auf der Uhr.
Abmessungen
Länge: 4,01 m (mit Reserverad hinten 4,27 m)
Breite: 2,05 m
Höhe: 1,66 m
Radstand: 2,51 m
Fazit: Der Ford EcoSport ist in der neusten Überarbeitung eine echte Überraschung: Durch die Verlegung in eine europäische Produktion und die umfassende Überarbeitung hat man eher den Eindruck einer neuen Generation. Das ist bei einem Facelift sehr sehr selten, meistens ist es eher anders herum. Außen sieht der EcoSport nun richtig dynamisch aus, gerade in der ST-Line. Im Interieur ist der EcoSport nun konkurrenzfähig verarbeitet und bietet attraktive Optionen für die Sitze. Das Infotainment-System ist nun weitgehend auf dem Stand der Technik und bringt weitere Modernität. Beim Fahren fällt die neue Geräuschdämmung positiv auf. Woran hakt es noch? An den Außen-Sitzwangen kann man durchgehend Kunstleder verwenden, die Smartphone-Spiegelung muss auch zusammen mit dem Fahrzeug-Navi funktionieren, die ST-Line Federung ist zu straff. Alles lösbar. Insgesamt ist der Ford EcoSport nun ein mehr als konkurrenzfähiges Produkt im kleinen SUV-Segment, das sagen wir zum ersten Mal zu diesem Fahrzeug. Hier hat sich richtig viel getan! Zudem ist das Konzept des Mini-SUVs weiterhin genial, als dass man auf minimalem Raum den maximalen Platz herausholt und sogar große Menschen bequem sitzen können – auf vier Plätzen.
Autogefühl: ****
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos & Video: Autogefühl, Michel Weigel