Audi A7 Sportback Test 2018 neu

Der neue Audi A7 bzw. Audi A7 Sportback orientiert sich in der neuen Generation wieder am Audi A8, interpretiert ihn jedoch dynamischer und gleichzeitig praktischer – eben durch die Sportback-Heckklappe. Wir sind das neue Design-Flaggschiff gefahren. Von Thomas Majchrzak





Exterieur

In der Front begrüßen scharf gezeichnete Leuchten den Betrachter – Standard mit LED, optional mit Matrix LED oder Laser-Licht. Mit 4,96 m Länge ist der Audi A7 gut 20 cm kürzer als ein Audi A8. Optisch wirkt das aber eher anders herum, weil der A7 durch die herabfallende Dachlinie gestreckter ausschaut. Los geht es bei 18 Zoll, maximal sind 21-Zoll-Felgen verfügbar (auf den Fotos zu sehen), ebenfalls erhältlich ist hier die Hinterachs-Lenkung. Am Heck dominiert die neue durchgehende Lichtleiste, die sich in den Fake-Auspuffblenden symmetrisch zu spiegeln scheint. Ein integrierter Spoiler öffnet sich automatisch ab 120 km/h. Los geht es in Deutschland ab 67.800 Euro (Benziner, 66.500 Euro für den Diesel). Mit Extras sind die 100.000 Euro aber leider schnell zu erreichen. Für einen sportlichen Look steht das S-Line-Paket zur Verfügung, das wir hier auch zeigen. Wabenoptik vorne und hinten, schwarze Einfassungen von Kühlergrill und Fenstern und eine schwarze Schwellergrafik hinten. Die Farbe: Suzuka-Grau, wirkt aber eher weiß.

Interieur

Das Interieur orientiert sich am neuen A8: Viel schwarzer Hochglanz, ebene Flächen, und eine Infotainment-Zentrale mit einem oberen 10-Zoll- und einem unteren 8-1/2-Zoll-Screen (Basis: zweimal 8 Zoll). Der obere Screen zeigt z.B. das Navi oder auch die anderen Hauptinformationen und die Rückfahrkamera bzw. die 360-Grad-Kamera. Unterhalb des ersten Touchscreens befindet sich der zweite Screen, vorwiegend für die Klimabedienung. Dort kann man aber auch mit dem Finger einen Text eingeben, etwa fürs Navigationssystem. So arbeiten die beiden Displays manchmal automatisch zusammen. Insgesamt eine tolle Demonstration moderner Technik – mit dem Haken, das ein einfaches Klima-Bedienrad gerade beim Fahren eben doch viel einfacher zu bedienen wäre und weniger ablenkt.

In jedem Fall setzt Audi erneut den Benchmark für die Verarbeitung im Innenraum, hieran können sich alle Marken messen.

Das Lenkrad ist sportlich und zeichnet sich somit vom A8 ab, noch sportlicher wird es in der hier gezeigten S-line. Nicht fehlen darf das Audi Virtual Cockpit in der neusten Ausbaustufe mit Full-HD-Auflösung. Analoge Instrumente gibt es im A7 nun gar nicht mehr. Für die Ohren gibt es als teuerste Option das Bang & Olufsen Soundsystem mit 19 Lautsprechern und 3D-Klang.

Vorne ist das Platzangebot klassengemäß überzeugend, für große Fahrer ist bestens gesorgt. Die Sitze sind in verschiedenen Ausbaustufen erhältlich und zudem mit verschiedenen Sitzbezügen. Hierzulande steht eine Stoff-Einstiegsvariante zur Verfügung, ebenso ein sportlicher Alcantara-Sitz. Ansonsten dominiert wie typisch und altmodisch bei Audi die Tierhaut, gerade in den höheren trims.

Im Fond hat man selbst bei 1,90 m noch gut Platz vor den Knien, aber angesichts der Länge muss das auch sein. Die Platzausnutzung ist angesichts der Länge nicht großartig. Die Sitzhaltung ist zudem etwas liegend und die Rückbank ist kurz. Kopfraum gibt es trotz des im Design abfallenden Daches noch reichlich. Der Kofferraum bietet aufgrund der großen Heckklappe eine einfache Belademöglichkeit. In der Höhe ist der Laderaum natürlich eingeschränkt im Gegensatz zu einem Audi A6 Avant, aber ansonsten stellt der A7 einen guten Kompromiss zwischen Design und Ladefähigkeit dar. Die Sitze kann man nur von hinten aus umklappen, wenn man die Laderaumabdeckung entfernt, ansonsten heißt es: herumgehen zum Fond. Dann offenbart sich eine riesige Ladefläche.

Motoren

3.0 l 6-Zylinder „55 TFSI“ mit 340 PS (5,3 Sek. 0-100 km/h)
3.0 l 6-Zylinder „50 TDI“ mit 286 PS (5,7 Sek. 0-100 km/h)

Alle Motoren kommen mit dem neuen 48-Volt-Bordnetz und Mild-Hybrid-Technologie (MHEV), d.h. Energie wird zurückgewonnen und z.B. für die Start-Stopp-Funktion oder fürs Segeln benutzt (zwischen 55 und 160 km/h), so kann der Motor häufiger abgeschaltet werden. Die Diesel kommen mit SCR-Abgasklärung. Die Benziner werden ab September 2018 mit Partikelfiltern ausgerüstet, also leider erst, wenn der Gesetzgeber es zwingend vorschreibt. Bis dahin spart sich Audi den Einbau – für ein 100.000-Euro-Auto ein Armutszeugnis.

Fahrverhalten

Vier Fahrwerke stehen zur Auswahl: ein Basis-Stahlfederfahrwerk, ein Sportfahrwerk mit 10 mm Tieferlegung, eine elektronisch geregelte Dämpfung und die adaptive Luftfederung. Letztere betört durch einen tollen Fahrkomfort. Zusammen mit der hervorragenden Geräuschisolierung (mit optionalem Akustikpaket noch besser) ergibt sich ein super komfortables Gefühl. Nicht so weich-schwebend wie bei gewöhnlichen Luftfederungen für SUVs und Limousinen, sondern durchaus schon sportlich. So möchte der A7 auch sein. Aber nicht so straff wie bei einer AMG-Luftfederung. Hier also ein guter Kompromiss. Im Dynamic-Fahrmodus kann man eine sportlichere Gangart anlegen, damit das Fahrzeug noch weniger stark wankt. Dann passen sich auch Gaspedalkennlinie sowie Schaltverhalten an. In jedem Fall ist der Audi A7 ein Hort der Souveränität.

Optional steht auch für den neuen Audi A7 eine Hinterachslenkung zur Verfügung. Fährt man bis zu 60 km/h, schlagen die Hinterräder bis maximal 5 Grad entgegen der Vorderräder ein, um den Kurvenradius zu verringern. Fährt man schneller als 60 km/h, lenken die Hinterräder „parallel“ bis maximal 2 Grad, um die Stabilität zu erhöhen. Es geht hier nur um ein paar Grad Einschlag, aber es ist spürbar. Zudem wird der Wendekreis mit der Allradlenkung jeweils um über einen Meter verkürzt. Dieses Feature ist wohl das, was man technologisch am meisten merkt.

Der 3.0 TFSI überzeugt mit einer souveränen Leistung, ohne jegliches Turboloch. Völlig mühelos. Die Geräuschisolierung ist dabei so gut, dass man vom Motor nicht mehr viel hört. Ein Audi A7 muss aber auch nicht prollen, sondern eher mit der sportlichen Eleganz überzeugen, insofern geht das völlig in Ordnung. Gar nicht in Ordnung geht leider der Verbrauch, der im Schnitt für uns bei 11 l / 100 km lag. Da sieht man, dass der A7 immer noch ein großes, schweres Auto ohne alternativen Antrieb ist. Leider bringen die hochtechnologischen Lösungen à la Mildhybrid rein gar nichts. Auf dem Papier ja, in der Realität nein. Vielleicht sollte Audi das Geld für diese Technologie lieber darin investieren, schneller die vollelektrischen Varianten zu bringen oder auch einen Erdgasmotor für den A7 anbieten, so wie er schon im Audi A5 hervorragend funktioniert.

Im Rahmen des Adaptiven Fahrassistenten reagiert der A7 in der höchsten Tempomat-Stufe auf Tempolimits, Kurven, Kreuzungen und Kreisverkehre und verzögert oder beschleunigt entsprechend. Die Adaptive Cruise Control zählt zu den besten auf dem Markt. In der höchsten Ausbaustufe kann der aktive Lenkassistent zum Teil etwas nervig werden, wenn man eben noch selber lenken möchte. Auf der andere Seite funktioniert der Stauassisstent perfekt. Hierbei kann man bei niedrigen Geschwindigkeiten Füße von Gas/Bremse nehmen sowie die Hände vom Lenkrad – und der Audi A7 gleitet durch den Stau, bremst automatisch und fährt auch wieder von selber an, ohne dass man kurz Gas geben oder den ACC-Hebel ziehen muss – sehr entspannend!

Insgesamt macht der Audi A7 mehr Spaß als der Audi A8. Obwohl Plattform und viele Features identisch sind, macht die etwas sportlichere Ausrichtung also durchaus einen Unterschied. Vielleicht schwingt auch irgendwie zusätzlich das attraktive Äußere mit, wenn man dann drin sitzt und fährt.

Abmessungen

Länge: 4,96 m
Breite: 1,90 m
Höhe: 1,42 m
Radstand: 2,92 m
Leergewicht: 1.890 kg

Fazit: Der neue Audi A7 ist erneut ein Design-Highlight, außen wie innen. Zugleich ist er praktischer als ein Audi A8 oder ein A6 (Limousine), weil man deutlich mehr hineinbekommt. An einen A6 Kombi reicht das zwar nicht ganz heran, dafür hat man aber die Stromlinienform. Die Innenraum-Verarbeitung setzt erneut Maßstäbe. Das Infotainment-Konzept ist attraktiv, aber kann wie viele neue Systeme etwas überfordern, während man fährt. Generell ist der Audi A7 auch im Fahrverhalten das Maß der Dinge, souverän, komfortabel, trotzdem sportlich mit dem nötigen Etwas. Hausaufgaben hat Audi noch in puncto Nachhaltigkeit zu machen (Benziner noch ohne Partikelfilter, hoher Verbrauch, kein Konzept in dieser Klasse für einen alternativen Antrieb, überschwängliche Nutzung von Tierhaut).

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Michel Weigel