BMW 2er Gran Tourer Fahrbericht Facelift 2018 mit Active Tourer

BMW-Hardcore-Fans belächeln sie, die BMW-Vans mit Frontantrieb (optional Allrad). Zwei Tabubrüche für die Kernmarke, aber der Markt spricht Bände: Seit 2014 hat BMW gut 400.000 2er Active Tourer und 2er Gran Tourer verkauft, zwei Drittel davon Active Tourer. Über zwei Drittel dieser Käufer sind BMW-Neukunden, was für eine Marke immer besonders wichtig ist. Stärkster Markt ist Deutschland, gefolgt von China und Großbritannien. Wohl gemerkt werden die Vans in den USA nicht angeboten, weshalb der Verkaufserfolg noch beachtlicher ist. Warum also sind die BMW Tourer so erfolgreich? Nun erhalten sie ferner eine Überarbeitung mit einigen optischen Retuschen und Motoren-Updates. Unser Fahrbericht konzentriert sich auf den BMW 2er Gran Tourer. Von Thomas Majchrzak





Exterieur

Auf 4,35 m Länge kommt der 2er Active Tourer, auf 4,55 m der 2er Gran Tourer. Durch den verlängerten Radstand wird optional eine dritte Sitzreihe (für eine 6. und 7. Person) ermöglicht. Die Preise der BMW-Vans beginnen bei gut 28.000 bzw. 29.000 Euro. Im Design sind sich beide Varianten recht ähnlich, der 2er Gran Tourer hat kaum Alleinstellungsmerkmale, außer dass er eben länger ist. Die Heckscheibe steht etwas steiler, um mehr Beladung zu ermöglichen, das sieht etwas weniger dynamisch aus als beim Active Tourer, dafür ist die Ausnutzung im Innern besser. Auch die Dachlinie ist beim 2er Gran Tourer etwas höher und weiter geführt. Die Kompakt-Van-Form ist in beiden Fällen relativ unspannend, das ist wohl segmentbedingt. Flache Motorhaube, form follows function im Verlauf. Aber die echten Vorzüge beginnen im Interieur.

Mit der Überarbeitung hat BMW auch das Äußere etwas aufgefrischt. Die Änderungen:

– Optional nun LED-Scheinwerfer und adaptive LED-Scheinwerfer
– Neue Frontschürze, größere BMW-Niere, neu gestaltete Heckschürze
– Neues zweiflutiges Endrohr für alle 4-Zylinder-Modelle
– Jucaro Beige und Senset Orange als neue Farben
– Sechs neue Felgen von 17 bis 19 Zoll.
– Neues M Sportpaket für alle, die ihren Tourer sportlicher fahren möchten. Denn das M-Sportpaket enthält neben 17“-Alufelgen ein Aerodynamik-Paket, ein M-Sportfahrwerk, Sportsitze in Stoff-/Alcantara-Kombination, ein M-Sportlenkrad mit Sportlenkung und LED-Scheinwerfer.

Das Modell Sport Line enthält dagegen die optischen Retuschen, aber nicht das Sportfahrwerk.

Interieur

Das Interieur ist klassisch BMW: unprätentiös, aber gut verarbeitet. Die BMW 2er Tourer haben dabei noch eine zurückhaltende Cockpit-Gestaltung ohne allzu viel neumodisches Klimbim. Hier sind Sitzposition und Platzausnutzung entscheidend. Wie in ein SUV kommt man leichter hinein, sitzt aufrechter und hat mehr Beinfreiheit als in den Limousinen und Kombis von BMW. Die hintere Tür öffnet recht weit, so dass man auch gut Kindersitze installieren kann. Die Rückbank kann man im Verhältnis 1/3 2/3 umklappen und auch der Länge nach verschieben. Die Rückenlehne lässt sich in der Neigung verändern. Übrigens, wer lieber cooler unterwegs ist: Ein BMW X1 beginnt gut 3.500 Euro oberhalb von einem Gran Tourer und liegt längenmäßig genau zwischen Active Tourer und Gran Tourer. Dafür bieten die Tourer noch praktischere Abmessungen.

Im BMW 2er Active Tourer beträgt das Kofferraumvolumen 468 bis 1.510 l (mit umgeklappten Sitzen), im BMW 2er Gran Tourer 645 bis 1.905 Liter. Ferner steht für den großen Bruder die Siebensitzer-Konfiguration zur Verfügung, hierbei kann man die Sitze wahlweise im Ladeboden verstauen. Dann schrumpft der Laderaum allerdings auf 560 bis 1.820 Liter. Ferner lassen sich beim Gran Tourer sogar 3 Kindersitze im Fond installieren. Die Kofferraumabdeckung lässt sich praktisch unterhalb der Laderaumabdeckung verstecken.

Die Facelift-Änderungen im Interieur betreffen zunächst neue Instrumente sowie ein aktualisiertes Infotainment-System. Die optionale Navigationssysteme kommen in einer Größe von 6,5 bis 8,8 Zoll (Touchscreen), ebenfalls erhältlich ist eine Apple CarPlay Integration, eine induktive Lademöglichkeit und ein WLAN-Hotspot.

Weiterhin ist ein neuer Automatik-Wählhebel hinzugekommen, sowohl für die neue 7-Gang-Doppelkupplungsautomatik als auch für die bekannte 8-Gang-Wandlerautomatik.

Ferner stehen nun neue Sitzbezüge zur Verfügung, darunter zwei neue Varianten in der attraktiven Mischung Stoff innen und Sensatec-Kunstleder außen. Die Sitzauflage wurde zudem verbessert für mehr Komfort.

Die Serienausstattung:
– Autonomer Bremsassistent
– Bluetooth-Freisprecheinrichtung
– Klimaanlage
– 6,5“ Screen
– Regensensor

Motoren

Benziner

Dreizylinder 1,5 l mit 109 oder 140 PS oder als Plugin-Hybrid mit 224 PS Systemleistung (Allrad, 45 km elektrische Reichweite)
Vierzylinder 2,0 l mit 192 oder 231 PS (Allrad, nur für Active Tourer)

Der 231 PS Benziner hat noch das 8-Gang-Wandlergetriebe, die schwächeren Benziner kommen mit dem 6-Gang-Schaltgetriebe oder optional mit der neuen 7-Gang-Doppelkupplungsautomatik.

Diesel

Dreizylinder 1,5 l mit 95 oder 116 PS
Vierzylinder 2,0 l mit 150 (optional AWD) oder 190 PS (optional AWD)

Die Diesel ab 150 PS erhalten das 8-Gang-Automatikgetriebe (serienmäßig für 190 PS), der Dreizylinder-Diesel optional das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe.

Alle Modelle mit Dieselmotor sind mit einer Kombination aus SCR- und NOx–Speicherkatalysator ausgerüstet.

Fahrverhalten

Wir fahren den 2,0 l Diesel mit 190 PS. Dieser meldet sich spontan mit Leistung, wenn man sie abfragt. Das hat BMW gut im Griff. Man muss den Motor nicht erst ganz hochdrehen, auch bei niedrigen Drehzahlen kann man spontan ein Überholmanöver starten. Unser Testverbrauch kommt auf 5,5 l / 100 km, das geht wirklich in Ordnung.

Einem Kompakt-Van gemäß hat BMW das Fahrwerk etwas weicher ausgelegt als bei den anderen Fahrzeugen, das geht auch in Ordnung. Markentypisch gibt die Lenkung aber ein sehr gutes Feedback, so hat man das Fahrzeug immer gut im Griff. Obwohl der Gran Tourer etwas länger ist als der Active Tourer, lässt er sich in der City noch sehr gut dirigieren. Die Sitze mit dem Tierhaut-Bezug sind sehr hart, da empfehlen wir gerade für lange Strecken den Standard-Stoffbezug. Die Geräuschisolierung ist gut und auf einer längeren Reise kann man immer gut aus der Panorama-Windschutzscheibe hinausschauen – allerdings am besten nach vorne. Die weit entfernte A-Säule kann dagegen den Blick durchaus blockieren.

In einer zweiten Ausfahrt vergleichen wir den 2,0 l Benziner mit 192 und Vorderradantrieb mit M Sport Paket. Hierbei ist das Fahrwerk straffer ausgelegt. Das bringt mehr Fahrspaß, kann aber bei Bodenwellen dann natürlich auch nachteilig sein.

Bei den Assistenzsystemen hat BMW ebenfalls Hand angelegt, so funktioniert die Active Cruise Control mit adaptiver Geschwindigkeitsregelung nun bis 140 km/h. Ein neuer Stauassistent kann das Auto bis 60 km/h selbstständig in der Spur halten. Beide Assistenzsysteme sind Bestandteil des optionalen Paketes Driving Assistant Plus.

Abmessungen

Länge: 4,55 m (Active Tourer: 4,35 m)
Breite: 1,80 m
Höhe: 1,64 m
Radstand: 2,78 m
Leergewicht: 1.470 – 1.740 kg

Fazit: BMW 2er Gran Tourer und 2er Active Tourer sind vielleicht optisch die langweiligsten BMW, bieten aber am meisten Auto fürs Geld. Sie bieten durchaus Fahrspaß und vor allem viel Platz im Innenraum. Mit knapp 1.000 Euro fällt der Aufpreis für einen Gran Tourer übrigens sehr niedrig aus, so dass das Preis-Leistungs-Verhältnis für die Familie hier noch besser ist, auch wenn ein BMW natürlich selten ein Schnäppchen ist.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos: Autogefühl, Thomas Blachetzki
Video: Autogefühl, Aditya Jayaram & Thomas Blachetzki