Während der Vorgänger noch zusammen mit dem Fiat Doblò gebaut wurde, setzt der neue Opel Combo auf die gemeinsame EMP2-Plattform des PSA-Konzerns und ist damit verwandt mit Citroën Berlingo und Peugeot Rifter. Wir haben uns den Combo E angesehen, als Pkw-Variante Combo Life mit kurzem und langem Radstand sowie als Nutzfahrzeug Combo Cargo. Von Thomas Majchrzak
Die Preise für den Opel Combo Life (Pkw-Variante) beginnen bei 20.000 Euro brutto (inkl. Mwst.) und bei 16.850 Euro netto für den Combo Cargo.
Exterieur
langer Radstand
Die Version mit langem Radstand ist optisch gar nicht so einfach auszumachen, man erkennt, dass ganz hinten, wo die Schiene der Schiebetür aufhört, ein längerer Bereich entsteht, der die Ladefläche noch verlängert.
Combo Cargo Nutzfahrzeug
Die Plattform wird übrigens auch für weitere kompakte Pkw-Modelle bei Peugeot, Citroen und Opel benutzt, etwa für den Opel Grandland X und den Peugeot 3008.
Grundsätzlich stehen für den Opel Combo E zwei Radstände zur Verfügung, 2,87 m und 2,97 m. Die Längen betragen 4,40 m oder 4,75 m. Beide Versionen gibt es als 5- oder 7-Sitzer.
Die neue Front wirkt etwas weniger rund und wulstig, sondern präsenter. Trotzdem ist das eher freundliche runde Gesicht geblieben. Die Kühlergrill steht aufrecht und ist größer, die Scheinwerfer tragen ein modernes LED-Tagfahrlicht. Im Seitenprofil heißt es in diesem Segment weiter form follows function, am wichtigsten sind die Schiebetüren, die ein einfaches Einsteigen und Installieren von Kindersitzen ermöglichen. Am Heck wurde die Kastenform nur leicht entschärft, die Rückleuchten sind etwas breiter und das Fenster kleiner. Durch eine leichte Wölbung wird ein wenig Designform geschaffen.
Die Heckklappe ist entweder komplett zu öffnen oder nur der Fensterbereich, zu erreichen links und rechts per separater Druckknöpfe neben der Haupt-Heckklappenöffnung.
Interieur
Herausnehmen der dritten Sitzreihe im langen Radstand
Combo Cargo Nutzfahrzeug
Während der Opel Combo D noch den Fiat-Charme mit dicken Knöpfen und vielen rundlichen Design-Elementen trug, bekommt der Opel Combo E ein modernes Cockpit mit einer besseren Übersicht. Die Klima-Bedieneinheit ist noch separat verbaut, die Temperatur lässt sich links separat regeln, die Lüftungsstärke ist allerdings nur schwer zu erreichen, wenn man einen Schaltwagen fährt. Optional gibt es einen großen 8″-Touchscreen für alle Infotainment-Funktionen. Das Navi hat man damit gut im Blick. Auch eine Smartphone-Spiegelung über Apple CarPlay und Anrdoid Auto ist möglich. Unter den Optionen befindet sich ferner ein Head-Up-Display. Das Lenkrad kennt man so auch aus anderen Opel Pkw. Der grundsätzliche Aufbau mit der stark ansteigenden unteren Mittelkonsole ist beim Peugeot Rifter auch zu finden.
Besonderen Wert hat Opel auf die Anzahl der Ablagefächer gelegt, um z.B. auch große Flaschen verstauen zu können. Es gibt zwei Handschuhfächer, das obere ist besonders groß, weil der Beifahrer-Airbag im Dach untergebracht ist. Als Neuheit bietet Opel ferner eine durchgehende Ablagefläche unter dem Dach, wobei man hier keine Dinge verstauen sollte, die vielleicht bei der Fahrt hin und her rollen. Besonders clever ist das hintere Ablagefach im Dachhimmel, das sich z.B. für einen Regenschirm eignet.
Als Komfort-Features stehen Sitzheizung und Lenkradheizung sowie eine Standheizung zur Verfügung. USB-Buchsen gibt es für die 1. und 2. Sitzreihe, hinten sogar einen 230-Volt-Anschluss fürs Laptop.
Der Sitzkomfort vorne zeichnet sich durch viel Platz und eine aufrechte Sitzposition aus. Die Textilbezüge sind ansprechend und robust. Auf Wunsch gibt es nicht nur eine, sondern Schiebetüren auf beiden Seiten. Den Beifahrersitz kann man umklappen, damit eine durchgehende Ladefläche von Kofferraum bis Armaturenbrett entsteht. Die Rücksitzbank im Combo Life lässt sich entweder im 60/40 Split oder als Option pro Sitz einzeln umlegen. Alle drei Sitzplätze verfügen in beiden Rückbank-Varianten jeweils über Isofix-Verankerungen für Kindersitze, das ist selten. Auch hinten sitzt man aufrecht und bequem, zudem ist der Ein- und Ausstieg sehr leicht. Der Laderaum kann in der Höhe mit der oberen Abdeckung zweigeteilt werden, in dem man nicht die obere Abdeckungs-Schiene verwendet, sondern eine weitere darunter. Und auch die Heckklappe lässt sich wie beschrieben zweigeteilt öffnen, wenn man z.B. nur das Glasfenster öffnet und eben etwas herausholen oder hineinstecken möchte. Je nach Version beträgt das Ladevolumen 597 l – 2.126 l (kurzer Radstand) oder 850 l bis 2.693 l (langer Radstand).
Der Combo Transporter kommt mit einem Ladevolumen von bis zu 4,4 m3 (langer Radstand) und bis zu 1.000 kg Nutzlast. Die maximale Ladelänge beträgt 3,04 m beim kurzen Radstand und 3,44 m beim langen Radstand. Im Laderaum finden zwei Europaletten Platz, auch in der kurzen Variante. Mit einer optionalen Dachklappe lassen sich lange Gegenstände auch schräg mitnehmen. Eine sensorgesteuerte Überladungsanzeige zeigt dem Fahrer per Knopfdruck an, ob das Fahrzeug überladen ist oder noch weitere Lasten verträgt. Auf Wunsch dient eine permanente Rückfahrkamera auch während der Fahrt als digitaler Rückspiegel.
Neben der reinen Transporter-Variante finden als Doppelkabinen-Version fünf Personen inkl. Fahrer Platz, dahinter bleibt dann noch Platz für Werkzeuge.
Motoren
1,2 l Turbo-Benziner (3-Zylinder) mit 110 PS und 6-Gang-Schaltgetriebe
1,5 l Turbo-Diesel (4-Zylinder) mit 76 oder 102 PS (5-Gang-Schaltgetriebe) sowie 130 PS mit 6-Gang-Schaltgetriebe oder 8-Stufen-Automatikgetriebe
Fahrverhalten
Der Opel Combo punktet in erster Linie mit einem sicheren Geradeauslauf, dem Sitz- und Reisekomfort und der Panorama-Sicht nach vorne. Die B-Säule hingegen ist sehr breit, so dass man hier auf jeden Fall den Toten-Winkel-Warner als Option bestellen sollte. Die Lenkung ist leichtgängig und auf Komfort eingestellt. Das Fahrwerk gleicht Unebenheiten gut aus, erinnert so gar nicht an rüstige Nutzfahrzeuge. Und der Opel Combo E zeigt keine nennenswerte Seitenneigung, wenn man Kurven doch einmal schneller nimmt.
Wir testen den 1,5 l Diesel mit 130 PS, die Top-Motorisierung, mit der es in 10,6 Sekunden (Handschaltung) oder 11,4 Sekunden (Automatik) von 0 auf 100 km/h geht. Größter Vorteil dürfte hier sein, dass man genügend Kraftreserven hat, wenn man mit voller Beladung fährt. Die Handschaltung ist geschmeidig und hinterlässt einen sehr guten Eindruck bei uns. Die Automatik bringt gerade im Stau mehr Komfort, sie kommt mit einem neuen runden Wählrad, das sich vorne platzsparend auswirkt. Zudem gibt es dann Schalt-Paddles am Lenkrad. Obwohl wir die Automatik mit dem langen Radstand fahren und die Handschaltung mit dem kurzen Radstand, unterscheiden sich die Verbräuche kaum. Beides Mal stellen wir gut 6 l / 100 km fest.
Auch der Combo erhält alle Assistenzsysteme, die die Marke zur Verfügung hat, etwa Verkehrsschild- und Spurhalte-Assistent, Frontkollisionswarner mit automatischer Gefahrenbremsung und Fußgänger-Erkennung, adaptiver Geschwindigkeitsregler, Müdigkeitserkennung und 180-Grad-Rückfahrkamera (letztere optional). Speziell für den Opel Combo warnt der aus zwölf Sensoren bestehende Rangierschutz im niederen Geschwindigkeitsbereich optisch und akustisch vor seitlichen Hindernissen.
Die Anhängelast beträgt 1,5 t.
Abmessungen
Länge: 4,40 – 4,75 m
Breite: 1,84 m
Höhe: 1,84 – 1,88 m
Radstand: 2,78 – 2,97 m
Leergewicht: 1.431 – 1.615 kg
Fazit: Der Opel Combo ist ein durchweg familientaugliches und praktisches Auto. Viel Flexibilität für einen günstigen Preis, damit punktet der Combo am meisten. Die Materialverarbeitung ist sehr solide. Zudem fährt sich der neue Combo nun stärker wie ein Pkw und weniger wie ein klassisches Nutzfahrzeug. Die Pkw-Variante wird gerade mit kurzem Radstand beliebt sein und bietet in dieser Version schon genügend Raum, der Cargo wird häufig auch mit langem Radstand zum Einsatz kommen.
Autogefühl: ***
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos & Video: Autogefühl, Jonas Bomba & Brian Hayes