Smart EQ fortwo Cabrio Fahrbericht Dauertest Fazit

In den USA wird Smart nur noch in Elektro-Versionen verkauft, ab 2020 gestaltet Daimler die Marke Smart zur reinen Elektromarke um, weltweit. Auch wenn die Zulassungszahlen für Elektroautos absolut noch niedrig liegen, sind die Zuwachsraten enorm. Und für 2025 sagen die Prognosen voraus, dass dann der Break Even in den Anschaffungskosten erfolgt sein soll. Heißt: 2025 soll es für den normalen Kunden günstiger sein, ein Elektroauto zu kaufen und zu fahren als einen Verbrenner. Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus, insbesondere die urbane Mobilität? Und was ist mit der Gegenwart? Eine Antwort auf diese Frage wollten wir mit dem Smart EQ fortwo Cabrio (ehemals electric drive oder ed genannt) finden – im Langzeit-Test. Cabrio, weil man den fortwo eben auch als Cabriolet beziehen kann und das für noch mehr Spaß im Stadtdschungel sorgt, und elektrisch, eben weil es Smart künftig nur noch elektrisch geben wird und weil der Antrieb lokal emissionsfrei ist. Wie schneidet der Smart EQ fortwo im Dauertest ab? Von Thomas Majchrzak

Die Hauptmärkte des Smart fortwo Cabrios sind Großbritannien (gut ein Viertel Cabrio-Anteil beim Smart), Deutschland, Kalifornien und Italien (Rom als smart-Hauptstadt). Während der Smart Benziner bei gut 11.000 Euro beginnt und das Cabrio bei 14.500 Euro, steigen die EQ-Modelle bei 22.000 und 25.000 Euro ein. Maximal geht es hoch bis ca. 28.000 Euro. Die Batterie nimmt bei den Elektro-Versionen die meisten Kosten ein, da sieht man den Aufpreis von gut 10.000 Euro. Das schlägt bei einem sehr kleinen Fahrzeug dann stark zu Buche. Jetzt schon sind Wartungs- und Betriebskosten geringer, wobei man ehrlich sein muss, dass sich dies bei einem Smart rein wirtschaftlich noch nicht lohnt. Allerdings werden die Kosten für die Batterien vermutlich langfristig sinken. Was die Gebrauchtwagenpreise angeht, so zeigt sich der fortwo generell recht wertstabil, und auch die ersten Fahrzeuge der neuen Generation, auch oder speziell als Elektro-Variante, bestätigen dies.




Exterieur

Der Smart fortwo der dritten Generation folgt dem Konzept des “One and a half box”, so zeigt er eine kleine Motorhaube vorne. Dadurch sieht der Smart fortwo ein wenig „normaler“ aus als in der Vorgänger-Generation und eben ein bisschen mehr wie andere Autos. Aber es gibt auch Vorteile, zum Beispiel unterstützt diese Bauweise die modernen Anforderungen an den Fußgängerschutz. Die Front ist durch die plattere Schnauze kräftiger geworden. Dazu passen auch die muskulösen Schultern. Die Gesamtbreite beträgt 1,66 m, die Länge 2,69 m. Grundsätzlich unterscheiden sich die elektrischen Versionen optisch kaum von den Verbrennern, man kann nur die EQ-Logos und einen Stecker-Aufkleber erkennen.

Basis sind 15-Zoll-Stahlfelgen, aber in der Ausstattung passion kommen 15-Zoll-Alufelgen, optional sind 16 Zoll erhältlich, in Silber und Schwarz.

Das Smart fortwo Cabrio besitzt ferner noch die bekannte Smart-Verdeck-Konstruktion. Grundsätzlich sind mehrere Stufen des Offenfahrens möglich: Zunächst kann man das Stoffverdeck wie ein Schiebedach elektrisch zurückfahren. In der zweiten Stufe kann man den hinteren Part auch noch herabsenken. Witzigerweise sorgt das für bessere Windeigenschaften als beim etwas geschlosseneren Level. Wenn die festen Seitenholme zudem manuell entnommen werden, steht dem Freiluftvergnügen nichts mehr im Wege. Die Holme kann man an dafür vorgesehen Stellen in der Heckklappe verstauen – allerdings wird dadurch der Kofferraum etwas in der Länge eingeschränkt. Das Ausbauen gelingt mit etwas Übung recht schnell, etwas umständlich bleibt es dennoch. Denn stellt man das Fahrzeug weder überdacht noch in einer Garage oder Tiefgarage ab, möchte man ja in der Regel alles schließen. Und dafür müsste man dann erst wieder die Holme einbauen.

Das Stoffverdeck ist übrigens in den Farben red, denim blue und black erhältlich, also Rot, Jeansblau und Schwarz. Speziell für das Cabrio, weil ja die obere Stabilisierung der Karosserie nun fehlt, sind die maßgeblichen Karosserieteile um 15 Prozent verstärkt. Die Außenhülle dagegen bleibt aus Plastik, was zunächst billig klingt, aber sinnvoll ist: Erstens macht das das Auto leicht, zweitens kann man die Plastik-Paneele bei kleinen Remplern sozusagen eindrücken, ohne dass etwas passiert.

Interieur

Rundliche Formen und damit ein poppiges Design bestimmen dieses kleine Lifestyle-Gefährt. Gleichzeitig finden wir viele große und makellose Oberflächen, auch wenn natürlich vieles einfaches Plastik ist. Zunächst gibt es ein Basismodell ohne speziellen trim level Namen. Optional kann man dann zwischen drei Ausstattungsvarianten wählen, Passion (plus 1.400 Euro), Perfect (plus 1.700 Euro) und Prime (plus 2.000 Euro) – Preise jeweils zusätzlich zur Basisvariante.

Passion kommt mit 15-Zoll-Alus, einem schwarzen Kühlergrill, Stoffsitzen komplett in Schwarz oder wahlweise die inneren Flächen in Orange oder Weiß sowie dann angepasst Stoff an Instrumententafel und Türmittelfeldern.

Die expressive Ausstattung Proxy gibt es leider nicht mehr, dafür gibt es nun Perfect mit 15″ Alus, Sitzen in Stoff braun innen und Kunstleder außen.

Prime kommt automatisch mit Sitzbezügen in Kuh-Haut in Schwarz mit weißen Kontrastnähten und Sitzheizung und ebenfalls 15-Zoll-Alus.

Bei den Ausstattungen kommen ferner kleinere Upgrades wie ein Multifunktionslenkrad oder ein Digital-Display in den Instrumenten hinzu. Es ist nun auch möglich, für die Elektro-Variante ein höhenverstellbares Lenkrad zu ordern – unbedingt mitbestellen, das macht es viel einfacher, die optimale Sitzposition zu finden.

Generell ist es erstaunlich, dass selbst große Menschen im Smart fortwo ohne Probleme Platz finden. Obwohl die Sitze grundsätzlich vielleicht für lange Beine etwas kurz sind, ist das Platzangebot üppig – größer als bei vielen deutlich größeren Autos. Dass der Smart fortwo dadurch trotzdem kein Langstreckenauto wird, sollte klar sein, ist aber auch nicht tragisch.

Das 7-Zoll-Navigationssystem ist rein optional und gut eingefügt, allerdings ist die Software nicht gerade auf dem neusten Stand. Manchmal reagieren die Felder nicht so gut, wenn es sehr heiß wird. Und die Menüführung ist nicht sehr intuitiv. Eine Smartphone-Spiegelung auf das große Navi-Display ist nicht möglich, Musik spielt man also über Bluetooth – und das geht auch schon mit dem Basis-Audiosystem ohne Navi. Fürs Navi ist hier also eher eine Smartphone-Halterung zu empfehlen. Hier springt dann die Smart cross connect App ein, die dann doch eine Bedienung übers Smartphone ermöglicht.

Beim Kofferraum klappt man die kleine Heckklappe nach unten weg, darüber hinaus kann man das Stoffverdeck mit zwei Entriegelungen links und rechts noch etwas hochschieben, wenn das Verdeck in der ersten Stufe steht, also nicht mehr, wenn es ganz unten ist. Gerade, wenn die Holme noch verbaut sind, ist der Kofferraum noch erstaunlich groß. Das erste, was wir gemacht haben, ist nur ein Ladekabel mit uns zu führen (das geht in einer sauberen rundlichen Halterung) und die Laderaumabdeckung zu entfernen, damit hat man dann mehr Platz im Kofferraum. Das alles muss man natürlich immer in Relation sehen, ob es für den Wocheneinkauf reicht, kommt auf die Familiengröße an. Notfalls muss auch mal der Beifahrerfußraum herhalten oder der Beifahrersitz, für den es auch einen unteren Zusatzgurt gibt, den man immer montiert lassen kann. Man spürt ihn nicht, wenn man sich davor setzt, aber er kann Taschen oder Rucksäcke auf dem Beifahrersitz sichern.

Motoren

Bei den klassischen Verbrennern stehen dem Smart derzeit noch folgende zur Verfügung:

1 Liter 3 Zylinder Benziner mit 71 PS, natürlich beatmet (14,1 Sek. 0-100 km/h)
0,9 Liter 3 Zylinder Turbo-Benziner mit 90 PS (10,4 Sek. 0-100 km/h) oder 109 PS im Brabus (9,5 Sek.)

Der Smart EQ fortwo kommt dagegen mit einem 81-PS-Elektromotor und einer 17,6 kWh Batterie. In 11,5 Sekunden bzw. 11,8 Sek. beim Cabrio geht es auf 100 km/h. Allerdings hat der Elektro-Smart einen deutlich schnelleren Antritt aus dem Stand heraus, eine positive Eigenart von Elektromotoren. Von 0 bis 30 km/h kann man die meisten Sportwagen an der Ampel abziehen :-)

Die Alltags-Reichweite betrug in unserem Test gut 110 km. Aufladen kann man die Batterie von 0 auf 100 % zu Hause an der normalen Steckdose in gut 6 Stunden, an der Ladesäule/Wallbox halbiert sich die Zeit mindestens. Generell ergeben sich aber eher kürzere Ladezeiten, weil man Elektroautos selten ganz leer fährt, sondern versucht, regelmäßig aufzuladen. Zum Beispiel laden wir von 40 auf 90 Prozent (gut 8 kWh) in gut 25 Minuten an einer öffentlichen Ladesäule – das geht also recht fix.

Fahrverhalten

Das Cabrio hat gut 50 kg Mehrgewicht gegenüber der geschlossenen Variante, aber das merkt man zum Glück nicht. Im Zentrum steht einmal das agile Fahrverhalten mit dem durchaus straffen Fahrwerk, dem fast nicht vorhandenen Radstand und der direkten Lenkung, zum anderen liegt hier der Fokus natürlich auf dem Offenfahrvergnügen. Mit abmontierten Holmen kommt echtes Cabriofeeling auf und dem Sommer steht nichts mehr im Wege. Sind die Fenster heruntergelassen, windet es überall durch. Aber sind die Fenster oben, zeigen sich gute Windeigenschaften und das Smart fortwo Cabrio ist gerüstet für den sonnigen Wintertag. Wie bereits angedeutet, ist es vom Wind her angenehmer, wenn man den hinteren Soft-Top-Teil herunterlässt auf die zweite Stufe. Ganz geschlossen merkt man von der Geräuschisolierung her, dass man ein Cabrio fährt, gerade vom Bereich des Kofferraums kommen Außengeräusche. Und bei über 100 km/h auf der Autobahn wird es etwas ungemütlich. Der Smart fortwo ist eben kein gutes Autobahnauto.

Umso besser verhält sich der Smart EQ in der Stadt. Durch das lautlose Gleiten kann man einerseits viel entspannter fahren als sonst, dazu kommt, dass man sich keine Sorge um die Parkplatzsuche machen muss. Die Kombination Cabrio plus Elektroauto ist ferner noch interessanter, weil man damit die Ruhe irgendwie noch besser genießen kann. Das fühlt sich fast so an, als würde man mit 70 km/h Fahrrad fahren. Man kann es nur mehrfach betonen: Das Smart EQ fortwo Cabrio ist auf diese Weise einzigartig. Wer es noch nicht erfahren hat, sollte das elektrische Offenfahren einmal ausprobieren. Man vermisst keinen V6-Klang wie bei einem sportlichen Cabrio, vielmehr nimmt man mehr von seiner Umgebung wahr, sei es in der Stadt oder auf dem Land. Mit dem kleinen Smart EQ Cabrio ertappt man sich sogar dabei, dass man Cabrio-Ausflüge in die Stadt macht – mit einem großen Cabrio vorher eher abwegig. Einziger Konkurrent wäre übrigens so halbwegs ein Citroen e-Mehari, ein elektrischer Buggy, der am besten immer offen bleibt, weil sowohl die Soft-Top- als auch die Hard-Top-Variante extrem kompliziert manuell ein- und auszubauen sind.

Im Gegensatz zum entspannten Elektro-Cruisen steht die Möglichkeit, durch das sofort vorhandene Drehmoment jederzeit einen Sprint an der Ampel hinzulegen. Wie oben schon beschrieben, kann man reinrassige Sportwagen auf den ersten Metern abhängen. Kein anderes Auto versinnbildlicht einen Stadtflitzer so sehr wie dieses Gefährt. In der Redaktion merken wir, dass man durchaus diskutiert, wer denn jetzt bei der nächsten Fahrt ans Steuer darf.

Grundsätzlich rekuperiert der Smart EQ fortwo nicht, wenn man den Fuß vom Gas nimmt. Ausrollen ist im Prinzip auch sinnvoller, wenn man die Rollenergie nutzen kann. Beim Druck auf die Bremse wird dann etwas rekuperiert. Zusätzlich kann man den Eco-Modus aktivieren, bei dem dann mehr rekuperiert wird, wenn man den Fuß vom Gas nimmt.

Die aufrechte Sitzposition im Smart EQ fortwo Cabrio sorgt dafür, dass man sich auch als großer Mensch sehr wohl fühlt und so ertappt man sich bei dem Gedanke, dass man eigentlich gar nicht mehr zum spaßigen Autofahren braucht als ein Smart EQ fortwo Cabrio.

Immer wieder erleben wir Situationen, in denen Parkplätze, die eigentlich keine mehr sind, zum idealen Abstellort für den Smart EQ werden. Die Parklücken sind eben so klein, dass andere Kleinwagen nicht hineinpassen, daher bleiben sie frei. So kommt es häufig vor, dass man überall direkt vor der Tür parken kann. So viel weniger Stress in der Stadt. Und wenn man dann noch offen und elektrisch dorthin fährt – perfekt.

An technischen Ausfällen oder Mängeln können wir keine verzeichnen – der Elektromotor ist auch weniger wartungsaufwändig und das Risiko sinkt, dass irgendetwas schief gehen kann. Ein grober Überblick über die Wartungskosten Benziner vs Elektro (circa Preise): Der Benziner benötigt jährlich einen neuen Motor-Luftfilter (30 Euro) und einen Ölwechsel (60 Euro), sowie alle 4 Jahre oder ab 80.000 km neue Zündkerzen (40 Euro). Bei den Elektro-Modellen wird die Netz-Batterie alle 3 Jahre getauscht (120 Euro) und die Trocknerpatrone der Hochvolt-Batterie alle 4 Jahre (110 Euro). Und die normale Netz-Batterie des Benziners muss irgendwann ja auch mal getauscht werden. Grob ergibt sich im 4-Jahres-Vergleich der Wartungskosten Benziner 400 Euro vs Elektro 230 Euro.

Abmessungen

Länge: 2,69 m
Breite: 1,66 m
Höhe: 1,55 m
Radstand: 1,87 m
Leergewicht: ca. 930 kg

Fazit: Nach ausgiebigem Test können wir tatsächlich sagen, dass ein elektrisches Smart fortwo Cabrio tatsächlich eine ideale Form der Mobilität in der Stadt darstellt. Lokal emissionsfrei, leise für Anwohner und Fahrer, dazu viel Spaß beim Fahren und wenig Stress bei der Parkplatzsuche. Agilität und Praxistauglichkeit im Stadtverkehr sind ohne Beispiel und in engen Gassen kann man sich nach einer Weile nicht mehr vorstellen, mit irgendeinem anderen größeren Auto unterwegs zu sein. Am praktischsten ist es natürlich, wenn man zu Hause oder an der Arbeit eine passende Ladeinfrastruktur hat, damit man nicht auf öffentliche Ladesäulen angewiesen ist. Die kleine Batterie taugt natürlich nicht für den Langstreckenverkehr, das ist die Grenze der Freiheit. Dafür ist der Smart EQ an der Ladesäule auch wieder fix aufgeladen, das kann man z.B. mit Essengehen in der Stadt verbinden, wenn die Ladesäule praktisch gelegen ist. Einerseits ist ein Smart EQ noch vergleichsweise teuer zu den nicht-elektrischen Varianten, andererseits bietet gerade das Elektro-Cabrio ein einzigartiges Offenfahr-Vergnügen zu einem Preis, zu dem man ansonsten kaum ein Cabriolet bekommt.

Autogefühl: *****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak

Fotos: Autogefühl