Der BMW X3 ist als Mittelklasse-SUV weltweit ein Bestseller. Was zeichnet ihn gegenüber der Vorgänger-Generation aus? Wir haben den 30i Benziner getestet und schauen auch über den Teller-Rand zu anderen Motorisierungen und zum kleineren X1 sowie zum sportlichen Bruder X4. Von Thomas Majchrzak
Exterieur
2003 kam die erste Generation X3 auf den Markt. Sieben Jahre später folgte die zweite und nun ist der dritte X3 in den Starlöchern. Los geht es bei einem Preis von 44.600 Euro mit dem 20i. Neben dem Einstiegsmodell kann man sich auch für folgende Ausstattungslinien entscheiden: Advantage, xLine, Luxury Line und M Sport. Mit Top-Motorisierung und viel Ausstattung kann man aber sogar bis über 70.000 Euro kommen.
Äußerlich hat sich der neue BMW X3 eher evolutionär verändert statt drastisch. Die Frontleuchten sind nicht mehr allzu kastenförmig. Man könnte es als ein wenig runder bezeichnen, doch sie wirken weiterhin sehr dynamisch. Sie fordern auf, direkt einzusteigen und loszufahren. Ab der xLine kommen die Frontleuchten serienmäßig mit LED. Optional bekommt man auch adaptive Leuchten. In Verbindung mit dem M-Sportpaket wirkt die Front ein wenig kantiger und aggressiver.
Im Profil misst der neue X3 4,70 Meter und ist damit minimal länger als der Vorgänger. Der Radstand beträgt 2,86 Meter. Zur Serienausstattung zählen 18-Zoll-Felgen. Ab der xLine gibt es dann 19 Zoll standardmäßig, wie auch hier zu sehen. Optional kann man diese auf 21 Zoll vergrößern. Abgesehen hiervon ist das Seitenprofil eher konservativ. In der M Sport Variante kommen die Radhäuser in Wagenfarbe, die anderen Lines zeigen dagegen den klassischen SUV-Charakter.
Die hier gezeigte Farbe nennt sich Terrabraun, wobei man sie auch für ein dunkles Weinrot halten könnte.
Das Heck ist recht unspektakulär. Die Leuchten beginnen dabei im Profil und gehen dann einwandfrei ins Heck über. Dazu sind diese eher kantig. Ein kleiner Spoiler fügt einen sportlichen Eindruck hinzu.
Im Vergleich zum BMW X1 ist der der BMW X3 ganze 27 cm länger. Der X1 liegt dafür ganze 12.000 Euro günstiger im Einstiegspreis. Der BMW X4 wiederum hat die Coupé-Form am Heck und liegt auch preislich etwas oberhalb vom X3.
Interieur
Das Interieur im BMW X3 ist wenig futuristisch, sondern eher klassisch und bodenständig. Man kann die meisten Funktionen weiterhin über normale Knöpfe bedienen. Das Infotainmentsystem kann optional auf 10,25 Zoll vergrößert werden. Das System arbeitet zwar recht schnell, ist jedoch nicht unbedingt intuitiv. Den Bildschirm kann man mittels des Drehknopfes in der Mittelkonsole, Touch, Gesten und Stimme bedienen. Die Gesten-Funktion ist dabei vor allem für den Fahrer eine angenehme Möglichkeit, um z. B. die Musik lauter oder leiser zu stellen. Wireless Apple CarPlay ist verfügbar (Android Auto nicht, komplett bei BMW nicht), ebenso wie ein Head-up-Display, W-Lan-Hotspot und Wireless Charging.
Serienmäßig bekommt man in der neue Generation des BMW X3 Stoffsitze, darüber hinaus gibt es eine Stoff/Tierhaut-Kombination automatisch für xLine, M Sport und M40i sowie komplett Tierhaut für Luxury. Sensatec-Kunstleder gibt es für den X3 nur in den USA. Auf den Vordersitzen gibt es ausreichend Platz, sie sind bequem und langstreckentauglich. Im Fond bleibt so viel Platz, dass man mit vier großen Erwachsenen gerade so sitzen kann. Also ausreichend Raum durchaus, aber die Platzausnutzung ist nicht gerade optimal. Im BMW X1 hat man z.B. nicht weniger Platz. Der Kofferraum ist geringfügig länger als im BMW X1. Das Volumen hier beträgt 550 – 1.600 l (505 – 1.550 l beim X1). Super ist das quadratische Format der Laderaumöffnung. Hier kann man selbst sperrige Dinge einfach ein- und ausladen. Die Rückbank lässt sich serienmäßig in einem 40:20:40 Format umklappen. Optional gibt es ein Panoramadach, Ambiente-Beleuchtung und eine Akustikverglasung.
Motoren
xDrive20i: 2.0 Liter R4, 184 PS
xDrive30i: 2.0 Liter R4, 252 PS
M40i xDrive: 3.0 Liter R6, 360 PS
xDrive20d: 2.0 Liter R4, 190 PS
xDrive25d: 2.0 Liter R4, 231 PS
xDrive30d: 3.0 Liter R6, 265 PS
M40d xDrive: 3.0 Liter R6, 326 PS
Das „i“ steht bei BMW immer für Benziner und „d“ für Diesel. Außerdem kann man an dem „xDrive“ erkennen, dass alle Motorisierungen serienmäßig Allrad mit an Bord haben werden. Standard ist auch eine 8-Gang-Automatik.
BMW wird 2020 dazu den X3 als erstes Modell der X-Baureihe auch mit einem elektrischen Antrieb ausstatten, vielleicht wird dieser iX3 heißen.
Fahrverhalten
Wir sind in einem ersten Test die Top-Version M40i gefahren (4,8 Sek. 0-100 km/h), die richtig Laune macht. Kurz das Gaspedal getreten und man merkt direkt die Kraft des Top-Benziners. Natürlich verstärkt sich der Effekt, wenn man den Sport-Modus aktiviert hat. Hierbei kann man zwischen einem einfachen, einem „Sport Plus“ und einer individuellen Einstellung wählen. Die beiden letzteren richten sich dabei vor allem an Personen mit Fahrerfahrung, weil die Stabilitätskontrolle dabei eingeschränkt wird. Aber auch so ist der X3 als M40i recht sportlich. In den Kurven liegt der X3 nahezu perfekt und damit kommt auch die Stärke von BMW zum Ausdruck: die Lenkung. Diese ist sehr direkt und es macht einfach Spaß, den X3 sportlich durch die Kurven zu manövrieren. Man glaubt, dass das SUV auf der Straße klebt. Hierzu trägt auch das straffe Fahrwerk bei. Neben dem M40i bekommt übrigens auch die M Sport-Version eine Sportlenkung und eine spezielle Dämpfung. Der X3 als M40i ist vom Fahrwerk her ähnlich ausgerichtet wie ein X4 in der Basis-Variante.
Der Basis-X3 dagegen ist komfortabler als der X4. Und er lässt sich somit auch besser ruhiger und entspannt fahren. Im Comfort-Modus gleicht das Fahrzeug Bodenwellen exzellent aus. Gleiches gilt, wenn man den SUV im leichten Offroad-Gelände fährt, auch wenn ein zusätzlicher Offroad-Modus fehlt. Dies ist auch weniger nötig, denn wohl kaum ein Kunde wird das Fahrzeug im harten Gelände fahren. Generell ist die Geräuschdämmung auf einem sehr hohen Niveau. Im Vergleich zur Vorgänger-Generation ein großer Schritt. Und auch im Vergleich zur Konkurrenz stellen wir nun fest: Der neue BMW X3 ist wirklich extrem leise im Innenraum. Das entspannt.
Diesmal testen wir den 30i, den 2.0 Liter Vierzylinder-Benziner mit 252 PS. Dieser reicht kraftmäßig auch noch mehr als aus, in 6,3 Sek. geht es von 0 auf 100 km/h. So hat er immer einen kräftigen Antritt, wenn man sich diesen wünscht. Im Sport-Modus wird das Ansprechverhalten noch verstärkt. Gleichzeitig ist der Motor angenehm ruhig, wenn man nur sanft fährt. Als Durchschnittsverbrauch machen wir hier gut 8,5 l / 100 km aus.
Während der BMW X1 das bessere Package anbietet, also trotz 27 cm weniger Außenlänge so ziemlich die gleichen Innenraummaße anbietet, ist der X3 im Fahrverhalten gegenüber dem kleinen Bruder etwas weniger agil, dafür aber mit dem längeren Radstand ruhiger und souveräner unterwegs. Zusammen mit der höheren Sitzposition entsteht dadurch das Gefühl, eine Klasse höher zu fahren – wobei der X1 nüchtern betrachtet natürlich die klügere Wahl ist.
In puncto Übersicht macht der BMW X3 ebenfalls einen guten Job. In den meisten Situationen kommt man problemlos zurecht. Falls es dann doch einmal enger wird, so hilft die optionale 360-Grad-Rundumsicht. Im Infotainmentsystem wird direkt zu jener Kamera geschaltet, wo das Fahrzeug einen Engpass erkennt – sehr hilfreich. Die Auflösung ist dabei Spitzenklasse.
Von Haus aus gibt es den BMW X3 mit einer City-Notbremsfunktion – das ist löblich. Optional kann man noch folgende Systeme hinzufügen:
– ACC
– Fernlichtassistent
– Spurverlassens- und wechselwarnung
– Querverkehrswarnung
– Parkassistent (inkl. Rückfahrkamera)
Abmessungen
Länge: 4,71 m
Breite: 2,14 m
Höhe: 1,68 m
Radstand: 2,86 m
Fazit: Von Außen wirkt der neue BMW X3 weniger spektakulär, ausgenommen hiervon die Front. Das ist auch gar nicht problematisch, denn der Hersteller setzt dabei auf Bewährtes. Gleiches gilt auch für den Innenraum. Die Materialien wurden hochwertig verarbeitet, BMW ist hier jetzt in puncto Materialqualität ganz oben dabei im Mittelklasse-SUV-Segment. In puncto Fahrdynamik ist der BMW X3 kein Kurvenjäger, da sind X4 und X1 sportlicher. Aber der X3 bietet einen sehr guten Reisekomfort und einen guten Kompromiss beim Fahrwerk. Gerade die hervorragende Geräuschdämmung sorgt für ein angenehmes Gleiten.
Autogefühl: ****
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak