Die PS-starken Modelle der Mercedes E-Klasse werden etwas abgeändert, so ersetzt nun der Mercedes E53 AMG den bisherigen E43. Wir haben uns diese Kombination im T-Modell / Kombi angesehen. Von Thomas Majchrzak
Bei gut 45.000 Euro liegt eine E-Klasse Limousine, das T-Modell liegt mit 49.000 Euro um einiges teurer, dieser Abstand ist auch größer als bei der Konkurrenz. Man kann also leicht sagen, dass das Mercedes E-Klasse T-Modell der preislich exklusivste Kombi auf dem Markt ist. Der Aufpreis begründet sich nicht nur im standardmäßigen Aufpreis für Kombi-Varianten, sondern zusätzlich in der elektrischen Heckklappe und in der Zwei-Kammer-Luftfederung an der Hinterachse, die serienmäßig für das T-Modell ist. Optional gibt es dann wie gewohnt die 3-Kammer-Luftfederung an beiden Achsen. Bei 82.000 Euro beginnt dann der Mercedes-AMG E53, ähnlich wie bislang der 43er. Voll ausgestattet kommt unser Testwagen auf 115.000 Euro, das ist schon hart.
Exterieur
Die E-Klasse zieht ihren Exterieur-Stil in erster Linie aus der langen Motorhaube. Aus Cockpit-Perspektive gibt sie einem das Gefühl, sich in einem kräftigen Fahrzeug zu befinden. Sowohl die Basisversion, als auch die Ausstattungslinie Exclusive bringen den Mercedes-Stern auf der Motorhaube mit sich. Außerdem schaut der Kühlergrill dann flacher und klassischer aus. Beim Avantgarde und der AMG-Linie und auch beim AMG E53 T-Modell ist der Kühlergrill sportlicher gehalten und der Mercedes-Stern ist in den Kühlergrill integriert. Die Avantgarde-Line zeigt ein horizontales Zwei-Lamellen-Design, AMG-Line und E53 einen Diamanten-Pin-Grill.
Das agile Design in der Front wird durch die optionalen geschwungenen LED-Frontleuchten und der Designlinie auf Höhe der Türgriffe unterstrichen. Das Heck wirkt durch die Ausformung einer Schulterpartie kraftvoll, aber schlanker als beim Vorgänger. Die vorherige Generation sah doch etwas kantig aus, hier ist das Heck nun deutlich abgerundeter. Ferner findet man einen kleinen Dachspoiler vor. Ein optischer Hingucker ist die verchromte Griffleiste. Der Mercedes-AMG E53 zeigt einen Diffusor und auffälligere Auspuff-Zierblenden. Die Felgen sind beim E53 in 19-Zoll-Größe, optional ist 20″ verfügbar.
Interieur
Das Interieur des Mercedes E-Klasse T-Modells unterscheidet sich vorne nicht von der E-Klasse Limousine. Es werden hochwertige Materialien verwendet, die wie Mercedes-typisch exzellent verarbeitet wurden. Es wirkt dazu sehr aufgeräumt und luxuriös. Highlight aus unserer Sicht sind, neben den Holz-, Alu- oder Carbon-Verzierungen an Türinnenseiten und Armaturenbrett, die zwei 12,3 Zoll großen Bildschirme. Leider lässt sich der Infotainment-Screen nicht mittels Touch bedienen, sondern weiterhin über einen Knopf in der Mittelkonsole. Ein Touchpad, welches über diesem Knopf positioniert wird, ist gegen Aufpreis erhältlich. Allerdings ist das Lenkrad optional mit der kleinen Touchcontrol ausgestattet, was sehr praktisch ist, denn hiermit wird das Bedienen der Instrumente deutlich vereinfacht und man muss die Hände nie vom Lenkrad nehmen. Das rechte Touchpad am Lenkrad bedient den zentralen Infotainment-Screen, das linke Touchpad die optional digitalen Instrumente, ebenfalls in 12,3 Zoll. Das ist wirklich einmal eine innovative Lösung, wenn man nicht parallel auf einen Touchscreen setzt.
Wie schaut es mit der Basisversion aus? Man beginnt mit analogen Instrumenten links und einem kleineren 8,4 Zoll Screen rechts. Optional gibt es mit dem Comand Navi dann den großen Screen rechts, als weitere Option dann die digitalen Instrumente auch links.
Die Sitze an sich sind sehr ergonomisch gehalten, welches einem einen guten Sitzkomfort auch auf längeren Fahrten in den Urlaub erlaubt. In der Basisversion startet die Mercedes E-Klasse mit Stoffsitzen, dazu ist das hochwertige Kunstleder Artico erhältlich oder in der AMG-Line sowie beim E53 Sportsitze mit der Mischung Dinamica-Mikrofaser auf den Innenseiten der Sitze und Artico-Kunstleder außen oder ein Stoff/Kunstleder-Mix in der Avantgarde-Line. Lediglich die Exclusive-Line setzt auf Tierhaut. Optional sind AMG-Performance-Sitze erhältlich, die deutlich straffer gepolstert sind. Die Fotos hier zeigen diese Sitze mit Tierhaut-Bezug. Für den Langstrecken-Komfort raten wir klar zu den Basis-Sportsitzen im E53.
Im Unterschied zum Limousinen-Modell der Baureihe 213 (interner Code für die neue E-Klasse, Limousine W213, Kombi S213), besitzt der Kombi serienmäßig eine 40:20:40 Teilung der Rückbank. Man kann sowohl aus dem Laderaum, als auch von den Sitzen aus die Rückbank elektrisch entriegeln (bei der Limousine muss man im Kofferraum entriegeln und dann vom Fond aus die Sitze umklappen). Ebenso kommt beim T-Modell die Cargo-Stellung der Rückbank hinzu, bei der die Lehne um 10 Grad steiler gestellt werden kann.
Der Sitzkomfort im Fond ist sehr gut, Vorteil gegenüber der Limousine ist die größere Kopffreiheit, die selbst bei 1,90 m Körpergröße gegeben ist, und das auch, wenn man das Panoramadach geordert hat.
Maximal kann das T-Modell 1.820 Liter fassen, das ist durchaus eine solide Zahl, sie kommt jedoch z.B. an den Skoda Superb Kombi mit 2.000 Litern Fassungsvermögen nicht ran. Im Premium-Segment liegt das T-Modell aber vorn. Wie schon beim Vorgänger beträgt die Laderaumbreite 1,10 m, die Laderaumlänge mit hochgeklappten Sitzen gut 1,13 m. Des Weiteren gibt es ein Doppelrollo, das Laderaumabdeckung und Sicherheitsnetz vereint und sich dazu automatisch einfährt, sobald man den Kofferraum öffnet. Live macht der Laderaum einen sehr geräumigen und praktischen Eindruck.
Das serienmäßig enthaltene Easy-Pack ermöglicht das elektrische Öffnen der Heckklappe per Knopfdruck, dazu kann die Heckklappe in jeder Stellung angehalten werden. Um eine Position zu speichern, muss man den Knopf unterhalb der Ladeklappe länger gedrückt halten und warten, bis ein Geräusch ertönt, denn erst dann ist die Position gespeichert. Dieses Paket kann auch durch ein Fixkit gegen Aufpreis erweitert werden, so befinden sich Schienen auf dem Boden des Kofferraums und man bekommt eine Teleskopstange und einen Gepäckhalter dazu. Keyless-Go mit Hands-Free Access kann optional bezogen werden, dabei lässt sich die Hecklappe mit Hilfe eines Fußsensors öffnen. Serienmäßig beinhalten alle Mercedes E-Klasse T-Modelle einen Ladekantenschutz aus Edelstahl.
In der weiteren Extra-Liste verfügt die Baureihe 213 über eine Anhängevorrichtung mit ESP, die sich elektrisch ausschwenken lässt. Die Traglast auf der Anhängerkupplung konnte um 100 kg erhöht werden.
Wichtiger Test: Beim elektrischen Herunterfahren der Klappe muss man nur einen leichten Gegendruck erzeugen und der Sensor springt an. D.h. Kinder sind vor einer zufahrenden Klappe sehr gut geschützt, deutlich besser als bei den meisten anderen elektrischen Ladeklappen, die wir jüngst getestet haben.
Motoren
Diesel
E200d
2.0 4-Zylinder
150 PS
E220d (optional 4Matic)
2.0 4-Zylinder
194 PS
E300d
2.0 4-Zylinder
245 PS
E400d 4Matic
3.0 6-Zylinder
340 PS
Benziner
E200 (optional 4Matic)
2.0 4-Zylinder
184 PS
E250
2.0 4-Zylinder
211 PS
E350 (optional 4Matic)
2.0 4-Zylinder
299 PS
E450 4Matic
3.0 6-Zylinder
367 PS
5,6 Sek. 0-100 km/h
E53 4Matic+
3.0 6-Zylinder
435 PS + 22 PS aus dem Mild-Hybriden
4,5 Sek. 0-100 km/h
E63 4Matic+
4.0 8-Zylinder
571 PS
3,5 Sek. 0-100 km/h
E63S 4Matic+
4.0 8-Zylinder
612 PS
3,4 Sek. 0-100 km/h
Beschleunigungswerte: für die Limousine, das T-Modell ist jeweils 0,1 bis 0,2 Sek. langsamer.
Fahrverhalten
Schon beim Debüt der E-Klasse überzeugte das Fahrzeug als Limousine mit seinem exzellenten Geräuschkomfort. Bislang kam kaum ein Fahrzeug an diese Isolierung heran und glücklicherweise fand auch dieses Feature seinen Einzug in das T-Modell. Hierdurch wird der Fahrkomfort spürbar erhöht. Möglich wird das durch das optionale Akustik-Komfort-Paket, welches die Geräuschkulisse durch Folien auf der Windschutzscheibe und den Seitenfenstern nochmals erhöht. Die Fensterscheiben der E-Klasse sind dann außerdem mit einer Infrarot-absorbierenden Folie bestückt, wodurch sich während der Fahrt der Innenraum nicht allzu sehr aufheizen soll. Doch auch schon ohne das Akustik-Paket ist die E-Klasse hervorragend isoliert.
Beginnen wir mit dem E250 Benziner mit 211 PS, den wir zuerst getestet hatten. Dieser reicht für normale Einsatzzwecke vollkommen aus, gerade, wenn man ruhig in der Stadt cruised. Der Motor ist leise und gut vom Innenraum isoliert. Auf der Autobahn muss man schon ordentlich aufs Gas treten, aber auch Überholvorgänge sind kein Problem. Lediglich der Verbrauch landet bei knapp unter 9 l / 100 km, da hätten wir uns beim kleinen Motor weniger erhofft.
Ferner sind wir den E400 gefahren, der nun vom 450 abgelöst wird. Ein großvolumiger Motor, der mit einer großen Laufruhe besticht. Wenn man weitgehend rollt oder nur wenig beschleunigt, kann man in Verbindung mit dem neuen 9G-Tronic den E400 häufiger bei 1.000 Umdrehungen/Min. fahren, man glaubt teilweise seinen Augen nicht, wenn man auf den Drehzahlmesser schaut. Trotzdem ist es ein schweres Auto und ein großer Turbo-Benziner, 10 l / 100 km steht dann doch am Ende als Testverbrauch fest. Mit gut 2 Litern über der offiziellen Angabe ist das allerdings ein normaler Wert.
Zusammen mit dem kultivierten Motor, der hervorragenden Geräuschisolierung und dem komfortablen Fahrwerk ergibt sich einer der besten Fahreindrücke überhaupt. In diesem Fall fahren wir nicht die optionale 3-Kammer-Luftfederung (Air Body Control jetzt, heißt nicht mehr Airmatic), die mit einem Schwebe-Gefühl glänzt, sondern die Dynamic Body Control. Diese Federung ist zwar adaptiv und einstellbar, funktioniert aber ohne Luftkammern. Das sorgt für einen etwas strafferen Kontakt zur Fahrbahn, in einer angenehmen Weise. Aber: Wenn man jetzt behaupten würde, dieses Auto hätte eine Luftfederung, könnte kaum jemand beim Fahren feststellen, dass dem nicht so ist – so komfortabel ist die Dynamic Body Control noch. Im Vergleich zur Vorgänger-Generation fährt sich die neue E-Klasse deutlich agiler, gerade mit diesem Fahrwerk.
Noch einen Schritt weiter geht das AMG Ride Control Sportfahrwerk, das auf der Air Body Control basiert. Dieses testen wir in der E53 Version. Hier fährt man noch etwas straffer, aber erneut wurde ein sehr guter Kompromiss gefunden: Man vermisst keinen Komfort, hat aber gleichzeitig das Gefühl, ein sportliches Fahrzeug zu fahren. Damit wird die E-Klasse gefühlt ähnlich agil wie eine C-Klasse. Der AMG-Motor mit EQ-Boost macht zudem einen spürbaren Unterschied zum E400, hier hängt man immer direkt am Gas. Der Sound ist schon wirklich ordentlich, innen wie außen. Die Lenkung ist in der AMG-Version noch direkter. Der E53 hat zudem noch mal etwas mehr Dampf als der bisherige E43. In 4,5 Sekunden geht es von 0 auf 100 km/h, durch den Allradantrieb erfährt man die Beschleunigung trotz der geballten Kraft sehr harmonisch. Und bei gedämpfter Fahrweise kann man Verbräuche zwischen 9 und 10 l / 100 km erzielen – das ist für ein Performance-Car dieser Größe durchaus akzeptabel und zeigt, dass die Mild-Hybrid-Technologie hier wohl zumindest ein wenig was bringt.
Von Haus aus findet der Aktive Brems-Assistent Einzug, dabei warnt er den Fahrer akustisch vor einem Unfall und kann dazu noch autonom das Fahrzeug bremsen. In der Tat haben wir dies schon einmal beim Test erlebt, als es auf der Autobahn zu einem plötzlichen Bremsmanöver kam. Die Gurte werden gestrafft, der Bremsdruck erhöht. Nur haben wir dies auch schon einmal erlebt, als wir knapp an einer Schlange stehender Fahrzeuge vorbeigefahren sind – da dachte das Auto, man würde in etwas hineinkrachen. Wer einen weiteren Schritt in Richtung Autonomes Fahren gehen möchte, kann den optional verfügbaren Drive Pilot beziehen. Für die Autobahn ist es gut geeignet, man kann selbst einen Spurwechsel halb-autonom durchführen lassen – der Sinn sei aber dahin gestellt. Ebenso ist der Remote Park-Pilot erhältlich, wodurch sich das Fahrzeug mittels Smartphone einparken lässt.
Abmessungen
Länge: 4,92 m
Breite: 1,85 m / 2,06 m (mit Außenspiegeln)
Höhe: 1,46 m
Radstand: 2,93 m
Leergewicht: 1.605 – 1.800 kg
Fazit: Die Mercedes E-Klasse zeigt ein extrem hochwertiges und designorientiertes Interieur, ausgeklügelte Fahrerassistenzsysteme und ein hervorragendes Fahrverhalten in allen Fahrwerks-Varianten. Vorteile der Kombi-Variante sind die einfacher umklappbaren rückwärtigen Sitze und das Plus an Kopffreiheit und Laderaum. Aus faktischer Sicht muss man sich eigentlich für das T-Modell entscheiden, lediglich wer im Design unbedingt die Limousine haben möchte, wird ggf. noch dabei landen – wobei das T-Modell unserer Meinung nach die schöneren Rückleuchten hat. Die absolut alltagstaugliche Spaßmaschine ist der Mercedes-AMG E53, der eben auch als T-Modell verfügbar ist. Der Motor macht immerzu Laune und das Fahrverhalten zeigt sich als tolle Mischung aus Sport und Komfort – und man hat schnell vergessen, dass man ein Fahrzeug mit fast 5 Metern Länge fährt. Die neue Mild-Hybrid-Bauweise führte zudem zu akzeptablen Verbräuchen für ein Performance-Auto. Wir raten in jedem Fall zum E53 anstatt zum E63, der dann doch zu straff für den Alltag abgestimmt ist. Lediglich beim Preis geht es selbst beim E53 schon in schwindelerregende Höhen.
Autogefühl: *****
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak