BMW 7er Facelift 2019

Der BMW 7er erhält zur Mitte des Lifecycles ein umfangreiches Facelift, das vorwiegend beim vorderen Erscheinungsbild sowie beim Infotainment und bei den Benzin-Motoren Hand anlegt. Wir haben die Details. Von Thomas Majchrzak





Exterieur

Die BMW-Doppelniere ist nun noch größer geworden – und sie leitet optisch in die nun flacheren Scheinwerfer über, die serienmäßig mit adaptiver LED-Technik kommen und optional mit Laserlicht mit 600 m Fernlicht-Reichweite. Die BMW-Nierenstäbe agieren aktiv, beim „Active Air Stream“ erfolgt die Luftzufuhr nur bei Bedarf, um den Strömungswiderstand zu optimieren. Die gesamte Front wurde um 5 cm angehoben, um die Präsenz auf der Straße zu stärken. Die hier gezeigte Farbe: Bernina-Grey.

Die Seitenlinie zeichnet die einer klassischen Limousine. Mutiger ist der Chrom-Kontrast im unteren Bereich, der beim Luftauslass bei den Radhäusern beginnt. Dieser sorgt dafür, die Luftverwirbelungen im Radhaus zu reduzieren. 18-Zoll-Leichtmetallräder sind Basis, wobei wohl kaum ein 7er mit diesen Felgen unterwegs sein wird. Unser Testfahrzeug zeigt die größten in 20 Zoll. Ein weiteres Highlight ist das Umgebungslicht, das nicht wie bei anderen Fahrzeugen unterhalt der Spiegel montiert ist, sondern im Bereich der seitlichen Chromspange. Das Licht zaubert dann BMW-Flügel an die Seite des Fahrzeugs.

Der G11 / kurzer Radstand ist übrigens 5,10 m lang, der G12 / langer Radstand kommt auf 5,24 m.

Die Heckleuchten wurden ebenfalls überarbeitet, sie sehen nun dreidimensionaler aus. Ferner spannt sich ein Leuchtenband über die komplette Breite. Im unteren Bereich kommen nun immer dieselben Auspuff-Zierblenden, egal, welche Motorisierung man nimmt.

Im Bereich der Fahrgastzelle hat BMW bei dieser 7er-Generation auch Karbon verwendet, um das Fahrzeug leichter zu machen. Insgesamt besteht es aus einem Mix aus Stahl, Aluminium und Kohlefaser, hat im Schnitt gut 200 kg abgespeckt und zählt nun zu den leichtesten Oberklasse-Limousinen, er bringt es auf nur 1.800 kg Leergewicht.

Interieur

Im Interieur eines Luxus-Fahrzeugs haben die Hersteller grundsätzlich ein Problem: Wo bringt man so viele Funktionen unter? Einerseits bietet die Multimedia-Steuerung und auch die neue Gestensteuerung die Möglichkeit, Knöpfe zu reduzieren. So ist es möglich, mit einer Drehbewegung des ausgestreckten Zeigefingers die Lautstärke hoch- oder herunterzuregeln. Ferner kann man für die Geste „Zeigefinger und Mittelfinger nach vorne gestreckt“ eine Funktion zuordnen – etwa jüngste Anrufe aufrufen, Sound auf mute stellen oder zur Heimatadresse steuern. BMW hat für das Facelift mehr Infotainment draufgelegt: Links kommen nun immer Digitalinstrumente in 12,3″, rechts ein neues 10,3″ Infotainment-System mit der neusten Software.

Trotzdem sind noch recht viele Knöpfe geblieben, auch wenn sie anders gestaltet sind. BMW behält also einen grundsätzlich konservativen Interieur-Ansatz bei. Wer gerne noch an einem dicken Knopf für die Temperatur dreht, ist hier richtig. Während der Fahrt ist das deutlich sicherer und schneller, als wenn man am Infotainment-System herumspielt. Optisch auffällig ist das Spangen-Design, dass also die Form des nach oben ragenden Bildschirms unten durch die Spange rund um die Klima-Einheit wieder aufgegriffen wird. Die Anzeige für die Lüftungsstärke und die Sitzheizung, rein kapazitive Felder mit Hintergrundbeleuchtung, ist eine nette Spielerei. Qualität und Verarbeitung sind überaus gut. So tragen zum Beispiel alle Schalter eine echt metallisierte Oberfläche. Heißt, sie müssen nicht komplett aus Metall bestehen, aber zumindest ist es die Oberfläche.

Eine Variante mit Stoff-Polsterung für die sehr bequemen Sitze, Alcantara oder aber dem gerade in den USA weit verbreiteten Sensatec Kunstleder von BMW gibt es für den 7er leider nicht, das wäre wünschenswert. Echte Tierhaut „Dakota“ ist leider Standard. Ansonsten muss man sich erfreulicherweise kaum mit Extras beschäftigen. Es gibt zwar viele, aber im Grunde genommen könnte man einen 7er BMW auch mit Basis-Ausstattung nehmen, denn dazu zählt:

– Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer
– Edelholzausführung Fineline hochglänzend mit Blende Aluminium Fußmatten in Velours
– Ambiente-Beleuchtung
– 2-Zonen Klimaautomatik
– Blende und Tasten in metallisierter Oberfläche
– Adaptiver LED-Scheinwerfer
– BMW Gestiksteuerung
– Elektrische Einparkhilfe Park Distance Control (PDC) vorn und hinten
– Navigationspaket ConnectedDrive mit Navigationssystem Professional
– 12 Lautsprecher

Auch bei hochpreisigen Fahrzeugen ist das Navi häufig nicht inkludiert, hier ist es endlich einmal der Fall.

Platz gibt es vorne natürlich massig. Auffällig ist, dass der Fahrer besonders viel Platz für die Füße hat, auch für den linken Fuß zum Abstellen. Im Fond dagegen bleibt zwar auch in der Limousine mit kurzem Radstand genügend Kopf- und Kniefreiheit für 1,90 m Personen, doch das haben wir teilweise schon in der Kompaktklasse erlebt. D.h. die Raumausnutzung bleibt für ein Oberklasse-Fahrzeug eher mäßig, hier hätte man mehr herausholen können. Die Version mit langem Radstand bietet dann natürlich deutlich mehr Beinfreiheit. Für die Rückbank gibt es folgende Optionen: Basis-Rückbank mit 3 Sitzplätzen, elektrisch verstellbare Rückbank, dann nur für die LWB-Varianten (long wheel base) das Executive Seating mit zwei Einzelsitzen und Liegeposition (Beifahrersitz geht nach vorne und klappt einen Fußschemel aus) sowie als finale Option eine Mittelkonsolen-Trennung mit zusätzlicher Klima-Einheit und Klapptisch. Dahinter kann man ferner einen Flaschen-Kühlschrank platzieren. Der Kofferraum ist limousinen-gemäß unpraktisch (Ladehöhe ca. 60 cm), bietet aber immerhin Länge, gut einen Meter – und 530 l Volumen. Allerdings ist auch hier die Breite recht eingeschränkt. Ein Platzmeister ist der 7er also nicht.

Ein technisches Highlight ist der dicke Schlüssel, der ein Computer für sich ist. Hier sieht man auf dem Display, wie viel Reichweite man noch hat, ob Türen und Fenster geschlossen sind und einiges mehr. Hat man optional die Remote-Parking-Funktion gewählt, kann man mit dem Schlüssel auch seinen 7er BMW in eine enge Garage einparken lassen und vorher aussteigen.

Motoren

Benziner
730i – 2 Liter 4-Zylinder (nur in Asien erhältlich)
740i – 3 Liter 6-Zylinder mit 340 PS – Basispreis gut 90.000 Euro
745e – 3 Liter 6-Zylinder mit 394 PS Systemleistung, reine elektrische Reichweite 50 km
750i – 4,4 Liter 8-Zylinder mit 530 PS (nur mit Allrad) – 3,9 Sek. 0-100 km/h
M760Li – 6,6 Liter 12-Zylinder mit 585 PS (nur mit Allrad und auch nur als Langversion)

Später wird auch noch ein Plug-In-Hybrid 740e verfügbar sein, dann mit Vierzylinder plus Elektromotor. Die rein elektrische Reichweite soll 40 km betragen. Und ohne Elektromotor wird der Vierzylinder als 730i verfügbar sein, vermutlich primär für den chinesischen Markt.

Diesel
730d – 3 Liter 6-Zylinder mit 265 PS (auch mit Allrad verfügbar)
740d – 3 Liter 6-Zylinder mit 320 PS (auch mit Allrad verfügbar)
750d – 3 Liter 6-Zylinder mit 400 PS (nur mit Allrad)

Alle Versionen gibt es auch als Lang-Variante, dann wird jeweils ein “L” vor das d oder das i gestellt (z.B. 740Li).

Fahrverhalten

Zu einem früheren Zeitpunkt waren wir den BMW 740i noch mit der alten PS-Konfiguration gefahren. Schon beim 740er geht es in gut 5 Sekunden von 0 auf 100 km/h, das reicht dicke. Leistung wird hier niemand vermissen. Der Motor fühlt sich einfach so ausgereift und perfekt an, eine angenehm dezente Akustik gepaart mit extremer Laufruhe. Auffällig ist direkt, dass die Sitzposition durchaus sportlich und fahrerorientiert ist, so, wie es sich BMW-Kunden wünschen. Dabei kann man auf der Autobahn durchaus sparsam fahren, 8,5 Liter sind realistisch für eine reine Autobahn-Nutzung. Bei Stadtverkehr geht es dann eher gen 10 Liter, aber das ist auch noch akzeptabel. Es zeigt sich der Vorteil der Leichtbauweise für so ein großes Fahrzeug. 10 Liter Verbrauch haben wir teilweise mit 2-Liter-Benzinern in der Kompaktklasse.

Serienmäßig kommt der 7er BMW mit einem 8-Gang Steptronic Getriebe, das beinahe unbemerkt die Gänge durchschaltet. Noch geschmeidiger fühlt sich aber die serienmäßige adaptive Luftfederung an, die wohl-schaukelnd alle Bodenwellen ausgleicht, ein Fahren wie auf Wolken. Fährt man langsam, liegt der Fokus beim Komfort. Je schneller man fährt, desto mehr Rückmeldung gibt die Federung von der Straße. Dadurch kann man den neuen 7er auch sportlich bewegen. Für die Größe ergeben sich beachtliche Dynamik-Leistungen.

Überzeugend sind auch die optionalen Kamerasysteme, mit denen man zum Beispiel eine gute Übersicht beim Einfahren in eine Tiefgarage erhält. Kleine orangefarbene und rote Plättchen zeigen dann an, wo es eng wird – und man sieht es auch live auf der Kamera. Bei der Breite des Fahrzeugs ist das auch bitter nötig. Einziges Manko: Gerne würden wir auf den Kamera-Knopf drücken und damit zwischen den einzelnen Kamera-Arten hin- und herschalten. Das ist so einfach nicht möglich. Allerdings erkennt ein Sensor, wenn man sehr nahe bei einem Objekt ist, dann schaltet die Kamera auf die Drohnen-Sicht um. Neu verfügbar ist ein Park-Hilfs-Paket, das sowohl einen Assistenten beinhaltet, der beim Rangieren denselben Weg wieder automatisch langsam zurückfährt, als auch eine automatische Dashcam, die die letzten Sekunden eines Ereignisses festhalten kann.

Die Fahr-Assistenzsysteme sind wie von BMW gewohnt ausgereift, getestet haben wir die adaptive Geschwindigkeitsregelung und auch den Lenkassistenten, der einen in der Spur hält. Eigentlich fährt der BMW 7er damit autonom, nur die Hände muss man noch am Lenkrad halten, weiter will man aus gesetzlichen Gründen noch nicht gehen. Der Verkehrsassistent wurde nun so erweitert, dass er automatisch im Stau wieder anfährt.

Abmessungen

Länge: 5,10 – 5,24 m (Langversion)
Breite: 1,90 m (ohne Außenspiegel)
Höhe: 1,47 m
Radstand: 3,07 – 3,21 m (Langversion)
Leergewicht: 1.800 – 2.070 kg

Fazit: Der BMW 7er ist mit dem Facelift noch prägnanter und markanter, weil die Front komplett geändert wurde. Weiterhin zeigt der 7er sein durchdachtes Leichtbaukonzept, das sich unmittelbar auf den Verbrauch auswirkt. Schon mit dem 740i ist man mehr als ausreichend motorisiert, gerade mit den jüngsten Power-Upgrades für die Benziner. Die Luftfederung hebt den Fahrkomfort auf ein extrem hohes Niveau, sowohl beim Cruisen als auch beim Schnellfahren. Und auch die gesamte Verarbeitung überzeugt. Das Interieur zeigt einen grundsätzlich konservativen Ansatz, das Infotainment-System-Update bringt alles auf den neusten Stand – nur Android Auto gibt es nach wie vor nicht, nur Apple CarPlay (wireless). Fehlen tun dem 7er eine Variante ohne Echtledersitze und eine bessere Raumausnutzung für den Fond.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Video: Autogefühl, Cornelius Dally