Mercedes CLA 250 AMG-Line Fahrbericht 2019

Die neue Generation des Mercedes CLA verfolgt weiterhin den Design-Ansatz in der Kompaktklasse. Reicht das zur Abgrenzung zu einer A-Klasse, die derweil auch als Limousine erhältlich ist? Und ist der CLA überhaupt noch ein Kompaktklasse-Fahrzeug? Das wollten wir uns genauer ansehen und sind den neuen CLA gefahren, als Mercedes CLA 250 AMG-Line. Von Thomas Majchrzak





Exterieur

Alle Mercedes Kompakt-Modelle basieren auf derselben Plattform, das macht natürlich Sinn. Während A-Klasse und B-Klasse als Hatch eine Länge von 4,41 m vorweisen, ist die A-Klasse Limousine 4,54 m lang und bietet einen längeren Kofferraum, der dafür niedriger und schwieriger zugänglich ist. Aber das Design ist natürlich schon flüssiger und sinnlicher. Hier setzt der neue Mercedes CLA noch einen drauf. Das Design in der Front ist noch prägnanter und die Seitenlinie ist noch flacher, der Fensterabschluss ist in Coupé-Form gehalten. Die Länge des neuen Mercedes CLA hat zudem mit 4,69 m gut 5 cm gegenüber dem Vorgänger zugelegt (3 cm im Radstand), der Abstand zur A-Klasse Limousine entspricht dann 15 cm. Und: Der neue Mercedes CLA ist damit sogar 2 mm länger als eine Mercedes C-Klasse. Also nun eine Mittelklasse-Limousine auf Kompaktklasse-Plattform.

Vorne kann man LED-Hauptscheinwerfer ordern (Basis: Halogen, LED in zwei Ausbaustufen). Die Scheinwerfer-Grafik ist flacher als zuvor. Die Motorhaube ist stärker nach vorne/unten gezogen. Der neue CLA ist gut 5 cm breiter als der Vorgänger. Der Kühlergrill mit großem Stern trägt eine waagerechte Lamelle sowie Pins in Diamantoptik, in der Linie Progressive mit schwarzen Pins und in der AMG-Line mit glänzenden Pins. Je nach Kühlungsbedarf werden die Kühlerlamellen geöffnet oder geschlossen. Das verbessert den Windwiderstand, der insgesamt bei einem sehr guten Cw-Wert von 0,23 liegt. Die Rädergrößen betragen 16 bis 19 Zoll (18 Zoll Serie in AMG-Line), hier zu sehen sind 19 Zoll. Das Fahrzeug in Jupiter-Rot ist mit der AMG-Line ausgestattet. Am Heck werden nun die Schultern stärker betont und die Heckleuchten eher in die Breite gezogen und sind etwas weniger schwungvoll als beim Vorgänger. Die Heckansicht macht den CLA zum kleinen CLS.

Neben dem Coupé gibt es in der neuen Generation auch wieder den CLA Shooting Brake mit derselben Länge wie das Coupé, 5 cm länger als der Vorgänger-Shooting Brake. Kennzeichnend ist erneut die Mischung aus Kombi und herabfallender Dachlinie.

Interieur

Im neuen Mercedes CLA hat man durch die größere Breite auch im Innenraum mehr Platz in der Breite, gut 3,5 cm an den Schultern vorne und 4,5 cm hinten.

In der Basis-Variante hat der neue Mercedes CLA zwei 7-Zoll-Screens, analoge Instrumente gibt es nicht mehr. Die mittlere Stufe wäre 7 Zoll links und 10,25 Zoll rechts. In der Top-Ausbaustufe sind die Bildschirme je 10,25 Zoll groß wie auch hier zu sehen, dann verschmelzen diese auch optisch zu einer freistehenden Einheit – insbesondere, weil darüber keine Abdeckung zu finden ist.

Das neue Infotainment-System fasst Mercedes unter dem Namen MBUX zusammen – Mercedes Benz User Experience. Ein zentrales Element davon ist, dass Mercedes nun (rechts) endlich doch einen Touchscreen einführt. Damit der Fahrer die Einheit auch während der Fahrt besser bedienen kann, bietet auch die A-Klasse die Touchbuttons am Lenkrad, die man aus der E-Klasse kennt. Ferner wird auch ein Touchfeld in der Mittelkonsole angeboten. Mit diesem kann man swipen, klicken und auch schreiben für eine Navigationseingabe.

Mercedes hat zudem auch stark an der Sprachbedienung gearbeitet, für eine natürlichere Spracheingabe ohne vorbestimmte Befehle. Man kann z.B. sagen „Hey Mercedes, mir ist kalt“, woraufhin die Temperatur höher geregelt wird, man kann das Panoramadach öffnen lassen oder man kann sagen „Fahre mich nach Berlin“ und die Navigation nach Berlin startet – toll gemacht. Wie gut das funktioniert, hängt auch maßgeblich von der Internetanbindung ab. Insgesamt ist die Qualität sehr gut und es ist teilweise erstaunlich, was funktioniert – z.B. auch „Wie ist das Wetter in Berlin?“, woraufhin die Temperatur angesagt wird und auch im Screen eine Wetterübersicht gezeigt wird. Wichtig ist auch, dass Updates für das Infotainmentsystem künftig „over the air“ übertragen werden können, d.h. man kann von Weiterentwicklungen noch profitieren. Inwiefern genau das passieren soll, ist noch offen, ganz so wie bei Tesla wird es vermutlich nicht. Jedenfalls installiert Mercedes im neuen CLA nun eine neue Version von MBUX, die auch die Sprachsteuerung nochmals verbessert, etwa wenn komplexere Fragen gestellt werden. Zudem reagiert das MBUX nur noch auf die Person, die ursprünglich die Frage gestellt hat und nicht mehr während der Eingabe auf Personen, die ggf. dazwischenreden. Das System erkennt nun auch Gesten, wie z.B. eine V-Geste mit zwei Fingern, für die ein favorisierter Befehl hinterlegt werden kann.

Ebenfalls Richtung neue Technologie geht die Navigationsdarstellung mit Augmented-Reality-Technologie. Eine echte Augmented Reality ist das aber nicht, weil das voraussetzen würde, dass Darstellungen in die echte Realität eingeblendet werden, etwa auf der Windschutzscheibe als eine Art erweitertes HUD. Hier wird auf dem Screen ein Videobild der Umgebung gezeigt, das durch Hinweise und Pfeile nähere Informationen bringt, wie z.B. eine Hausnummer oder die richtige Kreuzung zum Abbiegen. Ferner kann man für die neue A-Klasse auch ein neues Head-Up-Display ordern, das geschickt integriert ist, also keinen großen kastenartigen Vorbau auf das Armaturenbrett zaubert. Ein nettes Feature ist die optionale Ambientebeleuchtung mit 64 Farben und beleuchteten Lüftungsdüsen.

Für die Sitze stehen Sitzheizung und -Kühlung sowie eine Massagefunktion zur Verfügung. Vorne gibt es wie erwähnt mehr Schulter- und Kopfraum. Dabei wurde auch die Rundumsicht verbessert. Stoffsitze bilden wieder die Basis, als sportliche und nachhaltige Alternative steht bei den Sportsitzen der Mix Mikrofaser Dinamica auf den Innenflächen und Artico-Kunstleder an den Sitzwangen zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es die Mischung Stoff innen und Artico außen, aber auch komplette Artico-Sitze. Die Qualität des Kunstleders auf Sitzflächen und auch an den Innenseiten der Türen ist herausragend und lässt niemanden ein „Echtleder“ vermissen. Die hier genutzte Lösung ist tierfreundlicher, nachhaltiger und haltbarer. Grundsätzlich gibt es vier Sitzformen: Basis, Komfort, Sport und Sport Plus mit integrierten Kopfstützen. Beim Komfort- und Sport-Sitz kann man die Beinauflage um 6 cm verlängern. Die Ausstattungen Style und Progressive kommen z.B. mit Artico-Kunstledersitzen in Komfort-Ausführung. Die AMG-Line kommt mit den Sportsitzen mit integrierten Kopfstützen mit Bezug Dinamic/Artico. Der Bezug ist super, der Sitzkomfort auf den getesteten Sportsitzen geht in Ordnung, allerdings sind die Sitze beim CLA generell für größere Personen nicht optimal, trotz ausziehbarer Beinauflage. Hier gibt es dann doch noch einen Unterschied dazu, ob man A-Klasse oder C-Klasse fährt. Für kleinere Personen dürfte das allerdings eine weniger große Rolle spielen. Die Basis-Sitze konnten wir noch nicht testen. Wir raten größeren Personen in jedem Fall von den Sportsitzen mit integrierter Kopfstütze ab, auch wenn diese optisch toll aussehen, die anderen Sitzformen mit abgesetzter Kopfstütze bei den Komfort und Basis-Sportsitzen bieten etwas mehr Platz.

Im Fond hat man nun etwas mehr Platz durch den Zuwachs an Länge und Breite, man hat genauso viel Beinfreiheit wie in der C-Klasse, somit kann man mit vier großen Erwachsenen in puncto Beinfreiheit durchaus fahren. Eingeschränkt ist man lediglich am Kopf, denn die niedrige Dachlinie führt dazu, dass man bei über 1,80 m Körpergröße hinten oben anstößt, da haben A-Klasse und C-Klasse Limousine dann einen Vorteil. Die Ladeöffnung des CLA-Kofferraums ist nun 11 cm breiter, letztlich ist das wohl das Feature, das CLA-Fahrer am meisten positiv berühren wird. Im Volumen hat der CLA-Kofferraum allerdings 10 l gegenüber dem Vorgänger verloren, wobei man mit 460 l immer noch gut 40 l mehr hat als bei der A-Klasse Limousine.

Der CLA Shooting Brake bietet einen im Vergleich zum Coupé einfacheren Einstieg in den Fond. Wie die gesamte neue A-Klasse Generation profitiert auch der Shooting Brake von einer deutlich breiteren Ladeöffnung. Mit 505 l Laderaumvolumen fällt der Kofferraum etwas größer aus als bei dem Coupé, wobei man hier natürlich deutlich einfacher beladen kann.

Motoren

Benziner
CLA 180 1,4 Liter Vierzylinder mit Zylinderabschaltung und 136 PS, mit 6-Gang-Handschaltung
CLA 200 1,4 Liter Vierzylinder mit Zylinderabschaltung und 163 PS, mit 6-Gang-Handschaltung
CLA 220 2,0 Liter Vierzylinder mit 190 PS, mit 7-Gang-DCT
CLA 250 2,0 Liter Vierzylinder mit 225 PS, mit 7-Gang-DCT (auch mit 4Matic Allradantrieb)
CLA 35 AMG 2,0 Liter Vierzylinder mit 306 PS, mit 7-Gang-DCT (4,9 Sek. 0-100 km/h)
Die AMG-Variante trägt eine zusätzliche Platte unter dem Motor, um die Karosserie-Steifigkeit zu erhöhen.
Die Benziner verfügen über einen Partikelfilter.

Diesel
CLA 180d 1,5 Liter Vierzylinder Diesel mit 116 PS und 7-Gang-DCT
CLA 200d 2,0 Liter Vierzylinder Diesel mit 150 PS und 8-Gang-DCT
CLA 220d 2,0 Liter Vierzylinder Diesel mit 190 PS und 7-Gang-DCT
Der Mercedes-Diesel kommt mit SCR-Kat, sozusagen in doppelter Ausführung – mit einer heißen und kalten AdBlue-Einspritzung, die laut Mercedes-Tests besonders effektiv ist und die NOx-Emissionen deutlich reduziert.

Fahrverhalten

Mit dem Zuwachs der Breite wurde auch die Spur verbreitert. Zusammen mit dem tieferen Schwerpunkt zeigt der CLA ein sportlicheres Handling. Zudem hat der CLA damit das sportlichste Grundsetup der Mercedes-Kompaktmodelle (abgesehen von den AMG-Varianten). Neben dem überarbeiteten Standard-Fahrwerk ist ein um 15 mm tiefer gelegtes Sportfahrwerk erhältlich, darüber hinaus ein adaptives Fahrwerk. Letzteres testen wir – und sind begeistert. Der Mercedes CLA liegt super auf der Straße, wankt auch in schnelleren Kurven nicht nennenswert, aber bietet gleichzeitig ein Höchstmaß an Federungskomfort in diesem Segment. Well done. Das getestete adaptive Fahrwerk ist wirklich extrem komfortabel und schluckt sowohl Schlaglöcher als auch Bodenwellen wunderbar weg. Zudem kann man mit dem Fahrmodus-Schalter zwischen softer und härter wählen. Die Spreizung ist deutlich spürbar, vermutlich nun das beste Fahrwerk im Kompakt-Segment.

Gefeilt hat Mercedes ferner an der Geräuschisolierung von Kabine und Antriebsstrang. Und das konnten wir bereits aus Tests mit der Mercedes A-Klasse bestätigen. Denn Fahrwerk und Geräuschdämmung sind die beiden Dinge, die uns beim Fahrtest hier am stärksten positiv auffallen. Im CLA bleibt es selbst auf der Autobahn bei hohen Geschwindigkeiten still wie in einer Limousine der Mittelklasse oder Oberen Mittelklasse.

Testen konnten wir in der A-Klasse bereits den A250 Benziner mit 224 PS und den A200 Benziner mit 163 PS. Letzterer reicht für Stadtfahrten vollkommen aus, überhaupt passt er zum Auto und lässt kaum etwas zu wünschen übrig. Wer es sportlicher mag, wählt dann den A250, hier bringt der Turbo schon eine explosive Beschleunigung, wenn man aufs Gas tritt. Das erleben wir nun auch im Mercedes CLA. Völlig harmonisch arbeitet das neue 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, das die Gänge unmerklich durchschaltet. Beim Verbrauch hatten wir mit dem A250 gut 9 l / 100 km bei schnellerer Gangart und mit eingeschalteter Klimaanlage erzielt und gen 6,5 l / 100 km ohne Klimaanlage und mit konstanterer Fahrt. Dasselbe gilt für den neuen Mercedes CLA 250. Als langfristigen Mittelwert erzielen wir nach allen Tests gut 7,5 l / 100 km für den CLA 250 Benziner, das geht in Ordnung.

Auch in puncto Assistenzsysteme bieten die kompakten Mercedes-Modelle nun Technologien aus E- und S-Klasse. Die Kamera- und Radarsysteme schauen 500 m voraus. Die Distronic Plus reduziert nun z.B. in Kurven, Kreuzungen und Kreisverkehren die Geschwindigkeit. Ein teilautomatisiertes Fahren ist möglich, selbst ein teilautonomer Spurwechsel. Der Tote-Winkel-Assistent kann nun auch im Stand davor warnen, wenn z.B. ein Fahrradfahrer von hinten kommt, damit man die Tür nicht aufreißt. Der aktive Bremsassistent ist übrigens serienmäßig, die meisten anderen Assistenzsysteme muss man sich bestellen.

Abmessungen

Länge: 4,69 m
Radstand: 2,72 m
Breite: 1,83 m
Höhe: 1,43 m

Fazit: Der neue Mercedes CLA wurde optisch etwas schärfer, aber weniger spektakulär als zuvor gemacht, zudem ist er in der Länge gewachsen, so dass er sich dadurch von der A-Klasse Limousine etwas abgrenzt – aber auch dann direkt an die C-Klasse heranreicht. Die größte Veränderung findet im Innenraum statt. Das neue MBUX bietet die beste Sprachsteuerung auf dem Markt, benötigt aber dafür auch immer eine gute Internetverbindung. Schon die Basis-Ausstattung wirkt high-tech, im top trim wird der CLA dann zum kleinen CLS. Hervorragend ist die umfangreiche Auswahl von tierfreundlichen und hochwertigen Sitzmaterialien. Kleine Abstriche muss man als große Person bei den Sportsitzen mit integrierter Kopfstütze machen, da würde dann die AMG-Line nicht die erste Wahl sein, an die diese optisch toll aussehenden Sitze gekoppelt sind. Größter Praxisvorteil ist der verbesserte Platz im Fond sowie die breitere Laderaumöffnung. Die Nische zwischen A-Klasse Limousine und C-Klasse ist wirklich sehr klein, für Mercedes ist der wichtigste Punkt, dass der CLA bislang eine jüngere Kundschaft gegenüber den anderen Modellen erreicht. Was weh tut: Man kann einen voll ausgestatteten Mercedes CLA gut über 60.000 Euro bringen.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak