Cadillac Escalade Fahrbericht

Der Cadillac Escalade ist die Premium-Variante der Full-Size-SUVs des GM Konzerns, er steht für kantigen amerikanischen Luxus. Wir sind den Ami-Brocken in der aktuellen Generation gefahren. Von Thomas Majchrzak





Exterieur

Der Cadillac Escalade ist in seiner DNA bullig und kantig, dafür steht er seit Generationen, ebenso wie der riesige Chrom-Kühlergrill. In der vierten und aktuellen Generation ist der Escalade sogar noch kantiger geworden. Die Frontleuchten sind senkrecht angeordnet und kommen in LED-Technologie. Auch im Seitenprofil dominiert das Box-Design. Die C-Säule stemmt sich gegen die Stromlinie, ein Designmerkmal, das man auch beim Mercedes GLE findet. Man kann entweder die Länge von 5,17 m / Radstand 2,94 m bestellen oder die so genannte ESV-Variante mit 5,69 m Länge und 3,30 m Radstand (mehr Platz für dritte Sitzreihe plus fast doppelt so großer Laderaum). Der Cadillac Escalade teilt sich dabei die GM-Plattform GMT K2XX mit Chevrolet Tahoe & GMC Yukon (kurzer Radstand) sowie der ESV mit Chevrolet Suburban und GMC Yukon XL. Der Escalade ist jeweils die Premium-Variante am oberen Ende der Preisskala. Serienmäßig gibt es 22-Zoll-Felgen. Die Heckleuchten sind ebenfalls stark senkrecht angeordnet, der Heckscheibenwischer versteckt sich geschickt, wenn er nicht benötigt wird. Die maximale Anhängelast des Modells mit kurzem Radstand beträgt gut 2,5 t. Die Farb-Palette ist mit Schwarz, Grau und Weiß hierzulande eher eingeschränkt. Die hier gezeigte Farbe ist Crystal White Tricoat.

Interieur

Das Interieur ist durch einen klassischen schweren Luxus-Stil gekennzeichnet. Viel Holz und schwarze oder braune Tierhaut und ein Infotainment-Turm in der Mitte. Über den 8″-Touchscreen steuert man alle Funktionen, ebenso die Smartphone-Integration via Apple CarPlay und Android Auto. Allerdings ist der Touchscreen so platziert, dass er gerade während der Fahrt nur schwer erreichbar ist. Temperatur & Co. stellt man über kapazitive Flächen in der darunter befindlichen Mittelkonsole ein. Durch die Bose Active Noise Cancellation Technologie werden Geräusche aktiv unterdrückt wie beim Noise Canceling Kopfhörer. In Deutschland wird der Escalade direkt in Top-Ausstattung vertrieben, so bekommt man auch direkt das 16-Lautsprecher-Bose-System. Das Soundsystem ist klasse, gibt einen guten Surround-Klang. Im serienmäßigen Head-up-Display kann man die aktuelle Geschwindigkeit sowie die vorgeschrieben ablesen. Die Instrumente sind digital mit einem 12,3″-Screen und gut ablesbar.

Das Lenkrad ist beheizbar und die Sitze sind in der ersten und zweiten Sitzreihe beheizbar, die serienmäßige dritte Sitzreihe kann man elektrisch runter- und hochklappen. Insgesamt ergeben sich so auf Bedarf bis zu 7 Sitzplätze – 2 vorne, 2 in der zweiten Reihe, drei hinten. Denn die zweite Sitzreihe hat ein Captain’s seat setup, so dass in der Mitte Platz frei bleibt. Dadurch kann man auch zur dritten Sitzreihe klettern, selbst wenn man die Fond-Sitze nicht umklappt. Allerdings ist der Einstieg mit umgeklappten Fondsitzen einfacher, das geht in zwei Stufen mit einem Hebel oder einer Lasche. Vorne und im Fond kann man mit großen Erwachsenen problemlos sitzen, wobei im Fond angesichts der Fahrzeuglänge erstaunlich wenig Beinfreiheit bleibt. Die dritte Sitzreihe kann man als Erwachsener nur für kurze Strecken nutzen. Vom Kofferraum aus kann man elektrisch sowohl die dritte, als auch die zweite Sitzreihe umklappen – praktisch! Dann ergibt sich eine Ladefläche von gut 2 m Länge. Bei Material-Qualität & Co. kann man sagen, dass Cadillac einerseits schön ans Detail denkt, wie bei den Mikrofaser-Bezügen unterhalb des Armaturenbretts auf beiden Seiten, andererseits aber auch an der Ausführung spart. Beispiele: Die Sitze fühlen sich auch im neuen Fahrzeug eher an wie ein altes Sofa, der Heckklappen-Knopf von innen ist aus Gummi und man kann die Stromleitungen für die Heckscheibenheizung sehen.

Motoren

6,2 l V8 mit 426 PS – 6,7 Sek. 0-100 km/h (ESV 6,9 Sek.)
8-Gang-Automatik

Gebaut wird der Cadillac Escalade in Arlington, Texas. Der Escalade kostet in Deutschland gut 100.000 Euro, mit Extras kommt der Testwagen auf ca. 117.000 Euro, der Aufpreis für den langen Radstand beträgt noch mal gut 5.000 Euro, enthält aber schon den höheren trim.

Fahrverhalten

Grundsätzlich ist die Plattform eine Heckantriebs-Plattform, der Cadillac Escalade lässt sich damit rein im 2WD-Modus fahren, aber auch im Allrad-Modus. Im Auto-Modus wählt das Fahrzeug selbstständig aus. Der 6,2 l V8 hat so viel Kraft, dass er im Heckantriebs-Modus, in dem man egtl. vorwiegend unterwegs ist, sogar die Reifen quietschen lässt, wenn man richtig kräftig anfährt. Der V8 hat auch auf der Autobahn ordentlich Durchzugskraft, und durch die Noise Cancelling Technologie bleibt es auch angenehm ruhig, selbst bei höheren Geschwindigkeiten. Die Lenkung ist allerdings eher schwammig und vermittelt kaum Gefühl. Absoluter Schwachpunkt ist das Fahrwerk, denn an der Hinterachse kommt eine Starrachse zum Einsatz, die Magnetic Ride adaptiven Stoßdämpfer können dieses Manko nicht ausgleichen. Da vermisst man schon eine Luftfederung, wie es die Konkurrenz in diesem Segment anbietet. Im Cadillac Escalade ist die Federung weich, so dass sich der Wagen durchaus aufschaukelt, aber gleichzeitig poltert das Fahrwerk über Unebenheiten. Der V8 dagegen schneidet im Verbrauch gar nicht mal schlecht ab. 13 l / 100 km wenn man gut Gas gibt, das ist vergleichbar mit einem BMW X7 V8, aber sogar nur 10 l / 100 km, wenn man es ruhig mit Tempomat auf der Autobahn angehen lässt. Denn im Schub-Betrieb oder im Rollen schalten sich vier Zylinder ab, um Kraftstoff zu sparen.

Zur serienmäßigen Sicherheitsausstattung gehören Frontkollisionswarner, Spurhalteassistent, automatische Gurtstraffer, Adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit Stop-and-Go-Funktion und automatischer Bremsung, Toter-Winkel-Assistent sowie Querverkehrswarnung. Das ist top!

Abmessungen

Länge: 5,17 m / 5,69 m
Breite: 2,04 m
Höhe: 1,88 m
Radstand: 2,94 / 3,30 m
Leergewicht: 2.537 – 2.740 kg

Fazit: Der Cadillac Escalade hat mit seinem kantigen Design ein amerikanisch-kräftiges Alleinstellungsmerkmal. Der Innenraum ist eher altbacken und bietet nur Tierhaut als Hauptmaterial an. Angesichts der Länge hat der Cadillac Escalade aber nicht viel Platz. Der V8-Motor passt ebenfalls zum Dinosaurier-Konzept, überrascht aber auf Wunsch mit niedrigem Verbrauch für Motor- und Fahrzeuggröße. Schwachpunkt ist das Fahrwerk mit der Starrachse, so dass das Fahrverhalten insgesamt den Preis nicht rechtfertigt.

Autogefühl: **

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak