Volvo XC40 R-Design Test 2019

Volvo bietet nun ein kleineres SUV und damit einen günstigeren Einstieg in die schwedische Geländewelt. Wir sind den neuen Volvo XC40 gefahren, hier als R-Design mit dem T4-Benziner. Von Thomas Majchrzak

Den Einstieg markiert der neue 3-Zylinder mit Vorderradantrieb und Handschaltung mit 31.350 Euro, das ist für ein Volvo SUV geradezu günstig. Aber: Sobald man sich von der Basis-Ausstattung wegbewegt und einen größeren Motor nimmt, kann man locker auf 50.000 Euro (R-Design mit T5) oder mit Extras noch auf deutlich mehr kommen.





Exterieur

Vorne zeigt der Volvo XC40 eine ähnlich prägnante Front wie die größeren Brüder XC60 und XC90. Der konkave Kühlergrill ist im R-Design trim in Schwarz-Hochglanz gehalten. Basis sind schon eine einfache Ausführung der LED-Scheinwerfer, die auch schon die LED-Tagfahrlicht-Signatur „Thor’s Hammer“ tragen. Die Voll-LED-Scheinwerfer mit dynamischem Kurvenlicht gibt es optional im Licht-Paket oder inkludiert in der R-Line. Außergewöhnlicher wurde das Seitenprofil gestaltet, mit einer tiefen Einkerbung im unteren Bereich sowie einer prägnanten C-Säule. Seitlich an der Motorhaube hängt eine kleine Schweden-Fahne aus Gummi. Ein nettes Detail, von dem wir hoffen, dass es lange hängen bleibt.

Auch die Kotflügel erhielten im oberen Bereich zwei außergewöhnliche Design-Linien. Insgesamt aber ist der XC 40 betont ruhig gehalten, eher weich und fließend ohne eckige Kanten. Beim ersten Hinsehen könnte man denken, auch die Uniformen der Star Wars Stormtrooper sind ähnlich gezeichnet.

Los geht es mit 17-Zoll-Felgen in der Basis-Ausstattung, 18″ bei Momentum, sportlichere 18″ bei R-Design, optional 19 (hier zu sehen), es geht sogar hoch bis 20 und 21 Zoll. R-Design kommt ferner mit einer Auspuffanlage mit zwei verchromten Endrohren sowie mit einem schwarzen Kontrastdach. Außerdem sind alle Stoßfänger sportlicher gestaltet. Die Heckleuchten sind stets wie bei allen Volvo SUVs und Kombis vertikal gehalten.

Interieur

Kennzeichnend für den neuen Volvo XC40 ist einerseits das grundsätzliche Setup mit dem vertikalen Infotainment-System und dem skandinavischen Design. Neu für das kleine Kompakt-SUV sind zum einen mehr und zum Teil sehr große Ablagefächer, zum anderen neue Materialien wie z.B. Filz an den Innenseiten der Türen – hier als Kontrast zu den schwarzen R-Design-Sitzen in Orange.

Standard sind das 9-Zoll-Infotainmentsystem mit Bluetooth-Anbindung, Klimaanlage, Stoff-Sitze und Lendenwirbelstütze.

Momentum fügt Einparkhilfe hinten, Innenraumbeleuchtung, Klimaautomatik und Tierhaut-Sitze hinzu.

Beim R-Design kommen Sportsitze zum Einsatz in der Kombination Mikrofaser innen und Tierhaut außen sowie sportliche Akzente wie Alu-Pedalerie und ein Sportlenkrad.

Auffällig ist, dass lediglich um das Infotainment-System herum schwarzes Hochglanz-Plastik verwendet wird. Ansonsten dominieren matte Oberflächen, wie nun auch bei den Knöpfen am Lenkrad oder um die untere Mittelkonsole herum. Das wirkt hochwertiger und sammelt auch nicht so viele Fingerabdrücke. Gut gemacht. Der Volvo XC40 wirkt insgesamt von der Verarbeitungsqualität sogar hochwertiger als die teureren XC60/XC90/S90/V90, wie wir finden.

Einen großen Pluspunkt gibt es ferner für die vielen Ablagemöglichkeiten, in der Mittelkonsole hat man richtig viel Platz für Handy & Co.

Das Infotainment-System ist von der Software her von den größeren Volvo-Modellen bekannt. Wenn man sich einmal damit beschäftigt hat, weiß man auch, was wo ist. Eine Smartphone-Spiegelung über CarPlay und Android Auto ist möglich. Wer feste Temperatur-Drehregler gewöhnt ist, muss sich allerdings umgewöhnen, auch die Temperatur stellt man über den Bildschirm ein. Das optionale harman kardon Soundsystem ist gut, kommt aber nicht ganz an die Systeme von XC60 und XC90 heran. Das wäre aber auch das einzige.

Der Sitzkomfort ist vorne sehr gut, die hohe Position sorgt für eine gute Übersicht. Der Volvo XC40 bietet schon das richtige SUV-Gefühl. Auf den Rücksitzen ist der Kopfraum sehr reichlich, selbst für große Menschen und das trotz Panoramadach, das ja häufig eher den Raum einschränkt. Die Kniefreiheit geht ebenfalls in Ordnung, man muss gegenüber den großen Brüdern kaum Abstriche machen. Ein Beweis, dass die neue Plattform den Platz sehr gut ausnutzt. Zudem sitzt man hinten auch bequem und aufrecht. Der Laderaum ist ebenfalls sehr gut zu nutzen, der Ladeboden lässt sich praktischerweise auch aufstellen, um den Kofferraum zu unterteilen. Mit zwei Knöpfen klappen die Rücksitze um und formen eine komplett ebene Ladefläche. Nur der Kofferraum ist eben kürzer (90 cm Kofferraumlänge) als bei den größeren Brüdern, das ist der einzige Platz-Unterschied.

Motoren

Benziner

T3 1,5 l 3-Zylinder mit 156 PS (FWD, 6-Gang-Handschaltung)
T4 2,0 l 4-Zylinder mit 190 PS (FWD oder AWD, 8-Gang-Automatik)
T5 2,0 l 4-Zylinder mit 247 PS (AWD, 8-Gang-Automatik)

Später folgt ein Plugin-Hybrid.

Diesel

D4 2,0 l 4-Zylinder mit 190 PS (AWD, 8-Gang-Automatik)
D3 2,0 l 4-Zylinder mit 150 PS (FWD oder AWD, 6-Gang-Handschaltung oder 8-Gang-Automatik)

Fahrverhalten

Der neue Volvo XC40 ist in der Plattform nicht verwandt mit den größeren neuen Volvos, hier kommt die neue Fahrzeugarchitektur CMA zum Einsatz. Volvo will den XC40 im Fahrwerk eher dynamischer positionieren und somit eine sportliche Komponente hinzufügen, so soll sich der XC40 auch mehr vom XC60 abgrenzen. Wählt man R-Design, so ist das Fahrwerk noch sportlicher ausgelegt. Und das funktioniert. Selbst in der R-Design-Variante ist der XC40 zwar noch nicht kompromisslos sportlich. Aber das geht in Ordnung. Der Komfort ist mehr als gegeben, zu dem guten Sitzkomfort kommt also auch ein guter Federungskomfort. Durch die etwas straffere Auslegung gegenüber den größeren Brüdern und den kürzeren Radstand ergibt sich insgesamt ein sehr agiles Fahrverhalten, das bislang agilste Volvo-SUV. Der Volvo XC40 hat also den Faktor Fahrspaß klar auf seiner Seite.

Der T5 Benziner (6,5 Sek. 0-100 km/h) ist weiterhin sehr üppig dimensioniert, so dass es rasant nach vorne geht, gerade im Dynamik-Modus. Im Eco-Modus dagegen kann man häufiger „segeln“, also keinen Kraftstoff verbrauchen, wenn man nicht viel Gas gibt. Helfen tut das wenig, der Benziner mit noch recht alter Technik fordert gut 9 l / 100 km. Das ist zuviel und gegenüber sehr vielen Stärken die vielleicht größte Schwäche des Volvo XC40. Einen weiteren Kritikpunkt finden wir beim Schalthebel, der kurze Automatik-Wählhebel muss immer zweimal betätigt werden, wenn man vom Rückwärtsgang zum Fahr-Gang oder zurück schalten möchte. Andere Automatik-Wählhebel machen es möglich, den neutralen Gang einfach zu überspringen.

Zum Vergleich dazu testen wir den T4 Benziner (8,5 Sek. 0-100 km/h). Für Größe und Gewicht des Fahrzeugs ist man damit immer noch gut unterwegs. Schließlich ist es auch der gleiche Motorblock wie beim T5, nur mit einer anderen Software-Abstimmung. Nur, wenn man auf der Autobahn richtig beschleunigt und voll durchtritt, hört sich der Vierzylinder etwas überanstrengt an. Ansonsten überzeugt gerade die ruhige Automatik, wenn man den XC40 mit mittlerem Tempo bewegt. Der Verbrauch landet wie schon bei T5 zwischen 8 und 9 l / 100 km, was nicht gerade wenig ist.

Löblich: Wie bei allen Volvos ist das City Safety System bereits in der Basis-Ausstattung enthalten (System zur Kollisionsvermeidung mit Fahrzeugen, Fahrradfahrern, Fußgängern und Großtieren, inkl. Kreuzungsbremsassistent). Tempomat und Lane Keeping Aid sind ebenfalls inklusive. Optional ist das Assistenzsystem Pilot Assist, mit dem man teilautonom bis zu einer Geschwindigkeit von 130 km/h fahren kann.

Abmessungen

Länge: 4,42 m
Breite: 1,86 m
Höhe: 1,65 m
Radstand: 2,70 m
Leergewicht: 1.725 – 1.824 kg

Fazit: Der Volvo XC40 bietet einen günstigeren Einstieg in die Volvo-SUV-Welt, wenn man den neuen Dreizylinder nimmt und auf allzu viel Ausstattung verzichtet. In den Top-Trims müssten noch mehr Tierhaut-freie Alternativen zur Verfügung stehen. Abgesehen davon finden wir nur Pluspunkte: Das Design ist etwas frecher als bei den anderen Volvo-Modellen und will damit auch eine jüngere Kundschaft anziehen. Das Platzangebot ist für ein Kompakt-SUV für eine vierköpfige Familie sehr gut. Positiv sind eine Reihe von cleveren Lösungen im Kofferraum und Stauraum vorne. Beim Fahrverhalten positioniert Volvo den XC40 eher sportlich, der XC40 macht Spaß. Insgesamt können wir sagen: Er zählt zu den besten kleinen Premium-Kompakt-SUVs und bietet aktuell das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bei Volvo.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak