Audi SQ5 TDI Fahrbericht

Das Top-Sportmodell Audi SQ5 gab es bislang mit 3.0 Liter V6 und 354 PS, durch die CO2-Regelung in Europa schwenkt Audi nun wieder wie beim Vorgänger auf den Diesel um. Der Audi SQ5 TDI bei uns im Fahrbericht. Von Thomas Majchrzak

Los geht es für den neuen Audi Q5 bei 45.000 Euro. Der aktuelle Q5 wird nicht mehr in Ingolstadt gefertigt, sondern in der neuen Produktionsstätte im mexikanischen Bundesstaat Puebla. Der Audi SQ5 liegt als Top-Version bei 68.000 Euro, im Folgenden erläutern wir die Unterschiede außen, innen und beim Motor.




Exterieur

Die kantigen Frontleuchten und der wabenförmige Kühlergrill ergeben zusammen ein sportliches und hochwertiges Design. Optional können die Leuchten entweder mit LED (Serie beim SQ5) oder der Matrix-LED-Technik ausgestattet werden. Mit seinen 4,66 Meter Länge ist der Audi SQ5 ein Mittelklasse-SUV. Seitlich verläuft eine Designlinie von den Frontleuchten bis zum Heck oberhalb der Türgriffe. Vor allem das Spiel mit Licht und Schatten an den prägnanten Designkanten wertet das Design auf. Vorne und hinten sind über den Radkästen leichte Bögen zu entdecken, das soll den Allradantrieb betonen, ist aber etwas unstimmig geraten. 17 Zoll beträgt die Größe der serienmäßigen Basis-Felgen, im design und sport sind dies 18-Zöller, bei der S Line 19 Zoll. Der Audi SQ5 kommt direkt mit 20-Zoll-Felgen sowie vorne, seitlich und hinten mit sportlicheren Stoßfängern. Die Radhäuser sind in Wagenfarbe lackiert. Die Außenspiegel-Kappen sind in Aluoptik gehalten, die hinteren Scheiben abgedunkelt.

Am Heck fallen einem sofort die 3D-förmigen Rückleuchten auf, welche wie auch die Frontleuchten mit dynamischem Blinklicht ausgestattet werden können. Ansonsten ist der Grundaufbau konservativ-elegant, Audi spielt nicht sehr mit dem Design. Stein des Anstoßes sind beim neuen Audi SQ5 die Auspuffblenden mit Wabenstruktur-Einsatz, die nicht für die echten Rohre gedacht sind. Das hat einmal Design-Gründe, man wollte ein schnörkellosen Design am Heck haben, in das echte Auspuffrohre nicht hineinpassen. In Verbindung mit dem Diesel hat es aber auch Package-Gründe, weil Filter & Co. auch irgendwo verbaut werden müssen, und dann das Auspuffrohr nicht dadurch geleitet werden kann.

Interieur

Audi ist führend bei der Verarbeitung und Qualität des Innenraums, daran ändert auch ein Q5 aus Mexiko nichts. Alle Knöpfe sind sehr fein veredelt, was man sonst aus Bentleys oder Rolls-Royce kennt. Nichts rappelt oder klappert und dazu ist der Klang der einzelnen Knöpfe immer wieder ein Genuss für sich. Einziger Kritik Punkt ist, dass man in den höheren Ausstattungen serienmäßig Tierhaut erhält, daher empfehlen wir generell für den Q5 eher die Einstiegsversionen mit Stoffsitzen oder zumindest Alcantara-Kombinationen. Der Audi SQ5 kommt direkt mit Sportsitzen mit stärker ausgeprägten Seitenwangen und einem Bezug in der Mischung Alcantara/Tierhaut in Grau oder Schwarz. Man sollte bei den Sportsitzen bleiben und nicht upgraden zu den S-Sportsitzen, die sehen zwar spektakulärer aus, haben aber weniger Komfort. Sitzheizung ist serienmäßig im SQ5. Und gegenüber den ersten Q5-Fahrzeugen hat Audi nun hier im SQ5 nachgebessert, die Innenseiten der Türen sind nun vorne wie hinten leicht aufgeschäumt. Überdies gibt es allerdings immer wieder tolle Elemente zum Entdecken, etwa die Klimaeinheit mit den klaren Anzeigen und den kapazitiven Knöpfen.

Weitere Serien-Features im SQ5: Klimaanlage, Außenspiegel elektrisch einstell- und beheizbar, Keyless-Go, Bluetooth-Schnittstelle. Gegen Aufpreis kann man ein beheizbares Lenkrad ordern und auch eine Ambiente-Beleuchtung ist optional erhältlich. Geht es um Platz, so hinterlässt der Q5 angesichts seiner Größe einen durchschnittlichen Eindruck: Man kann problemlos bis zu einer Größe von 1,92 Metern überall im Wagen sitzen, darüber hinaus wird es dann schon kritischer, vor allem bei der Wahl des optionalen Panoramadaches. Insgesamt geht das Platzangebot in Ordnung, auch wenn es nicht klassenführend ist.

Genug Platz ist im Kofferraum. Generell fast dieser 550 Liter, klappt man die Rückbank per Hebel um, so verdreifacht sich beinahe der Wert auf 1.550 Liter. Optional gibt es eine Luft-Dämpferregelung (im SQ5 mit Sport-Abstimmung), mit der man die Ladekanten-Höhe reduzieren kann, um z.B. sein Gepäck leichter einladen zu können. Die Sitze kann man vom Laderaum aus umklappen, allerdings fallen sie nicht direkt komplett um. Vom Fond aus muss man die Sitze dann arretieren.

Standard sind Analog-Instrumente. Highlight ist das optionale Virtual Cockpit in 12,3 Zoll, welches eine exzellente Auflösung besitzt. Dazu kann man die Ansichten wechseln, etwa ob die Instrumente oder die Navigationskarte größer sein sollen. Das optionale Head-Up-Display bietet einen Sicherheitsvorteil, da dieses in die Windschutzscheibe projiziert wird und man den Blick nicht senken muss. Die Höhe des Head-up-Displays kann man leicht mit einem separaten Knopf links vom Lenkrad verstellen.

Standard kommt das 7-Zoll-Farbdisplay (ohne Navi), für dieses gibt es auch ein Navi. Nächste Ausbaustufe ist dann das Top-8,3-Zoll-Display mit Navi – allerdings ist auch der Top-Bildschirm kein Touchscreen. Für dieses System kann man das MMI-Touchpad für das „schriftliche“ Eingeben von Navi-Adressen per Finger und auch das MMI Navigationsgerät bestellen, welches wie schon beim Audi Q7 mit einem “Persönlichen Routenassistenten” kommt. Dieses System merkt sich die gefahrenen Strecken, um Fahrgewohnheiten zu erkennen, wie z.B. von Zuhause zur Arbeit und umgekehrt. Sobald der Computer Verbesserungen auf einer Alltagsstrecke erkennt, so schlägt es dem Fahrer eine optimalere Navigationsroute zum Zielort vor. Wenn dieser diesen Weg wählen möchte, so muss er nur die Auswahl im Infotainmentsystem bestätigen. Das Audi smartphone interface ermöglicht eine Handy-Spiegelung mit Apple CarPlay und Android Auto. Alle Audis mit MMI-Plus-System erhalten nach August 2019 überdies die Wireless CarPlay Funktion.

Super: Wie bei mittlerweile vielen Fahrzeugen im VW-Konzern ist serienmäßig ein City-Notbremsassistent mit an Bord (Audi presense City, Fahrzeuge und Fußgänger können bis ca. 85 km/h erkannt werden, dann erfolgt eine Warnung, im Notfall eine automatische Notbremsung. Optional kann man folgende Assistenzsysteme noch bestellen:

– Querverkehrsassistent
– Ausstiegswarnung
– Ausweichassistent
– Abbiegeassistent
– Parkassistent
– Verkehrszeichenerkennung
– Bergabfahrassistent
– ACC mit Stauassistenten

Damit bietet Audi ein breites Spektrum an, jedoch sind die meisten Features optional. Insgesamt machen die Assistenzsysteme einen sehr ausgereiften Eindruck.

Motor

3.0 TDI
350 PS
700 NM
5,1 Sek 0-100 km/h

Die grundsätzliche Allrad-Antriebsverteilung ist 40/60 vorne:hinten. Maximal kann bis zum 70 % des Drehmoments zur Vorderachse geschoben werden und bis zu 85 % nach hinten. Der Q5 bietet auch einen Allroad-Fahr-Modus, bei dem die Allrad-Verteilung für schlechte Wege optimiert wird. Hat man die Luftfederung gewählt, hebt sich der Q5 dabei auch ein wenig an. Zusätzlich gibt es dann die Option Offroad/Lift, mit der man bei langsamer Fahrt das Fahrwerk noch ein Stück weiter anheben kann. Der 3.0 Liter Diesel kommt mit 8-Gang-Wandler-Automatik (tiptronic).

Der neue SQ5 TDI hat zum Abgas-Turbolader auch noch einen elektrischen Verdichter, der das Turbo-Loch eliminieren soll. Darüber hinaus kommt ein Mild-Hybrid-System mit 48-Volt-Bordnetz zum Einsatz, das z.B. auch eine Segel-Funktion zur Verbrauchseinsparung ermöglicht.

Fahrverhalten

Der Audi Q5 fährt sich mit dem guten Fahrwerk, der überragenden Geräuschisolierung und der direkten Lenkung schon in den gewöhnlichen Versionen angenehm sportlich. Auch mit dem optionalen Luftfahrwerk entsteht keine allzu starke Seitenneigung. Im Audi SQ5 erhält man serienmäßig ein Sportfahrwerk mit 30 mm Tieferlegung oder optional für 1.000 Euro extra eine adaptive Luftfederung mit Sportabstimmung, eine angenehme Mischung aus Komfort und Sportlichkeit. Dieses Fahrwerk kann auf ganzer Linie überzeugen. Der Audi SQ5 kann locker mit dem Porsche Macan mithalten in puncto Sportlichkeit und auch mit dem Mercedes GLC in puncto Komfort.

Früher bereits haben wir den 3.0 Diesel mit 286 PS und den 2.0 TFSI mit 252 PS im Audi Q5 getestet. Der Diesel stellt mit dem Drehmoment von 620 Nm eine echte Gewalt dar und lässt sich auf Autobahnen extrem ruhig und souverän fahren. Jedes Überholmanöver kommt dann sozusagen von alleine und unbeeindruckt. Der Diesel ist so gut vom Innenraum isoliert, das man ihn nur unmerklich hört. Verbrauch vorwiegend auf Highways: 8 l / 100 km.

Der 2.0 TDI ist ein Standard-Motor, der für geringe Verbräuche steht, 6 l / 100 km sind machbar. Dafür macht er aber auch nicht allzu viel Spaß, wobei genügend Leistung immer vorhanden ist.

Der 2.0 TFSI zeigt sich als Benziner trotz weniger Drehmoment etwas spritziger. Nur bei höheren Geschwindigkeiten zeigt der Diesel deutlich mehr Dampf. Dafür ist der Benziner im Stadtverkehr noch ruhiger und sportlicher zu fahren. Testverbrauch: 10 l / 100 km.

Der bisherige 3.0 TFSI im SQ5 war die absolute Macht, er brüllt angenehm, wenn man ihn im Sportmodus herausfordert. Die Beschleunigung erfolgt per Allradantrieb harmonisch, aber mit Nachdruck. Leicht ist man dazu verführt, häufiger mal aufs Pedal zu latschen, was sich dann auch im Verbrauch widerspiegelt. 11, 12 l / 100 km sind da locker mal erreicht. Dafür gibt es Leistung satt. Die Wandler-Automatik erscheint uns übrigens besser als das Doppelkupplungsgetriebe, im 2.0 TDI macht das DSG/S-tronic manchmal den Eindruck, als würde der Motor abgewürgt, der SQ5 mit seiner Wandlerautomatik kennt das gar nicht. In den USA kommt der überarbeitete SQ5 weiterhin mit einem Benziner, dann mit dem 2.9 l V6 mit 450 PS.

Bei uns in Europa kommt der neue 3.0 Liter Diesel für den SQ5 zum Einsatz. Leistungsmäßig kann der Diesel allemal mithalten, ist in der Beschleunigung sogar 0,3 Sekunden schneller als der bisherige Benziner-SQ5. Ein Turboloch kann man nicht spüren, man muss nur seine Schaltvorgänge anpassen. Im Dynamic-Modus oder im S-Schaltmodus werden die Gänge höher ausgedreht und der SQ5 schaltet früher herunter. Trotzdem geht die Wandler-Automatik beim Kickdown noch ein, zwei Gänge runter. Wer diese Verzögerung vermeiden möchte, kann per Schaltpaddles vor einem rasanten Überholmanöver selber ein, zwei Gänge runtergehen. Wir testen hier die optionale Luftfederung, die recht straff ausgelegt ist. Gerade im Dynamic-Modus fühlt sie sich nicht mehr wie eine Luftfederung an, das ist eher ein Porsche-Setup. Der Porsche Macan nutzt übrigens auch die (vorherige) Q5-Plattform, insofern ist es wirklich so, dass gerade ein SQ5 sich ähnlich anfühlt wie ein Macan. Der SQ5 TDI macht Spaß zu fahren, ist aber noch komfortabel genug für Alltagsstrecken, gerade im Comfort-Modus. Leistung vermisst man nicht. Der Sound kommt außen wie innen von einem Sound-Aktuator. Dadurch bekommt man auch ein paar tief-frequentige Töne mit. Gut, vergleichbar direkt mit dem Benziner ist das nicht, da besteht immer noch ein Unterschied. Aber dafür hat der Diesel einen gewaltigen Verbrauchsvorteil. Selbst bei Performance-Fahrten bekommt man den SQ5 TDI kaum über 10 l / 100 km, und wenn man wirklich möchte, etwa mit Tempomat bei 80 bis 100 km/h, kann man ihn sogar auf nur 5 l / 100 km bekommen. Als Durchschnitt bei unseren Testfahrten ergibt sich in der Tat wieder eine Mitte aus Minimum und Maximum, gut 7,5 / 100 km – was für ein solches Performance-Fahrzeug wirklich gut ist.

Offroad kann der Q5 die Vorteile der Luftfederung ebenfalls ausspielen. Zunächst muss man sich weniger Gedanken um die Bodenfreiheit machen, weil man im Offroad-Modus mehr Spielraum hat. Der Allradantrieb regelt dann alles von selbst, man muss sich eigentlich um kaum mehr etwas kümmern. Interessant sind die unterschiedlichen Allrad-Konzepte. So kommt im kleinen Benziner das quattro ultra Konzept zum Einsatz, das ähnlich wie bei einer Haldex-Kupplung im Kompakt-Segment vorwiegend auf Frontantrieb eingestellt ist und bei Bedarf mehr Kraft nach hinten schickt. Der 3.0 TDI hat noch das klassische quattro System an Bord, das einen permanenten Allradantrieb darstellt. Eine Philosophie-Frage, das neue Konzept soll Sprit sparen, das alte ist wohl etwas für Offroad-Fans, zumindest vom Gefühl her.

Abmessungen

Länge: 4,66 m
Breite: 1,89 m
Höhe: 1,66 m
Radstand: 2,82 m

Fazit: Der Audi ist kantig gezeichnet, als SQ5 versprüht er mehr Sportlichkeit. Im Innenraum ist die Verarbeitung sehr gut, einzige Mankos: Fehlende Tierhaut-Alternativen in den höheren Ausstattungsvarianten und eine nicht sensitiv genug eingestellte automatische Heckklappe (Kindersicherheit). Im Fahrverhalten präsentiert sich der neue Audi Q5 in der Basisversion als sehr komfortabel, legt allerdings gleichzeitig eine erstaunliche Fahrdynamik an den Tag, die man sonst nur bei Sportversionen findet. Beim SQ5 sind adaptive Federung und optionale Luftfederung deutlich straffer ausgelegt. Der neue Diesel ist über jeden Leistungszweifel erhaben und bringt einen deutlich geringeren Verbrauch als beim SQ5 Benziner. Selten war ein Performance-Fahrzeug so sparsam. Mit den neuen Partikel-Filtern hat Audi zudem die NOx-Problematik im Griff.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak