Der VW Passat B8 erhält ein Facelift, das vorwiegend an Elektronik und Assistenzsystemen feilt. Aber auch bei den Ausstattungen und bei den Motoren gibt es Neues. Wir sind das Passat Facelift gefahren und vergleichen in der Technik Benziner, Diesel und Plugin-Hybrid und in der Ausstattung Alltrack, R-Line und GTE. Von Thomas Majchrzak
Exterieur
Passat Alltrack
Passat R-Line
Passat R-Line Special Edition
Passat GTE
Am äußeren Erscheinungsbild ändert sich nicht viel, wie so häufig werden die Leuchten angefasst. In diesem Fall nicht nur im Design, sondern auch in der Technik: Der neue Passat Modell-Jahrgang erhält immer LED-Hauptscheinwerfer und zudem optional LED-Matrix-Scheinwerfer mit 44 Einzel-Leuchtioden, damit das Fernlicht selektiv abgeblendet werden kann, um den restlichen Verkehr nicht zu blenden. Die Matrix-Scheinwerfer laufen fortan unter dem VW-Markennamen IQ.Light. Die Heckleuchten kommen nun immer in LED. Neue Felgen-Designs gibt es in 17 bis 19 Zoll.
Die Ausstattungslinien teilen sich nun auf in Passat (Basis), Business und Elegance (top trim). Auf Business und Elegance kann man zudem die sportliche R-Line aufsatteln. Damit erhält man die tieferen Stoßfänger, Kühlergrill und Fenster-Rahmen bleiben aber wie im jeweiligen trim, also in Chrom. Wir zeigen hier auch die Passat R-Line Edition, eine auf 2.000 Fahrzeuge limitierte Ausführung, die dann die Fenster-Rahmen und den Kühlergrill komplett in Schwarz hält. Die graue hier gezeigte Farbe heißt Moonstone Grey / Mondstein Grau. Auch der Passat Alltrack ist wieder erhältlich, er hat eine Crossover-Beplankung und insgesamt 17 cm Bodenfreiheit und kommt immer mit Allrad und nur in starken Motorisierungen. Die hier gezeigte Farbe heißt Bottle Green / Flaschengrün. Der GTE ist äußerlich nur leicht verändert, er trägt im unteren Stoßfänger eine zusätzliche C-förmige Lichtspange und GTE-Logos. Aufgeladen wird vorne über eine Klappe im Kühlergrill, die sich öffnen lässt, wenn man zweimal auf den Öffnen-Knopf am Schlüssel klickt.
Interieur
Passat Alltrack
Passat R-Line
Passat GTE
Im Interieur hat sich mehr getan: Es gibt z.B. neue Stoffe und Materialien. Die analoge Uhr ist verschwunden, stattdessen prangt auf dieser Stelle nun ein Passat-Logo. Größte Neuheit ist der neue Infotainment-System-Baukasten MIB3, der allerdings nicht für den Basis-Screen eingesetzt wird. Die Screen-Größen betragen 6,5 Zoll, 8 Zoll oder 9,2 Zoll in der Top-Variante. Der Passat kann nun ständig online sein, um alle Daten und Informationen aktuell zu halten. Erstmals bietet VW auch wireless Apple CarPlay an. Die optional digitalen Instrumente hören nicht mehr auf Active Info Display, sondern heißen nun Digital Cockpit und wurden weiterentwickelt (11,7 Zoll). Von Dynaudio kommt ein neues Top-Musiksystem in 700 Watt. Der Passat erhält das neue Lenkrad, das im T-Cross eingeführt wurde, es hat etwas mehr „Kante“ im Design und sieht moderner aus. Zudem bietet es auch eine kapazitive Funktion, d.h. merkt sozusagen den Händedruck des Fahrers. Damit soll das Fahrzeug merken, dass der Fahrer im halbautonomen Modus immer noch die Hände am Lenkrad hat.
Zu empfehlen sind die Ergo-Comfort-Sitze mit Alcantara-Bezug, die wir hier im GTE-Interieur haben. Ansonsten gibt es auch gute Basis-Sitze mit Stoff.
Generell punktet der VW Passat weiterhin mit einem guten Platzangebot und ist gerade für große Fahrer geeignet. Im Fond bleibt ebenfalls genügend Raum für große Erwachsene und die Kofferraummaße bleiben gewohnt praktisch.
Motoren
Bei den Motoren ist besonders der 2.0 TDI Evo zu nennen, ein Dieselmotor, der die nächste Dieselmotoren-Generation vorweg greift. Zudem bekommt der GTE mehr Reichweite, weil die Batterie-Kapazität von 9,9 auf 13 kWh vergrößert wird.
Plug-In-Hybrid (GTE)
1.4 TSI: E-Motor: TSI 150 PS + E 115 PS = 218 PS (Systemleistung), 55 km elektrische Reichweite nach WLTP
Benziner (TSI)
1.5 TSI 150 PS
2.0 TSI 190 PS
2.0 TSI 272 PS
Diesel (TDI)
1.6 TDI 120 PS
2.0 TDI Evo: 150 PS
2.0 TDI 190 PS
2.0 TDI 240 PS
Fahrverhalten
Das adaptive Fahrwerk DCC bietet nun noch mehr Spreizung und Einstellmöglichkeiten an. Im Infotainment-Screen kann man dazu nicht mehr nur vorgegebene Fahrmodi wählen, sondern anhand einer Skala wie bei einer Lautstärkeverstellung stufenlos von Komfort bis Sportlichkeit wählen. Davon ab ist das DCC wie bisher sehr komfortabel und passt sich eben den Situationen an. Das adaptive Fahrwerk arbeitet so, dass es vom eingestellten Grundsetup jeweils nach oben und unten in der Skala wandert, was die Dämpfungsrate angeht. So sind wir in jeder Situation davon überzeugt.
Der Passat ist weiterhin ein super Autobahn-Auto, gleitet gerade mit DCC dahin, ist gut isoliert und damit leise auch bei hohen Geschwindigkeiten. Die progressive und direkte Lenkung hilft dabei, dass man den Passat sogar sehr dynamisch fahren kann. Er macht richtig Freude. Einen Dynamik-Unterschied zu Heckantriebs-Plattformen merkt man nur beim Herausbeschleunigen aus Kurven. Der Allradantrieb im Passat arbeitet nach dem Motto vorne + hinten bei Bedarf.
In puncto Motorisierungen testen wir:
2.0 TSI mit 272 PS, DSG und Allrad, den kräftigsten Benziner. Gerade im niedrigen Drehzahlbereich macht dieser Laune, zieht kräftig durch – und überrascht in der Überarbeitung mit einem niedrigen Verbrauch. Mit Tempomat auf der Autobahn sind 6 l / 100 km möglich, realistisch im Mix sind dann eher 8 l / 100 km.
2.0 TDI mit 240 PS, Biturbo, DSG und Allrad, der kräftigste Diesel. Dieser macht tatsächlich am meisten Spaß, da er einen netten Sound ins Interieur liefert und einen gewaltigen Durchzug auch noch bei höherer Geschwindigkeit hat, dem Drehmoment sei dank. Nur der Verbrauch des BiTurbo-Diesels ist nicht viel niedriger als der des Benziners. Wir verzeichnen 6 bis 7 l / 100 km. Nur wenn man beide Motoren so richtig tritt, ist es so, dass der Diesel nicht ganz so in die Höhe weiter schnellt wie der Benziner.
1.4 TSI mit e-Boost im GTE (PHEV), mit dem neuen Batterie-Upgrade kommen wir auf eine echte rein elektrische Reichweite von gut 50 km. Das ist schon sehr gut. Rein elektrisches Pendeln mit Lademöglichkeit ist somit also in vielen Fällen möglich. Zudem kann man beim Berg- und Talfahren dann die Rekuperation ausnutzen. Stellt man den GTE-Modus ein, überbrückt der elektrische Boost die Schaltverzögerung des Benziners. Und hat man die Batterie komplett leer gefahren, kommt der Benziner auf einen Minimal-Verbrauch von ebenfalls 6 l / 100 km mit Tempomat auf der Autobahn.
Auf dem Weg zum autonomen Fahren will VW seine Assistenzsysteme unter dem Namen IQ.Drive vermarkten, sobald semi-autonome Features hinzukommen. So kann der Passat nun halbautonom (Hände also noch am Lenkrad lassen) bis 210 km/h fahren. D.h. Quer- und Längsführung werden übernommen, wenn der Fahrer noch die Hände am Lenkrad hat und aufmerksam bleibt. Bisher war das nur im Stauassistent bis 60 km/h möglich. Das alles kommt aber nicht serienmäßig, sondern nur in der höchsten Ausbaustufe der Assistenzsysteme. Die adaptive Geschwindigkeitsregelung ACC kann nun auch Karten- und Stauinfos mit einbeziehen und so auch im Voraus agieren, um Sicherheit und Effizienz zu steigern (z.B. Herunterbremsen von hoher Geschwindigkeit wenn ein Stauende droht). Interessant: Die Stufen für die Assistenzsysteme sind nur einzeln anwählbar. Heißt: Hat man das umfassendste Paket gebucht, kann man entweder nur mit der ACC fahren und dem Spurverlassewarner, der nur im Notfall eingreift und das Fahrzeug wieder in die Spur lenkt, oder man klickt am Lenkrad darunter eine neue Taste für den „Travel Assist“. Dann wird der Passat aktiv in der Mitte der Spur gehalten.
Abmessungen
Länge: 4,77 m
Breite: 1,83 m
Höhe: 1,45 m
Radstand: 2,79 m
Leergewicht: 1.367 – 1.776 kg
Fazit: Das VW Passat Facelift schärft an Technik nach, besonders beim Infotainment und bei den Assistenzsystemen. In Anmutung und Qualität bleibt der Passat mit Spitze im Segment und kann locker mit den teureren Premium-Produkten mithalten, wobei auch ein Passat in Top-Ausstattung beileibe kein Schnäppchen ist. Im Fahrverhalten zeigt sich der Passat gewohnt souverän und komfortabel, in allen Motorisierungen.
Autogefühl: *****
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak