Fahrbericht DS 3 Crossback 130 PS Automatik La Première

Der DS 3 Crossback will das boomende Segment der kompakten SUV- und Crossover mit einer spezifisch französischen Note bereichern. Kann das Kunstobjekt neben einem sehr modischen Stil und polarisierender Gesamtanmutung auch rationale Tugenden ins Feld führen? Wir fuhren die mittlere der drei angebotenen Benziner-Varianten mit 130 PS in üppiger La Première-Ausstattung. Von Thomas Imhof

Exterieur

Der DS 3 Crossback ist in Bezug auf sein Exterieur Design der genaue Gegensatz zu einem durch und durch „vernünftig“ gestylten Kompakt-SUV wie dem VW T-Cross. Es ist ein Gesinnungsbruder solch skurriler, aber erfrischender Entwürfe wie Nissan Juke oder Toyota C-HR. Und zugleich erfüllt er das Versprechen der Citroen-Submarke DS, etwas wirklich Exklusives und Anderes auf die Räder zu stellen als der Mainstream. Mit der Folge, dass die Designs polarisieren und man so von vornherein riskiert, einen Teil der Kunden zu verprellen.

Was macht den DS 3 Crossback nun so anders? Das beginnt mit dem großen, leicht konvex gewölbten Kühlergrill samt seiner fein gegliederten Gitterstruktur und den wellenförmigen Scheinwerfergehäusen, unter denen am Testwagen optionale Matrix-LED-Einsätze glänzten. Die von feinen Stegen unterbrochenen Tagfahrleuchten ziehen s-förmig nach unten. Verspielte Details wie diese finden sich überall am Auto, so an den teils geriffelten Speichen der Leichtmetallfelgen oder an den Oberseiten der Rückspiegelkappen, die ein Karomuster ziert. Alles sehr modisch-chic, als wäre das Auto von einem der großen Pariser Modeschöpfer designt worden. In Wolfsburg hätten solche modischen Gimmicks nie und nimmer den Segen des Designchefs erhalten, wetten dass?

In der Seitenansicht trägt auch der DS 3 Crossback die von DS3 Limousine und Cabrio bekannte Haifisch-Finne an der B-Säule – gut für den Wiedererkennungswert und eine „schnelle“ Linie, schlecht jedoch für die Sicht nach außen von der Rückbank aus. Der Seitenpartie zusätzlich Spannung verleiht eine scharf ausgeprägte Lichtkante, die zuerst nach unten und dann ab dem Türausschnitt nach oben zieht.

Am Heck gefallen die schlanken Rückleuchten mit Lauflichtblinkern. Weniger geglückt sind die „gefakten“ Luftaustrittsschlitze in den hinteren Stoßfängern. Was wollen uns die Designer damit sagen? Unterschiede gibt es bei den Auspuffformen: Die Benziner haben zwei für ein solches Modell fast schon überdimensioniert wirkende Rohre rechts und links; die Diesel-Modelle (Foto oben mit Kölner Kennzeichen) sind an einem rechts sitzenden Doppelrohr zu identifizieren. Noch ein echter Kritikpunkt: Die elektrohydraulische Drucktaste zum Öffnen der Hecklappe liegt versteckt an der Oberkante des Ausschnitts für das Nummernschild – verdreckte Finger sind also bei Schlechtwetterlage kaum zu vermeiden.

Trotz allem macht der in unserem Fall auf 18 Zoll großen und im La Première-Modell serienmäßigen Felgen vom Typ „Monza“ stehende DS 3 Crossback eine gute Figur. Ganz speziell in der Zweifarblackierung mit Karosserie in Perla Nera-Schwarz und in Diamant-Rot abgesetztem Dach.

Interieur

Wie cool ist das denn – erst wenn man sich dem kleinen Franzosen nähert, fahren die versenkbaren und bündig anliegenden Türgriffe automatisch aus. So was kannte man bislang nur vom Jaguar F-TYPE oder dem Brennstoffzellen-SUV Hyundai Nexo.

Beginnen wir ausnahmsweise einmal mit dem Fondabteil. Es zu entern, verlangt schon eine gewisse Gelenkigkeit, ist die Einstiegsöffnung doch recht schmal. Die Kopffreiheit ist für Personen bis etwa 1,80 Meter Größe noch okay, ebenso die Beinfreiheit, weil die Lehnen der Vordersitze im unteren Teil nach innen gebogen sind. Das Raumgefühl ist als Folge der kleinen Glasflächen und der erwähnten Haifischflosse jedoch leicht klaustrophobisch. Für längere Fahrten ist der DS 3 Crossback aber ohnehin weniger gedacht.

Eine hohe Ladekante und eine ungünstige Ausformung – der rechte Radkasten ragt weit hinein – reduzieren das Kofferraumvolumen auf 335 Liter. Und beim Umklappen der Rückbank ergibt sich eine störende, weil zehn Zentimeter hohe Stufe.

Doch nun in den vorderen Passagierraum. In der La Première-Version sind die Vordersitze mit im Muster an noble Uhrenarmbänder angelehnte Nappalederbahnen bezogen.

Auch auf dem Armaturenbrett und in den Türverkleidungen wurde Tierhaut ausgelegt – das sieht zwar fraglos alles edel aus, aber ähnlich gediegene Effekte kann man heute auch genauso gut mit Alcantara oder hochwertigem Kunstleder erzeugen. Dafür sind die Vordersitze im La Première elektrisch verstellbar und haben sogar eine Massagefunktion.

Wie auch beim großen DS7 funktioniert die Angebotsstruktur auch beim DS 3 Crossback auf zwei Ebenen: zunächst wählt man den Ausstattungsumfang (Chich, So Chic, Performance Line und – zu Ende Juli auslaufend – La Première), dann den Stil oder die „Inspiration“, hier Montmartre, Bastille, Performance Line, Rivoli, Opera und Opera Art Rubis (La Première). Den Individualisierungsmöglichkeiten sind also kaum Grenzen gesetzt. Autogefühl empfiehlt die Performance Line, die mit sportlichen Alcantara-Verkleidungen an den Innenseiten der Türen und am Armaturenbrett kommt. Die Sitze tragen auf den Innenbahnen Stoff, an den Außenwagen Kunstleder.

Generell sitzt man im DS 3 Crossback für ein SUV oder einen Crossover eher etwas zu tief als zu hoch. Das Raumgefühl ähnelt eher einem kleinen Sportwagen, die Sicht nach hinten und schräg hinten ist eingeschränkt.

Die zentrale Instrumentenanzeige arbeitet mit – typisch DS – sehr künstlerischen Symbolen und Anzeigen – Funktionalität und optimale Ablesbarkeit standen nicht im Fokus, der Drehzahlmesser zum Beispiel ist zu einem ganz schmalen, kleinen Band zusammengeschrumpft. Dankbar nimmt man dafür das nach Einschalten der Zündung ausklappende Head-up-Display zur Kenntnis – die 350 Euro Aufpreis sollte man sich gönnen, werden hier die wichtigsten Informationen doch weitaus deutlicher angezeigt. Dass die Infos nicht direkt in die Windschutzscheibe, sondern aus Kostenerwägungen nur auf eine kleine Zusatzscheibe projiziert werden, ist dabei unerheblich.

Neben den würfelförmigen und in den Türen integrierten äußeren Lüftungsdüsen fallen die zahlreichen Elemente in Rautenform ins Auge. Speziell unterhalb des 10,3 Zoll großen Infotainment-Screens (schon ab 7 Zoll Smartphone-Spiegelung möglich) sind sie im Überfluss zu finden, kunstvoll verschränkt mit den mittleren Lüfterdüsen. Das Motiv haben die Interieur Designer konsequent durch den ganzen Innenraum gezogen – sogar der Start/Stopp-Knopf und die Leseleuchten in der Dachkonsole gemahnen an die Merkel-Raute!

Leider bieten die Tasten weder eine haptische Rückmeldung noch sprechen sie – wie im Pressetext versprochen – schon bei Annäherung des Fingers oder einer sanften Berührung an. Im Gegenteil mussten wir an unserem Testwagen vereinzelte Felder bewusst mehrmals und mit Nachdruck drücken, ehe sie reagierten. Das soll sich bei später hergestellten Modellen jetzt gebessert haben, so DS Deutschland Pressesprecherin Hajar Kayali.

Typisch DS präsentiert sich die untere Mittelkonsole mit dem charakteristischen Wählhebel für die 8-Stufen-Automatik und die Wippschalter für die elektrischen Fensterheber. Der Schalter zur Anwahl der diversen Fahrprogramme liegt rechts außen und damit näher am Beifahrer, nicht optimal. Noch schlechter jedoch die (Not)lösung für die elektrische Rückspiegelverstellung: Weil in den Türen und auf der Mittelkonsole nirgendwo mehr Platz war, wurde dieser Schalter an eine auf Anhieb nicht einsehbare Stelle tief links vom Lenkrad verbannt.

Zum fahrzeuginternen Navi ist soviel zu sagen, dass es seinen Dienst tut. Leider geht die Kartenansicht nicht über den gesamten großen Bildschirm, und auch die Temperatur muss während der Fahrt über den Screen eingestellt werden. Der wie gesagt rein kapazitiv funktioniert und keine Rückmeldung bietet.

Positives zu vermelden gibt es dagegen wieder bei den Ablagen – speziell jene in den Türen, die mühelos eine 0,5 Liter Flasche Evian oder Vittel fassen.

Motoren

1,2 l 3-Zylinder Benziner, nur Frontantrieb

100 PS (6-Gang-Schalter) – 10,9 Sek 0-100 km/h

130 PS (8-Gang-Automatik) – 9,2 Sek 0-100 km/h

155 PS (8-Gang-Automatik) – 8,2 Sek 0-100 km/h

4-Zylinder Diesel (ab Juli/August 2019)

100 PS

130 PS

Elektro-Variante (ab Dezember 2019)

136 PS

50 kWh Batterie

Reichweite: 320 km

Nachladen mit 7,2 kW, 11 kW oder 100 kW DC

Fahrverhalten

Für den Test stand der mittlere der drei Dreizylinder-PureTech-Benziner zur Verfügung. Und man muss sagen, dass der leer maximal 1350 Kilo schwere DS 3 Crossback damit adäquat motorisiert ist. Als V-Max gibt DS 200 km/h an; der Sprint von 0 auf 100 km/h ist in 9,2 Sekunden erledigt. Die Achtstufen-Automatik schaltet betont früh in den nächsthöheren Gang; erst in der Sport-Einstellung werden die Gänge höher ausgedreht, Der Verbrauch auf der Autogefühl-Standardrundstrecke betrug 7,4 Liter/100 km; der Langzeitverbrauch lag mit 8,2 Liter/100 km deutlich höher und war damit noch weiter vom Werksverbrauch (5,0 Liter/100 km) entfernt. Der 1,2 Liter große Dreizylinder läuft für einen früher gern als „Schüttelhuber“ geschmähten „Dreier“ sehr kultiviert und klingt nur in den unteren Gängen etwas kerniger. Auf der Autobahn machen sich erst oberhalb von 160 km/h erste Windgeräusche bemerkbar.

Die neue Konzernplattform CMP (Common Modular Plattform), auf der der im Werk Poissy bei Paris gebaute DS 3 Crossback basiert, sorgt für eine gute Verwindungssteifigkeit und ein früher so von französischen Kompaktwagen nicht immer zu erwartendes Handling. Nur die Lenkung könnte sich noch etwas natürlicher anfühlen und direkter ansprechen, dafür hält sich die Seitenneigung in Grenzen. Die Feder/Dämpfer-Abstimmung ist tendenziell weich. Lange Wellen werden gut weggebügelt und auch der Autobahnkomfort ist solide; doch auf kurzen Wellen und Querfugen kommt das Fahrwerk speziell mit den 18-Zoll-Felgen an seine Grenzen. Daher unsere Empfehlung: 17-Zöller als bester Kompromiss zwischen Optik und Komfort.

Ein letztes Wort zur Sicherheitsausstattung. Der City-Notbremsassistent ist serienmäßig, umfasst aber nicht die gesamte Funktion der optionalen Notbremsfunktion Active Safety Brake (950 Euro Aufpreis). Diese erkennt tagsüber und nachts nicht nur Autos, sondern auch Fußgänger und Radfahrer. Bei einem Hindernis warnt das System den Fahrer optisch und akustisch. Zudem bremst die Notbremsfunktion das Fahrzeug anstelle des Fahrers ab, sollte er nicht schnell genug reagieren. Zusätzliche Assistenzsysteme sind empfehlenswert, jedoch gerade in dieser Preisklasse teuer. Bei 600 geht es los, maximal 1450 Euro sind möglich.

Abmessungen

Länge: 4,12 m
Radstand: 2,56 m
Breite: 1,80 m
Höhe: 1,53 m
Leergewicht: 1.245 – 1.352 kg

Fazit: Der neue DS 3 Crossback setzt sich mit seiner frechen Formensprache – „Love it or hate it“ – ebenso wie der größere DS7 Crossback wohltuend vom teilweise doch recht austauschbaren SUV- und Crossover-Mainstream ab. Dazu versprüht er eine Menge französischen Charme – vor unserem bildlichen Auge sehen wir schon die hübsche Französin, wie sie im kleinen Schwarzen damit zum Rendez-vous in die Pariser City fährt. Die Ende Juli auslaufende Top-Version La Première glänzte zum Preis von 37.590 Euro für die 130-PS- und 39.090 Euro für die 155 PS-Version mit einer geradezu fürstlichen Serienausstattung. Nützliche Dinge wie das Head-up-Display, die Sitzheizung, die Matrix-Scheinwerfer, die Bi-Color-Lackierung, die Induktionsladung für Smartphones, der 10,3 Zoll Touchscreen oder die vorderen Einparkhilfen samt Rückfahrkamera waren ebenso wie das nur in Verbindung mit Automatikgetriebe lieferbare Fahrerassistenzpaket aus Toter-Winkel-Assistent, erweiterter Verkehrsschilderkennung, Fernlichtassistenz, aktivem Spurhalteassistent und adaptiver Geschwindigkeitsregelung im Preis inkludiert. Dito das sehr angenehme Keyless Entry & Start-System, bei dem sich die Türen schon bei Näherung ans Fahrzeug automatisch öffnen – und beim Weggehen wie von Geisterhand wieder schließen. Mit dem Wegfall des La Première wird dann die Performance Line (zwischen 26.490 und 31.790 Euro) die Spitze der Palette bilden.

Der Wegfall der Top-Version dürfte der Originalität des DS 3 Crossback frei nach dem Motto „Vive la difference“ aber wohl kaum Abbruch tun.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Imhof