Jeep Gladiator Vorstellung und erste kleine Testfahrt

Von 1962–1988 gab es schon einmal einen Jeep Gladiator, bekannt wurde diese Version durch die TV-Serie Daktari. Der letzte Jeep Pickup war der Comanche, der bis 1992 gebaut wurde. Mit der neuen Basis des Jeep Wrangler JL, also dem Wrangler der neuen Generation, wurde nun der Jeep Gladiator entwickelt. Wir konnten schon die ersten Meter damit fahren. Von Thomas Majchrzak




Exterieur

Vorne ähnelt der Gladiator dem Wrangler, mit den klassischen sieben senkrechten Streben im Kühlergrill. Beim Gladiator sind die Kühlergrill-Öffnungen allerdings etwas größer, um mehr Kühlleistung erzielen zu können. Und es gibt den Gladiator ausschließlich mit den großen Motoren, sprich bei uns in Deutschland dann nur mit dem großen Diesel.

Außerdem ist der Pickup schließlich auch für mehr Zuladung (730 kg) ausgelegt sowie ggf. noch Hänger. Die Standard-Anhängelast beträgt 3,2 t, optional soll eine 3,47 t Version kommen. Die Scheinwerfer gibt’s in LED-Technik (Serie für Sahara beim Wrangler bzw. Overland beim Gladiator sowie bei beiden der Rubicon). Während der Jeep Wrangler einen Radstand von 2,46 m oder 3,00 m aufweist und eine Länge von 4,33 m als Dreitürer und 4,88 m als Fünftürer, ist der Jeep Gladiator mit 3,48 m Radstand und 5,53 m ein deutliches Stück länger. Das Ersatzrad, das beim Wrangler hinten montiert ist, befindet sich beim Gladiator unter der Ladefläche. Wie beim Wrangler kann man den Gladiator sowohl als Hardtop- als auch als Softtop-Version bestellen. In beiden Fällen lässt sich der Gladiator auch komplett „offen“ fahren inkl. abmontierbarer Türen und der klappbaren Frontscheibe, was ihn zum einzigen Pickup-Cabrio auf dem Markt macht. Für die Ladefläche gibt es eine separate Abdeckung oder auch einen Fahrradständer. Fährt man mit der Ladeflächenklappe heruntergelassen (was auch erlaubt ist), kann man z.B. auch zwei Motocross-Maschinen auf die Ladefläche stellen und festzurren. Offroad sollte man aufgrund der Länge natürlich etwas aufpassen, aber mit einem Böschungswinkel von 43,6 Grad vorn und 26 Grad hinten kann man noch einiges machen.

Interieur

Im Interieur ist der Gladiator vorne identisch mit dem Jeep Wrangler HL: Das Armaturenbrett ist komplett horizontal angeordnet und im 90-Grad-Winkel sind dann senkrecht die Bedieneinheiten angeordnet. Man sitzt sehr aufrecht und extrem hoch, hat somit eine gute Übersicht. Die Türen sind sehr schmal, das ermöglicht gerade offroad einen guten Blick zur Seite zu potenziellen Hindernissen.

Stoffsitze sind Basis, die Türen sind mit Kunstleder verkleidet. Für den Rubicon gibt es attraktive Stoffsitze mit roten Kontrastnähten. Die Cockpit-Anzeige startet in 3,5 Zoll, optional ist der Screen links 7 Zoll groß. Das zentrale Infotainment-System ist 7 Zoll oder optional 8,4 Zoll groß. Die Systeme haben nun einen schnelleren Prozessor. Apple CarPlay und Android Auto werden serienmäßig in beiden Versionen unterstützt. Die Verbindung funktioniert über die USB-Slots vorne am Armaturenbrett (dort gibt es aber keine echte Ablage für das Smartphone) sowie über den USB-Slot unter der Armlehne (das ist dann praktischer).

Bein- und Kopffreiheit hat man auf vier Plätzen ausreichend für große Erwachsene. Die Beinfreiheit im Jeep Gladiator ist genau dieselbe wie im Jeep Wrangler 5-Türer. Der Unterschied besteht in der Tat in der Ladefläche. Exklusiv für den Gladiator kann man ferner die Sitzfläche hochklappen, darunter befinden sich noch zusätzliche Staufächer. Man kann die Sitze auch normal umklappen, um z.B. Taschen dann darauf abzustellen.

Motoren

Benziner
3,6 l V6 mit 290 PS (nicht mehr in Deutschland erhältlich)

Diesel
3,0 l V6 mit 264 PS
8-Gang-Automatik von ZF

Hierzulande wird der Jeep Gladiator also ausschließlich mit dem 3,0 l V6-Diesel angeboten.

Fahrverhalten

Bei unserer ersten Mini-Ausfahrt zeigt sich der Jeep Gladiator sehr wendig. Die Lenkung ist genauso leicht zu bedienen wie bei den kleineren Modellen und durch den hohen Lenkwinkel bleibt der Wendekreis auch noch überschaubar. Bei der Geradeausfahrt macht sich der längere Radstand ebenfalls nicht stark bemerkbar. Dem ersten Gefühl nach ist der Unterschied zwischen Dreitürer-Wrangler und Fünftürer-Wrangler im Fahrverhalten größer als zwischen Fünftürer-Wrangler und Gladiator.

Praktisch ist die neue Frontkamera, die mit dem Gladiator eingeführt wird: Im Kamera-Menü, das automatisch erscheint, wenn man den Rückwärtsgang einlegt, kann man zwischen Rückfahrkamera und Frontkamera umschalten. Die Auflösung ist gut.

Offroad ist mit dem Gladiator auch einiges möglich: Ein Verteilergetriebe kann das Drehmoment zwischen Hinter- und Vorderachse anpassen. Zwischen Hinterradantrieb (2H) und Allradantrieb (4H Auto) kann man während der Fahrt bis zu einer Geschwindigkeit von 72 km/h hin- und herschalten. Die beiden Modi 2H und 4H Auto eignen sich für das Fahren auf der Straße. Jeep empfiehlt sogar, nun auf der Straße im 4H Auto Modus zu fahren. Das ist nicht schädlich für das Getriebe und es gibt keine Probleme mit Verwindung oder Überhitzung wie beim klassischen Permanent-Allradler. Im Fahrtest mit dem Wrangler haben wir schon herausgefunden, dass man im Stadtverkehr mit dem Hinterrad-Modus aber etwas agiler unterwegs ist, der Wrangler drückt sich so etwas besser in die Kurven und die Vorderachse fühlt sich leichter an. Auf der Autobahn dagegen bringt der Allradmodus mehr Fahrstabilität. Ähnliches gilt auch für den Gladiator.

Auf der Position 4H Part-Time allerdings ist der Allradantrieb entgegen der Bezeichnung „part-time“ klassisch permanent und die Drehmomente sind an allen Rädern gleich. Das eignet sich dann nicht mehr für die Straße, sondern nur noch fürs Gelände. Das Mittendifferenzial ist mechanisch, Vorder- und Hinterachsdifferenzial sind elektrisch. Der Rubicon hat überdies eine geländefähigere Übersetzung (4L) sowie längere Federwege. Leiterrahmen als Karosserie und Starrachse für die Federung: Der Jeep Gladiator setzt auch hier kompromisslos auf Offroad-Fähigkeit. Der längere Radstand ist natürlich in sehr engen Offroad-Situationen hinderlich, ebenso bei Quer-Hindernissen, wenn diese zu hoch sind.

Bei den Assistenzsystemen kann man einen Toten-Winkel-Warner bestellen und jetzt mit dem Gladiator auch eine Adaptive Cruise Control.

Abmessungen

Länge: 5,53 m
Breite: 1,87 m
Höhe: 1,93 m
Radstand: 3,48 m
Leergewicht: 2.109 – 2.301 kg

Fazit: Der Jeep Gladiator übernimmt alle Tugenden und Eigenschaften vom Jeep Wrangler JL. Das Platzangebot vorne und im Fond gleicht dem Wrangler 5-Türer. Unterschiedlich ist die Funktion zum Hochklappen der Sitze hinten sowie der längere Radstand mit der erhöhten Gesamtlänge und der Pickup-Ladefläche. Im ersten kurzen Fahrtest gibt sich der Gladiator erstaunlich agil. Limitierend für den Einsatzzweck wird also vorwiegend die Gesamtlänge sein, die aber der Länge der bestehenden Pickup-Konkurrenz ähnelt. Der Gladiator führt zudem eine adaptive Geschwindigkeitsregelung und eine Frontkamera ein, von denen dann auch der Wrangler profitiert. Preislich dürfte der Gladiator allerdings noch über dem Wrangler angesiedelt sein, das wird dem Portemonnaie dann wehtun.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos & Video: Autogefühl, Thomas Blachetzki