Porsche 718 Boxster T Fahrbericht

Mit den Varianten Porsche 718 Boxster T und 718 Cayman T kommen die kompakten Sportler mit einer puristisch-sportlichen Ausstattung, die zwar nicht die Basisvariante darstellen, aber mit dem Basismotor das Maximale an Sportlichkeit herausholen. Von Thomas Majchrzak

Im Video vergleichen wir den neuen Porsche 718 Boxster T mit dem Porsche 911 Cabriolet der neuen Generation:





Exterieur

Im Vergleich zum 911er laufen die 718-Scheinwerfer etwas spitzer zu. Und Boxster und Cayman haben einen ausgeprägten seitlichen Lufteinlass, weil hier der Motor mittig sitzt und nicht hinten wie beim 911er. Vorne bilden die Lufteinlässe des 718 Boxster / Cayman eine eher horizontale Linie. Serienmäßig sind Xenon-Scheinwerfer installiert, optional lassen LED-Scheinwerfer tiefe interessante Blicke zu, denn man kann die Architektur hinter dem Plexiglas erkunden. Zu erkennen sind die LED-Scheinwerfer an den vier LEDs, die etwas breiter um die Haupt-Leuchteinheit herum sortiert sind. Der Hauptscheinwerfer ist zu dem oben und unten abgeflacht. Der Xenon-Scheinwerfer ist komplett rund und das LED-Vier-Augen-Gesicht ist hier direkt nah rund um den Scheinwerfer sortiert. Der Boxster startet mit 18-Zoll-Felgen, der Boxster S mit 19 Zoll, Boxster und Cayman GTS erhalten 20-Zoll-Felgen in Schwarz. Boxster T und Cayman T kommen mit titangrauen 20-Zoll-Felgen und grauen Außenspiegel-Kappen. Am Heck verbindet eine Akzentleiste die beiden Rückleuchten, um die Breite zu betonen. Die Auspuffanlage ist generell zentriert, beim 718 Boxster in der Standard-Version mit einem, optional oder beim Boxster S & GTS mit zwei Endrohren. Die 718-T-Modelle kommen mit Sportabgasanlage mit schwarzen Endrohren.

Interieur

Das Interieur ist puristisch und ohne Schnickschnack. Die Lüftungsdüsen zeigen eine starke Auswölbung nach oben. Die analoge Uhr thront dazwischen, im GTS kommt sie direkt mit dem inkludierten Sport-Chrono-Paket. Das Lenkrad trägt eine Racing-Optik mit sichtbaren Schrauben, inspiriert vom 918 Spyder. Zudem kann man sich entscheiden, ob man ein eher puristisches Lenkrad ohne Bedienung haben möchte (hier gezeigt) oder doch auf Tasten für Lautstärke und Co. zurückgreift. Der Infotainment-Touchscreen ist eben eingelassen. Die Darstellung ist klar und übersichtlich, die Reaktionszeiten kurz. Und eine Smartphone-Anbindung ist nicht mehr nur über Bluetooth möglich, sondern z.B. auch über Apple CarPlay.

718 Boxster T und 718 Cayman T kommen standardmäßig sogar ohne Infotainment-Screen, für alle, die es ganz puristisch mögen. An dieser Stelle gibt es dann nur ein Ablagefach. Das PCM gibt es allerdings auf Wunsch ohne Aufpreis dazu.

Der 718 Boxster ist unter den kompakten Sport-Cabrios übrigens gar nicht so unpraktisch, weist er doch gleich zwei Laderäume auf – 125 hinten plus 150 l vorne. Letzterer fasst zum Beispiel zwei kleine Flughafen-Trolleys und einen Rucksack und noch ein bisschen Kleinkram. Und dann bleibt eben hinten noch was frei. Denn auch in den hinteren Kofferraum passt noch ein kleiner Trolley. Kein anderes kompaktes sportliches Cabrio bietet damit so viel Stauraum, was überraschen mag.

In der Basis-Variante zeigt Porsche beim Boxster und beim Cayman Zukunftsfähigkeit: Die normalen Standard-Sitze kommt in der Kombination Alcantara innen und Kunstleder außen. Die adaptiven Sportsitze Plus mit mehr Seitenhalt (aber dadurch natürlich auch etwas weniger Bewegungsfreiheit) kommen im Paket mit dem GTS und sind ebenfalls mit Alcantara bezogen. Komfort-mäßig raten wir allgemein zu den Basis-Sitzen, da hat man beim GTS allerdings keine Wahl. Der 718 T kommt mit Sport-Tex-Stoffmittelbahnen auf den Sportsitzen, an den Außenbahnen wird allerdings Tierhaut und nicht Kunstleder verwendet. Überdies stehen noch die Schalensitze zur Verfügung. Auch diese gibt es innen mit Alcantara. Die Sportsitze Plus sind komfortabler, wobei der Schalensitz für einen Schalensitz zu den bequemsten gehört. Das Lenkrad kann man generell für 700 Euro Aufpreis mit Alcantara-Bezug bestellen, beim GTS ist dies ebenfalls schon inkludiert. Dazu kommen Alcantara-Bezüge für Mittelkonsole und Armlehne.

Spannend: Die inneren Türgriffe sind Textil-Schlaufen, auch das versprüht puristisches Racing-Feeling.

Motoren

718 Boxster / Cayman (auch T): 4-Zylinder 2,0 l mit 300 PS
718 Boxster / Cayman S: 4-Zylinder 2,5 l mit 350 PS
718 Boxster / Cayman GTS: 4-Zylinder 2,5 l mit 365 PS

Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h erfolgt beim Basis-718 mit manueller Schaltung in 4,9 bzw. 4,7 Sekunden mit aktivierter Sport Plus Taste, minimal schneller als beim Vorgänger. Mit Sport-Chrono-Paket und PDK geht der 718 S dann schon in Richtung 4 Sekunden, beim GTS sind es genau 4,1 Sek. Geschaltet wird über ein 6-Gang Schaltgetriebe oder optional über das 7-Gang Porsche Doppelkupplungsgetriebe (PDK).

Der GTS kommt serienmäßig mit Sport Chrono Package, Porsche Torque Vectoring (PTV) mit mechanischer Differenzialsperre und Porsche Active Suspension Management (PASM), dem adaptiven Fahrwerk, das bereits 10 mm tiefer startet.

Die 718-T-Modelle bieten erstmals das PASM-Sportfahwerk, Sport Chrono-Paket und mechanische Hinterachssperre in Verbindung mit der 300-PS-Version an.

Los geht es mit dem 718 Cayman bei gut 54.000 Euro und beim Boxster bei gut 56.000 Euro. Die neuen 718 T Modelle liegen preislich gut 9.000 Euro über dem Basis-Niveau und siedeln sich bei 63.000 Euro (Cayman) und 65.000 Euro (Boxster) an. Knapp 4.000 Euro darüber beginnen dann die S-Modelle mit der stärkeren Motorisierung. Unser 718 T Testwagen hat einen Preis von 87.000 Euro. Spätestens da ist dann Schluss mit „puristisch“.

Fahrverhalten

Egal was man über Sound, Philosophie oder Langlebigkeit sagen mag: In puncto Sportlichkeit haben die Turbomotoren im 718 Boxster und Cayman nur Vorteile. Ein deutlicher Zuwachs an Drehmoment gegenüber den früheren Sauger-Motoren ist festzustellen Es gibt kein wirkliches Turboloch und man muss nicht wie beim Sauger erst auf Touren kommen. Man kann sogar schaltfaul fahren, so viel Leistung ist vorhanden. Fährt man mit dem Handschalter, hat man das Gefühl, der 718 Boxster / Cayman ließe sich auf und ab und bei jeder Geschwindigkeit im dritten Gang fahren. So fühlt sich der Motor größer an, als er ist. Die 6-Gang-Schaltung hat zudem knackig kurze Schaltwege, Freunde der sportlichen Schalt-Gangart fühlen sich hier zu Hause.

Für mehr Komfort sorgt die PDK, die im Standard-Fahrmodus relativ früh und schonend hochschaltet. Per Paddles am Lenkrad lässt sich aber jederzeit ein niedrigerer Gang einlegen. Ist der neue Fahrmodus-Schalter am Lenkrad dagegen auf Sport oder Sport+ gestellt, legt die PDK von vornherein einen niedrigeren Gang ein – und dreht höher. Auch bei der Handschaltung machen sich die Fahrmodi bemerkbar, etwa auch dadurch, dass die Stabilitätskontrolle zurückgefahren wird und man das Heck sportlich herumzirkeln kann. 718 Boxster T und 718 Cayman T bekommt man trotz des sportlich-puristischen Gedanken auch mit PDK.

Das Fahrwerk ist gewohnt sportlich ausgelegt, ohne aber zu unkomfortabel zu sein. Das Porsche Active Suspension Management (PASM), das hier serienmäßig mit dem 718 T kommt, regelt die Dämpferkraft für jedes einzelne Rad. Zusätzlich ist die Karosserie bereits um 10 mm abgesenkt. Im Sportmodus merkt man: Sobald Bodenwellen kommen, rappelt es einen schon durch, das ist eher etwas für die Rennstrecke oder für die sehr gut asphaltierte Landstraße. Aber im normalen Fahrmodus hat man genügend Komfort. Die Verbindung zur Straße ist schon im Normalmodus perfekt, gerade mit dem Mittelmotorkonzept weiß man, dass man den Boxster / Cayman immer genau dahin bekommt, wo man möchte. Ein unvergleichliches Handling.

Das Verdeck, erhältlich in Schwarz, Blau, Braun und Rot, lässt sich übrigens bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h öffnen und schließen. Ist es offen, zeigt der 718 Boxster direkt die Qualitäten als Sommercabrio: Denn ein ordentlicher Windzug ist immer garantiert. Ganzjahrescabrio, das können andere besser.

Als Testverbrauch haben wir mit dem 2,5 l Motor gut 12 Liter / 100 km erzielt, allerdings mit viel Bergauf-Fahren. Den Cayman GTS haben wir bereits auf der Rennstrecke getestet. Während der Fahreindruck Boxster vs Cayman auf normaler Straße kaum unterschiedlich ist, merkt man auf der Rennstrecke ein bisschen, dass der Cayman mit seiner geschlossenen Karosserie noch mal etwas mehr Stabilität gibt. Der Cayman GTS lässt sich hervorragend auf den Punkt genau dirigieren, es macht Freude, er fühlt sich leichtfüßig an – das perfekte Auto für die Rennstrecke.

Nun fahren wir den 718 Boxster T. Der 300-PS-Basismotor hat zwar weniger Hubraum, ist aber angesichts des geringen Gewichts trotzdem völlig ausreichend für das Fahrzeug. Der Boxster macht damit also genauso viel Spaß. Mit gemächlicher Fahrt können wir sogar einen Minimalverbrauch von 8 l / 100 km erzielen. Unser Boxster T ist mit Alcantara-Lenkrad, Stoffsitzen und den gewichtssparenden Racing-Türhenkeln ausgestattet, in Verbindung mit dem Basis-Motor kommt in der Tat eine Art puristisches Fahrgefühl auf. Die ultimative Fahrmaschine.

Abmessungen

Länge: 4,38 m
Breite: 1,80 m
Höhe: 1,28 m
Radstand: 2,47 m
Leergewicht: 1.335 – 1.385 kg

Fazit: Generell sind die 718er-Modelle auch schon sehr gut und sportlich in der Basisversion. Die 718 T Modelle führen die Sportlichkeit konsequent fort und bleiben aber dem ursprünglichen Porsche-Gedanken treu, dass es nicht die höchste Motorisierung sein muss, sondern die passende. Das Fahrverhalten bietet stets die perfekte sportliche Balance, kein anderes Fahrzeug zeigt ein solches spielerisches Handling. Nur im Komfort kann z.B. der neue BMW Z4 mehr, zudem ist der Preis für einen voll ausgestatteten Boxster sehr hoch – aber immer noch deutlich günstiger als im markeninternen Vergleich der 911er.

Autogefühl: *****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak