Kia ProCeed Fahrbericht GT-Line 1.4 T-GDI

Den Kia Ceed gibt es in der neuen Generation nicht mehr als Dreitürer, sondern als Fünftürer-Hatch ab 16.000 Euro, Ceed GT (Sportversion) ab 29.000 Euro, als Sportswagon (Kombi) ab 17.000 Euro und als ProCeed (Design-Kombi) ab 28.000 Euro. Während in der Vorgänger-Generation der ProCeed noch der Dreitürer war, steht der ProCeed nun für eine Alternative zum Mercedes CLA Shooting Brake, ein seltenes Segment der Kombi-Coupés. Ceed Sportswagon und ProCeed sind übrigens in der Länge und in der Technik gleich, hier geht es vorwiegend um das Design. Der zunächst massive Preisunterschied ergibt sich durch die unterschiedliche Basis-Motorisierung und das Ausstattungsniveau: Während der Ceed Sportswagon auch mit dem Basis-Sauger erhältlich ist sowie mit dem Einstiegs-trim-level, steigt der ProCeed direkt mit dem 1.4 Liter Turbo-Benziner und der GT-Line ein. Stattet man einen Ceed Sportswagon genau so aus, dann ist der ProCeed gerade noch 700 Euro teurer. Das soweit zur Einordnung. Und jetzt schauen wir uns den Kia ProCeed genauer an und fahren ihn.





Exterieur

Die Dachlinie des Kia ProCeed ist 4,3 cm flacher als die des Kombis / Sportswagon. Der ProCeed zeigt ferner eine eigenständige Stoßstange mit größeren Lufteinlässen und sitzt 5 mm tiefer. Grundsätzlich zeigt der Kia ProCeed wie alle anderen Varianten auch den schwarzen Tigernasen-Kühlergrill, weil er nur als GT-Line und GT verfügbar ist, kommt der Kühlergrill immer in Hochglanz-Schwarz. Dementsprechend kommen die Scheinwerfer auch serienmäßig mit LED-Technik (beim Ceed Serie für GT und GT-Line, sonst Halogen). Die „Ice-Cube“ LED-Tagfahrlichter sind bei jedem Ceed Standard, so wie vorher nur bei den GT-Modellen. Setzt man die Blinker, so erscheint eine unverwechselbare doppelte Blinkerlichtsignatur.

Unter der Haut hat das Kia-Team verstärkt mit hochfesten Stählen gearbeitet, um die Verwindungssteifigkeit der Karosserie zu stärken (neue Plattform K2) – was dem Fahrverhalten zugute kommt. Der Kia Ceed profitiert in den sportlichen Designelementen auch vom größeren GT-Bruder Kia Stinger. Bei den Felgen geht es mit 15 Zoll Stahl los, hinauf geht es über 16 Zoll Alu bis 17 Zoll Alufelgen in Zweifarben-Optik – hier auch zu sehen. Am Heck gibt es nun ebenfalls LED-Tagfahrlichter, die horizontal angeordnet sind und ebenfalls eine prägnante Signatur tragen.

Der Kia ProCeed kommt serienmäßig mit 17-Zoll-Alufelgen, optional oder Serie für den GT gibt es 18 Zoll. Der GT kommt ferner zusätzlich mit Sport-Frontschürze, Kühlergrill mit mattiertem Chromrahmen und mit roten Akzenten auf den Innenseiten, stärkeren Seitenschwellern, schwarz glänzende Außenspiegelkappen sowie einem Heckstoßfänger mit integriertem Diffusor. Hinzu kommen eine Reihe von roten Elementen, darunter der erwähnte Kühlergrilleinsatz, die Zierleisten an Frontschürze und Seitenschwellern, die Radnabenabdeckung und die Bremssättel.

Eine lohnenswerte Option für den Ceed, die im ProCeed Serie ist, sind übrigens die beheizbaren Außenspiegel, wenn man das Auto nachts draußen stehen hatte und die Spiegel beschlagen sind, kann man so gut Abhilfe schaffen.

Die hier gezeigte Außenfarbe heißt Orange Fusion Metallic.

Der Kia Ceed ist übrigens ein europäisches Auto, kommt also nicht aus dem Stammwerk in Südkorea. Designed und entwickelt wurde der Ceed in der Frankfurter Kia-Europazentrale. Gebaut wird er in der Slovakei. Passend dazu soll Ceed stehen für „Community of Europe, with European Design“, davon die jeweiligen Anfangsbuchstaben. Das US-Gegenstück zum Kia Ceed ist übrigens der Kia Forte, in vielen Dingen baugleich, aber als Stufenheck-Limousine für den dortigen Markt ausgelegt.

Interieur

Im Innenraum sind die Materialien hochwertig gestaltet, das Grund-Layout ist übersichtlich. Das gesamte Cockpit ist horizontaler und geräumiger ausgelegt. Es gibt ausreichend Schulter- und Kopffreiheit, gerade auf den vorderen Plätzen. Soft-Touch-Materialien finden wir an Armaturenbrett und den Innenseiten der Vordertüren. Die Ausführung von Knöpfen und Co. ist hochwertig.

Zentrum ist nun ein (optionaler) 8-Zoll-Screen, der in die mittlere Einheit halb integriert ist. Den Einstieg beim Ceed markiert ein 5-Zoll-Monitor, der ProCeed kommt serienmäßig mit der 7-Zoll-Variante (denn diese ist Serie für GT und GT-Line), für die auch direkt die Smartphone-Spiegelung zur Verfügung steht (wenn man immer das Smartphone-Navi benutzen möchte), darüber dann das 8″-Top-System mit Auto-internem Navi.

Darunter befindet sich eine separate analoge Klimaeinheit mit digitaler Temperaturanzeige und gutem haptischen Feedback (2-Zonen-Klimaautomatik ist wie immer optional). Das Lenkrad ist sportlich und dünn, mit einem runden Airbag-Cover in der Mitte und einem matt-silbernen Inlay unten. Bei den Sitzbezügen startet der Kia ProCeed direkt mit einer tollen Mischung aus Stoff innen und hochwertigem Kunstleder außen im Design weiß/schwarz – toll gelöst. Komplett Tierhaut steht zwar optional auch noch zur Verfügung, aber Kia hat die Zeichen der Zeit wohl grundsätzlich erkannt. Beim Kia ProCeed GT kommen Sportsitze mit der Mischung Mikrofaser/Kunstleder/Tierhaut-Anteile (optional für ProCeed GT-Line, hier zu sehen).

Was die Sitzposition betrifft, so spürt man im Kia ProCeed, dass man als großer Erwachsener zwar noch ausreichend Platz hat, dass aber die flachere Dachlinie dazu führt, dass man ein wenig das Gefühl hat, man würde halb im Dach drin sitzen – da ist es für größere Menschen im Ceed-Fünftürer oder im Sportswagon angenehmer. Wer unter 1,80 m groß ist, für den spielt das keine Rolle.

Der Platz auf der Rücksitzbank ist eine kleine Schwäche des Kia ProCeed, hier bleibt für große Erwachsene nicht viel Raum übrig. Eher bis 1,75 m zu empfehlen, zumindest bei der Beinfreiheit. Nach oben hin im Fond ist im ProCeed GT zwar durchaus Platz, zumindest wenn man die Wirbelsäule nicht komplett aufrichtet. Es gibt aber weniger Kopfraum als beim Kombi. Das optionale JBL-Soundsystem sorgt für einen klaren Klang, für Musikliebhaber ein lohnendes Feature. Optional wird auch eine beheizbare Windschutzscheibe angeboten sowie eine induktive Ladefunktion für Smartphones. Das beheizte Lenkrad ist für den ProCeed Standard. Für gut 1.000 Euro extra steht ein Panorama-Glasschiebedach zur Verfügung.

Während das Kofferraumvolumen beim Kia Ceed Hatch 395 l beträgt, kommt der Kia ProCeed auf 594 l bis 1.545 l, beim Ceed Sportswagon sind es gar 625 l bis 1.694 l. Einen kleinen Nachteil in Höhe und Volumen hat der ProCeed natürlich gegenüber dem Sportswagon wegen des schnittigeren Designs.

Den Kombi/Sportswagon gibt es übrigens nicht als GT, sondern nur als GT Line, den ProCeed gibt es auch als kräftigeren GT.

Interessant ist nach wie vor die 7-Jahres-Garantie bzw. auf 150.000 km.

Motoren

Wie oben beschrieben ist der ProCeed nur mit den stärkeren Motorisierungen erhältlich.

Benziner
1.4-Liter T-GDi mit 140 PS (Schaltgetriebe oder 7DCT)
1.6-Liter T-GDi mit 204 PS (Schaltgetriebe oder 7DCT) im ProCeed GT
Alle Benziner werden mit Partikelfiltern ausgerüstet.

Diesel
1.6-Liter CRDi mit 115 oder 136 PS (beide mit SCR-Kat) (Schaltgetriebe oder 7DCT)

Fahrverhalten

Neben der steiferen Karosserie sorgt auch die sportliche Lenkung für ein direktes Fahrverhalten. Die neue Einzelradaufhängung der Kia Ceed Plattform kommt zudem europäischen Fahrgewohnheiten entgegen, das sorgt ebenfalls für mehr Dynamik. Grundsätzlich ist der Kia ProCeed sportlicher ausgerichtet als der Sportswagon. In der Tat kann es bei unebener Straße dann schon mal etwas ungemütlich werden. Ein adaptives Fahrwerk gibt es für die Kia Ceed Modelle nicht. Die Lenkung ist leichtgängig, vermittelt aber trotzdem noch genug Gefühl – und man muss nicht zu viel lenken, das ist angenehm. Und dann kann man entscheiden, ob einem die Power reicht und man etwas mehr Komfort haben möchte, dann bleibt man bei der schon optisch sportlichen GT-Line. Wer es noch sportlicher möchte, der greift dann zum echten GT. Der 1.4 Turbo benötigt knapp über 9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Als Verbrauch erzielen wir im ProCeed GT-Line zwischen 6 und 7 l / 100 km. Der Motor ist aber kräftig genug, auch wenn man den Power-Unterschied zum „echten GT“ natürlich merkt. Insgesamt ist der Motor sehr laufruhig und gut abgedichtet, dazu kommt die Doppelkupplungs-Automatik, die seidenweich die Gänge durchschaltet – insgesamt eine sehr gute Kombination. Der echte GT mit dem 1.6 Turbo benötigt in der Beschleunigung unter 8 Sekunden. Mit dem Ceed GT 5-Türer hatten wir einen Verbrauch von 8,5 l / 100 km erzielt.

Bei den Assistenzsystemen sind beim ProCeed automatische Fernlichtschaltung, Spurhaltewarner, Autonomes Bremssystem und Toter-Winkel-Warner Serie. Optional kann man eine Adaptive Cruise Control ordern.

Abmessungen

Länge: 4,60 m (ProCeed & SW) & 4,31 m (5-Türer)
Radstand: 2,65 m
Breite: 1,80 m
Höhe: 1,44 m

Fazit: Der Kia ProCeed stellt erstmals eine Alternative zum Mercedes CLA Shooting Brake dar, im Segment der kompakten Design-Kombis. Dabei ist er mit unter 30.000 Euro locker 7.000 Euro günstiger als ein Mercedes CLA Shooting Brake. Der ProCeed sieht auf jeden Fall interessant aus und gerade als GT-Line oder GT, in denen er ausschließlich kommt, auch recht sportlich. Der Innenraum ist bis auf wenige Details gut verarbeitet, der Kofferraum bietet natürlich mehr Länge als der 5-Türer, ohne dass man dann einen klassischen Kombi fährt. Die Ausstattung mit der GT-Line ist auch sehr umfangreich. Im Fahrverhalten gibt sich der ProCeed ähnlich neutral und souverän wie der Ceed 5-Türer, schließlich teilt man sich den Radstand. Ein adaptives Fahrwerk wäre noch nett als Option.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak