Volkswagen hat jüngst erst alle Cabriolets aus dem Modell-Portfolio geschmissen, es ist schließlich auch ein Nischen-Markt, und alle Fahrzeuge müssen profitabel sein. Überhaupt werden Cabrios in nennenswerten Stückzahlen nur in Kalifornien, Deutschland und England gekauft. Was bringt dann ein SUV-Cabrio, ist das nicht noch kleinteiliger? Vielleicht. Aber manche Frischluft-Freunde möchten kein flaches sportliches Cabriolet, sondern mehr Komfort. Und Cabrios der Mittelklasse und oberen Mittelklasse sind dann auch wieder recht lang. Da setzt das neue VW T-Roc Cabriolet an, ein kompaktes SUV mit Soft-Top. Kurz genug für die Parklücken, groß und hoch genug für Komfort. Hat das SUV-Cabrio nun doch eine Zukunft? Beim Range Rover Evoque Cabriolet ist es schon gut angekommen, jetzt zieht Volkswagen nach. Von Thomas Majchrzak
Ein normaler VW T-Roc beginnt bei knapp 20.000 Euro, in Top-Motorisierung und höchster Ausstattung können es aber auch 40.000 Euro werden. Der T-Roc SUV wird im VW-Werk in Portugal gefertigt, dazu kommt ein weiterer Standort in China für den dortigen Markt. Das Cabriolet wird in Osnabrück gebaut, ein Werk mit langer Cabriolet-Tradition, denn hier wurden unter anderem schon die Cabriolet-Varianten vom Käfer und Golf gebaut. Der Preis für das Cabriolet wird oberhalb des SUVs liegen, aber nicht allzu sehr in der Höhe schießen, weil das Cabrio (noch) nicht mit starken Motoren angeboten wird.
Exterieur
Style
R-Line
Mit 4,27 m Länge ist das VW T-Roc Cabriolet gut 4 cm länger als das normale T-Roc SUV, erstaunlicherweise kommen diese 4 cm vom verlängerten Radstand.
In der Front sind T-Roc und T-Roc Cabrio identisch: Die Front ist breit und markant gestaltet. Durch die fließenden Linien sieht der T-Roc aus wie aus einem Guss gezeichnet. Los geht es mit Halogen, optional stehen LED-Scheinwerfer zur Verfügung. Verbunden damit kommen dann auch die größeren Tagfahrlichter, die dann nicht nur einen horizontalen Streifen, sondern ein eigenes Design-Merkmal bilden.
Bei den Felgen geht es beim Cabrio mit 17 Zoll Alus los, Standard für Style und für R-Line. Diese beiden Ausstattungs-Linien gibt es nämlich für das Cabrio. Optional sind 18 und 19 Zoll erhältlich. Die R-Line kommt direkt mit Sportfahrwerk und kräftigeren Spoilern.
Gegenüber einem Golf steht der VW T-Roc übrigens gut 2 cm höher. Seat Ateca und Skoda Karoq machen da schon einen stärkeren SUV-Eindruck, der T-Roc bleibt eher ein Crossover.
Die modernen Rückleuchten kommen immer mit LED-Technik. Ein Auspuff ist gar nicht mehr zu sehen, an dieser Stelle sieht man nur visuelle Attrappen. Der Grund dafür ist, dass man so mit jedem Motor ein einheitliches Heckdesign erstellt.
Das Cabrio-Verdeck öffnet und schließt in nur 9 Sekunden (!), das geht so schnell, weil der oberste Teil des Verdecks im geöffneten Zustand direkt als Deckel dient, es gibt also keine zusätzliche Klappe, die sich darüber legt. Der Prozess funktioniert bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h – über einen Zentralschalter in der Mittelkonsole sowie außerhalb des Fahrzeugs per Tastendruck mit dem Funkschlüssel. Die Verdeck-Konstruktion ist sehr straff und fest ausgelegt, so dass sie aerodynamisch und leise während der Fahrt bleibt.
Hinter den Rücksitzen fahren im Fall der Fälle Überschlags-Bolzen heraus. Das im T-Roc eingesetzte System schnellt in Sekundenbruchteilen nach dem Überschreiten einer definierten Querbeschleunigung oder Fahrzeugneigung im Bereich der Fondkopfstützen nach oben. Zudem ist das T-Roc Cabriolet mit einem verstärkten Frontscheibenrahmen und zahlreichen weiteren Strukturmodifikationen, etwa im Unterboden sowie in den Seitenteilen, Querträgern und Türen, ausgestattet.
Interieur
Style
R-Line
Das T-Roc Cabriolet erhält den neusten Infotainment-Baukasten MIB3. Neben analogen Instrumenten stehen optional 11,7″ große digitale Instrumente zur Verfügung, im Paket mit dem beats 12-Kanal-Soundsystem mit 400 Watt Systemleistung. In der Mitte gibt es maximal einen 8-Zoll-Touchscreen mit der aktuellsten Software. Zum Marktstart kann man die Navi-Karte allerdings noch nicht gleichzeitig in beiden Bildschirmen darstellen.
Verarbeitung und Klarheit im Design überzeugen grundsätzlich. An den Innenseiten der Türen und am Armaturenbrett hat man aus Kostengründen auf Hartplastik gesetzt, Soft Touch wäre hier nett, aber eine neue Strukturierung der Oberfläche fühlt sich nun deutlich hochwertiger an. Interessant sind insbesondere die vielen attraktiven Sitzoptionen. Die Sitzposition ist angenehm und aufrecht. Im Style trim erhält man bereits die Komfort-Sitze mit ausgeprägteren Sitzwangen und Stoff mit Kontrast-Farben, die R-Line kommt mit Sportsitzen mit integrierten Kopfstützen und den Sitzbezügen in Stoff-/Kunstlederkombination und R-Line Branding – so wird’s gemacht. Die Beinfreiheit im Cabriolet ist trotz Radstand-Verlängerung deutlich geringer als beim T-Roc mit festem Dach. Mit vier sehr großen Erwachsenen wird es sehr eng, da gehen nur kurze Strecken auf den Rücksitzen, und man muss die Beine etwas spreizen, damit es von den Knien her passt. Dafür ist die Sitzposition aber hinten auch aufrecht und sehr bequem. Der Kopfraum ist dagegen auch im Cabriolet mit geschlossenem Dach kein Problem. Der Laderaum ist ferner deutlich eingeschränkt und ermöglicht eine lukenartige Befüllung. Das Cabrio-Kofferraum-Volumen beträgt 284 Liter. Zum Vergleich: Beim Range Rover Evoque Cabrio sind es 251 Liter, bei einem Audi A3 Cabriolet sind es 320 Liter. Vorteil ist hier allerdings, dass man im T-Roc Cabrio alle Dinge ohne eine große Ladekante ein- und ausladen kann.
Motoren
Benziner
1.0 TSI (3-Zylinder)
115 PS
6-Gang-Schaltgetriebe
1.5 TSI
150 PS
Schaltgetriebe oder 7-DSG
jeweils Frontantrieb
Fahrverhalten
Das Cabriolet ist etwas schwerer als die Grundversion aufgrund der Verstärkungen an der Karosserie, das sollte aber nicht viel am Fahrverhalten ändern, so dass wir uns hier am T-Roc Fixdach orientieren können. Der VW T-Roc gibt sich in allen Situation übersichtlich, komfortabel und gut zu kontrollieren. Das Lenkverhalten ist direkt und leichtgängig, aber nicht so leichtgängig, als dass es sich zu unnatürlich anfühlen würde. In der Tat ist der T-Roc mit den Plattform-Brüdern Seat Ateca und Skoda Karoq zu vergleichen, wobei der T-Roc von diesen dreien als kleinster Vertreter auch am agilsten fährt. Das Fahrwerk legt sich auch bei schnelleren Kurven nicht allzu stark zur Seite. Das komfortable Fahrwerk kann man optional auch zum adaptiven Fahrwerk (DCC) upgraden, damit hat man dann mehr Wahlfreiheit. Im Sport-Modus ist der T-Roc dann etwas straffer abgestimmt. Für die Langstrecken-Tauglichkeit sorgt auch die aufrechte Sitzposition, das ist ein Vorteil gegenüber einem normalen Golf. Auch für das Cabrio wird das adaptive Fahrwerk DCC verfügbar sein. Und in der R-Line kommt das T-Roc Cabrio direkt mit einem etwas strafferen Basis-Fahrwerk (optional dann wieder DCC).
Wir sind im T-Roc SUV bereits den 2.0 TDI mit 150 PS gefahren, der gerade im unteren Drehzahlbereich ordentlich zieht. Unser Testverbrauch lag bei ca. 6 l / 100 km. Beim Allrad-Antrieb wird bei Bedarf auch Kraft auf die hinteren Räder geleitet, wenn das Fahrzeug dies als erforderlich betrachtet. Für den T-Roc reicht der Frontantrieb aber in der Regel.
Beim zweiten Test waren wir mit dem 2.0 TSI mit 190 PS unterwegs. Dieser Benziner ist mit 7,2 Sek. auf 100 km/h der schnellste im Gesamt-Portfolio, er kommt immer mit Allrad und DSG Doppelkupplungsgetriebe. Mit diesem Motor ist man ohne Beladung fast schon übermotorisiert, dafür macht es natürlich Spaß, wenn man z.B. ein Überholmanöver startet. Dabei erinnert der T-Roc im Fahrverhalten dann eher an einen gut motorisierten Golf – so weit ist man davon ja auch nicht entfernt. Der Benziner ist noch mal ruhiger als der Diesel. Als Testverbrauch erzielen wir 7,5 l / 100 km.
Nun sind wir gespannt auf das Cabrio, das zunächst nur mit Frontantrieb oder nicht ganz so starken Motoren kommt. Vorteil: Der Preis bleibt überschaubar.
Erfreulich: Front Assist mit City-Notbremsfunktion und Fußgängererkennung sowie der Spurhalteassistent Lane Assist sind serienmäßig. Optional steht ein Stauassistent für die Adaptive Cruise Control (ACC) zur Verfügung, ebenso der Tote-Winkel-Warner.
Das T-Roc Cabrio ist übrigens auch mit Anhänger-Kupplung erhältlich.
Abmessungen
Länge: 4,27 m
Breite: 1,81 m
Höhe: 1,52 m
Radstand: 2,63 m
Leergewicht: 1.270 – 1.530 kg
Fazit: Das VW T-Roc Cabriolet setzt dort an, wo Nissan Murano (gibt’s nicht mehr) und Range Rover Evoque (gibt’s für die neue Generation Evoque bislang nicht) bisher allein waren. Ein interessanter Ansatz, denn Lifestyle-Faktor haben SUV und Cabriolet beidermaßen. Als bequemes Cabriolet mit aufrechter Sitzposition macht der VW T-Roc definitiv Sinn – wieso also nicht? Zudem kann man hiermit noch gut einparken. Das VW T-Roc Cabrio ersetzt bei VW quasi Golf Cabrio, EOS und Beetle Cabrio. Insofern gibt es schon genügend markeninterne Kunden. Der Innenraum ist wie von VW gewohnt qualitativ hochwertig und glänzt hier mit vielen Individualisierungsmöglichkeiten. Auffällig sind die attraktiven Stoffsitze in Komfort- oder Sportausführung. Im Fahrverhalten zeigt sich der T-Roc sehr agil und übersichtlich, das kann man vom Cabrio auch erwarten.
Autogefühl: *****
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak