Neuer BMW X6 Premiere mit Vantablack Spezial-Lackierung

Nach der neuen Generation BMW X5 folgt nun der SUV-Coupé-Bruder BMW X6 in der Neuauflage. Wir erklären, was neu ist – und zeigen eine Spezial-Lackierung im sogenannten Vantablack. Von Thomas Majchrzak





Exterieur

Der BMW X6 ist etwas flacher als der Vorgänger sowie etwas länger, hat aber fast dieselben Abmessungen wie der BMW X5. Die Dachlinie fällt nach hinten ab, besonders auffällig sind die neuen, sehr stark in die Waagerechte gezogenen Heckleuchten.

Vorne ist der neue BMW X6 erstmals mit einer beleuchteten BMW Niere erhältlich. Die Beleuchtung wird durch das Öffnen oder Schließen des Fahrzeugs aktiviert. Der Fahrer kann die Beleuchtung der BMW Niere zudem manuell an‑ und abschalten. Die Leuchtfunktion steht auch während der Fahrt zur Verfügung. Generell steht in der neuen Generation der Kühlergrill stärker aufrecht, die BMW-Doppelniere ist noch größer und die Scheinwerfer sind stärker in die Waagerechte gezogen. Damit sieht der X6 sportlicher aus. Basis sind LED-Scheinwerfer, darüber gibt es adaptive LED-Scheinwerfer, die dann in der höchsten Ausbaustufe mit Laser-Licht für 500 m Fernlicht sorgen. Im Seitenprofil ist besonders die hintere Schulterlinie interessant, diese ist besonders stark herausgearbeitet.

Neben der Serienausstattung gibt es die Linien xLine und M Sport. In der xLine sind Kühlergrill und Fensterrahmen in Chrome eingefasst und die Radhäuser mit Plastik im Offroad-Stil beplankt. Bei M Sport kommen die Rahmen in Schwarz und die Radhäuser sind in Wagenfarbe lackiert. Felgen gibt es von 19 bis 22 Zoll.

Das Show-Fahrzeug zeigt übrigens eine spezielle Lackierung in Vantablack, einer Nano-Farb-Beschichtung, die gewöhnlich für die Raumfahrt eingesetzt wird, damit Streulicht von der Sonne keine Sternbeobachtung stört. Die Farbe absorbiert 99,9 % des Lichts und lässt daher Strukturen zweidimensional anstatt dreidimensional wirken.

Interieur

Das Interieur im neuen BMW X6 ist sehr geordnet und klar strukturiert. Es orientiert sich am X5. Straff gezogene Designlinien verlaufen horizontal übers Dashboard, wobei nichts verspielt wirkt. Seriös und zeitgemäß. Die digitalen Instrumente in 12,3″ bilden die Informationseinheit für den Fahrer, optional ist ein Head-up-Display erhältlich. Dazu kommt ein neuer 12,3″-Widescreen in der Mitte, der geschickt integriert ist. BMW hat sich also dazu entschieden, in der Serie direkt immer für den X6 links und rechts die großen Digital-Screens zu bieten. Die Darstellung ist klar und sachlich. Als Schalthebel kommt optional ein neuer Kristallgriff zum Einsatz, das steigert die Exklusivität. Man kommt aber auch sehr gut mit dem Standard-Schalthebel klar, die Glasoptik ist Geschmacksache.

Die Sitze sind durchweg sehr bequem und das Platzangebot lässt sich sehen, auf allen Plätzen. Basis beim Sitzbezug ist nicht wie beim BMW X5 das attraktive BMW Sensatec Kunstleder in Schwarz oder Beige, sondern direkt ausschließlich Tierhaut. Bei den Sitzformen startet der X6 direkt mit Sportsitzen. Im Fond ist Platz für zwei weitere große Erwachsene, wobei es genau passt, d.h. viel Luft bleibt nicht. Angesichts der Länge des Fahrzeugs müsste eigentlich noch etwas mehr Beinfreiheit bleiben. Die Kopffreiheit im Fond ist beim X6 im Vergleich zum X5 natürlich etwas eingeschränkt. Das Laderaumvolumen liegt beim BMW X6 bei 580 bis 1.525 Litern (X5: 645 l – 1.860 l). Man verliert natürlich gegenüber dem BMW X5 an Höhe, trotzdem ist der X6 noch generell gut nutzbar.

Motoren

Benziner

xDrive 40i
3,0 l R6 mit 340 PS
5,5 Sek. 0-100 km/h

Der normale 50i läuft aus.

xDrive M50i
4,4 l V8 mit 530 PS
4,3 Sek. 0-100 km/h (zum Vergleich: 4,7 Sek. für den normalen V8 50i)

Der Plugin-Hybrid wird, im Gegensatz zum X5, beim X6 nicht angeboten.

Diesel

Xdrive30d
3,0 l R6 mit 265 PS
6,5 Sek. 0-100 km/h

M50d
3,0 l R6 mit 400 PS
5,2 Sek. 0-100 km/h

Fahrverhalten

BMW X5 und BMW X6 sind technisch fast identisch, insofern profitieren wir von den Erfahrungen, die wir bereits mit dem X5 gemacht haben. Die neue Generation ist besser geräuschgedämmt, was eine extrem ruhige Fahrt ergibt. Zusammen mit dem 40i, den wir zunächst getestet haben, ergibt sich eine himmlische Laufruhe. Gleichzeitig ist der Benziner jederzeit zum Sprint bereit und überzeugt mit einem tollen Durchzug. Als Verbrauch erzielen wir etwas zwischen 9 und 10 l, was für die Größe des Fahrzeugs voll in Ordnung geht. Lenkung und Fahrgefühl sind sportlich und natürlich gestaltet, das kann BMW.

Ferner haben wir bereits den 8-Zylinder 50i im X5 getestet – der dann im X6 als M50i kommt mit noch mehr Leistung. Der 50i macht schon richtig Laune, aber auch weil man ihn sehr kontrolliert und auch behutsam fahren kann. Es ist jeweils nur ein kleiner Druck aufs Gaspedal nötig, damit etwas passiert. Und wenn man richtig drückt, dann entfaltet sich der V8 mit einem sanften Brüllen. Leider macht sich der V8 auch im Verbrauch stark bemerkbar, 12 bis 13 l / 100 km gönnt er sich. Das ist übrigens gut ein Liter weniger als beim selben Motor im größeren BMW X7. Im Vergleich BMW X5 50i zu 40i zeigt sich, dass der V8 zugegebenermaßen schon toll fährt, aber der Zusatz an Sound und Leistung nicht im Verhältnis zu dem 3-Liter-Mehrverbrauch / 100 km steht. Insofern kann man es verkraften, dass wir diese Motorisierung in Europa nicht bekommen.

Um die Agilität zu steigern, kann der neue BMW X6 mit einer Hinterachslenkung ausgerüstet werden. Das reduziert insbesondere den Wendekreis um gut 1 m und erleichtert auch Einparkmanöver. Für die dynamischere Gangart hilft das auch, zudem ist auch eine aktive Wankstabilisierung erhältlich. Neben der Basis-Federung, die bereits adaptiv ist, steht ein adaptives M-Sportfahrwerk zur Verfügung (Voraussetzung für die Wankstabilisierung) sowie eine Luftfederung, die im Gegensatz zur Vorgänger-Generation nun beide Achsen umfasst. Hierbei kann die Fahrzeughöhe um 8 cm variieren. Sowohl für das Sport-Paket als auch für das Offroad-Paket kommt ein hinteres Sperrdifferenzial zum Einsatz. Das Offroad-Paket erhält ferner einen Unterbodenschutz. Auch für das M Sport Paket kann man optional eine M Differenzialsperre bekommen, dann aber natürlich für sportliche Belange.

Wir haben zunächst die Luftfederung im X5 getestet und finden diese schon sehr sportlich abgestimmt. D.h. man hat kein wankendes Schiff, sondern eher eine sportbetonte Luftfederung. Trotzdem bleibt die Luftfederung die Wahl für den größten Komfort. Man kann bei BMW aber auch ohne Probleme bei der Basis-Federung bleiben. Denn diese testen wir im zweiten Durchgang und sind ebenfalls sehr überzeugt davon. Bei Bodenwellen gleicht die Luftfederung etwas weicher aus, da sie beim X6 allerdings im Verhältnis etwas straffer abgestimmt ist, wird der Unterschied zum normalen adaptiven Fahrwerk nicht ganz so groß.

Die Assistenz-Systeme zeigen sich übrigens auch von ihrer besten Seite: Am wichtigsten sind neben der serienmäßigen autonomen Notbremse sicher der adaptive Tempomat und der Tote-Winkel-Warner. Die Adaptive Cruise Control bekommt man auch in einer hohen Ausbaustufe, die dann auch die Lenkführung mit übernimmt, solange man die Hände am Lenkrad hält – und das sehr zuverlässig. In den USA (in Europa nicht mehr erlaubt) kann man auch einen Spurwechsel per Blinker einleiten, dann übernimmt der Assistent alles weitere. War hier auch mal möglich und hatten wir in der Mercedes E-Klasse schon hier getestet, aber der Gesetzgeber hat hier erstmal wieder einen Riegel vorgeschoben.

Abmessungen

Länge: 4,93 m
Breite: 2,00 m
Höhe: 1,69 m
Radstand: 2,97 m
Leergewicht: 2.060 – 2.286 kg

Fazit: Der neue BMW X6 ist etwas eleganter und weniger bullig als der Vorgänger, gerade durch die filigraneren Heckleuchten und die etwas flachere Form. Gegenüber dem X5 verschenkt man natürlich Ladehöhe, aber der X6 ist immer noch praktischer als eine große Limousine. Der Innenraum ist edel und klar strukturiert. Das Platzangebot ist ordentlich, nur im Fond sollte etwas mehr Beinfreiheit sein. Für den X6 fehlen im Gegensatz zum X5 tierfreundliche Sitzbezüge. Fahrtechnisch hat sich bei den großen BMW-SUVs durch die neuen Federungen ebenfalls bei Sportlichkeit und Komfort etwas getan, wobei man in der Federungswahl auch viel entscheiden kann, je nachdem ob man das sportlichere Adaptivfahrwerk wählt oder die sanftere Luftfederung.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak