Alfa Giulia Veloce Benziner 2020 Facelift Fahrbericht

Die Alfa Giulia erhält zum neuen Modelljahr einige interessante Updates, wir stellen diese vor und sind die Giulia als Veloce Benziner gefahren. Von Thomas Majchrzak

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Exterieur

Wie gewohnt und typisch für Alfa Romeo sieht man den schönen in V-Form gehaltenen Kühlergrill, der innen mit einer Wabenstruktur ausgekleidet ist. Die Frontleuchten, Standard nun in Xenon und optional mit Bi-Xenon (Serie bei der Veloce), wirken in ihrer Schlitzform ziemlich aggressiv und in Kombination mit dem Kühlergrill spiegelt es die Sportlichkeit des Fahrzeuges wieder. Allerdings sollte bei einer Premium-Mittelklasse-Limousine derweil LED für die Hauptscheinwerfer zur Verfügung stehen, was eben nicht der Fall ist. Schön gelungen ist der Übergang von V-Form in die Sicken des Powerdomes auf der Motorhaube. Die Veloce zeigt bereits in der Front größere Lufteinlässe.

Felgen gibt es in 17 bis 19 Zoll, Ti bekommt direkt 18 Zoll, Veloce und Veloce Ti bekommen 19 Zoll Standard. Die Veloce hat ferner überall einen schwarzen Look, etwa auch bei den Fensterrahmen. Hinten folgen die serienmäßigen LED-Heckleuchten, die etwas weniger aggressiv als an der Front wirken, aber ebenfalls das horizontale Design-Thema durchziehen. Das betont auch die Breite des Fahrzeugs. Das Heck besitzt schon bei der normalen Giulia eine kleine obere Spoiler-Kante, die noch einmal die Agilität hervorheben soll.

Bei der Quadrifoglio ist der Spoiler deutlich präsenter, ebenso unterstreichen vier Auspuffrohre und ein massiver Diffusor das Gefühl von Aggressivität. Des Weiteren sind in der Sport-Version serienmäßig 19-Zoll Felgen enthalten sowie das Quadrifoglio-Logo. Breite Karbonschweller und eine Tieferlegung um 15 mm verleihen der Quadrifoglio in der Seitenansicht den Rennsport-Look.

Die Produktaufwertung ändert am Exterieur diesmal wenig.

Interieur

Im Innenraum hat sich mehr getan: Hier gibt es ein neues Lenkrad sowie eine neue Mittelkonsole und neue Materialien. Auch der Dreh-Drück-Regler für das Infotainment-System wurde überarbeitet und ist nun hochwertiger. Das Infotainment kommt in 7″ oder 8,8″ und wurde aktualisiert. Der große Screen füllt die Fläche besser aus und kann beim 8,8″ nun auch via Touch bedient werden. Beide Systeme unterstützen serienmäßig Apple CarPlay (auch wireless) sowie Android Auto.

Während die Giulia-Basisversion mit Stoffsitzen daherkommt, so bringt die Super eine Stoff-Kunstleder-Mischung mit sich – beides eine gute Wahl. Die Veloce Ti kommt ferner wie die Quadrifoglio mit Alcantara auf den Sitz-Mittelbahnen. Die Sportsitze unterscheiden sich etwas in der Form und geben mehr Seitenhalt – dafür aber auch weniger Bewegungsfreiheit. Für 3.500 Euro sind ferner für die Quadrifoglio noch Karbon-Schalensitze verfügbar.

Die Fahrinstrumente passen sich jeweils an den gewählten Fahrmodus an, so wird der zentrale Bildschirm rot bei der Wahl von Dynamic, weiß bei Neutral und gelb bei Advanced Efficiency. Kurz gesagt ergeben die drei Fahrmodi die Abkürzung DNA. Bei der Quadrifoglio kommt noch ein eigener Race-Modus hinzu, der die Traktionskontrolle herunterregelt.

Ein optional erhältliches Panoramadach kann noch mehr Licht in den Innenraum fallen lassen. Als weiteres interessantes Extra gibt es eine Lenkradheizung. Im Fond bleibt für zwei große Erwachsene noch gut Platz, Kopffreiheit besteht etwa bis 1,90 m, Kniefreiheit ebenfalls. Dafür, dass die Alfa Giulia eine der kürzesten Mittelklasse-Limousinen ist, kommen wir hier zu einem passablen Ergebnis. Der Kofferraum ist dagegen von der Geräumigkeit her eine Schwachstelle. Die hintere Rückbank lässt sich im 40/60 Split umklappen, ebenfalls steht eine Ski-Durchreiche zur Verfügung.

Motoren

Die Alfa Giulia fängt bei 37.000 Euro an, in einer starken Motorisierung mit hoher Ausstattung kann man sie durchaus auf 60.000 Euro bekommen, die Quadrifoglio liegt schon bei gut 80.000 Euro. Vergleichbare Premium-Mittelklasse-Modelle beginnen schon ein paar Tausend Euro darunter, haben allerdings auch weniger Serienausstattung.

Bis auf die Quadrifoglio kommen alle mit vier Zylindern und Turbo. Die Quadrifoglio hat dann den V6 und einen Bi-Turbo.

Alle kommen mit 8-Gang-Automatikgetriebe.

Diesel

2.2 Liter mit 190 PS (Hinterradantrieb oder Allrad) – 7,1 bzw. 6,9 Sek 0-100 km/h
2.2 Liter mit 210 PS (Allrad) – 6,8 Sek 0-100 km/h

Benziner

2.0 Liter mit 200 PS (Hinterradantrieb) – 6,6 Sek 0-100 km/h
2.0 Liter mit 280 PS (Hinterradantrieb oder Allrad) – 5,2 Sek 0-100 km/h
2.9 Liter V6 mit 510 PS (Hinterradantrieb) – 3,9 Sek 0-100 km/h

Der starke Diesel und der stärkste Nicht-Quadrifoglio-Benziner sind für die Veloce reserviert.

Fahrverhalten

Hochwertiger Innenraum, gute Geräuschisolierung und agiles Fahrverhalten bilden eine gute Basis. Die Diesel sind als Diesel am Geräusch zu erkennen, bieten aber gute Fahrleistungen. Das können wir auch beim Test des starken Diesels mit 210 PS bestätigen. Für die Autobahn hat man immer noch Kraftreserven mit an Bord. Die getestete Automatik in Verbindung mit Allrad bietet den größten Komfort, schaltet reibungsfrei. Der 2.2 Liter Diesel benötigt 6,8 Sek. auf 100 km/h. Als Durchschnittsverbrauch erzielen wir mit dem Diesel etwas knapp über 7 l / 100 km, was für einen Diesel natürlich eher viel ist.

Nun testen wir die überarbeitete Giulia als Veloce mit dem 2.0 Liter Benziner mit 280 PS. Diese Variante ist neuerdings auch mit Hinterradantrieb erhätlich, wir testen sie allerdings mit Allrad. Mit 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h kommt die Veloce als 280-PS-Benziner an die Quadrifoglio schon richtig nahe heran – der Traktion aus dem Allradantrieb sei dank. Im Dynamik-Fahrmodus ist die Alfa Giulia Veloce allerdings immer noch spritzig unterwegs, zum einen ist der Antrieb weiterhin hecklastig, zum anderen wird in diesem Sportmodus die Stabilitätskontrolle zurückgenommen, so dass man dort auch noch etwas mit dem Heck spielen kann. Der 280-PS-Benziner geht in jeder Lage rasant vorwärts.

Alfa hat die Lenkung der Giulia überarbeitet. Bisher war sie sehr schnell und direkt, fühlte sich aber immer etwas künstlich an. Nun bekommt man eine bessere Verbindung von Fahrer, Auto und Straße. Im Dynamik-Modus hat man noch etwas mehr Widerstand als im normalen Fahrmodus, auch das fühlt sich passend an.

Das Fahrwerk ist in der Giulia angenehm komfortabel, leichtes Kurvenneigen tritt beim Basisfahrwerk bei schneller Fahrt auf. Ein gutes Alltags-Setup und zu empfehlen. Kopfsteinpflaster oder Schlaglöcher werden bereitwillig ausgeglichen. Das adaptive Fahrwerk kommt im Performance-Paket zusammen mit dem hinteren Sperrdifferenzial. Das adaptive Fahrwerk („Active Suspension“) ist richtig gut, verhält sich bei langsamer Fahrt und in den normalen Fahrmodi sehr komfortabel, bleibt aber spaßig-sportlich. Im Dynamik-Modus verändert sich die Abstimmung und man spürt die Straße, weniger Komfort, aber mehr Sportlichkeit. Mit einem Druck auf die Fahrmodi-Taste kann man allerdings auch im Dynamik-Modus bleiben und gleichzeitig wieder auf die softere Federstufe wechseln.

Bei der Quadrifoglio sitzt man dagegen noch etwas tiefer, zudem ist das Fahrwerk straffer abgestimmt. Hier ist mit der Kurven-Neigung komplett Schluss. Trotzdem präsentiert sich die Quadrifoglio überraschend alltagstauglich, es kommen keine harten Stöße in den Rücken durch. Die Performance zeigt sich so richtig, sobald der Turbo einsetzt. Dann entfaltet sie sich exponentiell. Ist man dann im Race-Mode unterwegs, kann man das Heck ohne Problem herumzirkeln – für die Straße natürlich nicht geeignet. Denn der Race-Modus deaktiviert die Stabilitätskontrolle. Für höhere Kurvengeschwindigkeiten bringt die Giulia Quadrifoglio ferner ein mechanisches Sperrdifferenzial samt Torque Vectoring mit.

Serienmäßig hat die Alfa Giulia einen autonomen Notbremsassistenten, Spurhalteassistenten, eine Cruise Control, Licht- und Regensensoren mit an Bord. Top! Die Assistenten wurden nun alle überarbeitet. Optional steht ein Toter-Winkel-Assistent, ein Fernlichtassistent und eine adaptive Geschwindigkeitsregelung zur Verfügung. Ein Head-Up-Display ist leider nicht verfügbar.

Abmessungen

Länge: 4,64 m
Breite: 1,86 m
Höhe: 1,42 m
Radstand: 2,82 m
Leergewicht: 1.449 – 1 655 kg

Fazit: Die Alfa Giulia ist weiterhin sehr formschön, auch wenn LED-Leuchten dem Facelift gut getan hätten. Im Innenraum hat man nun ein deutlich besseres Infotainment-System, das man auch mit Touch bedienen kann. Das Platzangebot ist in Fond und Kofferraum nicht üppig, das ist nicht die Stärke der Giulia. Im Fahrverhalten zeigt sich die Alfa Giulia als eine der spaßigsten im Segment, macht richtig Laune, gerade das adaptive Fahrwerk verbindet Sportlichkeit und Komfort. Die Überarbeitung der Lenkung macht das Fahrgefühl ferner natürlicher.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Video & Fotos: Autogefühl, Jonas Bomba