Neuer Range Rover Evoque Fahrbericht P200 SE R-Dynamic

Land Rovers Bestseller Range Rover Evoque geht in die zweite Generation. Wir erklären, was sich geändert hat und sind den P200 Benziner gefahren. Von Thomas Majchrzak

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Exterieur

Der Range Rover Evoque bleibt sich in der zweiten Generation im Design treu. Kennzeichen sind die bullige Front mit schmalen Leuchten, eine hohe Gürtel-Linie und eine gedrungene Dachlinie. Die neue Generation übernimmt einige Designmerkmale des größeren Velar. Die Scheinwerfer kommen serienmäßig in LED-Technologie, optional mit Matrix-LED für eine ausführlichere Fernlicht-Funktion, und sind nun deutlich schmaler verbaut, das Tagfahrlicht besteht aus einer umfangreichen Lichtsignatur. Das automatische Fernlicht mit Ein- und Ausblenden sowie Ausblenden von Teilen des Leuchtbereichs funktioniert nach unserer Erfahrung allerdings nur bedingt, sowohl im Evoque als auch im Range Rover Velar bekamen wir von anderen Verkehrsteilnehmern visuell oder mündlich das Feedback, das sie dadurch geblendet wurden. Daraufhin haben wir das automatische Fernlicht deaktiviert. In der Länge bleibt der Evoque mit 4,37 m gleich, lediglich der Radstand wächst geringfügig auf 2,68 m, was etwas mehr Platz im Innenraum schaffen soll. Die Bodenfreiheit liegt bei 21 cm und ist damit recht hoch für das Segment. Felgen starten bei 17 Zoll und gehen hoch bis 21 Zoll. Die Türgriffe fahren auf Knopfdruck aus, und bieten dann ein durchaus haptisch ansprechendes Erlebnis. Ist das Fahrzeug geschlossen bzw. fährt es, sind die Türgriffe eingelassen und bieten somit weniger Windwiderstand. Am Heck sind die Leuchten ebenfalls schmaler geworden. Unter der Haut hat sich mehr verändert: Der Evoque steht nun auf der neuen PTA-Plattform und hat laut Land Rover nichts mehr mit der ursprünglichen alten Plattform gemein. Gebaut wird das Kompakt-SUV weiterhin in Halewood, UK. Ein 2-Türer-Coupé wird es nicht mehr geben, aber evtl. wieder eine Neuauflage des Evoque Cabriolets, das dann wieder ein Zweitürer wird.

Wir zeigen hier die Farbe Firenze Red (Also Florenz-Rot) mit 18-Zoll-Felgen auf Winterreifen.

Interieur

Das Interieur lehnt sich nun ebenfalls etwas an den Velar an, etwa was die Anordnung der Bildschirme angeht: Oben das Infotainment-System in 10 Zoll, unten ein zweiter Screen für Klimaeinheit und Fahrmodi. Die Dreh-Regler übernehmen gleichzeitig mehrere Funktionen, was aber auch mal kompliziert werden kann. Gerade die Bedienung des unteren Displays während der Fahrt ist kompliziert. Endlich hat Jaguar Land Rover auch erkannt, dass der eigene Weg der InControl Apps zur Smartphone-Kopplung nicht kundenfreundlich ist und bietet nun auch die gängigen Smartphone-Spiegelungen Apple CarPlay und Android Auto an. Als interessantes Offroad-Feature kann man optional ein 180-Grad-Kamera-Bild der vorderen Umgebung auf den mittigen Infotainment-Screen werfen lassen. Auf der Instrumenten-Seite startet man analog, optional kommen 12,3″ Digital-Instrumente, die gut sortiert die Infos anbieten.

Bei den Sitzbezügen setzt Land Rover auf mehr Nachhaltigkeit und bietet gleich mehrere tierfreundliche Stoffbezüge an: Basis ist schwarzer Stoff, optional gibt es einen Stoff mit Eucalyptus-Anteil (den wir auch hier sehen) in Grau oder Schwarz, ferner ist wie beim Velar der Kvadrat-Sitzbezug erhältlich, der zu 70 % aus recycelten Plastikflaschen besteht und zu 30 % aus Wolle. Dies ebenfalls in Grau und Schwarz. Für Armaturenbrett und Türinnenseiten gibt es ebenfalls umweltfreundliche Bezüge, einen Stoffbezug namens Luxtec, den wir hier auch sehen. Insgesamt setzt sich der Range Rover Evoque damit was die Innenraum-Materialien und den Look and Feel angeht, an die Spitze des Segments. Im Evoque sitzt man, was die Sitzform angeht, eher niedrig und ist in das Cockpit integriert. Leider wurde ein Problem der Vorgänger-Generation nicht gelöst: Wenn man halbwegs große Füße hat, kann man den linken Fuß nicht links vernünftig abstellen, es fehlt dazu immer noch der Platz. Ein Panorama-Dach spannt sich auf Wunsch über das gesamte Fahrzeug, wie beim Vorgänger kann man dieses jedoch nicht öffnen, sondern nur mit einem Rollo verdunkeln.

Im Fond ist nun etwas mehr Beinfreiheit, dank des verlängerten Radstands und einer verbesserten Platzausnutzung. So kann man mit vier großen Erwachsenen problemlos sitzen. Der Kofferraum fasst 609 bis 1.430 l, gerade in der Breite kann man praktisch Dinge einladen, wobei die Länge bei gut 80 cm bleibt. Klappt man die Sitze um, gehen sie etwas flacher, wenn man die Kopfstützen ausfährt, aber trotzdem nicht ganz flach.

Motoren

Bislang sind alle Motoren 2,0 Liter 4-Zylinder. Erstmals bei Jaguar Land Rover kommt im Evoque ein Mild-Hybrid-System mit 48V-Bordnetz zum Einsatz. Dieses bekommt man immer, wenn man eine Version mit Automatik hat, d.h. alle Motoren außer der Handschalter im Einstiegs-Diesel. Dies sorgt z.B. für eine verbesserte Segelfunktion und ein Abschalten des Motor schon beim Anrollen an die rote Ampel.

2,0 l Turbo-Benziner mit 200, 250 oder 300 PS – alle mit Allrad und 9-Gang-Automatik

2,0 l Turbo-Diesel mit 150, 180 oder 240 PS – alle mit Allrad und 9-Gang-Automatik außer der 150 PS Einstiegs-Diesel, der mit 6-Gang-Handschaltung und Frontantrieb einsteigt und optional mit Allrad und Automatik kommt.

Der neue Allradantrieb entkuppelt nun die hinteren Bauteile, wenn keine Kraft an der Hinterachse benötigt wird. Das soll zusätzlich Kraftstoff sparen.

Später:
1,5 l 3-Zylinder Plugin-Hybrid mit 197 PS Benziner an der Vorderachse und 107 PS Elektromotor an der Hinterachse

Preislich geht es bei 38.000 Euro los, unser Testwagen kostet mit Sonderausstattung ganze 67.000 Euro.

Fahrverhalten

Trotz des agilen Aussehens war der Evoque bislang nicht für ein sonderlich agiles Fahrverhalten bekannt, sondern nur für ein raues Fahrwerk. Die neue Plattform soll dies nun verbessern. Und in der Tat fährt sich der Evoque beidermaßen leiser, ruhiger, aber auch etwas agiler als der Vorgänger. Wir testen hier das optionale adaptive Fahrwerk, das etwas mehr Komfort bringt und auch deutlich komfortabler als beim Vorgänger ist, aber bei Fahrbahnunebenheiten immer noch Schwächen zeigt. Das Lenkrad fühlt sich mit dem optionalen angenehmen Mikrofaser-Bezug super an, allerdings vermittelt die Lenkung keine direkte Verbindung von Fahrer, Fahrzeug und Straße. Dafür ist der Sitzkomfort gut und zusammen mit der neuen Geräuschdämmung ergibt sich ein entspanntes Fahren, trotz der Fahrwerksabstimmung.

Der P200-Motor reicht von der Power her, beim Hochdrehen hört er sich allerdings etwas angestrengt an. Die 9-Stufen-Automatik wurde im Vergleich zum Vorgänger deutlich verbessert, zeigt jedoch Schwächen beim Wechseln von Vorwärts- und Rückwärtsgang und vice versa. Dabei kommt der Evoque nämlich immer etwas ins Rollen, in die ungewünschte Richtung. Zudem zeigt die Automatik manchmal ein Stottern, wenn man z.B. anbremst und dann wieder direkt weiter fährt. Die neuen Motoren bieten ein Mild-Hybrid-System und den Allrad-Antrieb mit Entkopplungsfunktion, denn diese Technologien sollten Verbrauchseinsparungen bringen. Ja, der Benziner verbraucht weniger als der Vorgänger, trotzdem ist der Verbrauch mit gut 9 l / 100 km immer noch zu hoch.

Abmessungen

Länge: 4,37 m
Breite: 1,90 m
Höhe: 1,65 m
Radstand: 2,68 m
Leergewicht: 1.787 – 1.925 kg

Fazit: Der neue Range Rover Evoque sieht außen wie innen aus wie ein kleiner Velar. Im Gegensatz zum Evoque-Vorgänger bedeutet das: Die Zeichnung ist eleganter und stromlinienförmiger. Im Innenraum hat sich am meisten getan durch das Redesign, und endlich gibt’s auch die bekannten Smartphone-Schnittstellen. Hervorragend ist die Innenraum-Qualität und die Auswahl an nachhaltigen, tierfreundlichen und extrem hochwertigen Materialien – Klassenprimus in dieser Hinsicht! Im grundsätzlichen Aufbau ist der Evoque gleich geblieben, man sitzt zwar hoch, aber das Cockpit ist eher sportlich orientiert. Wichtig ist der Zugewinn an Beinfreiheit im Fond. Beim Fahren zeigt der Range Rover Evoque von der Hardware her Schwächen, das Fahrwerk ist noch zu rau, die Lenkung vermittelt nicht genug Gefühl und der Verbrauch ist noch zu hoch. Durch den exklusiven Innenraum fühlt man sich aber trotzdem noch sehr exklusiv unterwegs, der Evoque ist damit der „Besonderste“ im Segment.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak