Mitsubishi ASX FWD Fahrbericht 2020

Innerhalb des SUV-Trios von Mitsubishi übernimmt der ASX die Rolle des Einsteigers. Im letzten Herbst erlebte das schon 2010 vorgestellte Kompakt-SUV sein bereits drittes Facelift. Wir wollten anhand eines Modells mit Frontantrieb und Handschaltgetriebe wissen, was der Mitsubishi ASX neben attraktiven Einstiegspreisen unter der Haut noch zu bieten hat. Von Thomas Imhof

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Der Mitsubishi ASX FWD teilt sich die Plattform und damit auch den Radstand (2670 mm) mit dem coupéartigen Eclipse Cross. Leider bietet Mitsubishi seinen Kompakt-SUV nur in zwei Antriebsstrang-Varianten an: Mit Frontantrieb und entweder Fünfgang-Handschaltgetriebe oder stufenlosem CVT-Getriebe zu Preisen ab 20.990 Euro oder mit Allradantrieb und dann serienmäßigem Selbstschalter ab 28.990 Euro. In Deutschland entscheiden sich 70 Prozent der Kunden für eine der FWD-Versionen – nicht untypisch für den Markt der „soften“ SUVs und Crossover.

Wir fuhren den Fronttriebler mit Handschalter in der Ausstattungsversion PLUS, die ab 25.490 Euro startet. Während diese Line beim 4×4-Modell schon ab Werk kommt, kann man den Mitsubishi ASX FWD auch noch in den karger ausstaffierten Lines Basis und Intro Edition ordern. Die Basis Version wird allerdings ihrem Namen voll gerecht: Hier müssen Kunden sogar mit heute kaum noch anzutreffenden Stahlfelgen (16 Zoll) auskommen sowie auf Nebelscheinwerfer, eine Kühl- und Heizfunktion fürs Handschuhfach, beleuchtete Make-up-Spiegel, das Multifunktions-Lenkrad, verchromte Türöffner und einen Tempomaten verzichten. Der heute eigentlich obligatorische Notbremsassistent mit Fußgängererkennung ist auch erst ab der von uns getesteten PLUS-Variante installiert.

Das Portfolio des Mitsubishi ASX im Überblick:

Frontantrieb

Basis (ab 20.990 Euro)
Intro Edition (ab 22.990 Euro)
PLUS (ab 25.490 Euro)
Intro Edition+ (ab 26.490 Euro)
TOP (ab 29.490 Euro)

Aufpreis CTV-Getriebe jeweils 1500 Euro

Allradantrieb + CVT serienmäßig

PLUS (ab 28.890 Euro)
Intro Edition+ (ab 29.890 Euro)
TOP (ab 32.890 Euro)

Die Liste der Sonderausstattungen umfasst nur zwei Posten: Metallic/Perleffektlackierung (570 Euro) und Premium-Metalliclackierung (870 Euro).

Selbst in der PLUS-Ausstattung fehlen Assistenzsysteme wie ein Spurhalteassistent, Totwinkelassistent, Müdigkeitswarner oder eine Verkehrszeichenerkennung. Ab Werk verbaut ist dagegen durch die Bank eine Klimaautomatik, dazu ab Intro Edition eine zweistufige Sitzheizung und ab PLUS ein Fernlichtassistent und das schlüssellose Smart-Key-System inklusive Start/Stopp-Knopf.

Exterieur

Der mit einer Länge von 4,36 Meter in der kompakten SUV-Klasse konkurrierende Mitsubishi ASX FWD ist schon seit 2010 auf dem Markt und erhielt im Herbst 2019 sein mittlerweile schon drittes Facelift. Mit jedem wurde er optisch etwas aggressiver, in der aktuellen Version trägt der in weltweit über 90 Märkten über 1,36 Millionen Mal verkaufte Wagen nun das „Dynamic Shield“-Design von Mitsubishi. Was heißt: Zangenartige Spangen in Chromoptik, die vom unteren Rand der flachen Bi-LED-Scheinwerfer erst nach innen und dann erst senkrecht nach unten und schließlich wieder nach außen ziehen. In den Aussparungen zu beiden Seiten sitzen viereckige Elemente für Blinker und Nebelleuchten, die ein wenig an das „Ice Cube“-Design von Kia erinnern. Die Haube steht hoch und der Grill wölbt sich forsch nach vorn, dazu kommen – auch am Heck – angedeutete Unterfahr-Schutzschilde, welche Offroad-Tugenden andeuten sollen.

Auch am Heck des Mitsubishi ASX FWD finden sich nun schön gestylte LED-Leuchten, dazu kommen aber speziell hier und zum Beispiel am Vorderkotflügel jede Menge Fake Design-Elemente – also nur scheinbare Lufteinlässe oder – wie hier – zwei viereckige Auspuffendstücke, die aber auch nur Attrappe sind.

Mit der vom vorderen Fake-Lufteinlass nach hinten hochgezogenen Lichtkante versuchten die Designern des im japanischen Mitsubishi-Werk bei Nagoya gebauten ASX dem Auto Dynamik zu verleihen. Doch überwiegt eine eher stämmige und Robustheit ausstrahlende Gesamterscheinung.

Die Scheiben sind ab der B-Säule abgedunkelt, die Dachreling wird erst ab der Intro Edition+ schwarz getönt.

In der PLUS Ausstattung steht der Mitsubishi ASX FWD auf 18-Zoll-Felgen; die Basis-Version (sogar nur aus Stahl) und die Intro Edition (LM) müssen sich mit 16 Zöllern begnügen.

Interieur

Betritt man das Interieur des Mitsubishi ASX FWD, so muss man leider konstatieren: Hier scheinen die Interieur Designer auf dem Stand von vor zehn Jahren stehengeblieben zu sein. Freudloser grauer Kunststoff, soweit das Augen reicht und Oberflächen, die eher auf Langlebigkeit denn haptisches Wohlempfinden zielen. Die einzigen Akzente setzen die silbernen Räder der Drehregler oder die Einlage auf der Mittelkonsole – doch sind sie weit von einer aluminiumartigen Haptik entfernt. Okay, Mitsubishi will bewusst keine Premium-Marke sein, aber etwas weniger Konservatismus sollte das Cockpit doch vermitteln.

Das bezieht sich auch auf die konventionellen Analog-Instrumente und den altertümlich langen Schaltknüppel für die Fünfgangbox. Funktionell ist dagegen alles gut durchdacht: Die wichtigsten Schalter und Hebel liegen gut zur Hand, nur die Bordcomputer-Funktionen könnten besser per Fingertipp am linken Stockhebel als mit einem versteckt hinter dem Lenkrad verborgenen Druckknopf am Instrumentenbrett abgerufen werden.

Dafür sind die Türtaschen groß und auch 0,5-Liter-Getränkeflaschen finden ihren Platz. In der Mittelkonsole glänzt ein von 7 auf 8 Zoll vergrößertes Display (Intro Edition: 6,5 Zoll). Leider in unserem Testwagen ohne Navigationssystem, sondern nur mit Android Auto und Apple CarPlay-Schnittstellen. Für Intro Edition, Intro Edition+ und TOP stehen TomTom-Navisysteme mit SD-Karte (Intro Edition) oder Smartphone-Anbindung (Intro Edition+ und Top) serienmäßig im Programm.

Die Stoffsitze waren auch auf langen Strecken sehr bequem und bieten auch für korpulentere Personen ausreichend Auflagen für Becken und Oberschenkel. Der Hebel für die Sitzhöhenverstellung hingegen ist so labberig ausgeführt, dass wir nicht wetten wollen, ob er mehrere Jahre hält.

Das Lenkrad lässt sich in Höhe und Weite manuell verstellen und liegt gut zur Hand. Die Sitzposition ist angenehm, man blickt mühelos über die nach vorn nur minimal abfallende Haube. So, wie es sich SUV-Kunden ja vor allem wünschen.

Ein Blick in den Fond des Mitsubishi ASX FWD: Hier gibt es ebenso wie vorne reichlich Kopffreiheit; da man die Füße unter die Vordersitze stellen kann, haben auch langbeinige Insassen keine Platznot. Nur der Einstieg durch die hinteren Türen ist knapp bemessen.

Die Rücksitzbank lässt sich im Verhältnis 1/3:2/3 geteilt umlegen – dabei entsteht eine leicht schiefe Ebene ohne störende Stufe.

Der Kofferraum fast nach VDA-Norm 406 Liter. Er ist relativ unzerklüftet, nur der linke Radkasten ragt deutlich herein und limitiert so die Breite des Ladeguts. Unser Tester war mit einer praktischen Gepäckraumwanne aus genopptem Gummi ausgestattet – ein empfehlenswertes Zubehör.

Sitze mit Tierhaut gibt es übrigens nur in der TOP-Version, die dann auch so nette Details wie ein Glas-Panoramadach, eine Soundanlage mit neun statt sechs Lautsprechern sowie einen elektrisch verstellbaren Fahrersitz bietet. Im Modell Intro Edition+ kommen Sitzbezüge aus Mikrofaser/Kunstleder zum Einsatz; ansonsten nur solche aus Stoff.

Motoren

2,0 Liter Benziner (Vierzylinder-Sauger, quer eingebaut)
150 PS (5-Gang-Schalter) – 10,2 Sek 0-100 km/h
150 PS (CVT-Automatik) – 11,7 Sek 0-100 km/h
150 PS (CVT-Automatik + AWD) – 12,2 Sek 0-100 km/h

Dank des an die Stelle des früheren 1,6 Liters gerückten 2,0 Liters (aus dem Outlander) schwingt sich der aktuelle Mitsubishi ASX FWD zu einer Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h auf. Damit lässt es sich auf der Autobahn gut mitschwimmen. Leider fehlt ein sechster Gang, sodass der fünfte als „direkter“ Gang ausgelegt ist und an Steigungen mehr als einmal in den vierten Gang zurückgeschaltet werden muss. Da der recht drehfreudige Motor auf der Autobahn akustisch sehr unauffällig bleibt, lassen sich lange Strecken angenehm zurücklegen. Denn bei zum Beispiel Tacho 130 dreht der quer eingebaute Motor 3000 Mal/Minute.

Der Verbrauch? Mit im Schnitt 8,4 Liter/100 km für einen Saugmotor nicht überragend, aber für ein Modell mit dieser Stirnfläche und 1,4-Tonnen-Gewicht noch akzeptabel. Als Werksangabe gibt Mitsubishi 6,7 Liter/100 km an.

Fahrverhalten

Weniger angenehm gestaltet sich die Fahrt auf schlechter Wegstrecke, da zeigt sich das mit 18-Zoll-Felgen und 225/55er-Reifen bestückte Fahrwerk des Mitsubishi ASX FWD schnell überfordert. Kurze Stöße werden nur mangelhaft weggebügelt, eine Schwäche, die selbst der größere Outlander an den Tag legt. Lange Wellen dagegen werden besser absorbiert.

Die Lenkung ist um die Mittellage recht indifferent, dafür halten sich Karosserieseitenneigungen in Kurven in engen Grenzen. Trotzdem macht sportliches Fahren wenig Spaß. Besser, man lässt das Auto einfach laufen und versucht gar nicht erst, neue persönliche Bestzeiten aufzustellen.

Abmessungen

Länge: 4,36 m
Radstand: 2,67 m
Breite: 1,81
Höhe: 1,64 m
Leergewicht: 1.437-1.495 kg (FWD); 1.461 – 1.590 kg (AWD)

Fazit: Leider merkt man dem Mitsubishi ASX FWD an, dass er nicht mehr das jüngste Modell auf dem Markt ist. 2021 soll ja bereits ein komplett neues Modell kommen, das dann noch etwas kompakter werden soll und sich größenmäßig an einen Opel Mokka anlehnen wird. Zugleich wird er sich so stärker vom Eclipse Cross absetzen. Der kommt ebenso wie der Outlander als Neuauflage noch im Herbst diesen Jahres. Wird dann noch etwas länger als schon jetzt und bekommt vor allem ein neues, weniger polarisierendes Heck.

Mitsubishi hat zwar vom aktuellen ASX im Vorjahr 8.000 Einheiten verkauft und kalkuliert für 2020 sogar mit bis zu 10.000 Verkäufen in Deutschland – doch muss angesichts der geballten Konkurrenz an mehreren Stellschrauben gedreht werden, um dieses Auto und die weiteren Modelle auch jenseits von 2020/21 attraktiv zu halten. Als da wären: Ein moderneres Cockpit-Ambiente mit neuen, auch virtuellen und konfigurierbaren Instrumenten, ein größeres Motorenangebot, mehr Plug-In-Hybride, zusätzliche Assistenzsysteme und ein harmonischer abgestimmtes Fahrwerk. Dazu etwas mehr Liebe im Detail – bis hin zum Tankverschluss, der Kofferraumverschalung und der extrem filigranen Aufstellstange für die Motorhaube scheint bei Mitsubishi ein eiserner Erbsenzähler am Werk zu sein, der überall nur nach der günstigsten Möglichkeit „sourct“.

Vielleicht aber auch nach der altbewährten und erprobten Lösung. Denn in der jüngsten (2019) Online-Umfrage von J.D. Power unter deutschen Autokunden landete Mitsubishi beim Thema „Langzeitqualität“ auf Platz eins. Wer so viel Zuverlässigkeit hinter sich weiß, kann denn wohl auch guten Gewissens eine Fünfjahres-Garantie (oder 100.000 km) auf Neuwagen geben.

Vielleicht ist dieser Ruf großer Zuverlässigkeit – früher abonniert von Toyota – in Verbindung mit den relativ günstigen Preisen das Geheimnis hinter dem trotz der geschilderten Schwächen doch respektablen Verkaufserfolg des Mitsubishi ASX FWD.

Autogefühl: ***
Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Mitsubishi