BMW M8 Gran Coupé Fahrbericht

Das BMW 8er Gran Coupé kommt nun auch als leistungsstarkes BMW M8 Competition Gran Coupé, wir sind das Top-Modell gefahren und vergleichen es mit den anderen Modellen. Von Thomas Majchrzak

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Exterieur

Die Front des BMW 8er Gran Coupé wirkt bullig und rund, lediglich die Scheinwerfer sind flach gehalten, sie kommen Standard mit adaptiver LED-Technik und optional mit Laserlicht mit 600 m Fernlicht-Reichweite (Serie M8 / M8 Competition). Die BMW-Doppelniere hat seitlich gesehen einen Knick, so dass die Niere dreidimensionaler heraussticht. Den Rahmen bekommt man in Chrom, Alu-Silber sowie in der Shadow-Line in Schwarz glänzend (hier zu sehen in Verbindung mit der matt-weißen Lackierung Frozen Brilliant White. Im Vergleich zu Coupé und Cabriolet ist das BMW 8er Gran Coupé 23 cm länger, davon entfallen 20 cm auf den längeren Radstand. Das BMW 8er Gran Coupé ist ferner 6 cm höher und zeigt dadurch dann Richtung Heck auch eine gestrecktere Form. Das Heckscheiben-Glas ist dabei etwas in die Karosserie eingelassen, so dass die Ränder etwas hervorstehen. Das BMW 8er Gran Coupé kommt serienmäßig mit 19-Zoll-Felgen, optional sind 20″ erhältlich – wie auch hier zu sehen. Die Karosserie besteht aus Aluminium, Magnesium und carbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK), ist somit auf Leichtbau ausgelegt. Die Spur ist beim BMW 8er Gran Coupé übrigens gut 3 cm breiter als beim zweitürigen Coupé.

Der M8 kommt in Deutschland direkt als Competition-Version, genannt dann BMW M8 Competition xDrive Gran Coupé. Der Kühlergrill in Schwarz-Chrom ist etwas offener gestaltet für mehr Kühl-Leistung, die Spoiler sind noch aggressiver gezeichnet. Ein Carbon-Dach ist Standard, optional kann man ein erweitertes Kohlefaser-Paket bestellen. Dann sind z.B. die Spiegelkappen nicht in Hochglanz-Schwarz, sondern ebenfalls in Karbonfaser. Das M8 Competition Gran Coupé kommt mit 20-Zoll-Felgen.

Interieur

Das Interieur ist bei der 8er-Serie in der Tat recht eigenständig: Während andere neue BMW-Modelle fließende Linien bevorzugen und eine sehr harmonische Integration aller Elemente, ist beim BMW 8er die Mittelkonsole stark akzentuiert, um so auch einen stärkeren Kontrast von Fahrer- und Beifahrerseite zu erzeugen. In der Mitte thront ein 10,25 Zoll großes Display. Dazu gibt es digitale Instrumente, davor ein M-Sportlenkrad. Head-up-Display kommt serienmäßig und ist klar abzulesen, mit führend in der Industrie. Der Automatik-Wählhebel ist beim BMW 8er Gran Coupé wie beim BMW X5 in einer Glas-Struktur gehalten, wobei der BMW M8 einen eigenständigen M-Wählhebel mit der Verstellmöglichkeit für die Schaltcharakteristik bekommt. Die Klima-Einheit kann man separat bedienen, man muss dafür also nicht ins Infotainment-System. Letzteres kann man per Touch bedienen, aber auch noch wie gewohnt mit dem Dreh-Drück-Controller. Ansonsten gibt sich BMW im Interieur eher konservativ, indem überall Tierhautbezüge zum Einsatz kommen. Das ist weder sportlich noch nachhaltig.

Der BMW M8 kommt mit weiteren M-spezifischen Merkmalen, wie z.B. die M1 und M2 Hotkeys am Lenkrad. Diese sind frei programmierbar und ändern dann Lenkung, Schaltung, Fahrwerk, Gasannahme, Stabilitätssystem usw. In der unteren Mittelkonsole kann man ferner per Taste die Assistenzsystem-Einstellung verändern und auch den Auspuff bei Bedarf leiser stellen.

Auf den Vordersitzen hat man im 8er Gran Coupé ausreichend Platz, mehr als bei Coupé und Cabriolet, weil das Dach eben auch etwas höher steht. Die Sitze empfinden wir auf längerer Strecke nicht ganz optimal für größere Personen geeignet, das gilt für Coupé, Cabriolet und Gran Coupé. Auf einem hohen Niveau betrachtet hätten wir da etwas mehr Komfort erwartet. Im Fond hat man als Erwachsener beim Gran Coupé genügend Beinfreiheit, das ist der große Unterschied zu den 2+2-Sitzern. Bei der Kopffreiheit hat man ebenfalls mehr Platz als beim 2-Türer-Coupé oder beim Cabrio, allerdings stößt man auch hier mit 1,85 m Körpergröße schon gegen die Decke. Theoretisch können im BMW 8er Gran Coupé hinten auch drei Personen sitzen, der mittlere Sitz ist aber hoch gepolstert und man hat zwischen den Beinen auch das dicke Bedienteil der hinteren Mittelkonsole. Das Gepäckraumvolumen beträgt beim Gran Coupé 440 Liter (gegenüber 420 Liter beim Coupé und 350 Liter beim Cabrio), wobei man die Sitze auch umklappen kann, um auch längere Dinge transportieren zu können.

Motoren

BMW 840i Gran Coupé 3,0 l R6 Turbo-Benziner mit 340 PS
Beschleunigung [0 – 100 km/h]: 5,2 Sekunden

BMW 840i xDrive Gran Coupé 3,0 l R6 Turbo-Benziner mit 340 PS
Beschleunigung [0 – 100 km/h]: 4,9 Sekunden

BMW M850i xDrive Gran Coupé 4,4 l V8 Turbo-Benziner mit 530 PS
Beschleunigung [0 – 100 km/h]: 3,9 Sekunden

BMW M8 xDrive Gran Coupé 4,4 l V8 Turbo-Benziner mit 600 PS / 625 PS (Competition)
Beschleunigung [0 – 100 km/h]: 3,3 / 3,2 Sekunden

BMW 840d xDrive Gran Coupé 3,0 l R6 Diesel mit 320 PS
Beschleunigung [0 – 100 km/h]: 5,1 Sekunden

Während ein 840i bei 93.000 Euro beginnt, kommt ein M850i auf 124.000 Euro, der M8 inkl. Competition-Paket dann schließlich auf 165.000 Euro.

Fahrverhalten

Im Fahrverhalten ist für die meisten Motorisierungen der BMW 8er Reihe der Allradantrieb mit Heck-Betonung zentral, der von einer Hinterachs-Differenzialsperre ergänzt wird. Im normalen V8-Benziner gibt’s schon so viel Power, dass man bei nasser Fahrbahn selbst bei sanftem Beschleunigen schon etwas Schlupf an den Hinterrädern hat. Man merkt also, dass der Allradantrieb in der Tat noch sehr heckbetont ist. Adaptives M Fahrwerk, Integral-Aktivlenkung (Hinterachslenkung plus progressiveres Verhalten der Lenkung) und Mischbereifung kommen für fast alle Versionen serienmäßig, lediglich der M8 hat hier eine etwas andere Philosophie. In jedem Fall sind die Reifen aber hinten breiter als vorne. Optional ist eine aktive Wankstabilisierung erhältlich. Absolut hilfreich ist beim 8er Gran Coupé die Hinterachslenkung (nicht erhältlich für M8), die bei niedrigen Geschwindigkeiten (bis 60 km/h) gegensinnig lenkt (bis 3 Grad) und den Wendekreis reduziert sowie die Agilität steigert. So fühlt sich der BMW 8er damit dann etwas kleiner an, als er tatsächlich ist. Gerade für das lange BMW 8er Gran Coupé ist dieses Feature zentral. Oberhalb von ca. 60 – 80 km/h lenkt die Hinterachse dann gleichsinnig zur Vorderachse, ebenfalls um bis zu 3 Grad, um die Stabilität zu erhöhen. Der BMW 8er eignet sich hervorragend zum Repräsentieren des Designs in der Stadt sowie für Landstraßen und Autobahnen. Dabei ist der 8er direkt sportlich ausgerichtet, verglichen mit den separaten Sportversionen z.B. eines Mercedes CLS.

Wir fahren im 8er Gran Coupé zunächst den Einstiegs-Benziner 840i mit Heckantrieb (optinal Allrad). Mit dem Heckantrieb kann man den 8er noch agiler aus den Kurven hinausschicken. Zusammen mit der Hinterachslenkung fühlt sich das Gran Coupé dann deutlich kleiner an, als es ist. Wir sind überrascht, wie viel Freude das 8er Gran Coupé auf geschwungenen Bergstraßen macht. Dazu überzeugt das Fahrwerk auf ganzer Linie. Die adaptive Dämpfung gleicht alle Schlaglöcher bestens aus, ist aber jederzeit sportlich angepasst. Selbst im Sport-Modus ist noch ein Höchstmaß an Komfort gegeben, obwohl man straffer unterwegs ist. Zusammen mit der Wankstabilisierung lehnt sich das 8er Gran Coupé kaum in die Kurven. Erste Sahne. Als Verbrauch bei Coupé und Cabrio hatten wir beim agilen Fahren 14 l / 100 km mit dem V8, hier mit dem Sechszylinder-Benziner verzeichnen wir auch bei dynamischer Fahrweise gut 11 l / 100 km. Klar, das Auto ist groß, das dürfte aber trotzdem etwas weniger sein.

Das BMW M8 Competition Gran Coupé kommt nicht mit Hinterachslenkung, weil dies bei BMW M gegen die Philosophie verstoßen würde. Achsen und Radsturz sind im M8 modifiziert und das Fahrwerk straffer ausgelegt. Dies sorgt dann für das sportliche Fahrverhalten, wobei man im Alltag bei schlechten Straßen deutliche Komforteinbußen hinnehmen muss. Bei den Fahrmodi hat man hier die Wahl-Möglichkeit zwischen 4WD, 4WD Sport und 2WD. Heißt: Allradantrieb, stärker heckbetonter Allradantrieb oder reiner Heckantrieb – letzterer aber nur, wenn man die Stabilitätssysteme komplett ausschaltet. Für die öffentliche Straßen-Nutzung ist das also eher weniger gedacht. Der 4,4 l V8 Turbo-Benziner mit 625 PS ist natürlich deutlich aggressiver als der Sechszylinder, grollt sonor, ohne aber extrem laut zu sein. Ein Druck aufs Gaspedal und die Leistung wird heckbetont über den Allradantrieb geschickt. Vorwärts geht es immer gefühlt ohne Widerstand. Fährt man ganz sachte und mit Cruise Control, kann man den V8 theoretisch auch mit 11 l / 100 km fahren. Nimmt man die Leistung etwas in Anspruch, kommen dann eher wieder Werte gen 13 l / 100 km zustande.

Bei den Assistenzsystemen sind erhältlich: Aktive Geschwindigkeitsregelung mit Stop & Go-Funktion, Lenk- und Spurführungsassistent, Spurwechsel- und Spurverlassenswarnung, Seitenkollisionsschutz, Ausweichhilfe, Abstandsinformation, Querverkehrs-, Vorfahrts- und Falschfahrwarnung. Alle Assistenzsysteme funktionieren tadellos. Die adaptive Geschwindigkeitsregelung in höchster Ausbaustufe mit dem Spurführungsassistenten arbeitet hervorragend, letzterer greift nicht störend ein, aber entspannt bei langer Autobahnfahrt.

Abmessungen

Länge: 5,08 m
Radstand: 3,02 m
Breite: 1,90 m
Höhe: 1,40 m
Leergewicht: 1.800 kg

Fazit: Das neue BMW 8er Gran Coupé ist schick und sportlich im Exterieur, im Interieur dominiert ein klassischer Sport-Look. Im Vergleich zum zweitürigen Coupé kann man hier auch als Erwachsener hinten sitzen, auch wenn der Kopfraum beschränkt bleibt. Leider kommen serienmäßig ausschließlich Tierhautbezüge auf den Sitzen zum Einsatz. Mit einem Einstiegspreis von knapp über 90.000 Euro ist das 8er Gran Coupé etwas günstiger als das zweitürige Coupé. Wir empfehlen für den besten Preis-Leistungs-Deal den Einstiegs-Benziner 840i mit Heckantrieb, weil dieser das leichtfüßigste und agilste Fahrverhalten bietet. Agilität und Fahrwerk sind im 8er Gran Coupé überragend. Das BMW M8 Competition Gran Coupé ist die sportlich-aggressive Ausführung, kompromisslos, denn das Fahrwerk ist sehr straff und man muss im Alltag deutliche Komforteinbußen hinnehmen. Dafür bekommt man geballte Power und ein sportliches Fahrverhalten.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak