VW Touareg V8 TDI R-Line One Million Fahrbericht

Der VW Touareg ist nun auch als V8 erhältlich, wir haben den starken Diesel getestet, in der Ausstattung R-Line und als Sondermodell One Million. Von Thomas Majchrzak

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Exterieur

Der Touareg III zeigt ein breites Grinsen, der Kühlergrill ist deutlich größer und formt eine Einheit mit den (LED-)Leuchten. Es geht in der Tat serienmäßig mit LED los, optional sind dann die Matrix-LED-Leuchten, die auch das Fernlicht mit abdecken. Die maximale Bodenfreiheit mit Luftfederung hat sich verringert: Von 30 cm für Touareg I und Touareg II zu 26 cm für den Touareg III. VW hat den Touareg eben stärker aufs Straßenfahren ausgerichtet. Das Terrain-Tech-Paket zuvor hatten lediglich 3 % der Kunden weltweit bestellt, allerdings war der Anteil in den meisten einzelnen Märkten höher, weil das Paket in China gar nicht angeboten wurde. Trotzdem kann man mit 26 cm Bodenfreiheit natürlich noch viel anstellen. Zum Vergleich: Eine Mercedes G-Klasse kommt (Standard ohne Luftfahrwerk, was beim G nicht eingesetzt wird) mit 27 cm Bodenfreiheit. Die Standard-Bodenfreiheit für das Stahlfahrwerk im VW Touareg III beträgt 20 cm, das Standard-Niveau für die Luftfederung 19 cm, dann geht es auf Wunsch in der zweiten Lift-Stufe 7 cm hinauf. Der Böschungswinkel hat sich über die Generationen von 33 über 30 auf 28 Grad verringert.

Im Seitenprofil wird durchaus mit harten Kanten und Sicken gearbeitet, der neue Touareg zeigt deutlich mehr Kante als der eher runde Vorgänger. Die Verwandtschaft mit dem Audi Q7 wird klar, schließlich nutzen sie dieselbe Plattform, wie auch der Porsche Cayenne. Felgen gibt es von 18 bis 21 Zoll. Mit 4,88 m ist der neue Touareg um 8 cm gegenüber der Vorgänger-Generation gewachsen, also nicht weltbewegend. Er stellt im Dreier-Ensemble immer noch den kürzesten Kandidaten dar, wenn auch nur geringfügig kürzer als der Cayenne (4,92 m). Der Audi Q7 liegt übrigens bei 5,05 m. Das Gewicht des Touareg konnte um gut 100 kg reduziert werden. Die Ausstattungslinien hören, neben der Basis-Version, auf die Namen Atmosphere, Elegance und R-Line. Basis zeigt schwarze Plastikspoiler, Atmosphere und Elegance tragen viel Chrom, die R-Line schließlich ist sportlicher designed und trägt auch die Radhäuser in Wagenfarbe anstatt schwarzem SUV-Kontrast. Am Heck fallen die neuen Rückleuchten auf, die horizontal angeordnet sind, das macht den Touareg nun sportlicher im Design.

Das nun erhältliche Offroad-Paket enthält zwar keine Geländeuntersetzung mehr, dafür aber noch einen Unterboden-Schutz, Offroad-Digitalinstrumente sowie einen größeren Kraftstofftank (90 Liter statt 75 Liter) und einen größeren AdBlue-Tank (24 Liter statt 21 Liter). Insofern dürften viele Kunden das Paket wählen, obwohl sie gar nicht offroad unterwegs sind – nur für den Komfort, dass man nicht so schnell an die Tankstelle muss. Mit 650 Euro hält sich der Aufpreis in Grenzen.

Unser Testwagen ist diesmal ein Touareg R-Line mit sportlichen Akzenten und besonderen Elementen des Sondermodells One Million (weist auf eine Million gebaute Touareg in allen Generationen hin). So sind z.B. die Leuchten dunkel hinterlegt für einen noch aggressiveren Look.

Interieur

Das Interieur in der aktuellen Touareg-Generation ist zum einen aufgeräumter und noch hochwertiger zum anderen auf Wunsch durchdigitalisiert. Große digitale 12,3“ Instrumente, daneben ein maximal 15 Zoll großer Touchscreen im horizontalen Format. Fast alles wird dann über den Screen gesteuert. Nur ein Dreh-Rädchen für die Lautstärke in der unteren Mittelkonsole, das hätten sich die Kunden gewünscht. Basis-Setup sind allerdings analoge Instrumente links und ein 9,2“ Screen (bekannt aus dem Golf Facelift) rechts. In diesem Fall behält man auch analoge Temperatur-Regler. Im Top-Setup ist die Temperatur-Verstellung zwar digital, aber für eine digitale Einstellung kann man diese recht gut wahrnehmen, weil die Temperatur-Verstellung immer an derselben Stelle bleibt. Per Sprachbedienung kann man die Temperatur allerdings leider nicht einstellen, schade, in vielen anderen großen Luxus-Autos aus dem Konzern (z.B. Audi A6) geht das jetzt. Wir raten sogar dazu, beim kleinen Infotainment-Screen zu bleiben, weil dieser unkomplizierter ist. Denn bislang finden wir, dass die VW-Navis am besten zu bedienen sind: klar, strukturiert, intuitiv. Das neue große System für den Touareg ist an manchen Stellen etwas zu kompliziert.

Ebenfalls hinzu kommt die HUD-Option, hier sieht man dann Geschwindigkeit & Co. direkt im Sichtfeld des Fahrers. Ein weiteres technisches Highlight ist der Nachtsicht-Assistent, der auch Personen erkennt und diese nochmals gelb markiert. An Audio-Systemen bekommt man maximal das Dynaudio-System mit 14 Lautsprechern.

Die Verarbeitungsqualität setzt Maßstäbe, der Innenraum ist insgesamt sehr vergleichbar mit dem des Audi Q7. Auf allen Plätzen hat man mehr als genügend Platz, auch als große Person. Die Sitzposition ist stets aufrecht, der Touareg bleibt ein Komfort-König. Die Basis-Sitze kommen mit Stoff, was wir auch empfehlen für die beste Preis-Leistungs-Bilanz und den besten Klima-Komfort. Optional stehen so genannte Komfort-Sitze zur Verfügung, deren Außenwangen etwas stärker ausgeprägt sind; diese sind dann nur noch mit Tierhaut-Bezug erhältlich – nicht mehr zeitgemäß. Auch für den V8 TDI sind nur Tierhautbezüge erhältlich. Die optionale Sitzlüftung dafür ist nicht besonders kräftig im Gebläse. Basis Stoff ist also wirklich am besten.

Im Fond sitzt man besser als in jeder Luxuslimousine, die Rückenlehne kann man hier im Winkel verstellen. Zudem lässt sich die Rückbank um 16 cm vor- und zurückverschieben, so kann man mehr Beinfreiheit oder mehr Kofferraum erzeugen. Das Kofferraumvolumen beträgt dann 810 l, die Sitze kann man sowohl vom Fond als auch vom Kofferraum aus umklappen. Das Gepäckraumrollo fährt praktisch zusammen mit der Heckklappe auf und zu.

Bei den Ausstattungslinien ist es so, dass R-Line sportliche Akzente bei Sitzen, Lenkrad und Dekor (Alu-Carbon-Look) setzt. Elegance hat einen gedeckteren Alu-Look, bei Atmosphere kommt Naturholz zum Einsatz sowie hellere Farben.

Motoren

Benziner
3,0 l V6 TSI mit 340 PS
5,9 Sek. 0-100 km/h

Plugin-Hybrid Touareg R
3,0 l V6 TSI plus Elektromotor mit 462 PS

Diesel
3,0 l V6 TDI mit 231 oder 286 PS
4,0 l V8 TDI mit 421 PS

Alle Motoren kommen mit Partikelfiltern, die Diesel zudem mit SCR-Klärung.

Fahrverhalten

In einem früheren Test sind wir den 3,0 l V6 TDI gefahren. Mit dem bereits großen Hubraum ist dieser laufruhig und kultiviert, solange man ihn gemächlich fährt. Auch der Verbrauch kann sich mit gut 8 l / 100 km sehen lassen. Mit Tempomat auf der Autobahn kann man auch gen 7 l / 100 km kommen, bei viel Stadtverkehr oder einem schweren Gasfuß geht es gen 9 l / 100 km. Lediglich die Verzögerung beim Einsetzen des Turbos kann beim Performance-Fahren stören, auch Turboloch genannt. Dafür reagiert der neue Touareg noch feinfühliger auf verschiedene Fahrmodi. Und so kann man das gefühlte Turboloch quasi ausschalten, indem man in den Sport-Modus geht. Denn häufig ist das gefühlte Turboloch auch nur die Zeit, die das Fahrzeug z.B. 2 Gänge auf einmal herunterschaltet, wenn man einen Kickdown macht. Im Sport-Modus ist man dagegen schon in einem niedrigeren Gang und die Gänge werden höher ausgedreht.

Nun der 4,0 l V8 TDI. Während der V6-Diesel mit 286 PS 6,1 Sek. von 0 auf 100 km/h benötigt, sind es beim V8 Diesel mit 421 PS nur 4,9 Sek. – für ein großes SUV natürlich sehr schnell. Der V8 hat damit immer ordentlich Druck – und auch bei schwerer Beladung oder wenn er als Zugfahrzeug verwendet wird. Der Mehrverbrauch gegenüber dem kleineren Diesel hält sich übrigens in Grenzen, wenn man den Gasfuß ruhig hält. Man kann den Touareg V8 durchaus mit 8,5 l / 100 km fahren. Nicht empfehlen können wir die 21-Zoll-Felgen, die zwar heiß aussehen, aber das ansonsten sehr komfortable Erlebnis mit der Luftfederung bei Bodenunebenheiten trüben.

Geschaltet wird immer über eine 8-Stufen-Automatik von ZF. Optional steht wieder eine Luftfederung zur Verfügung. Diese wird z.B. straffer, wenn man im Sport-Modus unterwegs ist, auch die Lenkung passt sich an. Die Luftfederung bietet einen tollen Komfort, bequemer kann man kaum unterwegs sein. Das Grund-Setup ist allerdings etwas straffer als bei der Vorgänger-Generation. Wie schon der Q7 erhält der Touareg optional als weitere Ausbaustufe eine aktive Wankstabilisierung, die durch das 48-Volt-Bordnetz ermöglicht wird. Das hält den Touareg in den Kurven aufrechter, sehr aufrecht sogar. Da fühlt sich ein aktueller Touareg schon eher so an wie ein sportlicher Cayenne. Auch die optionale Hinterachslenkung reduziert den Wendekreis um gut einen Meter auf ein Niveau von gut 11,20 m, was nur 19 cm oberhalb eines VW Golf liegt. Bei langsamer Fahrt werden die Hinterräder gegensinnig bis zu 5 Grad eingeschlagen, oberhalb einer Geschwindigkeit von 37 km/h agiert die Hinterachse parallel. Und oberhalb von 120 km/h senkt sich die Luftfederung übrigens, wenn man sie gewählt hat, um 2,5 bis letztlich 3,5 cm ab. Insgesamt ist Komfort und Handling erstklassig. Die maximale Anhängelast bleibt bei 3,5 Tonnen, die Anhängerkupplung kann man elektrisch auf Knopfdruck ein- und ausfahren.

Die Allrad-Verteilung liegt im Basis-Setup bei 40:60 vorne:hinten, das mechanische Torsen-Differenzial arbeitet variabel bis zu einer Verteilung von 70:30 oder 20:90. Vorder- und Hinterachsdifferenzial werden elektronisch bespielt. Das funktioniert so: Befindet sich ein Rad in der Luft, sucht das Differenzial den leichtesten Weg, um Kraft auf die Räder zu bringen – das wäre das Rad in der Luft, es dreht durch. Die elektronischen Regelsysteme (ABS und ESP) erkennen den Schlupf, bremsen das Rad ein. Dann ist es für das Differenzial schwieriger, gegen die Bremse zu arbeiten als das Rad am Boden anzutreiben. Also wird das Rad mit Bodenhaftung angetrieben und man kommt weiter voran. Im Achsverschränkungstest meistert der Touareg diese Disziplin spielerisch.

Bei schnelleren Offroad-Passagen macht der Touareg richtig viel Spaß, fühlt sich beinahe sportlich an. Bei engen Kurven hilft die Hinterachslenkung ungemein, das bringt mehr Agilität und man muss nur selten anhalten und zurücksetzen und wieder nach vorne fahren und dabei rangieren. Wichtig ist auch, dass es im Touareg stets bequem bleibt, selbst wenn der Untergrund richtig rau wird. Dafür sorgen Luftfederung und die bequemen aufrechten Sitze. Stöße werden so kaum an die Insassen weitergegeben. Der Touareg fühlt sich auch offroad sehr kontrolliert an.

Abmessungen

Länge: 4,88 m
Breite: 1,98 m
Höhe: 1,70 m

Fazit: Die aktuelle Generation des VW Touareg ist schärfer gezeichnet und hat insbesondere am Heck an Dynamik gewonnen. Im Innenraum dominiert optional der neue große Touchscreen sowie eine Top-Verarbeitungsqualität. Das Basis-Screen-Setup vereinfacht jedoch die Bedienung. Die Platzausnutzung ist sehr gut, komfortabler und mit mehr Platz kann man selten reisen, und das auf allen vier Sitzen. Neue Technologien wie die Wankstabilisierung oder die Hinterachslenkung machen das Fahren noch angenehmer und lassen den Touareg gefühlt schrumpfen sowie deutlich agiler fahren. Gerade die Hinterachslenkung macht sich beim Fahren in der Stadt oder auch beim Offroad-Fahren positiv bemerkbar. Durch das im Vergleich zur Vorgänger-Generation straffere Luftfahrwerks-Setup fühlt sich der Touareg sportlicher an, onroad wie offroad – bietet damit aber auch nicht mehr so sehr das „schwebende“ Gefühl. Dazu kommen tendenziell größere Felgen, hier sollte man nicht die größten nehmen. Der neue V8 Biturbo-Diesel hat ordentlich Druck und eignet sich insbesondere für schwere Anhängelasten (3,5 t sind erlaubt), wobei er bei ruhiger Fahrweise nicht viel mehr verbrauchen muss als der kleine Diesel. Enttäuschend sind weiterhin die fehlenden Optionen zu Tierhaut-Bezügen in den höheren trims.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak