Rolls-Royce Cullinan Black Badge Fahrbericht SUV

Der Rolls-Royce Cullinan, das erste SUV der Marke, ist nach dem größten jemals gefundenen Diamanten benannt. Wir testen den Cullinan als Rolls-Royce Cullinan Black Badge, der leistungsstärkeren Version mit dunklen Akzenten. Von Thomas Majchrzak

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Exterieur

Der Rolls-Royce Cullinan steht nicht auf der Plattform des BMW X7, sondern benutzt die Aluminium-Plattform des Rolls-Royce Phantom. Im kantigen Aufbau sehen sich X7 und Cullinan aber durchaus ähnlich. Der 5,34 m lange Cullinan zeigt einen mächtigen Kühlergrill mit Emily-Figur (beim Black Badge in Schwarz) und kantige Außenmaße. Der Black Badge kommt mit weiteren schwarzen Akzenten an Kühlergrill, Fensterrahmen und Auspuffblenden – und 22-Zoll-Felgen. Das Heck fällt leicht ab, um den hinteren Bereich etwas schnittiger zu machen. Zum Einstieg kann man den Cullinan per Schlüssel 4 cm absenken. Die hinteren Türen öffnen rolls-gerecht gegenläufig, wobei alle Türen separat zu öffnen sind und keine bestimmte Reihenfolge erforderlich ist. Der Cullinan ist übrigens der erste Rolls-Royce mit optionaler Anhänger-Kupplung.

Interieur

Das Design des Cockpits ist klassisch: Senkrecht, pompös, auf Wunsch viel Holz, runde Lüftungsdüsen. Das Lenkrad ist ebenfalls sehr groß und erinnert als ältere Rolls-Royce. Ein besonderes Highlight ist im wahrsten Sinne der Sternenhimmel aus 1.344 Glasfaser-Lichtern. Wenn man lange genug zuschaut, findet man manchmal auch vorbeiziehende Sternschnuppen. Das Hauptmaterial im Innenraum ist leider nach wie vor Tierhaut, hier bietet Rolls-Royce noch keine Alternativen ab Werk an. Auf Bestellanfrage nach einer nachhaltigeren Variante verweist Rolls-Royce darauf, dass tierfreie Sitzbezüge erst einem eigenen Crashtest unterzogen werden müssten, was dann wiederum fast eine halbe Millionen Euro extra kostet.

Das Smartphone verbindet man via Bluetooth, weder Apple CarPlay noch Android Auto stehen zur Verfügung. In einem Auto in 2020 generell, noch mehr in dieser Preisklasse inakzeptabel, das wird modernen Bedürfnissen nicht gerecht.

Für den Fond gibt es eine Dreier-Sitzbank oder zwei Einzelsitze. In der Mitte befindet sich dann ein Kühlfach. In jedem Fall ist im Fond massig Platz, weil der Rolls-Royce Cullinan schließlich sehr lang ist, aber auf einen langen Kofferraum oder eine dritte Sitzreihe verzichtet. Hochflor-Fußmatten machen das Gefühl wohnlich. Zwischen Kabine und Kofferraum ist optional eine Glaswand verbaut, um Innengeräusche weiter zu minimieren und damit beim Picknick am Strand kein Sand von hinten in den Innenraum weht. Die Glaswand verhindert aber auch, dass die Rückbank umklappbar ist. Für mehr Nutzwert wählt man dann also die umklappbare Variante, das geschieht elektrisch vom Fond oder vom Kofferraum aus. Nachdem man die zweiteilige Heckklappe geöffnet hat, kann man sich z.B. hinten auf die Picknick-Klappe setzen. Als Option (14.000 Euro) stehen auch zwei elektrisch ausfahrbare und dann manuell aufklappbare Picknick-Sitze zur Verfügung. Die gesamte Einheit kann man auf Wunsch dann auch entkoppeln und entfernen. Das Kofferraumvolumen beträgt ohne Picknick-Insert 560 l bis 1930 Liter.

Motoren

6,75 l V12 mit 571 PS (600 PS im Black Badge)
Allrad, 8-Gang-Automatik
0-100 km/h 5,2 / 4,9 Sek.

Für den Cullinan werden mindestens 320.000 Euro fällig, 375.000 Euro für den Black Badge. Unser Testwagen kommt mit weitere Optionen, z.B. den Picknick-Sitzen, auf gut 391.000 Euro.

Fahrverhalten

Adaptive Luftfederung ist Serie, ebenso eine aktive Wankstabilisierung. Mit Hilfe von Kamera-Daten wird das Fahrwerk vorab auf die Situationen eingestellt (bis 100 km/h). Der Rolls-Royce Cullinan ist für die bessere Manövrierbarkeit mit einer Allradlenkung ausgestattet. Unterhalb von 60 km/h lenken die Hinterräder leicht entgegen der Vorderräder ein, oberhalb von 60 km/h parallel zur Stabilisierung. Gerade bei niedrigen Geschwindigkeiten fühlt sich der Rolls-Royce Cullinan daher dann etwas wendiger an, als er eigentlich wäre. Die Hinterachslenkung simuliert sozusagen einen kürzeren Radstand. Und dadurch lässt sich der Cullinan auch besser manövrieren und ein- und ausparken als jeder andere Rolls-Royce. Aber ein agiler Fahrspaß kommt natürlich trotzdem nicht auf.

Auf europäischen Straßen ist man durch Länge und Breite limitiert, in einigen Situationen wir es mit dem Cullinan schon recht eng. Und die Motorhaube ragt sehr weit nach vorne. Trotz der modernen Fahrwerkstechnologien kann das Gewicht von 2,7 Tonnen natürlich nicht weggezaubert werden. Insofern fühlt man beim Kurven und Bremsen das Gewicht, der Cullinan fühlt sich daher eher an wie ein Schiff. Die sanfte Luftfederung trägt zu diesem Gefühl bei, ist aber auch richtig abgestimmt für das Fahrzeug. Im Black Badge ist die Luftfederung allerdings etwas straffer abgestimmt, aber im milden Umfang. Viel mehr Unterschied machen die 22-Zoll-Felgen, durch die einige Unebenheiten dann doch weitergegeben werden. Im Lenkverhalten vermittelt der Rolls-Royce Cullinan keinen wirklichen Kontakt zur Straße, gerade bei hohen Geschwindigkeiten wird das Lenkrad eher schwammig.

Hervorragend ist die Geräuschdämmung und damit das wohlig-ruhige Gleiten, und es bleibt auch bei höheren Geschwindigkeiten angenehm leise.

Die Beschleunigung ist PS-gemäß sehr kräftig, durch Luftfederung und Gewicht schwankt der Cullinan dann Richtung Hinterachse und der Schub vom V12 beginnt. Soundmäßig hält sich der 6,75 l Motor dabei eher zurück. Im „Low“ Modus, zu aktivieren am Schalthebel rechts hinterm Lenkrad, werden die Gänge etwas weiter hochgedreht. Als Verbrauch verzeichnen wir bei ziviler Fahrweise gut 14 l / 100 km, Tendenz natürlich nach oben, wenn man häufiger aufs Pedal drückt.

Abmessungen

Länge: 5,34 m
Breite: 2,00 m
Höhe: 1,83 m
Radstand: 3,30 m
Leergewicht: 2.660 – 2.753 kg

Fazit: Der Rolls-Royce Cullinan Black Badge ist die dunkle Seite der Macht des Rolls-Royce SUVs. Die Leistungssteigerung ist nicht ausschlaggebend, vielmehr der schwarze Look, wobei man als grundsätzliche Außenfarbe weiterhin alles wählen kann. Generell ist der Cullinan trotz moderner Fahrwerkstechnologien im Fahrverhalten eher ein Schiff und man muss Platz haben, um ihn zu bewegen. Er fühlt sich schwer an, bietet dafür aber auch ein sehr ruhiges und gediegenes Fahrverhalten und eine hervorragende Geräuschdämmung. Inakzeptabel sind die fehlende Smartphone-Konnektivität, fehlende Alternativen zu Tierhaut, der hohe Verbrauch sowie der astronomische Preis, weil der Rolls-Royce Cullinan rein faktisch nichts besser kann als die Premium-SUVs, die zu einem Viertel des Preises verkauft werden und sogar in vielen Features hinterher hinkt. Emotional punktet der Cullinan mit dem Gefühl, wenn man im Fond sitzt, seine Schuhe ausgezogen hat, die Füße auf dem Hochflor-Teppich verweilen und man bei nächtlicher Fahrt Richtung (Auto-)Sternenhimmel schaut.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak