Toyota Corolla Hatch Hybrid 180 PS Fahrbericht

Aus dem Auris hat Toyota in der zwölften Generation seiner Kompaktwagen-Baureihe jetzt wieder den Corolla gemacht. Das meistverkaufte Auto der Welt ist als Hatchback, Kombi Touring Sports und Stufenhecklimousine erhältlich. Fahrbericht des fünftürigen Toyota Corolla Hatchbacks mit dem stärkeren von zwei Hybridantrieben. Von Thomas Imhof

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Es war 2007, als Toyota nach 40 Jahren den weltweit erfolgreichen Corolla durch den Auris ersetzte. Doch seit 2019 konkurriert der weltweit beliebte Kompaktwagen wieder unter seinem ursprünglichen Namen und darüber hinaus in gleich drei Karosserievarianten. In Deutschland genießt der Kombi mit einem Anteil von 60 Prozent wie zu erwarten den größten Zuspruch, gefolgt vom hier getesteten Hatchback (30 Prozent) und dem viertürigen Stufenheck mit zehn Prozent.

Wir fuhren die stärkere der beiden Hybrid-Varianten mit 180 PS, die ebenso wie die anderen für Europa bestimmten Modellen im britischen Toyota-Werk Burnaston vom Band laufen.





Exterieur

Was ist nur aus dem früher eher braven Corolla geworden? Das neue Modell auf Basis der TNGA GA-C-Plattform – wie Prius und C-HR – steht extrem dynamisch auf seinen schwarzen glanzgedrehten 17-Zoll-Felgen mit Reifen der Größe 225/45 R17. Die geänderten Proportionen – vorderer Überhang um 20 mm gekappt, der hintere im gleichen Maß verlängert – und ein im Vergleich zu den beiden anderen Varianten deutlich kürzerer Radstand (4,37 Meter statt 4,63 Meter bei der Limousine und 4,65 Meter beim Touring Sports) verfehlen ihre Wirkung ebenso wenig wie die durch zahlreiche Z- und X-artigen Linien und Sicken durchzogene Karosserie. Die extrovertierte Formensprache spiegelt sich auch in den dramatisch geformten Scheinwerfern und Rückleuchten wider. Die trapezförmige und durch eine Zierleiste in Chromanmutung akzentuierte Umrandung des unteren Kühlergrills drängt ebenfalls kraftvoll nach vorn. Die vorderen Kanten der Seitenlinien sollen laut Pressetext die Rumpfform eines Katamarans darstellen.

Das Heck mit den weit nach innen gezogenen Heckleuchten und dem zentralen Toyota-Wappen ist sinnlich gerundet und erliegt der Versuchung, mit zwei Fake-Auspuffendstücken eine Doppelrohr-Auspuffanlage vorzutäuschen. Die Heckscheibe ist rund 14 Grad steiler angewinkelt als früher, und auf dem Dach sitzt die bei allen Modellen serienmäßige Haifischflossen-Antenne.

Insgesamt wirkt der Toyota Corolla Hatch Hybrid 180 PS in bester GTI-Manier wie auf dem Sprung – im Vergleich zum Vorgänger ist er schließlich auch 25 mm flacher, die Frontscheibe liegt sogar 47 mm tiefer. Vorteil: Eine flache Motorhaube mit entsprechend guter Sicht. Bei all dem wundert es nicht, dass Toyota auch den Schwerpunkt des Corolla Hatch um zehn Millimeter absenken konnte. Dazu mehr im Fahrwerkskapitel.

Nur für den Toyota Corolla Hatch Hybrid sind neben elf regulären Farben vier Zweifarblackierungen im Angebot – bei ihnen sind das Dach, die C-Säulen und die Außenspiegelgehäuse in einem schwarzen Metallic-Finish abgesetzt.

Interieur

Um es vorweg zu sagen: Wer öfters größere Gegenstände oder ein Mountain-Bike transportieren will, sollte keinen Gedanken an den Toyota Corolla Hatch Hybrid 180 PS verschwenden – und gleich zum Touring Sports greifen. Denn schon der Kofferraum des Benziners ist mit 361 Liter nur durchschnittlich groß, bei den Hybriden schrumpft er aufgrund der im Heck untergebrachten Nickel-Metallhydrid-Batterie auf lediglich noch 313 Liter. Im Unterflurfach ist maximal Platz für Kleinzeug, der Rest wird durch das Tire Fit-Set und Werkzeug gefüllt. Damit nicht genug, ist auch der Ausschnitt der Heckklappe nicht gerade platzfördernd – hier stand eindeutig Design vor Praxistauglichkeit im Vordergrund. Die Höhe der Ladeöffnung zum Beispiel beträgt nur 60 Zentimeter, die Länge des Stauraums 74 Zentimeter bei aufgestellter und je nach Stellung des Vordersitzes bei umgelegter Rückbank zwischen 1,35 bis 1,60 Meter. Alles keine Glanzwerte. Ladegut muss zudem über eine über 70 Zentimeter hohe Ladekante gewuchtet werden – was eine gewisse Muskelkraft und einen gesunden Rücken voraussetzt.

Auch das Schließen der Heckklappe ist ergonomisch nicht perfekt durchdacht. Denn obwohl die Heckklappe aus Kunstharz ist und daher eigentlich spürbar leichter sein sollte, lässt sie sich aufgrund zu knapp ausgeformter Griffschalen (siehe Foto) nicht mit einer Hand und in einem Zug schließen. In der Praxis zieht man die Klappe also ein wenig herunter, um sie mit einem schnellen Umgreifen auf den Heckscheibenwischer zufallen zu lassen. Und noch ein letzter Kritikpunkt: Auch der zunächst nur zu erahnende elektromechanische Kontaktschalter zum Entriegeln der Haube dürfte etwas größer sein.

Kommen wir zum eigentlichen Innenraum. Hier fühlen wir uns vom Eindruck des wenige Wochen zuvor getesteten RAV-4 bestätigt: Die Verarbeitung ist Toyota-typisch solide, doch der subjektiv empfundene Qualitätseindruck ist inzwischen bei Nissan und vor allem Mazda deutlich besser. Besonders auffallend sind harte und kratzempfindliche Oberflächen, wie die an der Oberseite des Armaturenträgers oder an den Rahmen der hinteren Sitzbank.

Der Armaturenträger ist 24 mm flacher als beim Vorgänger und nimmt die Design-DNA des Exterieurs auf. Auf der Fahrerseite muss man ein wenig aufpassen, um beim Einstieg nicht mit dem Knie an das weit nach innen ragende Eckstück zu stoßen; auf der Beifahrerseite fällt die vom Infodisplay kommende und dann elegant um die Lüftungsdüse herumgezogene Chromleiste ins Auge.

Im halb analogen, halb digitale Kombiinstrument wimmelt es nur so von diversen Kontrolllämpchen, auch die Menüführung für das zentrale 7 Zoll Infodisplay erschließt sich erst nach längerer Eingewöhnungszeit.

In der getesteten Ausstattung Club (inzwischen Team Deutschland) des Toyota Corolla Hatch Hybrid 180 PS zählen eine Zweizonen-Klimaanlage, eine verschiebbare Armablage auf der Mittelkonsole, eine Lendenwirbelstütze für den Fahrersitz, sechs Lautsprecher, One-Touch-Automatik für alle vier Scheiben, ein beheizbares Lenkrad, 7 Zoll Multi-Info-Display und 8 Zoll Zentraldisplay fürs Infotainment zur Serienausstattung.

Bis auf einen Gurt, der im angelegten Zustand genau über den Hebel zur Sitzlehenverstellung führt, war an den dunklen Stoffsitzen wenig auszusetzen. Sie sind bequem und tiefer installiert als zuletzt im Auris, was sich aber durch die Sitzhöhenverstellung in Form einer Ratsche individuell ausgleichen lässt. Zur guten Sitzposition trägt auch das sowohl in der Höhe wie Länge einstellbare Lenkrad mit den heute obligatorischen Funktionstasten bei.

An Ablagen mangelt es nicht im Toyota Corolla Hatch Hybrid 180 PS, weder in den Türen noch in der Mittelkonsole, in deren vorderen Bereich sich – etwas versteckt – die Tasten für die Sitzheizung der Vordersitze verbergen.

Die Software des Infotainmentsystems wirkt etwas veraltet, eine Zoomfunktion über den rechten Drehregler wäre ebenso wie eine hochauflösendere Kartendarstellung wünschenswert. Das Navigationssystem kostet 890 Euro Aufpreis.

Die Fondpassagiere können sich über eigene Cup-Holder in der Türablage freuen; weniger jedoch über das verfügbare Platzangebot. Größere Personen wie unser Thomas Majchrzak stoßen mit den Knien an den Rücklehnen an; die Kopffreiheit hingegen war sogar für ihn noch ausreichend.

In der Top-Line Lounge gibt es spezielle Sportsitze, mit Kontrastnähten, überlappenden Polstern und mehr Seitenhalt im Schulterbereich. Auch sie konnten in einem früheren Test (siehe Video) überzeugen.

Unter dem Label Toyota Safety Sense fasst Toyota ein Paket zusammen, das in allen Toyota Corolla Modellen ab Werk installiert ist. Es umfasst die Frontkollisionswarnung mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage, Verkehrszeichenerkennung, Fernlichtassistent und Spurhalteassistent mit aktiver Lenkunterstützung

Motoren

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Im Gegensatz zu anderen Baureihen wie zum Beispiel dem RAV-4 bietet Toyota im Corolla Hatchback und Touring Sports sowie in den drei unteren Ausstattungslinien (Basis, Comfort und Team Deutschland) noch einen Vierzylinder-Benziner mit 116 PS Sechsgang-Schaltgetriebe an. Der Hybrid-Anteil liegt jedoch schon bei über 80 Prozent und dürfte sich nach Einschätzung von Toyota Deutschland weiter erhöhen.

Folgende Motoren sind für den Toyota Corolla Hatch lieferbar

Benziner

1.2 Turbo, 2.0 l, 4-Zylinder, 116 PS

Benzin-Hybrid

1.8 VVT-i, 1.8 l, 4 Zylinder, 122 PS
2.0 VVT-i, 2.0 l, 4-Zylinder, 180 PS

Mit dem stärkeren der beiden Hybridantriebe ist der Toyota Corolla Hybrid 180 PS seiner optische Erscheinung gemäß passend motorisiert. Von 0 auf 100 km/h vergehen nur knapp acht Sekunden; die Höchstgeschwindigkeit ist auf 180 km/h begrenzt. Die wirklich gute Nachricht: Den früher so nervenden Gummibandeffekt des stufenlosen Planetengetriebes hat Toyota mehr oder weniger komplett eliminiert. Und es kommt noch besser: Mit den hier serienmäßigen Lenkradschaltwippen lassen sich sechs virtuelle „Gänge“ anwählen, was in vielen Situationen ganz gut funktioniert und zum Beispiel auf Gefällstrecken eine (selbst eingeleitete) Motorbremswirkung erzeugt.

Auf unserer Verbrauchsstrecke genehmigte sich der Toyota Corolla Hatch Hybrid 180 PS 5,4 Liter auf 100 km, was für ein solch stark motorisiertes Modell mit einem Leergewicht von 1,3 Tonnen respektabel ist. Der Werksverbrauch von 3,7 Liter/100 km bleibt hingegen unerreichbar.

Wer es drauf anlegt, kann übrigens ein bis zwei Kilometer rein elektrisch fahren. Vor allem im „Segel“-Modus gelingt das umso besser, je länger man den Toyota Corolla Hybrid fährt und seine Charakteristik verinnerlicht. Voraussetzung für das leise Fahren ist in jedem Fall ein ausreichender Ladezustand der Pufferbatterie – zu erkennen an der animierten Darstellung der Kraftflüsse im Infotainment-Screen. Wie bei allen Toyota Hybriden steigt der Verbrauch bei schneller Autobahnfahrt dagegen exponentiell an.

Fahrverhalten

Der Toyota Corolla Hatch Hybrid 180 PS tritt neben der alt bekannten McPherson-Federbeinvorderachse mit einer im Vergleich zum Vorgänger Auris völlig neuen Mehrlenker-Hinterachse und – im Hatch und Touring Sports – adaptiv variablen Dämpfern ab.

Der zehn Millimeter tiefer gelegte Schwerpunkt, eine 60 Prozent höhere Verwindungssteifigkeit und Stoßdämpferventile, die die Reibung um 40 Prozent reduzieren sollen, kommen dazu und sorgen für ein rundum agiles Handling.

Die Lenkung reagiert schön linear und genau so, wie es der Fahrer wünscht. Hier schimmert offenbar die Fahrwerksexpertise der Entwickler im europäischen Toyota-Entwicklungscenter in Brüssel durch – dort wissen sie nicht erst seit heute, was europäische und speziell deutsche Autofahrer wünschen.

Auch bei der Feder/Dämpfer-Abstimmung ist das Set-up gerade so straff ausgelegt, dass es nicht unangenehm hart wird.

Abmessungen

Länge: 4,37 m (Hatch) – 4,63 (Limousine) – 4,65 m (Kombi)
Breite: 1,79 m
Höhe: 1,43 m
Radstand: 2,64 – 2,70 m (Limousine/Kombi)
Leergewicht: 1.345 – 1.560 kg

Fazit: Bis auf das doch ziemlich reduzierte Platzangebot auf der Rücksitzbank und im Kofferraum sowie leichte Abstriche in punkto Ergonomie und Qualitätsanmutung kann der Toyota Corolla Hatch Hybrid 180 PS in weiten Teilen überzeugen. Auch optisch, es sei denn, man bevorzugt ein etwas wenig extrovertiertes Design à la VW Golf. In jedem Fall sticht der neue Corolla stärker aus der grauen Masse heraus als so viele anonyme Toyota von gestern. Am Ende dürfte wie immer bei Toyota auch die Preisgestaltung ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Der Toyota Corolla Hatch Hybrid 180 PS beginnt bei nur 29.580 Euro und ist zu diesem Preis schon sehr umfangreich ausgestattet. Zweizonen-Klima, beheiztes Lenkrad, 16-Zoll-LM-Felgen, Rückfahrkamera, Stau-Assistent oder ein schlüsselloser Start gehören da schon zum Serienpaket; im Team Deutschland-Modell für 30.380 Euro kommen unter anderem elektrisch anklappbare Außenspiegel, getönte Fondscheiben, die 17 Zöller, Nebelscheinwerfer, Regensensor, Bi-LED-Scheinwerfer und die Sitzheizung hinzu. In der Top-Line Lounge glänzt der Toyota Corolla Hatch Hybrid 180 PS für immer noch eher moderate 34.490 Euro sogar mit 18 Zöllern, den Sportsitzen, Matrix-LED-Scheinwerfern, Head-up-Display, Toter-Winkel-Warner, Rückfahrassistent, JBL Soundanlage mit acht Lautsprechern, Ambiente Beleuchtung und Einparksensoren vorn und hinten. Ein weiterer Toyota-Trumpf sind die umfassenden Garantieleistungen: 3 Jahre oder 100.000 km auf das gesamte Auto, fünf Jahre auf alle Hybrid-Komponenten (Batterie, Inverter und dazugehörige Steuergeräte), drei Jahre auf Reifen und Lack sowie last but not least zwölf Jahre gegen Durchrostung.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Imhof