Der VW Golf geht in die 8. Generation. Was ist neu am Bestseller? Wir sind den neuen Golf 8 gefahren, als 1.5 TSI 150 PS DSG in Style-Ausstattung. Ferner ziehen wir schon einige Vergleiche zu den Schwester-Modellen Audi A3, Seat Leon und Skoda Octavia, die ebenfalls alle in der neuen Generation gekommen sind. Von Thomas Majchrzak
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Exterieur
Die Grund-Dimensionen sind geblieben, der Radstand von 2,63 m bleibt, die Länge von 4,28 m ist nur 3 cm länger, d.h. hierbei handelt es sich nur um Stoßfänger-Überhänge. Der Golf sieht mit dem neuen Design trotzdem etwas flacher und schnittiger aus. Der neue Golf teilt sich den Radstand mit dem neuen Audi A3, während Seat Leon und Skoda Octavia den verlängerten Radstand der Plattform benutzen. Die Frontleuchten kommen beim VW Golf wie bei allen anderen Geschwistern nun serienmäßig in LED-Technologie, optional sind Matrix-LED-Scheinwerfer verfügbar mit 2x 22 LEDs (die gibt’s z.B. noch nicht für den Leon). Die Matrix-Scheinwerfer können im Fernlicht bestimmte Bereiche aussparen, so dass man z.B. blendfrei mit Fernlicht fahren kann, obwohl sich gerade ein anderes Fahrzeug vor einem befindet. Die adaptive Fernlichtfunktion für die normalen Scheinwerfer lässt sich auch später erst freischalten, das ist ein neues System, bei dem die Hardware direkt umfassend kommt, aber die Software erst später erweiterbar ist. Einerseits kann man sagen, was soll das für den Kunden, warum gibt der Hersteller das dann nicht gleich mit drauf, andererseits ermöglicht dies späteren Besitzern des Fahrzeugs, Dinge zu bestellen, die der Erstbesitzer vielleicht nicht wollte oder nicht bezahlen wollte. Im Seitenprofil hat sich beim Golf nicht viel getan, Charakter-Element ist hier weiterhin die kräftige C-Säule. Felgen starten bei 15-Zoll-Stahl, dann 16-Zoll-Alu und weiter nach 17″ (Serie für GTI, GTE und GTD), 18″ (Serie in der R-Line) und 19″ optional für GTI, GTD und R. Die Heckleuchten kommen ebenfalls in LED, in der höheren Ausbaustufe auch mit einem auffälligeren Wechsel-Licht, wenn man bremst.
Der Golf GTI kommt vorne mit einer roten Zierleiste, die sich entlang der gesamten Front zieht bis jeweils in die Scheinwerfer. Darunter befindet sich das LED-Tagfahrlicht, das auch den mittleren Bereich neben dem Logo abdeckt. Dieselbe Lichtsignatur erhalten GTE und GTD. Beim GTE ist die äußere Zierleiste in Blau gehalten, beim GTD in Silber. Golf GTI, Golf GTE und Golf GTD kommen alle mit einer kräftigen Frontschürze in Wabenoptik. Der VW Golf GTI erhält eine Sportabgasanlage, die zweiflutig ist und weit auseinander steht. Beim Golf GTD sind die Doppelendrohre beide nebeneinander auf der linken Seite. Der Golf GTE schließlich erhält nur eine auspuff-ähnliche Optik am Heck.
Interieur
Der neue Golf ist im Interieur durchweg digitaler: Links bei den Instrumenten kommt serienmäßig ein 10,25″ Screen zum Einsatz, rechts beim Infotainment-System ist der Standard-Screen 8,25″ groß, dieser hat dann auch noch klassische zwei Drehknöpfe, links für die Lautstärke, rechts für die Radio-Sender oder fürs Zoomen in der Karte. Wer also nicht komplett knopflos unterwegs sein möchte, hat damit noch die Möglichkeit. Auch dieses System unterstützt bereits Apple CarPlay / Android Auto. Optional kommt das Infotainment in 10″ und komplett knopflos. Die höchste Ausbaustufe bietet auch wireless Apple CarPlay an sowie eine laut VW natürliche Sprachbedienung („Hallo Volkswagen“). Die Sprachbedienung funktioniert manchmal ganz gut, manchmal auch nicht auf Anhieb. Die Software wirkt generell mit dem neuen Funktionsumfang zum Teil etwas kompliziert und nicht immer intuitiv. Zudem sind die Ladezeiten zu lang. Eine manuelle Klima-Bedienung sucht man für beide Setups vergeblich, das wird alles über kapazitive Tasten unterhalb des Screens gesteuert. Man kann auf kälter oder wärmer drücken oder auch swipen, oder alternativ die Spracheingabe nutzen („Mir ist kalt“). Für alle, die die Klimaanlage ohnehin auf 22 Grad und AC an lassen, ist das egal. Für alle, die gerne etwas während der Fahrt verstellen, wird es komplizierter. Interessanterweise gibt es aber bedürfnisorientierte Klimatasten im Screen, z.B. „Füße kühlen“ oder „Hände erwärmen“, bei denen dann das entsprechende Programm eingestellt wird. Das neue optionale Head-Up-Display wird direkt in die Scheibe projiziert und ist eine gute Sicherheits-Ergänzung. Sitzheizung steht nun nicht nur für die Vordersitze, sondern auch für die rückwärtigen Sitze zur Verfügung, ebenso wie eine 3-Zonen-Klimaautomatik. Das größte Soundsystem kommt von harman kardon mit 10 Lautsprechern und bietet einen guten Surround-Klang.
Das Platzangebot ist mit dem Vorgänger vergleichbar. D.h. vier große Erwachsene passen rein, wobei hinten damit genau passend gemeint ist. Besonders positiv fallen uns die neuen Ergoactive-Sitze auf mit dem Bezug Stoff/Alcantara, sie bieten noch mal ein deutliches Komfort-Plus. Generell hat Volkswagen im neuen Golf den Einsatz von Tierhaut drastisch zurückgefahren, das freut Tiere und Umwelt. Auch die neuen Sportsitze mit integrierter Kopfstütze für GTI, GTE und GTD bieten einen guten Komfort. Sie schaffen mehr Seitenhalt. Der Karo-Stoffbezug ist optisch attraktiv und atmungsaktiv, im GTI kommt er klassisch mit roten Kontrasten, im GTE mit blauen und im GTD mit grauen. Die Sportmodelle kommen ferner mit Sportlenkrädern mit jeweiligem Schriftzug und mit Alu-Pedalerie. Das optionale Glas-Schiebedach schränkt die Kopffreiheit vorne geringfügig ein, wobei das auch als großer Erwachsener immer noch in Ordnung geht. Hinten steigt der innere Dachhimmel wieder an. Der Kofferraum ist wie vom Golf gewohnt praktisch zu nutzen, Gepäck für zwei Personen passt gut hinein. Die Abmessungen innen sind ca.: 75 cm Länge bis zu den Rücksitzen, 155 cm Länge umgeklappt bis zu den Vordersitzen, 100 cm Breite, 40 cm Höhe unterhalb der Kofferraumabdeckung, 70 cm Höhe insgesamt.
Motoren
Turbo-Benziner TSI
1,0 l 3-Zylinder mit 90 oder 110 PS
1,5 l 4-Zylinder mit 130 oder 150 PS
Turbo-Benziner eTSI mit Mild-Hybrid (automatisch wenn man DSG wählt)
1,0 l 3-Zylinder mit 110 PS
1,5 l 4-Zylinder mit 130 oder 150 PS
GTI
2,0 l 4-Zylinder mit 245 PS (6-Gang-Handschalter oder 7-DSG)
R
2,0 l 4-Zylinder mit 320 PS
Plugin-Hybrid eHybrid
1.4 l 4-Zylinder + Elektro mit 204 PS oder 245 PS (GTE) – 13 kWh Batterie
Turbo-Diesel TDI
2.0 l TDI mit 115 oder 150 PS (optional Allrad)
GTD
2.0 l TDI mit 200 PS
Erdgas TGI
130 PS
Einen rein elektrischen e-Golf wird es nicht mehr geben in dieser Generation, dafür sieht VW dann den rein elektrischen VW ID.3 vor.
Fahrverhalten
Grundsätzlich fühlt sich der VW Golf 8 immer noch an wie ein typischer Golf: Ausbalanciert im Handling, sehr leise, komfortabel, angenehm, unauffällig. Die Geräuschdämmung ist auf einem hervorragenden Niveau, auch auf der Autobahn. Auch ohne spezielle Sportversion macht der Golf auch schon viel Fahrfreude und gibt sich sehr agil. Das adaptive Fahrwerk DCC steht wieder optional zur Verfügung, es lässt sich nun auch auf Bedarf in viel mehr Stufen regeln. Es bietet erneut eine ausgewogene Mischung aus Komfort und Sportlichkeit.
Audi A3 und VW Golf haben in den Basisversionen eine Verbundlenker-Hinterachse und ab sowie inklusive 150 PS hinten eine Mehrlenker-Hinterachse, bzw. auch, wenn man DCC wählt. Bei Seat Leon und Skoda Octavia kommt mit 150 PS noch die Verbundlenker-Hinterachse und erst darüber die Mehrlenker-Hinterachse (damit auch immer beim PHEV). Das spürt man auch beim Fahren. VW Golf 8 und Audi A3 fahren sich spürbar komfortabler mit dieser Hinterachse gegenüber Leon und Octavia, wenn letztere die einfacher gestricktere Hinterachse verbaut haben. Im direkten Vergleich Golf 8 und Audi A3 bemerkt man im Fahrverhalten nur leichte Unterschiede, der A3 ist noch etwas sportlicher ausgerichtet, der Golf 8 etwas weicher/komfortabler. Wobei dies ferner auch immer mit den Felgen-Größen zu tun hat.
Überarbeitet hat VW den Schalthebel des Direktschaltgetriebes DSG, er ist nun deutlich kleiner und ermöglicht auch einen schnelleren Übergang beim Wechseln von Fahrmodus und Rückwärtsgang oder zurück, weil er via „shift by wire“ funktioniert, der Befehl-Austausch erfolgt also rein elektronisch. In der Tat spart man dadurch sogar Zeit beim Rangieren, weil die Gangwechsel so schnell erfolgen.
Wir fahren den 1.5 TSI mit 150 PS, der zum Einen technisch überarbeitet wurde für mehr Effizienz, zum Anderen als Mild-Hybrid kommt. Gerade, wenn man im Eco-Modus fährt, gibt es so häufiger Momente des „Segelns“, also wenn der Motor abschaltet und man ohne Drehzahl rollt. Und ob es die Hardware-Überarbeitungen sind oder der MHEV, der Verbrauch geht wirklich in Ordnung. Bei sachter Fahrweise können wir tatsächlich gut 5 l / 100 km erreichen, das ist ein tolles Ergebnis. Wenn man nicht komplett auf Sparsamkeit fährt, sind 6 l / 100 km immer noch realistisch. Gleichzeitig bietet die 150 PS Variante ordentlich Durchzug. Das DSG schaltet die Gänge unmerklich durch, trägt zum sanften Fahrverhalten nochmals bei. Zudem entschlackt der kleine Schalthebel den Innenraum, so dass es an der unteren Mittelkonsole etwas luftiger wird.
Die Sportmodelle GTI und GTD kommen mit 15 mm Tieferlegung des Fahrwerks, optional steht hier auch das adaptive Fahrwerk DCC zur Verfügung. Das Handling wird durch das straffere Fahrwerk noch etwas agiler. Dazu kommt die stärkere Motorleistung, und beim GTI natürlich der Auspuffsound. Bald hier mehr zum Fahrverhalten von GTI, GTE und GTD. Der Golf GTE ist im Gegensatz zu GTI und GTD nicht 15 mm tiefer gelegt. Der Grund dafür ist, dass die Batterien im Unterboden geschützt werden sollen. Der GTE startet übrigens immer zunächst rein elektrisch, wenn man die Zündung betätigt.
Der Front Assist (Autonome Notbremse) ist serienmäßig und wurde im Funktionsumfang überarbeitet. Die ACC, die adaptive Geschwindigkeitsregelung, arbeitet in der höchsten Ausbaustufe bis 210 km/h, regelt prädiktiv die Geschwindigkeit vor Kreuzungen und Kreisverkehren, erkennt Verkehrszeichen und reagiert darauf und kann sogar vor einem nahenden Stauende warnen und darauf reagieren. Wenn man die hohe Ausbaustufe der Assistenzsysteme nimmt, den Travel Assist, ist das Lenkrad auch mit einer kapazitiven Funktion ausgestattet, erkennt also, ob der Fahrer seine Hände am Lenkrad hat und eben nicht über eine Bewegungserkennung. Das hilft dabei, dass man bei langer Geradeausfahrt keine Fehlermeldung erhält, obwohl man die Hände noch am Lenkrad hat.
Abmessungen
Länge: 4,28 m
Radstand: 2,63 m
Breite: 1,79 m
Höhe: 1,45
Fazit: Der neue VW Golf setzt auch in der 8. Generation wieder den Benchmark im Segment, was die Hardware angeht. Der Golf bietet schon als Einstiegsversionen Komfort und Fahrspaß. Er bringt wie gewohnt keine Revolution, aber wurde im Detail verfeinert und natürlich weiter digitalisiert. Ein Highlight sind die neuen ergo-Komfort-Sitze mit Alcantara. Löblich ist, dass VW die Nutzung von Tier-Materialien deutlich zurückgeschraubt hat. Die Bedienung ohne feste Knöpfe wird für den ein oder anderen zunächst gewöhnungsbedürftig, wobei man auch das kleine Infotainment-System wählen kann, wenn man z.B. noch einen Lautstärke-Drehregler möchte. Die Software des Infotainment-Systems benötigt dringend einen stärkeren Prozessor und eine Überarbeitung für mehr Nutzerfreundlichkeit. Überzeugend ist der niedrige Verbrauch des überarbeiteten 1.5 TSI Turbo-Benziners. Im Fahrverhalten punktet der Golf erneut mit einer tollen Mischung aus Komfort und Sportlichkeit schon in den Nicht-Sport-Varianten.
Autogefühl: ****
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos & Video: Autogefühl, Thomas Blachetzki