BMW 2er M240i Cabrio Fahrbericht 2020

Wir sind eine besonders aufregende Kombination der vielschichtigen und zuletzt 2017 facegelifteten BMW 2er Reihe gefahren: das Cabrio mit dem aus zahlreichen anderen BMW Modellen bis hoch zum großen 7er bekannten Sechszylinder-Reihenmotor mir 340 PS. Und natürlich mit dem klassischen Layout Motor vorn und Antrieb hinten. Das BMW 2er Cabrio als BMW M240i bei uns im Fahrbericht. Von Thomas Imhof

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Als Nachfolger des offenen Einsers bietet BMW seit Anfang 2015 das Zweier Cabrio (Interne Codebezeichnung F23) an. Mit einem Stoffdach, dass sich binnen 20 Sekunden elektrisch öffnen und wieder schließen lässt. Der Aufpreis gegenüber einem gleich motorisierten Coupé beträgt im Fall des Top-Modells BMW M240i Cabrio happige 4400 Euro. Gebaut werden das 2er Cabriolet/Coupé ebenso wie der BMW X1 und der fünftürige 1er im BMW-Werk Leipzig.

Exterieur

Knappes Blechkleid (Länge 4,45 Meter), Motor vorn, Antrieb hinten – diese in der Kompaktklasse einzigartige Kombination bietet der kleinste unter den Münchener Sonnenkönigen. Je nach Stellung der Seitenfenster reicht der Durchzug von sanft-säuselnd bis stark-stürmisch.

Das BMW M240i Cabrio gibt sich primär durch seine doppelflutige Auspuffanlage – je ein Endrohr rechts und links – zu erkennen. Aber auch die bildschönen Leichtmetallfelgen, durch die blau lackierte Bremssättel schimmern, die Mischbereifung (225/40 ZR 18 vorn, 245/35 ZR 18 hinten) und das M-Signet am Heckdeckel verraten das Topmodell. 2017 nahm BMW minimale Änderungen an der Front vor, wozu auch der Einsatz von LED-Scheinwerfern zählte. Angenehm, dass dieses relativ lang gediente BMW Modell noch eine BMW Kühlerniere trägt, die nicht wie beim neuen 4er Coupé sämtliche Dimensionen sprengt, sondern sich harmonisch in die trotzdem selbstbewusste Design-DNA einfügt.

Seit diesem März erhalten 2er Coupé und Cabrio als Teil der Serienausstattung abgedunkelte Heckleuchten.

Interieur

Im Interieur zeigt sich, dass die 2er Reihe schon ein paar Jahre länger auf dem Markt ist, genauer gesagt seit März 2014 (Coupé) und Februar 2015 (Cabrio). Man sieht es am relativ kleinen Infotainment-Screen, den rein analogen Instrumenten – was jedoch fast schon wieder charmant wirkt – und den vielen kleinen Druckknöpfen auf der Mittelkonsole.

In punkto der subjektiv empfundenen Qualitätsanmutung lässt sich jedoch nichts bekritteln – was man von einem mindestens 55.600 Euro teuren Kompakt-BMW auch erwarten kann. Mit allen Extras kostete unserer Testwagen sogar sage und schreibe 67.000 Euro.

Dazu kommt eine tadellose Sitzposition, die schon bei noch abgestelltem Motor Lust auf die ersten Kurven macht. Dass die Sitze mit Tierhaut vom Typ „Dakota“ bezogen sind, buchen wir unter „old school“ ab, wobei es an Seitenhalt, Komfort und Verstellmöglichkeiten nicht mangelt. Ein nettes Detail sind die Sicherheitsgurte, in die ein Streifen in den Farben der BMW M GmbH eingewebt ist (siehe Foto).

Im BMW M240i Cabrio gehört eine Zweizonen-Klimaautomatik zur Serienausstattung; die für eine Verlängerung der Open Air-Saison empfehlenswerte Sitz- und Lenkradheizung lässt sich BMW dagegen mit 330 beziehungsweise 190 Euro extra bezahlen. Auch das einfach zu installierende, klappbare Windschott wird mit 330 Euro berechnet.

Während die Platzverhältnisse auf den Vordersitzen noch voll okay sind, geht es auf den Rücksitzen extrem eng zu. Die zwischen den Sitzmulden installierten Cup-Holder stören eher, weil sie zusätzlich Platz in der Breite aufzehren. Auch ist ein Durchstieg schwierig, weil die Mittelkonsole bis fast an die Vorderkante der Rückbank reicht. Der Einstieg nach hinten ist ebenfalls knifflig.

Der Kofferraum des BMW M240i Cabrio fasst immerhin 335 Liter – bei abgelegtem Verdeck schrumpft er auf 280 Liter. Wird das Windschott zusätzlich verstaut, verliert man noch ein paar Liter zusätzlich. Für den kleinen Urlaub zu zweit reicht der Platz aber allemal aus.

Motoren

Das BMW M240i Cabrio wird vom Reihensechszylinder-Benziner „B58“ angetrieben, der erstmals 2015 erschien, im Motorenwerk München vom Band läuft und bis hoch in die 7er-Serie seinen Dienst verrichtet. Mit 340 PS steht der Dreiliter bestens im Futter und beschleunigt das BMW M240i Cabrio laut Werksangabe in 4,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die M-Performance Sound + Power Abgasanlage mit Klappenauspuff hebt im Duett mit der Achtstufen-Automatik das maximale Drehmoment von normalerweise 450 weiter auf 500 Nm an. Das steht bereits ab 1500 Umdrehungen zur Verfügung und behält die Gipfelhöhe bis zur Marke von 4500 U/min.

Auf der Mittelkonsole lassen sich über einen Schiebeschalter vier Fahrmodi einstellen: Eco Pro, Komfort, Sport und – dann mit deaktivierter Traktionskontrolle – Sport Plus. Auf unserer Verbrauchsstrecke und im Fahrmodus Komfort genehmigte sich dieses Meisterwerk bayerischer Motorenbaukunst 9,2 Liter/100 Kilometer – gegenüber der Werksangabe (7,1 Liter) eine Differenz von gut zwei Litern. Unter neun Liter zu kommen dürfte nur im Eco-Programm möglich sein – in den Sportmodi dürfte der Konsum dann jedoch schnell zweistellig werden.

Mit den Lenkradschaltwippen kann der Fahrer immer wieder ins Geschehen eingreifen, wobei sich das Auto im Sport- und vor allem Sport Plus-Modus dann zu einer wahren Rakete verwandelt. Dann könnte es jedoch passieren, dass der Offenfahrgenuss an Bedeutung verliert und von einem Need for Speed-Impuls überlagert wird.

Fahrverhalten

Dass sich ein BMW famos lenken und überhaupt fahren lässt, muss wohl kaum noch betont werden. Speziell die Art, wie die Lenkung anspricht, ist unverändert „Best in class“. Beim BMW M240i Cabrio kommen die kompakten Außenmaße und die (bei allen Zweiern) ausgeglichene Gewichtsverteilung positiv verstärkend dazu, ebenso wie der segensreiche Heckantrieb, der ja im neuen Gran Coupé und im Active Tourer einem Frontantrieb weichen musste. Positiv zu vermerken ist auch der gute Abrollkomfort – auch wenn es ein „M“-Modell ist, ist das BMW M240i Cabrio trotz des M-Labels noch lange kein BMW M GmbH-Fahrzeug, sondern ein durchaus auch auf der Langstrecke stressfrei zu fahrendes Spaßmobil. Zumal auch die Richtungsstabilität bei hohem Tempo stimmt.

Ein paar Worte zum Verdeck. Es lässt sich bis Tempo 50 mit einem Bedienknopf auf der Mittelkonsole elektrisch öffnen und schließen – der ganze Vorgang dauert 20 Sekunden. Eine gute Passung, die beheizbare Glasheckscheibe und eine hochwertige Isolierung sichern eine gute Ganzjahrestauglichkeit. Auch bei geschlossener Kapuze und auf der Autobahn stand das Cabrio einem 2er Coupé akustisch kaum nach. Erst ab etwa 170/180 km/h machte sich der Fahrtwind deutlicher, aber nie störend, bemerkbar.

Ein Negativpunkt bleibt allerdings festzuhalten: Die Sicht nach schräg hinten – Stichwort Toter Winkel – ist bei aufgesetztem Dach extrem eingeschränkt. Vorsicht also an schlecht einsehbaren Straßeneinmündungen oder bei der Ausfahrt morgens aus einer an der Straße liegenden Garage mit parkenden Autos auf den Seitenstreifen. 


Abmessungen

Länge: 4,45 m
Breite: 1,77 m (ohne Außenspiegel)
Höhe: 1,41 m
Radstand: 2,69 m
Gewicht: 1.710 kg

Fazit: Wer „nur“ Offen-Fahrpaß in BMWs kompaktem Cabrio sucht, dürfte auch mit den Vierzylindermodellen 218i, 220i, 230i, 218d und 220d glücklich sein. Die stehen zu Preisen zwischen 35.900 und 47.350 Euro in den Preislisten, zuzüglich jeweils 2000 Euro für ein Sport Line- und weiteren 3800 Euro für ein M Sport-Paket. Sicher auch alles keine Schnäppchen, aber dass es schon immer etwas teurer war, BMW zu fahren, wissen wir nicht erst seit heute. Ebenso nichts Neues – die schottische Aufpreispolitik der Bayern. Wer zum BMW M240i Cabrio (es gibt auch noch die xDrive-Variante für 57.600 Euro aufwärts) greift, muss jedoch wohl kaum auf den Preis achten und will bewusst die Kombination aus Open Air-Spaß, kompakten Ausmaßen und ultimativer Power. Und die bietet der glänzende Reihensechszylinder allemal. Dazu einen gleich beim Anlassen fesselnden Sound, Drehmoment in allen Lebenslagen und Verbräuche, die für ein solch potentes Triebwerk fast noch im Rahmen, aber streng genommen für ein solch kompaktes Modell nicht mehr ganz zeitgemäß sind. Noch ein Tipp zum Schluss: Wer das Konzept des Zweier Cabrios ganz generell mag, sollte vielleicht lieber heute als morgen zuschlagen. Denn nach gewöhnlich gut unterrichteten Quellen plant BMW zwar einen Nachfolger des 2er Coupés (F22) – erneut mit Heckantrieb – aber kein neues 2er Cabrio. Die Rolle des offenen Kompakten sollen in Zukunft der Z4 Roadster und das größere 4er Cabrio übernehmen – wie schon jetzt der Z4 soll auch der Nachfolger des offenen 4er auf ein Stoffverdeck umgestellt werden und sich vom bisher genutzten dreiteiligen Metall-Klappdach verabschieden.

Autogefühl: ***

Text: Autogefühl, Thomas Imhof