Audi RS7 Sportback Fahrbericht 2020

Mit dem Audi RS7 Sportback kommt der große Fastback nun als PS-starke Version mit Benziner. Wir haben die Details und sind das viertürige Sportcoupé gefahren. Von Thomas Majchrzak





Exterieur

In der Front begrüßen scharf gezeichnete Leuchten den Betrachter – Standard mit LED, optional mit Matrix LED in Kombination mit Laser-Licht. Für den Audi RS7 Sportback kommen dann spezielle RS-Verdunkelungen in den Laser-Scheinwerfern dazu (also nicht im Licht, sondern im Design). Es gibt also nur Standard-LED oder direkt das Matrix-Laser-Licht. Mit 4,96 m Länge ist der Audi A7 gut 20 cm kürzer als ein Audi A8. Optisch wirkt das aber eher anders herum, weil der A7 durch die herabfallende Dachlinie gestreckter ausschaut. Der Audi RS7 Sportback ist durch die kräftigeren Spoiler sogar etwas länger, kommt auf 5,00 m. Der RS7 ist pro Seite jeweils 2 cm breiter als ein normaler A7, was sich aus den ausgestellten Radhäusern ergibt.

Los geht es beim A7 mit 18 Zoll, maximal sind 21-Zoll-Felgen verfügbar, der Audi S7 kommt Standard mit 20 Zoll, der RS7 mit 21 Zoll. Dort sind dann exklusiv auch 22-Zoll-Felgen verfügbar. Bei der optionalen RS-Keramikbremse sind die Sättel wahlweise in Grau, Rot oder Blau ausgeführt. Ebenfalls erhältlich ist hier die Hinterachs-Lenkung (5 Grad gegensinnig bis 60 km/h, 2 Grad gleichsinnig oberhalb dieser Schwelle). Am Heck dominiert die durchgehende Lichtleiste. Los geht es in Deutschland mit dem A7 ab 67.800 Euro (Benziner, 66.500 Euro für den Diesel). Mit Extras sind die 100.000 Euro aber leider schnell zu erreichen. Der S7 startet bei 83.000 Euro, der RS7 liegt mit 121.000 Euro noch weit darüber. Die Sportmodelle bieten einen sportlicheren Grill mit Wabenoptik und kräftigere Spoiler. Der optionale Performance-Auspuff trägt eine schwarze runde Blende anstatt eine silberne, im Innern sieht man jeweils zwei Endrohre auf beiden Seiten, eins davon mit einer Auspuff-Klappe.

Interieur

Im Interieur finden wir viel schwarzen Hochglanz, ebene Flächen, und eine Infotainment-Zentrale mit einem oberen 10,1-Zoll- und einem unteren 8,6-Zoll-Screen. Der obere Screen zeigt z.B. das Navi oder auch die anderen Hauptinformationen und die Rückfahrkamera bzw. die 360-Grad-Kamera. Unterhalb des ersten Touchscreens befindet sich der zweite Screen, vorwiegend für die Klimabedienung. Dort kann man aber auch mit dem Finger einen Text eingeben, etwa für die Adresseingabe beim Navigationssystem. So arbeiten die beiden Displays manchmal automatisch zusammen. Insgesamt eine tolle Demonstration moderner Technik – mit dem Haken, dass ein einfaches Klima-Bedienrad gerade beim Fahren eben doch viel einfacher zu bedienen wäre und weniger ablenkt. Hier kann aber auch die Sprachbedienung zum Einsatz kommen „Temperatur 22 Grad“. In jedem Fall setzt Audi erneut den Benchmark für die Verarbeitung im Innenraum, daran können sich alle Marken messen. Nur eines haben wir bemerkt: Bei Sonneneinstrahlung, es mag am neuen Fahrzeug liegen, dehnt sich die obere Mittelkonsole vom Material wohl etwas aus und bei der Fahrt kann es dann manchmal von dort etwas knacken.

Der Multimedia-Bildschirm reagiert auf Wunsch auch haptisch auf die Bedienung, damit der Nutzer ein Feedback erhält. Nachteil: Dafür ist ein fester Druck aufs Display nötig. Diese Funktion deaktiviert man am besten direkt im MMI. Wenn man im Apple CarPlay Modus oder beim Android Auto ist, reagiert der Screen immer auf die einfache Tipp-Bedienung ohne festen Druck, aber wie gesagt, am besten stellt man auch im Haupt-Screen das haptische Feedback aus. Alle Audis mit MMI-Plus-System erhalten nach August 2019 überdies die Wireless CarPlay Funktion.

Nicht fehlen darf das 12,3″ Audi Virtual Cockpit in der neusten Ausbaustufe mit Full-HD-Auflösung, das Virtual Cockpit ist für S7 und RS7 Standard. Analoge Instrumente gibt es im A7 nun gar nicht mehr. Für die Ohren gibt es als teuerste Option das Bang & Olufsen Soundsystem mit 19 Lautsprechern und 3D-Klang.

Interessant ist eine neue RS-Taste am Lenkrad, mit der man zwei RS-Fahrmodi abrufen kann, die man vorher im Infotainment-Screen konfiguriert hat. Dabei wählt man dann seine Wunschvorstellungen für Fahrwerk, Lenkung, Stabilitätskontrolle usw. aus.

Vorne ist das Platzangebot klassengemäß überzeugend, für große Fahrer ist bestens gesorgt. Die Sitze sind in verschiedenen Ausbaustufen erhältlich und zudem mit verschiedenen Sitzbezügen. Hierzulande steht für den Audi A7 eine Stoff-Einstiegsvariante zur Verfügung, ebenso ein sportlicher Alcantara-Sitz. Ansonsten dominiert wie typisch und altmodisch bei Audi die Tierhaut, gerade in den höheren trims. Der S-Sportsitz mit integrierter Kopfstütze ist für den RS7 Sportback Serie, innen mit Alcantara – hier optional gezeigt mit komplettem Tierhaut-Bezug. Man kann auf Wunsch aber auf einen Komfort downgraden sozusagen, dieser aber nur komplett in Tierhaut.

Im Fond hat man selbst bei 1,90 m noch gut Platz vor den Knien, aber angesichts der Länge muss das auch sein. Die Platzausnutzung ist angesichts der Länge nicht großartig. Die Sitzhaltung ist zudem etwas liegend und die Rückbank ist kurz. Kopfraum gibt es trotz des im Design abfallenden Daches noch reichlich. Der Kofferraum bietet aufgrund der großen Heckklappe eine einfache Belademöglichkeit. In der Höhe ist der Laderaum natürlich eingeschränkt im Gegensatz zu einem Audi A6 Avant, aber ansonsten stellt der A7 einen guten Kompromiss zwischen Design und Ladefähigkeit dar. Die Sitze kann man nur von hinten aus umklappen, wenn man die Laderaumabdeckung entfernt, ansonsten heißt es: herumgehen zum Fond. Dann offenbart sich eine riesige Ladefläche, bis zu 1.390 l (zum Vergleich 1.680 l beim Avant).

Motoren

3.0 l 6-Zylinder „55 TFSI“ mit 340 PS (5,3 Sek. 0-100 km/h)
3.0 l 6-Zylinder „50 TDI“ mit 286 PS (5,7 Sek. 0-100 km/h)

S7 3.0 l 6-Zylinder TDI mit 350 PS (5,1 Sek. 0-100 km/h)

RS7 Sportback
4.0 TFSI V8 Biturbo 600 PS MHEV (Achtstufen tiptronic Wandler-Automatik)
3,6 Sek. 0-100 km/h / 12 Sek. 0-200 km/h

Alle Motoren kommen mit dem neuen 48-Volt-Bordnetz und Mild-Hybrid-Technologie (MHEV), d.h. Energie wird zurückgewonnen und z.B. für die Start-Stopp-Funktion oder fürs Segeln benutzt (zwischen 55 und 160 km/h), so kann der Motor häufiger abgeschaltet werden. Die Diesel kommen mit SCR-Abgasklärung. Der neue S7 TDI hat zudem einen elektrischen Verdichter, der das Turbo-Loch schließen soll.

Fahrverhalten

Vier Fahrwerke stehen für den normalen A7 zur Auswahl: ein Basis-Stahlfederfahrwerk, ein Sportfahrwerk mit 10 mm Tieferlegung (Basis für S7), eine elektronisch geregelte Dämpfung und die adaptive Luftfederung (Basis für Audi RS7 Sportback mit 10 mm Tieferlegung). Letztere betört in den normalen Versionen durch einen tollen Fahrkomfort und ist auch optional für den S7 Sportback, dann mit sportlicherer Ausrichtung. Zusammen mit der hervorragenden Geräuschisolierung (mit optionalem Akustikpaket noch besser) ergibt sich ein super komfortables Gefühl. Nicht so weich-schwebend wie bei gewöhnlichen Luftfederungen für SUVs und Limousinen, sondern durchaus schon sportlich. So möchte der A7 auch sein. Aber nicht so straff wie bei einer AMG-Luftfederung. Hier also ein guter Kompromiss. Im Dynamic-Fahrmodus kann man eine sportlichere Gangart anlegen, damit das Fahrzeug noch weniger stark wankt. Dann passen sich auch Gaspedalkennlinie sowie Schaltverhalten an. In jedem Fall ist der Audi A7 ein Hort der Souveränität. Mit den optionalen 22-Zoll-Felgen spürt man durchaus Fahrbahnunebenheiten, hier empfehlen wir dringend, zumindest bei den Basis-21-Zoll-Felgen zu bleiben. Wer den RS7 nicht mit der Luftfederung, sondern noch straffer fahren will (nicht von uns empfohlen), kann das DRC-Fahrwerk nehmen, ein festes Fahrwerk, das drei verschiedene Dämpfungseinstellungen ermöglicht.

Optional steht auch für den neuen Audi A7 eine Hinterachslenkung zur Verfügung. Fährt man bis zu 60 km/h, schlagen die Hinterräder bis maximal 5 Grad entgegen der Vorderräder ein, um den Kurvenradius zu verringern. Fährt man schneller als 60 km/h, lenken die Hinterräder „parallel“ bis maximal 2 Grad, um die Stabilität zu erhöhen. Es geht hier nur um ein paar Grad Einschlag, aber es ist spürbar. Zudem wird der Wendekreis mit der Allradlenkung jeweils um über einen Meter verkürzt. Dieses Feature ist wohl das, was man technologisch am meisten merkt – und es ist auch für den RS7 verfügbar, während man bei BMW M z.B. dieses Feature ausschließt.

Vergleichen wir die Motoren: Der 3.0 TFSI überzeugte im früheren Test schon mit einer souveränen Leistung, ohne jegliches Turboloch. Völlig mühelos. Die Geräuschisolierung ist dabei so gut, dass man vom Motor nicht mehr viel hört. Ein Audi A7 muss aber auch nicht prollen, sondern eher mit der sportlichen Eleganz überzeugen, insofern geht das völlig in Ordnung. Gar nicht in Ordnung geht leider der Verbrauch, der im Schnitt für uns bei 11 l / 100 km lag. Da sieht man, dass der A7 immer noch ein großes, schweres Auto ohne alternativen Antrieb ist.

Dann zum 3.0 TDI im S7 Sportback mit 350 PS: In puncto Leistung muss man da nichts vermissen. Ein Turboloch kann man nicht spüren, man muss nur seine Schaltvorgänge anpassen. Im Dynamic-Modus oder im S-Schaltmodus werden die Gänge höher ausgedreht und der S7 schaltet früher herunter. Trotzdem geht die Wandler-Automatik beim Kickdown noch ein, zwei Gänge runter. Wer diese Verzögerung vermeiden möchte, kann per Schaltpaddles vor einem rasanten Überholmanöver selber ein, zwei Gänge runtergehen. Der Sound kommt künstlich über einen Aktuator, bringt ein gewisses Brummen, kann aber mit einem echten Benziner nicht mithalten. Dafür liefert der Diesel mit seinem 700 NM Drehmoment auch bei höheren Geschwindigkeiten immer noch genügend Reserven. Und er überrascht mit einem guten Verbrauch: Selbst bei Performance-Fahrten bekommt man den S7 TDI kaum über 10 l / 100 km, und wenn man wirklich möchte, etwa mit Tempomat bei 80 bis 100 km/h, kann man ihn sogar auf nur 5 l / 100 km bekommen. Als Durchschnitt bei unseren Testfahrten ergibt sich in der Tat wieder eine Mitte aus Minimum und Maximum, gut 7,5 / 100 km – was für ein solches Performance-Fahrzeug wirklich gut ist.

Übrigens vernehmen wir im Vergleich Audi S6 Avant und Audi S7 Sportback, dass sich der S7 irgendwie, zumindest subjektiv, noch etwas agiler anfühlt. Grundsätzlich sind die Fahrzeuge recht gleich, aber der A7 hat durch die niedrigere Dachlinie doch einen etwas anderen Schwerpunkt. Wobei die A6 Limousine das geringste Gewicht hat, weil hier durch die klassische Bauform und die geringere Glasfläche weniger Verwindungssteifigkeits-Maßnahmen vorgenommen werden müssen als beim A7.

Der Audi RS7 Sportback kommt optional mit einem Sport-Differenzial für die Hinterachse. Das bringt etwas beim Herausbeschleunigen aus Kurven, wobei durch den Allradantrieb das Drehmoment ohnehin schon etwas aufgeteilt wird. Der 4.0 l V8 Biturbo im RS7 bringt natürlich Leistung in allen Situationen, im Sport-Schaltmodus werden die Gänge später hochgeschaltet und früher heruntergeschaltet. Alternativ kann man auch die exklusiven RS-Schaltpaddles am Lenkrad benutzen. Als Verbrauch verzeichnen wir bei ruhiger Fahrweise gut 11 l / 100 km. Bei Leistungsabruf geht es dementsprechend noch höher. Selten ist ein Auto dieser Größe so sportlich und agil.

Im Rahmen des Adaptiven Fahrassistenten reagiert der A7 in der höchsten Tempomat-Stufe auf Tempolimits, Kurven, Kreuzungen und Kreisverkehre und verzögert oder beschleunigt entsprechend. Die Adaptive Cruise Control zählt zu den besten auf dem Markt. In der höchsten Ausbaustufe kann der aktive Lenkassistent zum Teil etwas nervig werden, wenn man eben noch selber lenken möchte. Auf der andere Seite funktioniert der Stauassistent perfekt. Hierbei kann man bei niedrigen Geschwindigkeiten Füße von Gas/Bremse nehmen sowie die Hände vom Lenkrad – und der Audi A7 gleitet durch den Stau, bremst automatisch und fährt auch wieder von selber an, ohne dass man kurz Gas geben oder den ACC-Hebel ziehen muss – sehr entspannend.

Abmessungen

Länge: 5,00 m
Breite: 1,94 m
Höhe: 1,42 m
Radstand: 2,92 m
Leergewicht: 1.890 kg

Fazit: Der Audi A7 ist ein Design-Highlight, außen wie innen. Zugleich ist er praktischer als eine A6 Limousine, weil man deutlich mehr hineinbekommt. An einen A6 Kombi reicht das zwar nicht ganz heran, dafür hat man aber die Stromlinienform. Als Audi RS7 Sportback ist das Fahrzeug noch sportlicher gestaltet. Die Innenraum-Verarbeitung setzt erneut Maßstäbe. Das Infotainment-Konzept ist attraktiv und gut sortiert. Generell ist der Audi A7 auch im Fahrverhalten das Maß der Dinge im Segment, souverän, komfortabel, trotzdem sportlich mit dem nötigen Etwas. Der neue Audi RS7 Sportback ist die extremste Ausführung, wobei Komfort und Sportlichkeit sich hier noch die Waage halten, man sollte nur nicht unbedingt die optionalen 22-Zöller aufziehen. Inklusive Extras stehen dann aber schon mal 160.000 Euro auf dem Preisblatt.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak