VW T-Roc Cabriolet R-Line 1.5 TSI Fahrbericht

Ein Crossover als Basis für ein Cabrio – das hatte Land Rover mit dem Range Rover Evoque vorgemacht. Der ist längst wieder vom Markt, doch gibt es nun ein ähnliches und deutlich preisgünstigeres Konzept von Volkswagen. Wie viel Frischluftspaß bietet das T-Roc Cabriolet mit dem 150 PS starken TSI-Motor in R-Line-Ausstattung? Von Thomas Imhof

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So oder so hat der seit Februar diesen Jahres eingeführte offene T-Roc eine komfortable Situation – es gibt weit und breit keine Konkurrenz. Denn seit Land Rover das 2016 eingeführte Range Rover Evoque Cabrio im letzten Jahr auslaufen ließ, hat außer VW noch kein anderer dieses Nischenthema aufgegriffen. Wir fuhren die stärkere der beiden verfügbaren Motorisierungen, den 150 PS starken TSI in der sportlich angehauchten R-Line und der Farbe Kings Red Metallic Schwarz, die ihm übrigens außerordentlich gut steht. Zusammen mit dem empfindlich teuren Metalliclack (760 Euro) kostet dieses T-Roc Cabriolet „nackt“ 32.810 Euro. Los geht es mit 27.495 Euro für die 115 PS starke Variante mit 1,0-Liter-Dreizylinder in Basisausstattung.

Während der viertürige T-Roc im Werk Setubal (Portugal) vom Band läuft, fertigt VW die Offen-Version am ehemaligen Sitz von Karmann in Osnabrück. Dort saß auch das Entwicklungsteam, das sich übrigens des Verdecks des früheren Golf Cabriolets bedienen konnte. Was die Entwicklungsaufwendungen reduzierte und auch bei der Preisgestaltung hilfreich war. Dennoch ist der Aufschlag schon happig, ist doch ein geschlossener T-Roc mit 150 PS schon ab 26.980 Euro zu haben.








Exterieur

R-Line

Style

Das T-Roc Cabriolet R-Line 1.5 TSI kann – was in der Natur der Sache liegt – nicht mit der Eleganz eines klassischen Cabriolets mithalten. Dennoch stimmen die Proportionen, weil im Vergleich zu den einst so populären Cabrios mit Rectractable Hardtop das Heckteil knackig-kurz statt ausladend-schwer gerät. Die Bugpartie hingegen entspricht 1:1 dem geschlossenen Modell. Das Stoffverdeck wird elektrohydraulisch so abgelegt, das es mehr oder weniger bündig mit dem Heckdeckel abschließt und keinen Platz im – ohnehin schon knappen – Kofferraum zusätzlich aufzehrt.

Markante Elemente beider T-Roc-Spielarten sind das auffällige Tagfahrlicht und der schöne Hüftschwung vor den Hinterrädern. Leider konnten die VW-Designer am Heckstoßfänger ihrer Vorliebe für Fake Design-Elemente nicht abschwören – neben den vermeintlichen Auspuffendstücken sind auch die darüber liegenden schwarzen Gitter (siehe Foto) reine Attrappe. Und noch eine Bemerkung: Die hinteren Blinker sind im Vergleich zu den anderen dort untergebrachten Leuchteinheiten zu klein und sollten deutlich prominenter die Fahrtrichtung anzeigen.

Serienmäßig steht die R-Line-Version „nur“ auf 17-Zoll-Felgen im Design Kulmbach; unseren Testwagen zierten dagegen 8 J x 19 LM-Felgen im Design San Marino (siehe Foto) mit Reifen der Dimension 225/40 R 19. 1255 Euro kostet der Spaß. Im R-Paket gehören Nebelscheinwerfer und Abbiegelicht zur Standardausstattung, zugleich sind die Stoßfängerunterteile in Wagenfarbe lackiert.

Interieur

R-Line

Style

Durch die Cabrio-üblichen Versteifungen in der Karosseriestruktur gerät das T-Roc Cabriolet 1.5 TSI mit über 1,5 Tonnen nicht nur fast 200 Kilo schwerer, sondern auch weniger geräumig als die SUV-Bruder. Der Zugang zur Rückbank verlangt ein wenig Gelenkigkeit; die Bank selber ist nur für zwei Personen zugelassen, was das Auto zum Viersitzer macht.

Im Vergleich zum Golf 8 erlebt man im T-Roc Cabriolet 1.5 TSI noch die „alte“ Infotainment-Welt von Volkswagen. Und wir finden, dass sie noch längst nicht zum alten Eisen gehört. In der Mittelkonsole greift man unterhalb des Infotainment-Screens zu physisch dreh- und drückbaren Schaltern, unter anderem für alle Heizungs- und Lüftungseinstellungen.

Viele Features unseres Testwagens mussten extra bezahlt werden: Vordere Mittelarmlehne (175 Euro), Navi „Discover Media“ inklusive Streaming und Internet (1.375 Euro), App-Connect für Apple CarPlay (225 Euro), Klimaautomatik (390 Euro), beheizbares Multifunktions-Lenkrad (135 Euro), Soundsystem mit sechs Lautsprechern, digitalem 12-Kanal-Verstärker und Subwoofer mit 400 Watt Gesamtleistung (580 Euro), Sprachbedienung (225 Euro), Keyless Access (400 Euro), DAB+-Radio (245 Euro), Telefonschnittstelle „Comfort“ mit induktiver Ladefunktion (465 Euro), Diebstahlwarnanlage (350 Euro) und auch das digitale und mehrfarbige Kombiinstrument für 500 Euro.

Zusammen mit der adaptiven Fahrwerksregelung DCC (1.045 Euro), Parklenkassistent inklusive Rückfahrkamera (510 Euro) und dem allein 1500 Euro teuren Fahrerassistenzpaket „Plus“ brachte es der Testwagen so auf einen Preis von über 43.400 Euro. Das Fahrerassistenzpaket umfasst die Cruise Control ACC, einen Tote Winkel-Sensor mit Ausparkassistent inklusive Spurhalteassistent, Lane Assist, Fernlichtregelung, LED-Scheinwerfer für Abblend- und Fernlicht sowie den Notbremsassistenten Front Assist. Die ebenfalls inkludierten elektrisch einstell-, anklapp- und beheizbaren Rückspiegel sind auch einzeln und dann für 180 Euro zu ordern.

Doch noch einmal zurück zum Cockpit, in dem die sonst von einem Volkswagen gewohnte Premium-Anmutung nur sehr dezent vorherrscht. Für edle Akzente sorgen lediglich Dekoreinlagen in „Shadow Steel“ für die Instrumententafel, die Mittelkonsole und die vorderen Türverkleidungen, Einstiegsleisten mit R-Line-Schriftzug und Pedale in Edelstahl.

Doch die Hartplastiklandschaft auf dem Instrumententräger und in den Türen erinnert eher an ein Modell der Polo-Klasse als an ein Auto auf Golf-Preisniveau.

Eine optisch wie komforttechnisch feine Sache sind dagegen die R-Line-Sitze des T-Roc Cabriolet 1.5 TSI. Sie sehen nicht nur gut aus, sondern geben sich mit Sitzmittelbahnen im Stoff „Carbon Flag“ und Innenwangen in „ArtVelours“ auch tierfreundlich. Auch auf Langstrecken beugen sie Ermüdung vor, auch dank einer elektrisch einstellbaren Lordosenstütze. Die Sitzheizung ist Teil des Winterpakets.

Leider überzieht VW das Lenkrad und den Schaltknüppel noch immer mit Tierhaut – dafür gibt es einen Punktabzug.

Zugang zum Kofferraum erhält man über einen kleinen Heckdeckel. Er fasst nominell 284 Liter und damit fast 110 Liter weniger als im geschlossenen Modell. Doch während das viel Möglichkeiten zur Erweiterung bietet, steht im T-Roc Cabriolet 1.5 TSI nur eine Durchladeluke (siehe Fotos) zur Verfügung. Was okay ist, weil bei einem Cabrio aus Gründen der Steifigkeit Kompromisse nötig sind. Sind die beiden Rücksitze über im Kofferraum angebrachte Bowdenzüge umgelegt, ergibt sich eine kleine Stufe sowie eine 55 Zentimeter breite und 30 Zentimeter hohe Durchreiche. Je nach Stellung der Vordersitze passen dann 1,40 bis 1,60 Meter lange Gegenstände hinein.

Der Kofferraum für sich betrachtet ist nur knapp einen Meter breit und nur 75 Zentimeter kurz, dazu 40 Zentimeter hoch. Da bleibt nur Platz für das kleine Urlaubsgepäck. Im Unterflurfach findet, clever zusammengefaltet, das Windschott Platz.

Noch eine gute Nachricht für zum Beispiel Fahrradfahrer: für das T-Roc Cabriolet 1.5 TSI bietet VW auch eine abnehmbare Anhängevorrichtung für zum Beispiel einen Fahrradträger an. Kostenpunkt 775 Euro.

Motoren

Benziner

1.0 TSI Dreizylinder, 115 PS
1.5 TSI Vierzylinder, 150 PS

Das Motorenangebot für das VW T-Roc Cabriolet ist sehr überschaubar – sicher der Tatsache geschuldet, dass es sich hier um ein echtes Nischenmodell handelt. Wir fuhren das T-Roc Cabriolet 1.5 TSi mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe; gegen 2025 Euro gibt es auf Wunsch das 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe DSG.

Wem es rein auf das Offenfahr-Gefühl ankommt, könnte sicher auch schon mit dem bewährten Dreizylinder zufrieden sein. Allerdings gibt es die optisch attraktivere R-Version nur in Verbindung mit dem Vierzylinder-TSI, der neben Turboaufladung auch über die Zylinderabschaltung ACT verfügt.

Mit 150 PS ist das T-Roc Cabriolet 1.5 TSI jedenfalls bestens motorisiert. Laut Werksangabe läuft das Auto damit 205 km/h schnell; die 100-km/h-Marke ist nach 9,6 Sekunden erreicht. Der im Speicher hinterlegte Langzeitverbrauch über eine Distanz von 3500 Kilometern lag bei empfindlich hohen 8,6 Liter/100 km – Beleg dafür, dass Motorjournalisten in der Mehrheit noch immer gern eine eher zügige Gangart anschlagen. Auf unserer genormten Verbrauchsstrecke mit gemischten Anteilen von Autobahn/Landstraße und Stadtverkehr begnügte sich das T-Roc Cabriolet 1.5 TSI dagegen mit 7,4 Liter/100 km. Die Werksangabe von 5,5 Liter/100 km dürfte jedoch selbst bei Wahl des Fahrprogramms Eco im normalen Alltagsverkehr nicht zu erreichen sein.

Dennoch ist der Verbrauch, sicher als Folge des Mehrgewichts und der nicht optimalen Aerodynamik, eher hoch. Genehmigte sich der von uns kurz zuvor getestete Golf 8 mit 130 PS-Vierzylinder und ACT auf der identischen Strecke doch nur 5,9 Liter/100 km.

Fahrverhalten

Das Stoffverdeck des VW T-Roc Cabriolet 1.5 TSI lässt sich elektrohydraulisch und auch bis Tempo 30 während der Fahrt öffnen und genauso schnell auch wieder schließen.

Das Windschott ist denkbar schnell aufgespannt und reduziert störende Turbulenzen am Haupthaar und im Nacken recht wirkungsvoll. Bei geschlossener Kapuze halten sich die Windgeräusche bis etwa 140-160 km/h in Grenzen, erst im wirklich oberen Geschwindigkeitsbereich, den man als Cabrio-Fahrer aber ohnehin seltener aufsucht, wird es deutlich stürmischer.

Die Zeiten, in denen sich Cabrios verwinden wie eine Banane oder A-Säulenwurzeln zittern wie bei einem Erdbeben, sind gottlob vorbei. Mit der ganzen Erfahrung aus Jahrzehnten im Cabrio-Bau haben die Osnabrücker Spezialisten dem T-Roc Cabriolet 1.5 TSI genau jene Steifigkeit antrainiert, die selbst auf wirklich schlechten Straßen den Aufbau nicht aus der Ruhe bringt.

Das Fahrverhalten des Fronttrieblers ist gewohnt undramatisch, das Mehrgewicht mag sich im Verbrauch negativ bemerkbar machen (Werksverbrauch für den geschlossenen T-Roc 1.5 TSI: 5,2 Liter/100 km), doch das Handling des mit der Progressivlenkung bestückten Testwagens wirkte deshalb nicht signifikant schwerfälliger.

Abmessungen

Länge: 4,38 m
Radstand: 2,63 m
Breite: 1,81 m
Höhe: 1,52 m
Gewicht: 1.540 kg

Fazit: Die Gattung Cabriolet ist seit Jahren wenn schon nicht vom Aussterben, so doch von zunehmendem Artenschwund geprägt. Leider bietet Volkswagen ja kein Golf Cabrio mehr an, für viele noch immer das Wolfsburger Kult-Cabrio schlechthin.

Das T-Roc Cabriolet 1.5 TSi füllt diese Lücke daher nur halbherzig – Golf Cabrio-Fans werden es eventuell sogar verschmähen. So wie Kunden des alten Land Rover den neuen Defender.

Nüchtern betrachtet ist das VW T-Roc Cabrio 1.5 TSI dennoch eine interessante Alternative zu klassischen Cabrios, wobei das Range Rover Evoque Cabriolet die Grenzen des Segments gezeigt hat. Und natürlich sind die Platzverhältnisse auf der Rückbank und im Kofferraum limitiert – was aber Kunden*innen eines Cabrios auf Basis eines subkompakten Modells wissen und in Kauf nehmen. Ob aber auch den Mehrpreis?

Es bleibt daher abzuwarten, wie viele sich am Ende für das grundsolide verarbeitete und optisch durchaus gelungene VW T-Roc Cabriolet 1.5 TSI entscheiden und wie lange es Volkswagen im Programm belässt. Wir jedenfalls haben im heißen deutschen Sommer 2020 die Fahrt mit einem der inzwischen selten gewordenen Neuheiten im Open Air-Segment genossen.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Imhof
Fotos: Autogefühl