Tesla Model X Performance Raven Fahrbericht 2020

Das Tesla Model X Raven ist das jüngste Update für das große Elektro-SUV. Wir sind das jüngste Model X gefahren, das es nun nur noch mit der größten Batterie gibt – als Performance-Modell. Von Thomas Majchrzak

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Exterieur

Das Aussehen des Tesla Model X zeigt auf den ersten Blick (wenn die Türen geschlossen sind) eine Verwandtschaft zum Model S, nur dass das gesamte Fahrzeug höher gelegt ist und damit auch nicht ganz so stromlinienförmig ausschaut. Ein scharfes Design zeichnet die Front aus, ohne große Lufteinlässe, die ja für das Elektroauto nicht benötigt werden. Dazu noch eine sich neigende Motorhaube in Richtung Tesla-Logo. Die Lichtsignatur ist unique, während das Model S ein stilisiertes C zeigt, bleibt das Model X bei einer einfacheren Lichtsignatur-Spange. Die Position der Türgriffe ist so gewählt, dass sie zusammen eine Linie ergeben. Die Bereifung beginnt bei 20 Zoll und lässt sich optional auf 22 Zoll vergrößern (diesmal zeigen wir hier 20 Zoll), wobei man für einen besseren Abrollkomfort bei 20 Zoll bleiben sollte. Mit dem Raven-Update ist die serienmäßige Luftfederung für Model S und Model X nun auch adaptiv, man kann sie in die Modi Auto, Comfort und Sport stellen.

Spektakulär wird es, sobald sich die hinteren Flügeltüren öffnen. Dann sieht das Tesla Model X so aus wie ein Flugzeug. Die Elektronik der Flügeltüren wurde nach und nach verbessert. Sie stoppen, wenn sich darüber ein Hindernis befindet. Das Heck des Model X ist eher kantig gehalten – das erkennt man besonders gut an den Rückleuchten. Besonders ist hier der kleine Spoiler, der ebenso den Luftstrom verbessern soll. Insgesamt zeigt das Tesla Model X einen futuristischen Look.

Mit dem Tesla-Schlüssel kann man übrigens so ziemlich alles öffnen, man muss nur auf die richtige Stelle einen Doppelklick machen. Doppelklick auf die Motorhauben-Region auf dem Schlüssel – der vordere Kofferraum öffnet sich. Doppelklick seitlich – die jeweilige Flügeltür öffnet sich. Doppelklick aufs Heck – Kofferraumklappe öffnet sich. Klicken und halten am Heck – die Ladeklappe, die im linken seitlichen roten Reflektor versteckt ist, öffnet sich. Und einmal aufs Dach tippen und man schließt ab. Alternativ muss man den Schlüssel gar nicht mehr benutzen, sondern nimmt einfach sein Handy mit Tesla-App.

Es gibt fünf Außenfarben: Weiß, Schwarz, Grau, Blau und Rot.

Interieur

Großartig: Wenn man sich dem Model X nähert, geht automatisch die Fahrertür auf und das Einsteigen wird somit deutlich erleichtert. Und wenn man sich vom Fahrzeug entfernt, schließt es sich automatisch ab.

Der Innenraum ist riesig, und er wirkt noch größer, vor allem in Verbindung mit hellem Design und Panoramadach. Der Blick nach vorne ist gigantisch, weil die Scheibe sozusagen als Glaskuppel konstruiert ist. Witzigerweise hat man durch die geschickte Abdunkelung des oberen Teils der Scheibe auch gar kein Problem dadurch, dass zu viel Licht hineinkommen würde. Die klappbaren kleinen Sonnenblenden braucht man in der Regel nicht. Diese sind derweil auch fester arretiert, so dass sie nicht mehr klappern wie bei den ersten Modellen.

Die Sitze des Model X bestehen aus hochwertigem Kunstleder und sind damit komplett tierfrei. Standard ist Schwarz, optional für 1.500 Euro gibt es sie in Weiß oder Beige. Die Oberfläche fühlt sich in jedem Fall weich und geschmeidig an. Die Sitzposition ist im Vergleich zum Model S etwas aufrechter und höher, das ermöglicht zusammen mit dem Panoramadach ein besseres Reiseerlebnis und ist für den ein oder anderen sicher auch bequemer. Das Lenkrad kommt im Gegensatz zu Model 3 und Model Y nicht serienmäßig ohne Tierhaut, man muss dies explizit bei der Bestellung mit angeben als custom order. Hier sollte Tesla noch nachbessern.

Beim Betätigen des Bremspedals schließt sich die Fahrertür. Ein sinnvolles Feature, weil die Türen sehr weit öffnen und man vom Fahrersitz aus kaum an die Tür herankommt, es sei denn, man hat ganz besonders lange Arme. Auch die HEPA-Filter mit dem bioweapon defense mode sind nun Standard. Die Filter reinigen die Luft besonders effektiv, auch wenn der Modus nicht aktiviert ist. Im bioweapon Modus wird dann zusätzlich noch im Innenraum ein Überdruck aufgebaut, so dass keine Luft von außen eindringen kann.

Das Cockpit besteht wie schon beim Model S aus dem Multifunktionslenkrad mit Schaltern und Hebeln, wie sie auch Mercedes bisher genutzt hat, und digitalisierten Instrumenten mit einer hohen Auflösung. Die Informationen gehen gleitend ineinander über, ein interessanter Ansatz, der voll funktioniert. So bekommt man eine kleinere Navikarte in den Instrumenten angezeigt, damit man den Blick nicht ablenkend auf das riesige Display wenden muss. Ferner kann man auch über den rechten Part der Instrumente die Temperatur und die Lüfterstärke einstellen, so dass man nicht hinunter zum Screen greifen muss. Ebenso kann man so schnell und einfach die jüngsten Anrufe auswählen.

Zentrum bleibt das extra-große 17″ Infotainmentsystem. Hier kann man das Navigationssystem / Google Maps bedienen, was natürlich immer super schnell geht – entweder man tippt eben oder man nutzt die Spracheingabe, die sehr gut funktioniert. Das Handy verbindet man über Bluetooth. Lediglich das Anwählen von Playlists ist im Vergleich zur Smartphone-Spiegelung über Apple CarPlay und Android Auto hier eingeschränkt.

Sollte man übrigens einmal einen Bildschirm-Freeze haben, drückt man beide Dreh-Rädchen am Lenkrad gleichzeitig ein (also mit dem linken und rechten Daumen) und hält sie für ein paar Sekunden. Dann wird der Bildschirm schwarz und führt einen Reset durch. Ein paar Sekunden später erwacht das Display wieder zu neuem Leben und kann wieder bedient werden. Muss man wissen, denn ein Start-Stopp-Knopf steht ja nicht zur Verfügung.

Wer gerne Aufmerksamkeit erhält, für den sind die Flügeltüren ein Segen. Es wirkt sehr spektakulär, wenn sich die Flügeltüren öffnen. Zwar spart man zur Seite hin Platz, aber in der Höhe bleibt man dafür limitiert. Doch weil man von der Tür aus gesehen seitlich einsteigen kann auf beiden Seiten, kann man trotzdem noch den Fond betreten. Es gibt auch einstellbare Höhenbeschränkungen wie bei elektrischen Heckklappen, man kann das also individuell einstellen.

Standardmäßig kommt das Model X als Fünf-Sitzer, hier ist der Vorteil, dass es a) keinen Aufpreis kostet und b), dass man die Sitzbank im 1/3 2/3 Mix umklappen kann. Das ist gerade sinnvoll, wenn man z.B. einfach ein Fahrrad in den Laderaum legen möchte. Optional kann man auf sechs Plätze bzw. sieben Sitzplätze gehen. Die Aufpreise dafür fallen allerdings happig aus: 6.800 Euro für den 6-Sitzer mit zwei nicht umklappbaren Einzelsitzen im Fond, 3.700 Euro für den 7-Sitzer. Die letzte Sitzreihe kann hier per Faltmechanismus im Kofferraum verschwinden. Der Sechs-Sitzer ist insofern praktisch, als dass man die dritte Sitzreihe durch die Lücke zwischen den Fondsitzen erreichen kann. Und die Passagiere in der zweiten Reihe haben ein noch luftigeres Raumgefühl mit den zwei Einzelsitzen. Aber dafür kann man im 6-Sitzer eben die zweite Sitzreihe nicht umklappen. Das maximale Stauvolumen beträgt massige 2180 l (Sechs-Sitzer) bzw. 2493 l (Fünf-Sitzer). Denn dazu kommt noch der kleine Frontkofferraum. Vier große Menschen finden im Sechs-Sitzer ohne Probleme Platz, mit 1,86 m ist genügend 4x Kniefreiheit gegeben. Allerdings ist die Länge des Fahrzeugs nicht optimal ausgenutzt. Kopffreiheit ist sowieso reichlich vorhanden. Clever sitzt man auf den äußeren Plätzen in der zweiten Sitzreihe nämlich unter einem eigenen kleinen Panorama-Dach innerhalb der Wing-Doors. Die dritte Sitzreihe ist dagegen eher für Kinder gedacht, allerdings wurden in den jüngsten Versionen die bisher dort befindlichen Isofix-Punkte nun eingespart.

Intuitiv und praktisch: Die Heckklappe öffnet draußen in voller Höhe, in der Tiefgarage aber automatisch nur so, dass es keine Beschädigungen gibt. Ohne dass man etwas einstellt. Super.

Batterie

Es gibt derweil nur noch die größte 100 kWh Batterie. Das Tesla Model X kommt immer mit zwei Elektromotoren, einer an der Vorderachse, einer an der Hinterachse. An der Vorderachse kommt mit dem Raven-Update (nach eben diesem Motor benannt) der neue effiziente Elektromotor aus dem Model 3 zum Einsatz. Das steigert Leistung und Reichweite.

Versionen:
Maximale Reichweite 4,6 Sek. 0-100 km/h (86.000 Euro)
Performance 2,8 Sek. 0-100 km/h (103.000 Euro)

Wir testen das Performance-Modell mit gut 20 kWh / 100 km Verbrauch, heißt bei Netto-Kapazität von 98 kWh eine Reichweite von gut 490 km.

Wie lange die Auflade-Prozedur dauert, kann man sich ausrechnen. Die 230 Volt Steckdose zu Hause ergibt 230 V x 16 A = 3680 W = ca. 3,7 kW. 100 kWh (die größte Batterie, wenn sie komplett leer ist) wären damit dann in 27 Stunden aufgeladen. Eine kleine Wallbox für die Garage kommt maximal auf 11 kW, das wären dann 9 Stunden. An der öffentlichen Ladesäule mit 22 kW schließlich 4,5 Stunden, am Tesla Supercharger mit Gleichstrom dauert es schließlich eine gute halbe Stunde, um auf 80 Prozent aufzuladen (max. 250 kW). Effektiv fährt man das Auto meist nicht komplett leer, insofern reicht meistens sogar schon zu Hause die normale Steckdose.

Fahrverhalten

Grundsätzlich profitiert das Tesla Model X von den Grund-Eigenschaften eines Elektroautos: Die Leistung ist immer sofort da, auch aus dem Stand, und das Fahren ist ruhig und angenehm. Man ist deutlich entspannter unterwegs. Die Kraft wird dabei über alle vier Räder weitergeleitet. Das Performance-Modell hat den Ludicrous-Modus und nun auch Ludicrous + Modus, der dann so stark beschleunigt, dass einem selbst als Fahrer noch übel werden kann. Bei normaler Fahrweise verbrauchen wir im Schnitt 20 kWh / 100 km, das kommt dann rechnerisch hin mit einer effektiven Reichweite von gut 490 km. Die neue Luftfederung arbeitet nun adaptiv und deutlich komfortabler als zuvor. Gerade in Verbindung mit den 20-Zoll-Felgen hat man so ein sehr angenehmes Fahrverhalten. Und die Beschleunigung ist auf Abruf stets brutal. Aber es macht viel mehr Freude, fast lautlos dahinzugleiten und die Blicke durch die Panorama-Glasscheibe zu genießen.

Die Lenkung ist direkt und vermittelt durchaus ein natürliches Gefühl. Zudem kann man im Menü den Widerstand individuell einstellen.

Für steile Tiefgaragenrampen oder ähnliche Hindernisse kann man das Fahrwerk zudem manuell „hochpumpen“, um nicht aufzusetzen. Die bisherige Schwäche, Windgeräusche bei hohen Geschwindigkeiten, wurde nun ebenfalls ausgebessert. Das Tesla Model X Raven ist nun auch bei hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn angenehm leise. Tesla setzt zudem ganz auf das One-Pedal-Driving, das zum Elektroauto als Alleinstellungsmerkmal dazugehöre. Das heißt: Man geht vom Gas und das Auto rekuperiert direkt stark. Dafür kann man zwei Stärke-Stufen einstellen. Schnell gewöhnt man sich an die stärkere Version, denn meistens geht man ja vom Gas, wenn man Geschwindigkeit reduzieren möchte.

Inkludiert ist ferner eine autonome Notbremsfunktion. Der Autopilot wird zudem laufend aktualisiert. Die semi-autonome Funktion ist in Ordnung, aber effektiv arbeiten die System von Audi, BMW und Mercedes hier schon besser.

Abmessungen

Länge: 5,04 m
Breite: 2,00 m
Höhe: 1,68 m
Radstand: 2,96 m
Leergewicht: 2.391 – 2.441 kg

Fazit: Das Tesla Model X Raven ist besser als je zuvor: Der neue Elektromotor bringt mehr Leistung und Effizienz, die neue Luftfederung bringt mehr Komfort und Tesla hat deutlich an der Geräuschdämmung gefeilt. Insofern ist das Tesla Model X nicht nur effizient und bietet eine große Reichweite, sondern kann nun auch in den Qualitäts-Belangen mit den deutschen Premium-Herstellern mithalten, in denen es bislang nicht geklappt hatte. Das Innenraum-Konzept ist immer noch futuristisch und sucht seinesgleichen. Auf der Höhe der Zeit ist auch der Verzicht auf Tierhaut auf den Sitzen. Der Preis bleibt natürlich in allen Fällen sehr hoch, wobei vergleichbare Konkurrenzprodukte auch keineswegs günstig sind. In jedem Fall bleibt das einzigartige Tesla-Feeling eines gemächlichen lautlosen Fahrens, bei dem es regelrecht auf Knopfdruck rasante Beschleunigungen gibt. Mit den jüngsten Änderungen zählt das Model X zu den besten Premium-SUVs auf dem Markt.

Autogefühl: *****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak