VW Golf 8 GTE Fahrbericht neuer Golf PHEV 2020

Der VW Golf geht in die 8. Generation, mit dabei auch wieder der Golf GTE Plugin-Hybrid. Wir fahren den neuen VW Golf 8 GTE. Von Thomas Majchrzak

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Exterieur

Die Grund-Dimensionen sind geblieben, der Radstand von 2,63 m bleibt, die Länge von 4,28 m ist nur 3 cm länger, d.h. hierbei handelt es sich nur um Stoßfänger-Überhänge. Der Golf sieht mit dem neuen Design trotzdem etwas flacher und schnittiger aus. Die Frontleuchten kommen serienmäßig in LED-Technologie, optional sind Matrix-LED-Scheinwerfer verfügbar mit 2x 22 LEDs. Die Matrix-Scheinwerfer können im Fernlicht bestimmte Bereiche aussparen, so dass man z.B. blendfrei mit Fernlicht fahren kann, obwohl sich gerade ein anderes Fahrzeug vor einem befindet. Die adaptive Fernlichtfunktion für die normalen Scheinwerfer lässt sich auch später erst freischalten, das ist ein neues System, bei dem die Hardware direkt umfassend kommt, aber die Software erst später erweiterbar ist. Einerseits kann man sagen, was soll das für den Kunden, warum gibt der Hersteller das dann nicht gleich mit drauf, andererseits ermöglicht dies späteren Besitzern des Fahrzeugs, Dinge zu bestellen, die der Erstbesitzer vielleicht nicht wollte oder nicht bezahlen wollte.

Der Golf GTE kommt vorne mit einer blauen Zierleiste, die sich entlang der gesamten Front zieht bis jeweils in die Scheinwerfer. Darunter befindet sich das LED-Tagfahrlicht, das auch den mittleren Bereich neben dem Logo abdeckt. Dieselbe Lichtsignatur erhalten GTI und GTD. Beim GTI ist die äußere Zierleiste in Rot gehalten, beim GTD in Silber. Golf GTI, Golf GTE und Golf GTD kommen alle mit einer kräftigen Frontschürze in Wabenoptik. Die optionalen Nebelscheinwerfer sind in das untere Wabengitter X-förmig eingelassen.

Im Seitenprofil hat sich beim Golf nicht viel getan, Charakter-Element ist hier weiterhin die kräftige C-Säule. Felgen starten bei 15-Zoll-Stahl, dann 16-Zoll-Alu und weiter hoch 17″ (Serie für GTI, GTE, GTD und R-Line), und optional bis 19″ für GTI, GTD und R. Der GTE bekommt optional 18 Zoll. Die Heckleuchten kommen ebenfalls in LED, in der höheren Ausbaustufe auch mit einem auffälligeren Wechsel-Licht, wenn man bremst.

Der VW Golf GTI erhält eine Sportabgasanlage, die zweiflutig ist und weit auseinander steht. Beim Golf GTD sind die Doppelendrohre beide nebeneinander auf der linken Seite. Der Golf GTE schließlich erhält nur eine auspuff-ähnliche Optik am Heck.

Interieur

Der neue Golf ist im Interieur durchweg digitaler: Links bei den Instrumenten kommt serienmäßig ein 10,25″ Screen zum Einsatz, der bei Golf GTI, GTE und GTD eine spezifische sportliche Grafik zeigt. Rechts beim Infotainment-System ist der Standard-Screen im Basis-Golf und unteren trims 8,25″ groß, dieser hat dann auch noch klassische zwei Drehknöpfe, links für die Lautstärke, rechts für die Radio-Sender oder fürs Zoomen in der Karte. Wer also nicht komplett knopflos unterwegs sein möchte, hat damit noch die Möglichkeit. Auch dieses System unterstützt bereits Apple CarPlay / Android Auto. Optional oder Serie für Golf GTI, GTE, GTD und R kommt das Infotainment in 10″ und komplett knopflos – Discover Media, mit Navi, das aber nur auf den Hauptscreen läuft. Die höchste Ausbaustufe Discover Pro bringt das Navi auch in die Instrumente und bietet auch wireless Apple CarPlay an sowie eine natürliche Sprachbedienung („Hallo Volkswagen“). Diese wird man auch benötigen, denn die Software wirkt mit dem neuen Funktionsumfang zum Teil etwas kompliziert und nicht immer intuitiv. Eine manuelle Klima-Bedienung sucht man für beide Setups vergeblich, das wird alles über kapazitive Tasten unterhalb des Screens gesteuert. Man kann auf kälter oder wärmer drücken oder auch swipen, oder alternativ die Spracheingabe nutzen („Mir ist kalt“). Für alle, die die Klimaanlage ohnehin auf 22 Grad und AC an lassen, ist das egal. Für alle, die gerne etwas während der Fahrt verstellen, wird es komplizierter. Interessanterweise gibt es aber bedürfnisorientierte Klimatasten im Screen, z.B. „Füße kühlen“ oder „Hände erwärmen“, bei denen dann das entsprechende Programm eingestellt wird. Das neue optionale Head-Up-Display wird direkt in die Scheibe projiziert und ist eine gute Sicherheits-Ergänzung. Sitzheizung steht nun nicht nur für die Vordersitze, sondern auch für die rückwärtigen Sitze zur Verfügung, ebenso wie eine 3-Zonen-Klimaautomatik. Das größte Soundsystem kommt von harman kardon mit 10 Lautsprechern und bietet einen angenehm klaren Klang.

Das Lenkrad startet beim Golf standardmäßig mit echten Knöpfen, beim GTE kommt automatisch das sportliche Lenkrad mit abgeflachtem Kranz unten, Perforation an den Seiten und – leider – kapazitiven Flächen für die Bedienung. Das sieht zwar schicker aus, aber ist in der Bedienung deutlich komplizierter. Der GTE erhält im Interieur ferner eine blaue Design-Thematik z.B. mit blauen Akzenten an den serienmäßigen Sportsitzen oder mit blauen Kontrastnähten.

Das Platzangebot ist mit dem Vorgänger vergleichbar. D.h. vier große Erwachsene passen rein, wobei hinten damit genau passend gemeint ist. Besonders positiv fallen uns im Golf die neuen Ergoactive-Sitze auf mit dem Bezug Stoff/Mikrofaser, sie bieten noch mal ein deutliches Komfort-Plus. Auch die neuen Sportsitze mit integrierter Kopfstütze, serienmäßig für GTI, GTE und GTD, bieten einen guten Komfort. Sie schaffen mehr Seitenhalt.

Das optionale Glas-Schiebedach schränkt die Kopffreiheit vorne geringfügig ein, wobei das auch noch als großer Erwachsener in Ordnung geht. Hinten steigt der innere Dachhimmel wieder an. Der Kofferraum ist wie vom Golf gewohnt praktisch zu nutzen, Gepäck für zwei Personen passt gut hinein. Die Abmessungen innen sind ca.: 75 cm Länge bis zu den Rücksitzen, 155 cm Länge umgeklappt bis zu den Vordersitzen, 100 cm Breite, 40 cm Höhe unterhalb der Kofferraumabdeckung, 70 cm Höhe insgesamt.

Die Literzahlen sind beim GTE mit 272 bis 1.126 l gut 100 Liter geringer als beim Standard-Golf.

Motoren VW Golf 8

Turbo-Benziner TSI
1,0 l 3-Zylinder mit 90 oder 110 PS
1,5 l 4-Zylinder mit 130 oder 150 PS

Turbo-Benziner eTSI mit Mild-Hybrid (automatisch wenn man DSG wählt)
1,0 l 3-Zylinder mit 110 PS
1,5 l 4-Zylinder mit 130 oder 150 PS

GTI
2,0 l 4-Zylinder mit 245 PS (6-Gang-Handschalter oder 7-DSG), 370 NM
6,3 Sek. 0-100 km/h

R
2,0 l 4-Zylinder mit 320 PS

Plugin-Hybrid eHybrid
1.4 l 4-Zylinder + Elektro mit 204 PS oder 245 PS (Golf GTE) – 13 kWh Batterie
Rein elektrisch bis 130 km/h, Höchstgeschwindigkeit 225 km/h
GTE 6,7 Sek. 0-100 km/h
Aufladen mit max. 3,6 kW (Wallbox / Ladestation)

Turbo-Diesel TDI
2.0 l TDI mit 115 oder 150 PS (optional Allrad)

GTD
2.0 l TDI mit 200 PS

Erdgas TGI
130 PS

Während ein Golf GTI bei 37.600 Euro liegt, startet der GTE bei 41.600 Euro – hat aber dafür schon viel Serienausstattung. Davon gehen dann die steuerlichen Abzüge und Förderungen ab, so dass ein GTE letztlich deutlich günstiger wird als ein GTI.

Fahrverhalten

Grundsätzlich fühlt sich der VW Golf 8 immer noch an wie ein typischer Golf: Ausbalanciert im Handling, sehr leise, komfortabel, angenehm, unauffällig. Die Geräuschdämmung ist auf einem hervorragenden Niveau, auch auf der Autobahn. Auch ohne spezielle Sportversion macht der Golf schon viel Fahrfreude und gibt sich sehr agil. Das adaptive Fahrwerk DCC steht wieder optional zur Verfügung, es lässt sich nun auf Bedarf in viel mehr Stufen regeln. Es bietet erneut eine ausgewogene Mischung aus Komfort und Sportlichkeit.

Überarbeitet hat VW den Schalthebel des Direktschaltgetriebes DSG, er ist nun deutlich kleiner und ermöglicht auch einen schnelleren Übergang beim Wechseln von Fahrmodus und Rückwärtsgang oder zurück, weil er via „shift by wire“ funktioniert, der Befehl-Austausch erfolgt also rein elektronisch. In der Tat spart man dadurch sogar Zeit beim Rangieren, weil die Gangwechsel so schnell erfolgen.

Wir sind im neuen Golf bereits den 1.5 TSI mit 150 PS gefahren, der zum Einen technisch überarbeitet wurde für mehr Effizienz, zum Anderen als Mild-Hybrid kommt. Gerade, wenn man im Eco-Modus fährt, gibt es so häufiger Momente des „Segelns“, also wenn der Motor abschaltet und man ohne Drehzahl rollt. Und ob es die Hardware-Überarbeitungen sind oder der MHEV, der Verbrauch geht wirklich in Ordnung. Bei sachter Fahrweise können wir tatsächlich gut 5 l / 100 km erreichen, das ist ein tolles Ergebnis. Gleichzeitig bietet die 150 PS Variante ordentlich Durchzug. Das DSG schaltet die Gänge unmerklich durch, trägt zum sanften Fahrverhalten nochmals bei. Zudem entschlackt der kleine Schalthebel den Innenraum, so dass es an der unteren Mittelkonsole etwas luftiger wird.

Die Sportmodelle GTI und GTD kommen mit 15 mm Tieferlegung des Fahrwerks, optional steht hier auch das adaptive Fahrwerk DCC zur Verfügung, ebenfalls mit 15 mm Tieferlegung. Das Handling wird durch das straffere Fahrwerk noch etwas agiler. Dazu kommt die stärkere Motorleistung, und beim GTI natürlich der knackige Auspuffsound.

Beim Fahren des VW Golf 8 GTI fällt auf, dass der Unterschied zwischen Basis-Golf-7 und Basis-Golf-8 kleiner ist als der Unterschied zwischen GTI Mk7 und GTI Mk8. VW hat aus dem neuen GTI noch mal mehr herausgeholt. Die Federrate wurde an der Vorderachse um 5 % erhöht und an der Hinterachse um 15 %. Speziell die steifere Hinterachse sorgt dafür, dass sich das Heck etwas leichter anfühlt. Ausgehend vom Comfort- oder Sport-Modus in der DCC-Auswahl kann man über den Individual-Modus das Setting jeweils noch komfortabler oder sportlicher stellen. Der GTI beschleunigt nach wie vor fix und liefert dazu einen noch knackigeren Sound. Die Lenkung wurde überarbeitet und benötigt nun noch weniger Lenkweg, fühlt sich aber trotzdem sehr feinfühlig und natürlich an. Gerade bei hohen Geschwindigkeiten bleibt der Golf GTI gelassener als je zuvor, fühlt sich bei high speed auf der Autobahn eher so souverän an wie ein Fahrzeug aus einem Segment darüber. Also: Hardware top. Der neue Golf GTI setzt Maßstäbe. Als Verbrauch verzeichnen wir bei ausgeglichener Fahrweise gut 7 l / 100 km und bei sportlicher Fahrweise 8 l / 100 km. Das ist kein großer Unterschied zur Vorgänger-Generation.

Nun zum Golf GTE. Gestartet wird zunächst immer rein elektrisch. Und es ist auch schon eine nennenswerte Beschleunigung rein elektrisch möglich. Lediglich wenn man das Gaspedal komplett durchdrückt, schaltet sich auch im EV-Modus der Verbrenner zu. Per Knopfdruck kann man in den Hybrid-Modus wechseln, bei dem das Fahrzeug automatisch wählt, ob Benziner oder Elektromotor oder beide verwendet werden. Lediglich im Infotainment-Menü kann man die Rekuperationsstufen noch stark, auf Auto oder auf schwach einstellen. Wir empfehlen hier die starke Rekuperation, dann kann man mit dem Golf GTE tatsächlich häufig auch mit einem Pedal fahren. Mit 165 kg zusätzlichem Gewicht hat die Elektrifizierung erstmal eine Nebenwirkung. Aber merkt man das beim Fahren? Nur geringfügig, aber es macht sich eher positiv bemerkbar: Der GTE liegt satt auf der Straße, und das, obwohl die Tieferlegung hier gegenüber GTI und GTE entfällt, weil man beim GTE einmal schon basismäßig wie beschrieben mehr Gewicht hat, was die Federung runterdrückt und man daher aus Sicherheitsgründen noch ein wenig mehr Bodenfreiheit behalten möchte – zum Schutz der Batterie im Unterboden. Entweder bekommt man das Serienfahrwerk mit sportlicherer Dämpferrate oder optional für ca. 1.000 Euro das adaptive Fahrwerk DCC. Der neue Golf GTE ist sehr komfortabel und sportlich zugleich, wobei der GTI deutlich straffer ausgelegt ist als der GTE. Das ist auch gut so, so nimmt der GTE eine Nische zwischen Golf und Golf GTI ein. Die realistische rein elektrische Reichweite liegt bei gut 45 km. Als einen rein elektrischen Verbrauch verzeichnen wir 17 kWh / 100 km, das würde rein rechnerisch sogar mehr bedeuten. Die Reichweiteanzeige im Auto orientiert sich aber auch eher gen 45 km. Als reinen Spritverbrauch muss man mit ca. 7 l / 100 km rechnen. Häufig aber wird beides kombiniert, und so sinken beide Werte. Bei einer effizienten Testfahrt erzielen wir z.B. 2 l / 100 km und 10 kWh/ 100 km im kombinierten Betrieb.

Leider ist die Bedienung der Cruise Control beim Fahren über die kapazitiven Flächen sehr umständlich. Und wenn der Tempomat einmal z.B. durch den Druck aufs Bremspedal gecanceled wurde, reicht es nicht mehr zum Einstellen einer neuen Geschwindigkeit, die Minus- oder Plustaste zu drücken. Man muss erst auf Resume und dann die Geschwindigkeit neu einstellen. Wieso? Die Klima-Anlage ließ sich bei unserer Testfahrt gar nicht mehr verstellen, weil die Software sich aufgehängt hat. Also: Hardware top, Software flop. Leider. So ein fantastisches Auto im Fahrverhalten, man kann nur hoffen, dass VW bei der Software nachbessert.

Der Front Assist (Autonome Notbremse) ist serienmäßig und wurde im Funktionsumfang überarbeitet. Die ACC, die adaptive Geschwindigkeitsregelung, arbeitet in der höchsten Ausbaustufe bis 210 km/h, regelt prädiktiv die Geschwindigkeit vor Kreuzungen und Kreisverkehren, erkennt Verkehrszeichen und reagiert darauf und kann sogar vor einem nahenden Stauende warnen und darauf reagieren. Wenn man die hohe Ausbaustufe der Assistenzsysteme nimmt, den Travel Assist, ist das Lenkrad auch mit einer kapazitiven Funktion ausgestattet, erkennt also, ob der Fahrer seine Hände am Lenkrad hat und eben nicht über eine Bewegungserkennung. Das hilft dabei, dass man bei langer Geradeausfahrt keine Fehlermeldung erhält, obwohl man die Hände noch am Lenkrad hat.

Abmessungen

Länge: 4,28 m
Radstand: 2,63 m
Breite: 1,79 m
Höhe: 1,45

Fazit: Der neue VW Golf setzt auch in der 8. Generation wieder den Benchmark im Segment, was die Hardware angeht. Er bringt wie gewohnt keine Revolution, aber wurde im Detail verfeinert und natürlich weiter digitalisiert. Ein Highlight sind grundsätzlich die neuen Komfort-Sitze mit Mikrofaser, die Sportmodelle GTI, GTE und GTD glänzen mit den Stoff-Sportsitzen mit integrierter Kopfstütze, die auch mehr Komfort bringen als bisher und gerade auch für große Menschen geeignet sind. Der Golf GTE kommt mit attraktiven blauen Akzenten an Exterieur und Interieur. Die Bedienung über kapazitive Flächen für Lautstärke, Klima und im GTE auch serienmäßig am Lenkrad ist ein klarer Rückschritt. Nicht intuitiv, kompliziert, ablenkend. Zudem ist die Software des Golf nicht ausgereift und fehleranfällig. Das passt so gar nicht dazu, dass gerade der neue VW Golf 8 rein im Fahrverhalten das wahrscheinlich beste Auto im Segment ist. Der neue VW Golf 8 GTE kommt mit höherer elektrischer Reichweite, das ist ein signifikanter Unterschied zum Vorgänger. Im Fahrverhalten gibt sich der Golf GTE sehr ausgewogen, sportlich, aber nicht so straff wie ein GTI, aber durchaus schon kraftvoll und agil, dabei stets komfortabel und spurtreu.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos & Video: Autogefühl, Jonas Bomba