Neue Mercedes S-Klasse Premiere 2021 V223 W223

Die Mercedes S-Klasse hat im Laufe ihrer Geschichte immer wieder neue Technologien eingeführt, von der später auch andere Klassen und letztlich auch der gesamte Fahrzeug-Markt profitiert hat – bestes Beispiel das ABS, was 1978 in der S-Klasse eingeführt wurde. Nun kommt die neue Generation der S-Klasse (Modellcodes V223 LWB, W223 SWB), wir erklären die Neuheiten und Innovationen. Von Thomas Majchrzak

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Exterieur

AMG-Line

Die neue Mercedes S-Klasse verändert sich im Exterieur-Design eher evolutionär. Der Kühlergrill ist etwas größer, die Scheinwerfer etwas schmaler. Sie starten direkt mit dem Multibeam-LED-Licht mit erweiterter Fernlichtfunktion, optional erhält man ein digitales Licht mit Mikro-Spiegeln, der Scheinwerfer kann hierbei dann auch als Projektor dienen und Symbole auf die Fahrbahn projizieren. Die AMG-Line erhält denselben Kühlergrill, der untere Lufteinlass ist hierbei offener gestaltet mit zwei Chromlamellen. Im Seitenprofil zeigt die S-Klasse die klassische Zwei-Fenster-Grafik an der hinteren Tür und die ausgeprägte C-Form der C-Säule. In der Länge wächst die Variante mit kurzem Radstand W223 um 5,5 cm auf 5,18 m und die Variante mit langem Radstand V223 um 3,5 cm auf 5,29 m. Luftfederung ist Standard, optional erhält man die E-Active Body Control, bei der sich das Fahrzeug auch in die Kurve lehnen kann, weil jedes Rad einzeln angesteuert werden kann. Felgen gibt es von 18 bis 21 Zoll, letztere optional in der AMG-Line. Die Türgriffe gibt es entweder in Standard-Ausführung herausstehend oder ausfahrbar (im geschlossenen Zustand dann bündig mit dem Fahrzeug) im Rahmen des keyless go Pakets. Im Falle eines Seitencrashs kann sich die S-Klasse kurz vor dem Aufprall anheben, was den Aufprall des anderen Fahrzeugs eher auf die Karosserie lenkt, so dass die Insassen der S-Klasse weniger Aufprallenergie mitbekommen. Genau anders herum sieht es dann aber für das gegnerische Fahrzeug aus. Die neue Mercedes S-Klasse trägt am Heck nun stärker in die Horizontale gezogene Leuchten, ähnlich auch zum jüngsten E-Klasse Facelift und zur A-Klasse Limousine. Die AMG-Line trägt am Heck einen Diffusor-Stil. Die Auspuff-Blenden sind jeweils gleich und in die Waagerechte gezogen.

Spannend: Die S-Klasse ist ja jetzt schon ein ruhiges Fahrzeug, nun erfolgt eine weitere Dämm-Maßnahme, die bisher so noch nicht gemacht wurde: Extra Dämmschaum wird bereits an der Rohkarosserie appliziert und breitet sich dann während der Lackierung aus.

Interieur

AMG-Line Lenkrad

Das Interieur ist tatsächlich revolutionär für die S-Klasse. Kennzeichen ist der serienmäßige 12,8″ Screen in der Mitte, der zusammen mit dem geschwungenen Zierelement senkrecht angeordnet ist. Knöpfe gibt es kaum noch, alles wird im Screen geregelt. Die neue Generation MBUX bietet noch mehr Sprachbefehle und Funktionen, und man kann sich individuell per Benutzeraccount anmelden, wenn man möchte, auch per Fingerabdruck. Dafür ist die Menüführung komplizierter und auch die Temperatur muss per Touch eingestellt werden. Interessant ist das neue Burmester 4D Surround-System, das auch Boxen in den Sitzen für Vibrationen vorsieht. Auf der Fahrerseite kommen 12,3″ Digital-Instrumente, optional mit einer 3D-Ansicht, die dann z.B. auch für die Navi-Karte eine räumliche Darstellung ermöglicht.

Bei den neuen Lenkrädern, die auch bei der E-Klasse eingesetzt werden, sind die Bedienungen für die Distronic nun direkt auf dem Lenkrad auf einem kapazitiven Feld. Es gibt entweder ein Standard-Lenkrad mit zwei geschlossenen Schalterleisten ohne hervorstehende Knöpfe oder auch ein AMG-Sportlenkrad mit zwei waagerechten Streben. In beiden Fällen kann man die Tasten eindrücken, aber sie sind in die Oberfläche integriert. Das wirkt jedoch weniger hochwertig als zuvor und ist komplizierter zu bedienen. AMG-Line Exterieur und Interieur sind bei der S-Klasse aneinander geknüpft. Dann erhält man auch das AMG-Lenkrad mit zwei waagerechten Streben. Es sei denn, man wählt das Lenkrad mit beschichtetem Holz, dann hat man zwar auch die AMG-Line drinnen aber das Standard-Lenkrad mit eben dem lackierten Holzkranz. Nach dem Markstart wird laut Mercedes auch eine Tierhaut-Alternative für das Lenkrad verfügbar sein.

Das optionale Head-up-Display gibt es in zwei Hardware-Stufen. Bei der höherwertigen Version kommt auch eine Augmented Reality Funktion zum Einsatz. Dabei sieht man dann animierte Pfeile von der Navigation direkt dorthin projiziert, wo man tatsächlich auf der Straße abbiegen muss.

Tierhaut-Bezüge sind in der S-Klasse noch Standard, was nicht mit dem neuen Slogan von „Sustainable Luxury“ bei Mercedes zu vereinbaren ist. Immerhin: Auf Anfrage erhält man die S-Klasse komplett mit Stoffsitzen, was tierfreundlicher, nachhaltiger und umweltfreundlicher ist, zudem bleibt es im Sommer kühler und im Winter wärmer. Die Sitze an sich sind grundsätzlich ausladend und sehr weich gepolstert, so dass man eher das Gefühl bekommt, auf dem Sitz statt im Sitz zu sitzen.

Die weichen Mikrofaser-Kissen an den Kopfstützen sind nun nicht mehr nur für hinten, sondern auch für die vorderen Sitze erhältlich. Und hinten kann man diese nun auch beheizen, wenn man das entsprechende Paket wählt.

Auf der Rückbank findet sich in der Langversion natürlich reichlich Platz. Entweder man bestellt die Standard 5-Sitzer-Rückbank, die Variante mit elektrisch verstellbaren Sitzen außen und herunterklappbarer Multimedia-Konsole, oder die Einzelsitz-Konfiguration. Die Langversion bietet ferner auch das Executive-Seating, wobei der Beifahrersitz auf Knopfdruck ganz nach vorne geschoben wird und sich ein Fußschemel ausklappt. Schon bei 1,85 m kann man aber seine Beine nicht ganz ausstrecken.

Der Kofferraum fasst nun 20 l mehr und kommt auf 550 l.

Beim Seitencrash sorgen die seitlichen Sitzpolster dafür, dass die Insassen stärker Richtung Fahrzeugmitte gedrückt werden, um sie weiter zu schützen. Ein weiteres neues Sicherheitsmerkmal ist der neue Airbag für die Fondpassagiere, jeweils auf den äußeren Sitzen. Dieser ist auch mit Kindersitzen kompatibel. Nissan hatte diese Technologie einmal eingeführt, 1993 war der Nissan President das weltweit erste Auto mit einem aufpreispflichtigen Airbag für den linken Fondinsassen (weil in Japan Linksverkehr herrscht). Nun führt Mercedes diese Technologie auf beiden Fondseiten ein, das erste Mal in dieser Form.

Motoren

Benziner
R6 Zylinder MHEV
S450 RWD/AWD
S500 AWD

R6 PHEV
rein elektrisch ca. 100 km

V8 MHEV
S580
S63

V12 Maybach

Diesel
S350d RWD/AWD
S400 AWD

Fahrverhalten

Luftfederung ist Standard, optional erhält man die E-Active Body Control, bei der sich das Fahrzeug auch in die Kurve lehnen kann, weil jedes Rad einzeln angesteuert werden kann.

Während Mercedes sich beim Thema Hinterachslenkung im Vergleich zu Audi und BMW bislang zurückgehalten hat, kommt die neue S-Klasse nun optional mit einer Hinterachslenkung, die es in sich hat: Bei niedrigen Geschwindigkeiten lenkt die Hinterachse um bis zu 10 (!) Grad mit, das ist doppelt so viel wie bei der Konkurrenz. Damit vermindert sich der Wendekreis um 2 (!) Meter. Aber auch beim Rangieren während des Einparkens oder bei agiler Fahrt bei gemäßigter Geschwindigkeit steigert dies Wendigkeit und Agilität. Bei höheren Geschwindigkeiten wird dann wie gewohnt parallel zur Vorderachse mitgelenkt, um die Stabilität zu steigern.

Wichtig: Das Lenkrad arbeitet nun für die Erkennung, ob Fahrer die Hände noch am Lenkrad haben, kapazitiv. D.h. es ist keine Bewegung nötig, man muss nur die Hände am Lenkrad haben. Das reduziert Fehler, bei dem das Auto einen ggf. auffordert, die Hände ans Lenkrad zu nehmen, obwohl dies bereits der Fall ist – z.B. bei komplett gerader Autobahnfahrt.

Die S-Klasse kommt serienmäßig mit Level-2-Assistenzsystemen, d.h. mit der Verbindung aus aktivem Spurhalte-Assistenten und adaptiver Cruise Control. Optional kann man sie bereits mit dem Level 3 für Autonomes Fahren ausrüsten, in diesem Fall übernimmt das Fahrzeug komplett die Steuerung und auch die Verantwortung, aber nur in bestimmten Situationen – z.B. auf der Autobahn. Gesetzlich ist das noch nicht möglich, aber die S-Klasse bietet bereits die Hardware dafür. In diesem Fall befindet sich im Kühlergrill noch ein Lidar (Laser-Sensor), in der Frontscheibe eine zusätzliche Kamera und ein zusätzlicher Sensor sowie eine weitere Kamera am Heck.

Abmessungen

Länge: 5,18 m (kurzer Radstand W223) 5,29 m (langer Radstand V223)
Radstand:
Breite:
Höhe:

Fazit: Die neue Mercedes S-Klasse hat sich äußerlich evolutionär weiterentwickelt. Die klaren Designlinien funktionieren sehr gut. Im Interieur hat sich mehr getan, es ist nun komplett digital. Interessante Innovationen sind das 3D-Instrumenten-Display und das neue 4D-Soundsystem sowie die neue Generation MBUX. Dafür ist die Bedienung über das kapazitive Lenkrad und das komplexere Menü deutlich schwieriger geworden. Das ist nicht nutzerfreundlich. Umweltfreundlicher sind ggf. neuen Mildhybride bei den Benzinern, die tierfreie Ausstattung muss man beim Händler anfragen, sie wird nicht von Mercedes forciert. Und eine glatte nachhaltige Oberflächen-Alternativen wie z.B. im neuen BMW 5er steht nicht zur Verfügung. Wegweisend sind neue Dämmungsmethoden sowie weitere Sicherheitsmaßnahmen wie der Fond-Airbag. Und auch beim autonomen Fahren ist die Mercedes S-Klasse ganz vorn mit dabei.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos & Video: Autogefühl, Jonas Bomba