Der VW Tiguan erhält ein Facelift, gleichzeitig launched der VW Tiguan R als PS-starke Version und der erste VW Tiguan Plugin-Hybrid namens eHybrid. Wir sind beide gefahren. Von Thomas Majchrzak
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Exterieur
Tiguan R
Tiguan R-Line
Tiguan eHybrid
In der Front ist der Kühlergrill nun etwas größer und geschwungener. Die Leuchten kommen serienmäßig mit LED und optional mit Matrix-LED (iQ Light). Die Motorhaube ist ferner etwas höher, was einen kräftigeren Auftritt macht. Mehr Sportlichkeit bekommt man entweder rein designtechnisch mit der R-Line oder mit dem Tiguan R. In beiden Fällen erhält man kräftigere Spoiler und schwarze Kontraste. Beim R sind gerade die Lufteinlässe noch mal größer. Für den R gibt es auch die Volkswagen R typische Farbe Lapiz Blau (hier auch beim R zu sehen). Ein weitere neue Farbe heißt Nightshade-Blue, die je nach Lichteinfall unterschiedlich schimmert (hier zu sehen in der R-Line). An Lines gibt es neben der Basis „Tiguan“ nun Tiguan Life, Elegance, R-Line und dann als Top-Sportversion den R. Die Basisfelgengröße ist 17 Zoll. Der Tiguan R kommt serienmäßig mit 20-Zoll-Felgen, optional kann man sogar 21 Zoll montieren (hier beim Tiguan R auch zu sehen). Das ansonsten optionale DCC ist beim Tiguan R serienmäßig und sitzt aber 10 mm tiefer. Am Heck zeigt das Tiguan Facelift neue Rückleuchten mit LED-Technik, beim Bremsen sieht man den zweistufigen dreidimensionalen Effekt. Der VW Tiguan R kommt mit einer Sportabgasanlage, optional kann man den Akrapovic-Klappenauspuff bestellen.
Interieur
Tiguan R
Tiguan R-Line
Tiguan eHybrid
Im Innenraum finden wir für die sportlichen Modelle sehr attraktive neue Sitze: Die R-Line erhält einen Sportsitz mit Stoff-Mikrofaser-Mix in Grau, der etwas mehr Seitenhalt bietet und einen hervorragenden Sitzkomfort. Der Tiguan R kommt ferner direkt mit einem Supersportsitz mit integrierter Kopfstütze, ebenfalls im Stoff-Mikrofaser-Mix – top! Er bietet ebenfalls einen sehr guten Komfort und noch mehr Halt. Im Tiguan hat man jeweils schon eine aufrechte Sitzposition eines großen SUVs, ohne aber dass die Außenmaße zu ausufernd wären. Vier Erwachsene mit 1,90 m oder größer haben auf allen Plätzen alle Freiheit. Der Laderaum ist praktisch und die Rücksitze lassen sich vom Fond und vom Kofferraum aus umklappen.
Bei den Instrumenten startet man im Basis-Tiguan noch analog, optional erhält man das Virtual Cockpit in 10 Zoll (Serie ab „Elegance“, viele verkaufte Tiguan werden damit also die digitalen Instrumente bekommen). Bei den Infotainment-Systemen geht es bei 6,5″ los, optional oder Serie ab Elegance/R-Line ist 8″ (noch mit Knöpfen für Lautstärke und Zoom) und optional das knopffreie 9,2″ System. Wir empfehlen das 8″ System, da es noch die zwei erwähnten Bedienknöpfe hat und vom Funktionsumfang und von der Größe her völlig ausreicht. Apple CarPlay geht auch wireless, Android Auto per Kabel. Das Ambiente-Licht umfasst nun eine Einstellmöglichkeit für 30 Farben. Die 3-Zonen-Klimaautomatik bekommt man bereits ab mid-trim Tiguan Life. Vorne hat die Klimaautomatik Touchslider, die zwar nicht ganz so handlich sind wie manuelle Drehregler, aber für Touchslider noch sehr einfach und gut zu bedienen sind. Auch die Temperatur-Einstellung ist gut ablesbar. Lediglich die absoluten Basis-Versionen erhalten noch die klassischen Dreh-Regler für die Klima-Bedieneinheit.
Neu ist das Lenkrad, das nun durchweg moderner ausschaut. R-Line und R bekommen ferner ein Sportlenkrad mit abgeflachtem Kranz und perforierten Seiten. Standardmäßig hat das Lenkrad noch echte Knöpfe zum Eindrücken, das ist auch praktischer. Neu hinzu kommt darüber hinaus auch ein Lenkrad mit kapazitiven Bedienflächen, wie z.B. Serie für den Tiguan R. Das sieht zwar schick aus, besser zu kontrollieren als zuvor ist das aber nicht. Was aber praktisch ist: Beim Tiguan R kommt eine neue R-Taste hinzu, damit man schnell direkt am Lenkrad in den Race-Modus wechseln kann, etwa für einen schnellen Überholvorgang. Dann muss man nicht die untere Taste in der unteren Mittelkonsole bedienen oder im Infotainment-System für den sportlichen Fahrmodus herumtippen.
Motoren
1.5 TSI mit 130 oder 150 PS
2.0 TSI mit 190 oder 245 PS (jeweils AWD)
2.0 TSI Tiguan R mit 320 PS (AWD mit Torque Vectoring) – 4,9 Sek. 0-100 km/h
Preis ca. 58.000 Euro
1.4 TSI PHEV eHybrid mit 245 PS (13 kWh Batterie) – 7,5 Sek. 0-100 km/h
Rein elektrische Reichweite 50 km
Rein elektrische Höchstgeschwindigkeit 130 km/h, absoluter top speed 205 km/h
Preis ca. 45.000 Euro
2.0 TDI mit 120, 150 (optional AWD) oder 200 PS (AWD)
Fahrverhalten
Der VW Tiguan bietet ein sehr komfortables Serien-Fahrwerk, bei dem man nicht viel vermisst. Gepaart mit der angenehmen Sitzposition und dem Platzangebot ergibt sich hier schon im Kompakt-SUV-Segment ein angenehmes Reiseauto. Die optionale adaptive Fahrwerksregelung DCC kann man von Comfort bis Sport verstellen. Die Unterschiede sind spürbar. Die Übersicht zu allen Seiten ist sehr gut. Der Tiguan ist kein Design-Experiment, bei dem man die Sicht wegen schwungvoller Design-Eskapaden entzogen bekommt. Sinnvoll ist es sicherlich, den Toten-Winkel-Warner als Sicherheitsextra zu bestellen. Der Front Assist, der den Autonomen Notbremsassistenten enthält, ist zum Glück serienmäßig.
Optional erhält man mit dem Facelift den überarbeiteten Travel Assist, der aus auch Längs- und Querführung besteht. Heißt: Adaptive Cruise Control (ACC) mit prädiktiver Funktion (Karten-Daten und Kamera-System optimieren das halb-autonome Fahren, indem z.B. die Geschwindigkeit reduziert wird, bevor das nächste Verkehrsschild erscheint, dass die Geschwindigkeit begrenzt, so spart man Sprit) und Lane Keeping Assist, um in der Spur zu bleiben. Das assistierte Fahren mit ACC und Spurhalte-Assistenten funktioniert nun sogar bis 210 km/h. Wichtig für die Erkennung, ob der Fahrer noch die Hände am Lenkrad hat, ist die neue kapazitive Funktion des Lenkrads. D.h. man muss nicht über einen Bewegungssensor bestätigen, es reicht, wenn man mindestens eine Hand am Lenkrad hat (es sollten natürlich zwei sein).
Auf der Straße bewährt sich der Tiguan als ruhiges City-Gefährt. Subjektiv gehört der VW Tiguan zu den leiseren SUVs er ist so gut abgedichtet wie manche deutlich teurere Limousine. Auch die Lenkung ist top, denn sie benötigt keine langen Lenkwege, ist einfach zu steuern, aber bleibt gleichzeitig natürlich im Gefühl – und das hat man selten. So stellt der VW Tiguan trotz des Komforts ein spaßiges SUV dar, denn Lenkung und Fahrwerk ermöglichen schon in der Basisversion eine freudige Gangart.
Da schadet auch die Einstiegsmotorisierung nicht. Klar, voll beladen mag man kein schnelles Überholmanöver machen. Der 1.5 TSI reicht aber aus, man hat schließlich einen Turbo. Frontantrieb reicht ebenfalls, wenn man nicht in alpinen Regionen wohnt. Die manuelle Schaltung ist geschmeidig, fast ohne Widerstand und macht daher auch keine Mühe. Überdies spart man mit diesem Setup an Gewicht. Die DSG-Automatik bietet dafür mehr Komfort.
Der neue VW Tiguan R kommt nicht nur mit Allradantrieb (Front plus hinten bei Bedarf), sondern auch mit einer Torque Vectoring Technologie, heißt einer Umverteilung der Kraft zwischen den Rädern der Hinterachse. Durch die individuell verteilbare Kraft wird in Kurven mehr Antriebsmoment an das kurvenäußere Rad gelenkt. Und das führt zu einem spürbar agileren Fahrverhalten und höheren Kurvengeschwindigkeiten. Der Effekt ist deutlicher spürbar, als man denkt. Man wird regelrecht aus den Kurven herausgedrückt, dadurch fühlt sich der Tiguan R ein bisschen mehr nach Hecktriebler an. Der typische Effekt des Haldex-Allrad-Systems, dass man deutlich mehr die Kraft von der Vorderachse spürt, wird dadurch ausgeglichen. Zudem vermittelt der Tiguan R mit größeren Felgen und dem strafferen Fahrwerk mehr Kontakt zur Straße, erlaubt sehr hohe Kurvengeschwindigkeiten und vermittelt ein echt tolles sportliches Fahrgefühl. Für besseren Komfort sollte man allerdings bei den Standard 20-Zoll-Felgen bleiben und nicht noch auf 21 Zoll upgraden. Beim sportlichen Fahren muss man locker mit 11-12 l / 100 km rechnen, fährt man sparsam und mit Cruise Control, sind durchaus 8 bis 9 l / 100 km drin.
Der neue Tiguan eHybrid hat zwar mit 245 PS gute GTE-Power, fühlt sich aber beim kompletten Runterdrücken des Gaspedals nicht so geschmeidig an. Die Kraft ist voll da, ja, aber für die volle Beschleunigung fühlt sich der Tiguan eHybrid irgendwie nicht gemacht an. Umso besser sind dafür die rein elektrischen Fahrmomente. Man hat noch eine nennenswerte rein elektrische Beschleunigung, und Dahingleiten macht rein elektrisch ebenso mehr Freude. Wer regelmäßig aufladen kann und/oder die Steuervorteile durch den Plugin-Hybrid genießt, der fährt mit den Tiguan eHybrid also sehr gut. Rein elektrisches Pendeln mit Lademöglichkeit ist also in vielen Fällen möglich. Zudem kann man beim Berg- und Talfahren dann die Rekuperation ausnutzen. Stellt man den GTE-Modus ein, überbrückt der elektrische Boost die Schaltverzögerung des Benziners. Und hat man die Batterie komplett leer gefahren, kommt der Benziner auf einen Minimal-Verbrauch von ebenfalls 6 l bis 7 l / 100 km mit Tempomat auf der Autobahn. Man fährt den Tiguan eHybrid entweder im normalen Drive / D-Modus, dann rollt der eHybrid eher, wenn man den Fuß vom Gas nimmt. Oder man zieht den Automatik-Wählhebel noch eine Stufe zurück, dann kommt man in den B-Modus. Dann rekuperiert der Tiguan eHybrid stärker, wenn man vom Gas geht. Das ist in der Regel die sicherere Weise zum Fahren, und man nutzt die Rekuperation auch mehr. Tritt man auf die Bremse, wird in beiden Fällen zuerst rekuperiert, wenn mehr Bremskraft erforderlich ist, kommen dann die echten Bremsen zum Einsatz. Nutzt man beide Antriebe, ergibt sich ein aufgeteilter Verbrauch, z.B. 3 l / 100 km Sprit und 15 kWh / 100 km Energieverbrauch. Wie genau das ausfällt, kommt dann ganz auf die Nutzung an.
Abmessungen
Länge: 4,48 m (5-Sitzer SWB) / 4,63 m (7-Sitzer LWB)
Breite: 1,83 m
Höhe: 1,63 m
Radstand: 2,68 m (5-Sitzer SWB) / 2,79 m (7-Sitzer LWB)
Fazit: Der VW Tiguan bietet eine tolle Mischung aus Eleganz, Verarbeitungsqualität und Platzangebot. Der Wettbewerb kann in der Regel nur günstiger. Mit Frontantrieb und einem mittleren Ausstattungsniveau kann man seinen Tiguan noch in preislich erreichbaren Regionen behalten – ohne allzu viel Abstriche machen zu müssen. Denn bereits die Basis-Versionen bieten viel. Mit dem Facelift wird der Tiguan optisch nachgeschärft und kommt gerade als R-Line und Tiguan R schärfer und kraftvoller denn je. Der Tiguan R fährt sich mit dem torque splitting / torque vectoring super sportlich und verliert geradezu den frontantriebs-dominanten Allradcharakter, sondern fühlt sich deutlich hecklastiger an. Der neue Plugin-Hybrid Tiguan eHybrid bietet gute Vorteile fürs elektrische Pendeln und fährt sich gerade im rein elektrischen Modus am besten.
Autogefühl: *****
Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak
Fotos & Video: Autogefühl, Jonas Bomba