Skoda Superb Combi iV Fahrbericht PHEV 2021

Seit 2001 markiert der Superb das Spitzenmodell der tschechischen Volkswagen-Tochter Skoda. Im Zuge des Facelifts von 2019 ergänzt erstmals eine Plug-in-Hybrid-Variante die Modellpalette. Wir fuhren den PHEV Superb in der Combi-Version und der Ausstattungslinie Style – der Skoda Superb Combi iV. Von Thomas Imhof

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Der Name Superb wurde erstmals 1934 als Zusatz des damaligen Skoda-Spitzenmodells „640“ verwendet. Schon bald wurde Superb zum alleinigen Gütesiegel für das Topmodell der Marke aus Mlada Boleslav, doch verschwand die Bezeichnung schon bald nach dem Krieg im Jahre 1949. Es dauerte dann bis zum Herbst 2001, ehe die Tschechen den traditionsreichen Begriff mit der Einführung des ersten „neuen“ Superb reaktivierten.

Inzwischen läuft das Modell in dritter Generation. Gebaut wird der intern „3V“ genannte und auf dem modularen Querbaukasten (MQB) des Volkswagen-Konzerns basierende Superb im Skoda-Werk Kvasiny (deutsch: Kwasin). Seit der Einführung des Combi im Jahr 2010 stiegen die Verkaufszahlen in Deutschland deutlich an, lagen ab dann immer um die 15.000 Einheiten pro Jahr. Das bisherige Rekordjahr war 2016 mit 24.145 Stück, doch auch 2019 brachte mit 22.500 Einheiten ein gutes Ergebnis. Neben dem Combi bietet Skoda die im Heimatland auch als Staatslimousine eingesetzte Fließheck-Variante mit großer Heckklappe an.

Skoda bietet den Superb in den Ausstattungslinien Active, Ambition, Hybrid, Style, Sportline, L&K (für Laurin & Klement) und Scout (Offroad-Optik) an. Das Kürzel iV für die Plug-in-Hybridversion steht für „innovative Vehicle“. Hier hätten sich die Marketing-Menschen sicher etwas Originelleres einfallen lassen können.

Der Aufpreis gegenüber einer vergleichbaren Superb Limousine beträgt rund 1000 Euro.

Exterieur

Zum Sommer 2019 erhielt der Skoda Superb Combi ein leichtes Facelift. Die Front prägt nun ein größerer Kühlergrill mit Doppelrippen. Die Scheinwerfer sind flacher gezeichnet – sie ragen nun bis in den Grill und sind bereits ab Basis mit LED-Technik ausgestattet. Optional im Angebot stehen Matrix-LED-Scheinwerfer. Als Folge der neuen Frontschürze wuchs der Skoda Superb Combi in der Länge um sechs auf 4862 Millimeter. Das Heck des gelifteten Superb prägen neue Chromelemente – darunter eine Leiste, die die Voll-LED-Leuchten optisch verbindet und der Skoda Schriftzug, der statt des bisherigen Marken-Emblems nun in Einzelbuchstaben angebracht ist.

Bei der Formensprache ist sich Skoda treu geblieben – es dominieren klar gezeichnete und mehrheitlich scharfe Kanten, eine prägnante Schulterlinie setzt die Seitenpartie schön unter Spannung. Das Heck fällt weder so abrupt im 90-Grad-Winkel ab wie zum Beispiel bei früheren Volvo Raumtransportern, noch so extrem wie bei fast schon coupé-artig geformten Entwürfen. Auf Fake-Auspuffelemente verzichtete Skoda zumindest in der von uns getesteten Version Skoda Superb Combi iV in Style-Ausstattung; auch sonst wirkt alles sehr gut ausbalanciert und ohne kurzlebige Gimmicks. Stattdessen kann das Design der Leuchteinheiten als Reminiszenz an die traditionelle böhmische Glaskunst verstanden werden.

Die Metallic Farbe des Testwagens, Velvet Rot Premium Metallic, lässt sich Skoda mit 1.020 Euro, die optionalen 18-Zoll-Felgen vom Typ Zenith des Testwagens mit 380 Euro extra bezahlten.

Wer den Anschluss für das Ladekabel irgendwo im Heckbereich des Skoda Superb Combi IV sucht, kann dort lange suchen. Stattdessen versteckt sich der Ladeport unter einer Klappe im Kühlergrill – eine seltene, aber sehr dezente Lösung.

Interieur

Der erste Eindruck im Innenraum des Skoda Superb Combi IV ist der ungewöhnlicher Weite. Fangen wir ausnahmsweise mal von hinten an: Dank der nahezu unveränderten Abmessungen bleibt der Kofferraum des Facelift-Modells mit 660 Litern auf dem Niveau des Vorgängers. Mit einer Ausnahme: Beim Skoda Superb Combi IV wird die Batterie vor der Hinterachse im Fahrzeugboden platziert – als Folge schrumpft das Gepäckabteil auf immer noch manierliche 510 Liter, und nach Umklappen der Rückbank erhöht sich das Volumen auf 1800 Liter. Dank elektrischer Fernbedienung schwingt die Hecklappe automatisch und schön hoch nach oben. Die Ladekante liegt bei angenehm niedrigen 66 cm, der Laderaum wird durch keine nach innen ragenden Radkästen eingeengt und schon bei noch aufgestellter Rückbank ergibt sich eine Länge von 1,15 Meter. Wird die Rückbank umgelegt, entsteht eine rampenförmige Ladezone mit Platz für knapp über zwei Meter lange Gegenstände. Der Weg zum Baumarkt wird also ein erfolgreicher sein. Dass der Kofferraum mit Filz statt Teppich ausgeschlagen ist – geschenkt, zumal alles sehr sauber verlegt ist.

Auf der Rücksitzbank genießen Passagiere aller Größen den Komfort einer Business-Kabine. Die Beinfreiheit ist fürstlich, auch die Kopffreiheit üppig. Unser Testwagen war sogar mit zwei kleinen Komfortfußmatten („Lounge Steps“) bestückt, auf deren Rampen sich die Füße abstellen lassen. Zugleich ließ sich der Beifahrersitz von hinten aus elektrisch verstellen – unter anderem weiter nach vorn – so dass sich für den hinten rechts Sitzenden eine fast schon staatsmännische Beinfreiheit eröffnet. Auch eine Sitzheizung und eine eigene Klimatisierung (Dreiznen, 244 Euro Aufpreis) findet sich für die Fondpassagiere, die sich lediglich über einen hohen Mittel-/Kardantunnel wundern, der für die beiden 4×4-Varianten des Skoda Superb Combi (mit Diesel- und Benzin-Motor) installiert ist. Ein kleines Problem also für den Mittelplatz.

Die Verarbeitung wirkt insgesamt sehr solide und durchaus edel – auffallend vor allem die vielen kleinen Chromzierrahmen und die ein wenig an Schiefermuster anmutenden Dekorleisten vom Typ Argenzo Zebrano in den Türen, am Instrumententräger und rund um den Getriebewählhebel. Die Klima/Heizungseinstellungen erfolgen mit haptisch angenehmen Drehreglern, für die beheizbare Front- und Heckscheibe und die Sitzheizung gibt es Drucktasten. In der linken Schalterleiste neben dem Wählhebel für das Sechsstufen-DSG finden sich Tasten für den Sport- und den E Modus, eine weitere für die Wahl zwischen allen Modi (Eco, Comfort, Normal, Sport und Individual) und eine Entriegelungstaste für den Tankstutzen. Wenn es überhaupt einen Ansatz zur Kritik gibt, dann der vielleicht etwas billige Druckknopf fürs Handschuhfach. Fast schon obligatorisch für einen Skoda sind die integrierte Taschenlampe in der linken Seitenverkleidung des Kofferraums, der Eiskratzer im Deckel der Tankklappe und die Taschenknirpse in den vorderen Türablagen.

Die LED-Ambiente Beleuchtung (155 Euro) ist so dezent wie das ganze Auto – mit ihren länglichen Stäben betont sie noch einmal die betont horizontale Gliederung des Instrumententrägers. Der zentrale Infotainment-Screen im Format 9,2 Zoll ist trapezförmig aufgespannt und besticht durch eine edle Glasoptik. Skoda bietet für den Skoda Superb Combi iV Style zwar auch Sitze mit Tierhaut an; die im Testwagen installierten Sessel aus Stoff wirken jedoch sowohl optisch wie in punkto Einstellung und Komfort tadellos und passen prima zum konservativ-gelassenen Ambiente des Autos und bieten auch besten Langstreckenkomfort. Das digitale Zentralinstrument hat zu beiden Seiten Balkengrafiken für den Batterieladezustand (links) und den Tankinhalt. Dazu gibt es zwei Runduhren – rechts ein Tacho und links eine gesplittete Skala – links ein „Powermeter“ mit Angaben zur Rekuperation und zum Krafteinsatz in Prozent und rechts ein Drehzahlmesser mit rotem Bereich ab 6250 U/min. Das Infotainment-System bietet spezielle Unterpunkte für den Hybriden, etwa der Ladestand der Batterie oder die elektrische Reichweite. Über die Skoda-Connect-App kann beim Skoda Superb Combi iV außerdem während des Ladevorgangs die Klimaanlage eingeschaltet werden, um das Auto bereits vor der Fahrt angenehm zu temperieren. Aber auch der Ladevorgang selbst kann genau beobachtet werden.

Der Testwagen war mit dem knapp 2000 Euro teuren Ausstattungspaket Business Colombus augestattet. Dessen Herzstück ist das dynamische Radio-Navigationssystem Columbus mit dem erwähnten kapazitiven 9,2″-Touchdisplay im Glasdesign. Weiterhin im Paket sind unter anderem eine Verkehrszeichenerkennung, der WLAN-Hotspot, eine Phonebox mit induktiver Aufladefunktion, ein Müdigkeitswarner, eine 230-V-Steckdose, ein Tablet-Halter im Fond, die beheizbaren Rücksitze und ein beheizbares Lenkrad, eine Gepäcknetztrennwand und eine Multifunktionsablage unter der Kofferraumabdeckung (im Skoda Superb Combi iV für die Ladekabel). Alles nur in Verbindung mit Spurhalte-, Spurwechsel- und Ausparkassistent.

Das Top-Infotainmentsystem Columbus mit dem 9,2-Zoll-Touchscreen beherrscht Gesten- und Sprachsteuerung, kommt mit DVD-Player und integrierter Festplatte für Musik und Videos. Dank eigener SIM-Karte inklusive Datenvolumen ist es immer online, um beispielsweise Echtzeit-Verkehrsinformationen bereitzustellen. Neu ist auch ein Online-Shop mit speziellen Apps für Wetter oder News, die sich direkt über das Infotainment buchen lassen. Dort können Superb-Fahrer auch das Datenvolumen aufstocken, um den Skoda Superb Combi iV zu einem WLAN-Hotspot zu machen oder Streaming-Dienste zu nutzen. Die automatischen Updates für die Systemsoftware und die Navigationskarten sowie der Zugriff auf die Mobilen Dienste von Skoda Connect (etwa der Fernzugriff) sind ein Jahr kostenlos. Android Auto, Mirrorlink und Apple CarPlay sind ebenso an Bord wie drei USB-C- und ein USB-A-Anschluss.

Nicht serienmäßig im Skoda Superb Combi iV Style sind so nützliche und angenehme Dinge wie die Rückfahrkamera (350 Euro), hintere Seitenairbags (280 Euro), eine Komfortöffnung für die Heckklappe (165 Euro) oder ein Soundsystem (ohne Subwoofer) für knapp 440 Euro.

Schwer wiegender aber ist die Tatsache, dass bis auf einen City-Notbremsassistenten nahezu alle Assistenzsysteme aufpreispflichtig sind. Das beginnt beim adaptiven Abstandsassistenten (ACC) mit einem Regelbereich bis 210 km/h für knapp 800 Euro und setzt sich fort mit einem Pakt aus Spurwechsel- (Blind-Spot Detection) und Spurhalteassistent (Lane Assist) mit adaptiver Spurführung plus Ausparkassistent für knapp 1180 Euro; aber wiederum nur in Verbindung mit einem beheizbaren Lenkrad, dem ACC, dem digitalen Kombiinstrument und einem Navigationssystem. Selbst eine Verkehrszeichenerkennung kostet – einzeln bestellt – 97 Euro, aber nur in Verbindung mit Spurhalte-, Spurwechsel- und Ausparkassistent.

Kurz gesagt: Hier macht es Skoda seinen Kunden schwer, sich sicherheitstechnisch auf den aktuellen Stand zu bringen – vielleicht ein Grund dafür, dass die Autos so deutlich günstiger sind als die Konkurrenz aus Wolfsburg. Es lohnt sich also, die Serienausstattung zum Beispiel eines Passat GTE einmal dagegenzustellen oder die Aufpreispolitik generell zu vergleichen.

Motoren

Der Superb iV wird von einer Kombination aus dem 1,4-Liter-TSI mit 156 PS und einem Elektromotor mit 845 kW (115 PS) angetrieben. Zusammen entwickeln beide Motoren eine Systemleistung von 218 PS und ein Drehmoment von 400 Nm. Ein Sechsgang-DSG bringt die Kraft auf die Straße. Als Stromspeicher dient eine 13-kWh-Batterie im Fahrzeugboden. Rein elektrisch fährt der Skoda Superb Combi iV laut Werksangabe 55 Kilometer weit, im Zusammenspiel mit dem Benziner reicht eine Tankfüllung für 850 Kilometer. Dabei soll der CO2-Ausstoß unter 40 Gramm pro Kilometer liegen. Die Batterie lässt sich an einer Haushaltssteckdose oder einer Wallbox aufladen, an der Wallbox dauert der Vorgang dreieinhalb Stunden.

Wir machen den Test aufs Exempel, auf unserer 67 Kilometer langen Verbrauchsrunde, die zu einem Großteil aus sehr flüssig zu fahrenden und teils hügeligen Landstraßen zweiter Ordnung (Tempo maximal 70 km/h, gute Möglichkeiten zum Rekuperieren), zwei, drei Ortsdurchfahrten und Autobahn-Passagen (aber nur vier Kilometer mit V-Max) besteht. Das Ganze bei einer Außentemperatur von 10 Grad und durchgehend im „B“-Programm der Automatik, in der man das beliebte One-Pedal-Feeling erzeugen kann.

Im reinen Elektromodus schaffen wir 33 Kilometer, doch glaubt man privaten Besitzern von Skoda Superb Combi IV, ist es durchaus möglich, bei mit der Zeit erlernter und besonders effizienter Fahrweise sogar Distanzen von bis zu 60 Kilometern mit Zero Emission zurückzulegen. Die Spannweite sei jedoch sei gewaltig – stark abhängig vom Wetter, der Außentemperatur und natürlich dem Streckenprofil.

Die im Speicher hinterlegten Verbräuche – Langzeitverbrauch und Verbrauch nach dem letzten Tanken- liegen zwischen 7,2 Liter und 6,9 Liter/100 km. Bei uns stehen am Ende der 67 Kilometer ein Verbrauch von 2,3 Liter/100 km und 12,7 kWh auf der Uhr – zwar deutlich über der Werksangabe von 1,5 Liter/100 km, aber dennoch respektabel. Im Vergleich: der vor kurzem getestete Volvo XC40 PHAV brauchte auf identischer Strecke auf 4,2 Liter/100 km.

Fahrverhalten

Wer im Skoda Superb Combi iV unterwegs ist, den beschleicht das Gefühl, wie weiland im Citroen mit hydropneumatischer Federung auf einem fliegenden Teppich unterwegs zu sein. Mit einer unglaublichen Nonchalance bügelt der mit einem Radstand von 2,84 Meter gesegnete selbst übelste Rumpelpassagen aus. Man muss schon das Sport-Programm wählen, um die Feder/Dämpfer-Abstimmung tatsächlich etwas härter einzustellen, dann neigt der große Kombi jedoch zu leichtem Stuckern auf kurzen Wellen. Unser Vorschlag: Die Normaleinstellung ein wenig straffer machen, um vor allem das deutlich spürbare Nachschwingen auf langen Wellen und die leichten Wankbewegungen in Kurven zu eliminieren. Aber ansonsten bitte alles so lassen, denn unnötig hart abgestimmte Fahrwerke gibt es heute im Überfluss.

Es versteht sich daher im Umkehrschluss, dass der Skoda Superb Combi iV nicht zum sportlichen Treiben animiert. Dazu müsste auch die Lenkung des 1,75 Tonnen schweren Modells noch direkter sein. Doch seine vorbestimmte Rolle als großer Reisewagen für die große Familie oder – als Limousine – Firmenwagen oder sogar Repräsentationsmodell für Staatsmänner wird er mit dieser Fahrwerksabstimmung voll gerecht. 


Abmessungen

Länge: 4,86 m

Breite: 1,86 m

Höhe: 1,48 m

Radstand: 2,84 m

Leergewicht: 1752 kg (mit Fahrer)

Fazit: Wer einen Skoda Superb Combi iV längere Zeit gefahren hat, versteht, warum dieses Auto eine große Fangemeinde hat. Dass beim rein elektrischen Aktionsradius leider auch bei diesem Modell keine Wunder zu erwarten sind, wird offenbar in Kauf genommen, zumal man mit der Zeit, wenn man den Antrieb besser versteht, sogar die Werksangaben übertreffen kann. Und da der Akku ja nie komplett leer ist, ist es möglich, zwischendurch auch immer wieder mal ein paar Kilometer mit Zero Emission zurücklegen. Und der E-Motor hilft auch beim Beschleunigen – nur 7,8 Sekunden vergehen von 0 auf 100 km/h; die Spitze ist nicht limitiert und liegt bei 225 km/h. Insgesamt ist nicht einsehbar, dass man für einen Passat Variant GTE, der sich die Technik 1:1 mit dem Skoda Superb Combi IV teilt, statt Minimum 41.516 Euro 44,794 Euro ausgeben muss. Es sei denn, man will aus Prestige- und Statusgründen oder aufgrund vermutlich etwas höherer Restwerte unbedingt einen Volkswagen.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Imhof