VW Arteon Shooting Brake R-Line 2.0 TFSI 280 PS Fahrbericht 2021

Der VW Arteon erhält ein Facelift, zeitgleich startet der neue VW Arteon Shooting Brake als Design-Kombi in den Markt. Die Limousine läuft fortan unter VW Arteon Gran Turismo. Ferner kommen beide als sportliche Arteon R sowie als PHEV Arteon eHybrid. Wir sind nun den neuen VW Arteon Shooting Brake R-Line mit dem 2.0 TFSI 280 PS gefahren. Von Thomas Majchrzak

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Exterieur

VW Arteon Shooting Brake R-Line in King’s Red

VW Arteon Shooting Brake R-Line eHybrid

VW Arteon R Shooting Brake

VW Arteon Gran Turismo Elegance eHybrid

Vorne betont der VW Arteon weiterhin die horizontale Ausrichtung, signalisiert Breite und Sportlichkeit. Mit der von Beginn an zusätzlichen Lippe in Wagenfarbe unterhalb des Motorhaubenabschlusses wollen die Designer bezwecken, dass die Motorhaube noch länger ausschaut. Bislang gab es im Kühlergrill vier Chromspangen. Jetzt sind es bei den Ausstattungen Arteon (Grundversion), Elegance (edle Ausrichtung) und R-Line (sportliche Ausrichtung) drei deutlich markanter ausgeführte Chromstreben. Die modernen LED-Leuchten gibt es serienmäßig. Die Scheinwerfer kommen optional mit der neuen Funktion Active Lighting System. Dadurch kann der Arteon den Kurvenverlauf bereits ausleuchten, bevor der Fahrer einlenkt. Oberhalb der Basisversion formt das LED-Tagfahrlicht zudem ein markantes Profil, es geht nun optional über die gesamte Motorhaubenbreite (Serie auch für Arteon R). Ausnahme: Bei den PHEV-Modellen (eHybrid) fehlt die Lichtleiste in der Mitte aufgrund des Ladestecker-Eingangs.

Das Seitenprofil ist in die Länge gestreckt, gespannte Formen, Coupé-Abschluss und ein beim Gran Turismo Fastback-formendes Heck, also ausgerichtet für eine weit öffnende Heckklappe. Aber auch der neue Arteon Shooting Brake hat eine starke Schulterpartie erhalten. Mit der Länge von 4,86 m richtet sich der VW Arteon wie der Plattformspender Passat (MQB) in der Mittelklasse ein, wobei der Arteon einen fast 5 cm längeren Radstand hat als der Passat. Während die Basis-Version mit 17-Zoll-Felgen einsteigt, sind es bei Elegance und R-Line 18 Zoll, optional 19 Zoll und schließlich 20 Zoll Standard beim Arteon R. Der Arteon R kommt ferner direkt mit dem ansonsten optionalen DCC (Dynamic Chassis Control, adaptive Fahrwerksregelung), wobei dieses beim Arteon R um 15 mm tiefer gelegt ist. Die LED-Rückleuchten wurden zum Facelift neu designed. Vorne wie hinten kommen die neuen Retro-VW-Logos zum Einsatz. An Farben sind neben klassischen Tönen auch Kurkuma Yellow, Atlantic Blue und Chili Red verfügbar. Neue Farben sind wie hier zu sehen Kings Red, Kingfisher / Eisvogel-Blau sowie Lapiz Blue für den Arteon R.

Interieur

VW Arteon Shooting Brake R-Line

VW Arteon Shooting Brake R-Line eHybrid

VW Arteon R Shooting Brake

VW Arteon Elegance eHybrid Gran Turismo

Beim Interieur wollten die VW-Designer nun eine stärkere Differenzierung zum Passat. Neu an Bord: eine in bis zu 30 Farben einstellbare Ambientebeleuchtung (mit durchleuchteten Dekoren in den Armaturen und Türverkleidungen), Touchslider für die Klimaautomatik (ab Elegance oder R-Line), die zwar nicht ganz so handlich sind wie manuelle Drehregler, aber für Touchslider noch sehr einfach und gut zu bedienen sind, sowie ein neues Multifunktionslenkrad mit Touchflächen. Auch diese Touchflächen fühlen sich nicht so hochwertig an wie die Lösung zuvor, wobei sie ein haptisches Feedback geben. Im Basis-Arteon hat man ein Lenkrad mit klassischen Knöpfen sowie eine Klima-Einheit mit den klassischen Dreh-Reglern. Beides empfehlen wir, weil dieses einfacher zu bedienen ist. Sobald man den Travel Assist möchte, also nicht nur eine einfache ACC Adaptive Cruise Control, sondern auch die Querführung, springt man auf das neue kapazitive Lenkrad mit kapazitiven Knöpfen. Wer die 3-Zonen-Klimaautomatik wählt, hat automatisch die neuen Touchslider für die Temperatur-Kontrolle. Neu ist zudem ein optionales 700-Watt-Soundsystem mit 12 Lautsprechern von harman/kardon, das tatsächlich einen hervorragend klaren Klang liefert. An den Innenseiten der Türen kommt ein neues Kunstleder zum Einsatz, bei den Dekor-Einlegern kann man Echtholz oder Aluminium bekommen. Serienmäßig sind nun 11,7 Zoll große Digital-Instrumente. Mittels einer „View-Taste“ am Multifunktionslenkrad kann der Fahrer dabei einfach und schnell zwischen drei Grundlayouts wechseln. Beim Arteon R kommt eine neue R-Taste hinzu, damit man schnell direkt am Lenkrad in den Race-Modus wechseln kann, etwa für einen schnellen Überholvorgang.

Oberhalb der neuen Klimasteuerung sind die Infotainmentsysteme des MIB3 integriert: „Ready 2 Discover“ (8,0-Zoll-Touchscreen mit optionaler Nachrüstung der Navigationsfunktion), „Discover Media“ (8,0 Zoll mit Navigation, Serie in Deutschland) und „Discover Pro“ (9,2 Zoll mit Navigation). Ferner neu dabei: eine natürlichere Sprachbedienung, eine Upgrade-Möglichkeit sowie die Nutzung kompatibler Smartphones als Mobile Key. Der kleinere Screen reicht völlig aus und bietet noch zwei manuelle Knöpfe, links für die Lautstärke, rechts z.B. fürs Zoomen innerhalb der Navi-Karte.

Vier große Erwachsene können ohne Probleme mitfahren, Platz gibt es also satt. Die Materialqualität ist bestens, Volkswagen kann hier locker mit den anderen Premium-Herstellern mithalten. Beim Arteon Shooting Brake gibt es im Fond 4 cm mehr Kopffreiheit, das ist der Vorteil zum Grand Turismo.

Die Basis-Ausstattung kommt mit Stoffsitzen, daher raten wir auch durchaus zu dieser Einstiegsversion, für den besten Price-Performance-Deal. Elegance und R kommen mit Komfort-Sitzen (also etwas andere Form) mit Mikrofaser-Bezug und kleinen Tierhaut-Anteilen. Ein unnötiger Einsatz außen, bei Seat und Mercedes verwendet man z.B. Kunstleder für die Außenwangen, was länger gut aussieht und nicht die Massentierhaltung finanziell unterstützt. Der Arteon R schließlich kommt Serie mit einem Sportsitz mit integrierter Kopfstütze (optional für R-Line), der allerdings ausschließlich mit Tierhaut-Bezug kommt.

Das Ladevolumen beträgt im Arteon Gran Turismo 563 bis 1.557 Liter, im Shooting Brake 583 bis 1.632 l. Die Ladefläche ist in beiden Fällen mit umgeklappten Sitzen etwas über 2 m lang. Wählt man den eHybrid, ist die Laderaumhöhe etwas eingeschränkt, weil der Kofferraumboden dann etwas höher ausfällt.

Motoren

2.0 TFSI mit 190 PS (DSG) oder 280 PS (DSG, AWD, 5,6 Sek. 0-100 km/h)

2.0 TFSI Arteon R mit 320 PS (DSG, AWD) 420 NM – 5,1 Sek. 0-100 km/h

1.4 TSI PHEV eHybrid mit 218 PS (DSG)
Der Plugin-Hybrid startet immer zunächst im E-Modus, rein elektrisch fährt der PHEV bis 140 km/h.

2.0 TDI mit 150 (optional DSG) oder 200 PS (DSG, optional AWD)
Für die Diesel verspricht Volkswagen einen überarbeiteten SCR-Katalysator (SCR: Selective Catalytic Reduction), der die Stickoxidemissionen (NOx) in zwei Stufen bis zu 80 Prozent senken soll.

Der Allradantrieb funktioniert MQB-gemäß mit der Haldex-Kupplung, also vorne + hinten bei Bedarf.

Fahrverhalten

Grundsätzlich orientiert sich der VW Arteon im Fahrverhalten am VW Passat, ist aber noch etwas spurstabiler aufgrund des längeren Radstands, eher zu vergleichen mit dem Skoda Superb, schließlich teilen sich die beiden auch die Radstand-Länge. Souverän, komfortabel, die Lenkung angenehm direkt und leicht zu bedienen, ohne zu unnatürlich zu sein. Auf der Autobahn fühlt sich der VW Arteon richtig wohl. Das Äußere ist allerdings etwas dynamischer gezeichnet als es sich im Fahrverhalten äußert. Ein Sportwagen ist der Arteon in der Basisversion also nicht, muss er aber auch nicht sein. Negativ fällt auf, dass – auch im Vergleich zum Passat – das attraktive Design sich nachteilig auf die Übersichtlichkeit auswirkt. Die B-Säule ist sehr breit und die Fensterlinien schmal – das reduziert die Sicht zum Toten Winkel. Der Tote-Winkel-Warner ist hier also bei den Optionen ein absolutes Muss.

Das 7-Gang-DSG schaltet die Gänge nahtlos hoch und runter und bringt weiteren Komfort. Im Sportmodus kann man die Schaltvorgänge dagegen bewusst wahrnehmen und man muss nicht aufs Herunterschalten warten, wenn man z.B. ein schnelles Überholmanöver ansetzen möchte. Zuletzt hatten wir den nun nicht mehr erhältlichen 240 PS Diesel getestet, der überaus kraftvoll war. Als Durchschnittsverbrauch erzielten wir damals gut 8 l / 100 km.

Nun testen wir den 2.0 TFSI mit 280 PS, der 5,6 Sek. 0-100 km/h benötigt. Sehr kraftvoll also, und mit dem Allradantrieb kann man die Kraft selbst bei nasser Fahrbahn auf die Straße bringen. Selbst wenn man aus Kurven herausbeschleunigt, bleibt der Arteon spurstabil und zeigt kein Untersteuern. Und selbst mit optionalen 20-Zoll-Felgen hat man eine gute Mischung aus Sportlichkeit und Komfort, wenn man das optionale adaptive Fahrwerk DCC gewählt hat. Mehr Komfort bringen dann natürlich kleinere Felgen. Als Durchschnittsverbrauch erzielen wir für den zweitstärksten Benziner gut 8 l / 100 km.

Im neuen Arteon R kommt ein neuer Allradantrieb zum Einsatz, der die Kraft nicht nur variabel zwischen den Achsen verteilt, sondern auch situativ zwischen den Hinterrädern (torque vectoring). Durch die individuell verteilbare Kraft wird in Kurven mehr Antriebsmoment an das kurvenäußere Rad gelenkt. Und das führt zu einem spürbar agileren Fahrverhalten und höheren Kurvengeschwindigkeiten. Speziell für Rennstrecken steht im neuen Arteon R und Arteon R Shooting Brake zudem der Race-Modus zur Verfügung, bei dem theoretisch bis zu 100 Prozent der Heckantriebskraft an das kurvenäußere Rad übertragen werden können.

Bei den Assistenzsystemen ist der Front Assist (Autonome Notbremse) Serie, optional bekommt man den Travel Assist, der dann auch Längs- und Querführung bietet. Heißt: Adaptive Cruise Control (ACC) mit prädiktiver Funktion (Karten-Daten und Kamera-System optimieren das halb-autonome Fahren, indem z.B. die Geschwindigkeit reduziert wird, bevor das nächste Verkehrsschild erscheint, dass die Geschwindigkeit begrenzt, so spart man Sprit) und Lane Keeping Assist, um in der Spur zu bleiben. Das assistierte Fahren mit ACC und Spurhalte-Assistenten funktioniert nun sogar bis 210 km/h. Wichtig für die Erkennung, ob der Fahrer noch die Hände am Lenkrad hat, ist die neue kapazitive Funktion des Lenkrads. D.h. man muss nicht über einen Bewegungssensor bestätigen, es reicht, wenn man mindestens eine Hand am Lenkrad hat (es sollten natürlich zwei sein).

Abmessungen

Länge: 4,86 m
Breite: 1,87 m
Höhe: 1,42 m
Radstand: 2,84 m
Leergewicht: 1.716 – 1.828 kg

Fazit: Der neue VW Arteon Shooting Brake bietet noch mehr Praxisnutzen und ist damit eine echte Design-Alternative zum Passat Kombi oder auch zu Audi, BMW, Mercedes, gerade wenn man an GT oder Shooting Brake Varianten denkt. Generell wird der Arteon mit dem Facelift noch etwas exklusiver – und heißt nun als Limousine VW Arteon Gran Turismo. Sportliche Akzente liefert der neue Arteon R, gerade mit der neuen Torque Vectoring Lösung. Auch schon als R-Line mit 280 PS ist der Arteon sehr fix unterwegs, bietet aber eine tolle ausgewogene Mischung aus Komfort und Sportlichkeit.

Autogefühl: ****

Text: Autogefühl, Thomas Majchrzak